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Die wichtigen Dinge

Beitragvon Genosse16 » Sa 21 Feb, 2009 10:39


Einleitung

Nebel. Nebel ist seltsam. Er durchdringt meine kleine Welt aber um mich herum bleibt es klar. Am Morgen. Der Nebel kommt immer am Morgen und ich fürchte mich, denn ich bin allein.

Ich stehe vor meiner Hütte im Wald und starre in die Nebelwand. Kein Geräusch ist zu vernehmen, kein Lebewesen auszumachen, mich fröstelt, ich habe Furcht, denn die Einsamkeit scheint mich wieder zu übermannen. Manchmal starre ich bis zur Mitte des Tages in den Nebel, unfähig mich zu rühren, starr vor Angst. Doch heute schreckt mich ein Reh auf, regungslos steht es da und sieht mir fest in die Augen; jederzeit bereit davon zu hetzten. Die Tiere fürchten mich, so wie sie jeden Menschen fürchten. Ich gehe in die Hocke und gebe Locklaute von mir; ohne wirklich an deren Erfolg zu glauben.

Der Wald umgibt mich stetig. Wenn ich ihm entfliehen will, durch die dicke Nebelschicht hindurch, scheint es als ob ich auf der Stelle treten würde. So sehr ich auch dagegen ankämpfe, es ist als ob der Nebel aus Stein wäre. Ich kann ihm nicht entfliehen. Ich habe die Hoffnung aufgegeben diesen Ort jemals aus eigener Kraft zu verlassen, denn jeder Versuch ist zwecklos, und trotz allem macht es mich wütend, ich schreie und verscheuche die Tiere; das niemand meine Schreie hört macht mir klar, dass ich allein bin.

Immer noch sieht das Reh mich an. Ich meine das seine Augen zittern, und rede ihm gut zu.
Ich erinnere mich noch genau, als die Gestalten das erste mal kamen, mich fest an den Schultern packten. Sie brachten mich fort. Sie hielten mich eisern fest, redeten mir gleichsam beruhigend zu. Schmerz. Nur kurz brachten sie mir Schmerz bei. Ich war wieder im Wald, konnte mich jedoch nicht an den Weg erinnern, auf dem sie mich fortgebracht hatten; es war wie als wäre ich in die Luft gestiegen, und die Gestalten setzten mich behutsam wieder ab. Erinnerungen hatte ich seit dem keine mehr, als würde ich jeden Tag neu geboren.

Das Reh nimmt den Kopf zur Seite, ich höre Brüllen. Forsches Geschrei mit strikten Befehlen gemischt. Angstvoll fahre ich herum und merke das das Reh davonspringt. Ab und an höre ich auch Türen knallen, doch im Wald gibt es keine Türen, nicht in meiner Hütte. Das Brüllen schwillt an, wird deutlicher, verständlicher, es kommt näher. Vor mir stehen schwarze Gestalten. Sie packen mich brutal an. Sie sind furchteinflößend. Ich habe Angst, um mich herum verendet der Wald. Verstört blicke ich hin und her.
In einem Gang, stehe ich nun. Er ist gesäumt mit endlosen Türreihen und ich sehe sie nur aus den Augenwinkeln, denn mein Blick ist auf eine graue Wand gerichtet. An meinem Hinterkopf spüre ich etwas hohles, kaltes. Als ich versuche das Etwas auszumachen und mich dabei umblicke, wird mein Gesicht gewaltsam gegen die Wand geschlagen, ich blute. Blut! Wie lange ist es her das ich geblutet habe? Vor Freude fange ich zu lächeln an. Hinter mir, hallt das Brüllen wieder; das forsche Geschrei mit dem sie mich aus dem Wald gezerrt haben hat nun mit dem strikten Befehl gewechselt. Dieses hohle, kalte etwas, dass ist ein Gegenstand. Ich kannte ihn früher, vor langer Zeit. Mein Lächeln vergeht und ich reiße meine Augen auf. Das sind Menschen! Ich hätte es schon an der animalischen Gewalt erkennen müssen, die mich erbarmungslos gegen die Wand geschlagen hat. Ich bin wieder unter Menschen, und habe nur eine Chance ihnen zu entrinnen. Mit aller Kraft werfe ich mich gegen den Menschen hinter mir, renne den Gang entlang, zu einer Tür. Sie steht offen.

A

Die Menschen hinter mir verfolgen mich, ich höre wieder das forsche Geschrei. Es kommt mir so vor, als ob ich ein Marathonläufer wäre, so renne ich meinen Verfolgern davon. Ein Marathonläufer. Wie komme ich auf diesen Begriff? Könnte es möglich sein? Ich weiß es nicht.

