Alle epischen Texte, die in keine andere Kategorie passen

Qualen; Tage

Beitragvon Genosse16 » Mo 02 Mär, 2009 17:37


Die Folter nimmt kein Ende, egal was ich versuche. Der Folterknecht bleibt erbarmunglos.
1. Tag
Wieso folterst du mich? Ich habe dir nichts getan, mir nichts gegenüber dir zuschulden kommen lassen. Ich kenne dich kaum. Manchmal habe ich mit dir gesprochen, wir haben uns gut verstanden, so schien es mir. Deine Augen...
2. Tag
Jeden Abend bin ich frei von dir, doch nicht von der Folter. Du folterst mich den ganzen Tag hindurch, in meinen Träumen bist du stets an meiner Seite. Ich erwache, du beginnst wieder mich zu foltern. Lass mich gehen...
3. Tag
Die Qualen nehmen kein Ende und ich frage mich ob es dir auch Qualen bereitet. Doch ich vermute du bist ganz anders als du zu sein scheinst. Nicht so.
4. Tag
Ich habe heute einen anderen Folterknecht kennen gelernt. Göttlich wie er mich verhöhnt mir schöne Augen macht, doch dich kann ich nicht vergessen, du bist zu einem festen Bestandteil meines Tagesablaufes geworden. Der andere, nach einigen Tagen wird er mich gehen lassen. Möglicherweise bin ich auch in der Lage mich selbst loszureißen, mein ultimatives Glück in der Freiheit zu suchen, ohne das alles.
5. Tag
Wenn mich Abends wieder der Schmerz nach dir peinigt, kann ich mich mit Gedankenspielchen über die gemeinsame Zukunft ablenken. Ich stelle mir vor, wie wir zusammen die Lüfte bereisen, die schnellsten Vögel auf ihrer Jagd nach der Hitze des Südens abhängen um schließlich am Kapp der guten Hoffnung eine Kehrtwende einzuleiten deren Wendekreis wir schier unendlich ausdehnen, den Amazonas überfliegen und dort abstürzen, in einer gewaltigen Explosion verbrennen.
6. Tag
Die Qual hat ihren Höhepunkt erreicht, ich werde wahnsinnig vor Schmerz. In meiner Zelle packt mich ein animalischer Irrsinn der mich dazu veranlasst in einem wilden Anfall meine Gliedmaßen zu verstümmeln… so glaube ich.
7. Tag
Mein Körper ist ein Wrack. Meine Brust weitet und schließt sich krampfhaft; unaufhörlich. Die Finger sind in einem kranken durcheinander in alle Richtungen gespreizt, schmerzen unsagbar und es scheint mir das sogar meine Gesichtsmuskeln darauf hinarbeiten die Haut von meinem knochigen Schädel zu schälen.
8. Tag
Ich kann die Zellenwände nicht überwinden. Andererseits, will ich das überhaupt?
9. Tag
Alles ist verloren. Sie haben mich dir entrissen. Alle Welt arbeitet gegen mich. Obwohl ich noch vor kurzem dachte das wenigstens du zu mir hältst, wurde mir klar das man dich auf grausame Weise beeinflusst hat.
10. Tag
Jede Sekunde kommt mir vor wie eine geschlagene Stunde, weil du nicht bei mir bist. Nur einmal, lass mich nur noch ein einziges mal deine Augen sehen. Wenn ich nur diesem Druck entfliehen könnte, ich würde mir den Anblick selbst verdienen. Wenn dieses ausgeklügelte System nicht wäre, würde ich dich lieben beginnen. Wenn nur, wenn! Wenn… ich beginne dieses Wort mehr und mehr zu hassen.
11. Tag
Mir ist klar geworden das nicht du mich folterst, nicht ich selbst… Ich muss herausfinden zu welchem Zweck und vor allem wer es mir antunen würde.
12. Tag
Du bist so unerbittlich, du bist so unantastbar, du bist ein Peiniger, du bist ein Wohltäter, du brauchst meine Seele auf, du gibst ihr vergiftete Nahrung, bleib für immer hier und foltere mich, bleib weg lass mich endlich gehen...
Mein Geist ist voll von einem Wechselbad der wahnwitzigen Theorien und des schleichenden Gefühls einer Beschattung durch überirdische, ja multiversale Kräfte.
13. Tag
Ich leide unendliche Qualen. Ich kann nicht mehr standhalten, denn der Schmerz wird zu heftig und stetig, mit der Häufigkeit mit der ich deine Augen... Nein! Sind es deine Augen?! Ich, ich weiß nicht mehr wem ich glauben, ja sogar ob ich meinen eigenen Gedanken Vertrauen schenken kann. Es kommt mir im einen Moment so vor als ob jemand die Zeilen die ich niederschreiben will in meinen Geist projiziert und im anderen als ob ich nur noch Gedanken an dich im Kopf hätte. Diese unsagbar mächtigen Kräfte sind mir heute so nah das ich ihren nasskalten Atem im Gesicht spüren kann; er jagt mir Schauer über den Rücken und zerfrisst meine geistige Gesundheit.
14. Tag
Die Unendlichkeit, ich kann sie sehen, sie ist so unvorstellbar schön, fast wie der zauberhafte Glanz deiner Augen. Heute hörte ich die Stimme der Kräfte. Ich kann nicht in Worte fassen wie sie unvorstellbar seltsam furchtbar und zur gleichen Zeit unkompliziert leicht ist. Bedeutet sie Erlösung? Oder unwiederbringliches Fernbleiben vom Gefühl des einsamen glücklichen Schmerzes?
Ich habe den Verdacht das ich mir das alles nur einbilde, aber fasst die menschliche Vorstellungskraft ein derartiges Volumen. Die gesamte Komplexität mit der die Kräfte mich auserwählt haben, kann ich nicht zu Papier bringen. Mir fehlt die Zeit! Bitte, was soll ich nur tun… ich, ich…
Das einzige was mich über die unausweichliche Wendung der Lage meines Lebens hinwegtäuscht ist die Photographie von dir. Ich liebe dich. Ich kann nicht fassen das es zu spät ist meinen geistigen Tod abzuwenden, wie konnte ich nur… das alles…