Ein Schuss löst sich in meinem Rücken; wie sinnlos es ist das sie auf mich schießen. Die Türklinke gepackt hechte ich um die Ecke, wobei ich Schwung in die Bewegung lege, somit die Tür hinter mir zuschlage. Das Brüllen klingt nun wütend und es fallen Worte die mir in ihrer Zusammenseztung fremd und unlogisch vorkommen. Vor mir ist eine Doppeltür, in die von innen vergittertes Glas eingelassen wurde. Sie steht offen. Als ich losrannte hatte ich mit mehr Stolpersteinen auf meinem Fluchtweg gerechnet. Die Tür die ich zugeschlagen habe öffnet sich einen Spalt, instinktiv setze ich meine Flucht durch die Doppeltür fort. Eine geräumige Halle tut sich vor mir auf, ein Empfangsschalter befindet sich nahe zweier Drehtüren. Es ist wunderlich. Mein Gedächtnis kehrt zurück; es scheint sich erst zu füllen, wenn ich die Objekte vor mir sehe, nein die Erinnerung kehrt wieder; ich kenne jedes Objekt. Die Scheiben, das Holz, der Fußboden. Der Fußboden besteht aus Fließen, Fließen bestehen aus Keramik. Ich stehe vor der Doppeltür und analysiere die Objekte. Ich kann mich nicht mehr fangen; es ist unglaublich wie viele Objekte ich in deren Einzelteile zerlegen kann. Dies alles ist möglich, allein in meinem Kopf! Die Doppeltür hinter mir wird aufgestoßen und stößt schmerzhaft in meine Wirbelsäule. Neben mir steht ein runder Tisch aus edlem Holz, um ihn herum Stühle aus dem selben Material; ich zögere nicht lange. Mit unvorstellbarer Kraft greife ich mir den nächstgelegenen Stuhl und donnere ihn dem Menschen der die Tür aufgestoßen hat auf den Schädel. Stöhnend geht dieser zu Boden; verwundert halte ich die zwei abgebrochenen Beine des Stuhles in Händen. Die Stuhlbeine in Händen stürze ich auf die Drehtüren zu. Erneut löst sich ein Schuss und durchstößt knapp neben mir eine Scheibe der Drehtür; Scherbgen fallen klirrend zu Boden. Ich nehme kaum Notiz davon und quetsche mich durch einen winzigen Spalt der Drehtür, gehe hinter ihr in Deckung. Die Drehtür schiebt mich um ihre Achse und ich erblicke den Himmel. Welche Tageszeit war das? Mein Kopf arbeitet schwer um sich zu erinnern. Abend? Nein, der Himmel schwebte noch im Halbdunkel; wohl eher früher Abend. Gut. Welche Uhrzeit? Wieder springt mein Denkapparat an und es kommt mir so vor als würden in meinem Kopf verstaubte Zahnräder ächzend ihren Dienst wieder aufnehmen. Ich trete, die Frage unbeantwortet lassend, nach draußen. Um mich herum sind gewaltige Hochhäuser, oder eher Hochhausruinen. In einer Schlucht zwischen zwei der Giganten steht ein verottetes Haus auf das ich unwillkürlich zuhalte.

"Ich stelle dir die Frage nur noch ein einziges Mal!" Die Augen meines Peinigers glühen bedrohlich. "Wer hat dich geschickt?" Drei meiner Fingerkuppen liegen auf dem Tisch der in der Mitte des dunklen Raumes steht, ich blute. Nicht schwer, so kommt es mir vor, doch die Tischplatte ist von einer moderaten Blutlache benetzt und die Wache die neben dem Eingang des dunklen Raumes steht, steht im eigenen Schweiß. Es kommt mir beinahe so vor, als ob der Mann Angst hätte ich könnte während des Verhörs versterben. Immer wieder wischt er sich mit einem schmutzigen Taschentuch die Stirn. Mir ist leicht schwindelig, ab und an verschwimmt mir die Sicht; ich bewege meine Lippen, versuche Worte damit zu formen, bis ich schließlich meine Stimme wiederfinde und sage: "Niemand" Mein Peiniger schlägt mir mit voller Wucht, seine Faust ins Gesicht, ich sacke darauf mit dem Kopf nach hinten und gebe einen gequälten Laut von mir. Schon wieder im Begriff seine Faust zu erheben, ruft ihm die Wache am Eingang des Raumes zu: "Vielleicht ist er ja wirklich nur zufällig hier!" Er nimmt die Faust herunter, nickt leicht als ob all sein Zorn mit einem Mal verflogen wäre. "Bring ihn raus hier! In den Hof." Leicht bedrückt fügt er hinzu: "Er sieht mir wirklich nicht wie ein Spion aus" Die Wache bindet mich von dem Bürostuhl los auf dem ich schon seit einer Stunde dem Verhör standhalte und packt mich energisch beim Arm, bringt mich aus dem dunklen Raum. Viel davon kriege ich nicht mehr mit, mir ist übel, meine Ohren Schmerzen aus irgendeinem Grund, ich sehe nun komplett verwischt und mein Auge auf das mich der Faustschlag getroffen hat glüht als ob heiße Kohlen darauf lägen.
Die Sonne scheint mir in das Gesicht. Ich liege auf dem Rasen in der Mitte der drei Wolkenkratzer, neben mir steht ein halbleerer Eimer mit kühlem Wasser. Wenn ich den Kopf zur Seite drehe sehe ich das verottete Haus, das ich für verlassen gehalten hatte. Darin eine Wachstation zu vermuten, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Entgegen der Wachstation ist ein gewaltiger Maschendrahtzaun mit Stacheldraht hochgezogen worden. Auf dem Hof direkt hinter dem Drahtzaun steht eine Sandsackbarrikade, etwas davor noch Betonklötze die wohl als Panzersperren dienen sollen. Um meinen Kopf in Richtung meiner Brust zu bewegen bin ich zu schwach, aber wenn ich meinen Hinterkopf fest auf den Rasen drücke sehe ich ein abgestürtztes Flugzeug, ein gewaltiges Monstrum. Es muss ein Bomber sein. Einige Bewaffnete in schweren Stiefeln nehmen bei der Sandsackbarrikade am Stacheldrahtzaun Position ein. Ich muss schlafen. Gemächlich klappen meine Augenlieder zusammen; jetzt ist es schwarz; wenn es schwarz ist, fühle ich mich geborgen.
[size=150:qo5f4nx4]He's back and he's mildly upset! >.<[/size]

adzdcool (vor 1 Monat):
Dont compare Hitler (who was a brave man) with Stupid Nasrallah...hamas and Hez.? will NEVER do what hitler did.

I give this comment a [Retarded?! O.o] out of [Lmao]
Genosse16
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Re: Die wichtigen Dinge

Beitragvon Struppigel » Sa 28 Feb, 2009 18:15


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