Ich weine, denn ich werde dich nie wieder sehen. Ja, ich weine. Die meine Seele zerfetzende Traurigkeit ist über mich gekommen…
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Re: Qualen; Tage

Beitragvon Garfield » Di 03 Mär, 2009 18:31


Von Strandgut hierher verschoben
Kurz, er bewies eine Geduld, vor der die hölzern-gleichmütige Geduld des Deutschen, die ja auf dessen langsamer, träger Blutzirkulation beruht, einfach gar nichts ist.
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Re: Qualen; Tage

Beitragvon Struppigel » Mo 27 Jul, 2009 16:55


Hallo Genosse,

aus Deiner Geschichte lese ich einen interessanten Aspekt - das Stockholm-Syndrom bzw. eine Variante davon. Leider wirkt es nicht. Ein wiederholtes "Ich leide Qualen, ich werde gefoltert" genügt bei weitem nicht, den Leser fühlen zu lassen. Es ist zu oberflächlich, zu detaillos. Die Geschichte hier benötigt wesentlich mehr Ausarbeitung.

Ein Beispiel:
7. Tag
Mein Körper ist ein Wrack

Ich öffne mein verkrustetes Auge. Das andere ist so zugeschwollen, dass ich es nicht mehr gebrauchen kann. Ein Hustenanfall überwältigt mich, ich spucke Galle und Zahnstückchen. Sie bilden ein seltsames Arrangement neben meinen abgelösten Zehnägeln.
...

Das wäre nur eine Möglichkeit von vielen.

Nun sehe ich allerdings auch, dass der gesamte Text anders gemeint sein könnte - evtl. eine doppelte Ebene besitzt. Doch das ändert nichts daran, dass die oberflächliche Beschreibung keine Empfindungen auslöst. Hier müsste die Ausarbeitung an die andere Ebene angepasst werden.

Grüße
Struppigel
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Re: Qualen; Tage

Beitragvon Genosse16 » Mo 05 Okt, 2009 15:32


Tag Struppigel,

Ich hab mich noch mal an die Sache rangewagt und hier ist das Ergebnis. Hat der Handlung einen etwas anderen Verlauf gegeben.
Falls du noch mal drüber stolperst kannst du, wenn du willst, ja deine Meinung sagen ;)

Grüße
Gen.
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Re: Qualen; Tage

Beitragvon Struppigel » Mo 05 Okt, 2009 17:28


Hallo Genosse,

mir persönlich gefällt es wesentlich besser als vorher (zumindest soweit ich mich an die alte Version erinnere). Du hast alles etwas weiter ausgebaut. Der Abstand zu dem Geschehen ist für den Leser kleiner geworden, man kann dem Protagonisten besser nachfühlen.
Verbesserungsmöglichkeiten gibt es trotzdem noch - vorallem Feinheiten. Damit das Tagebuch authentischer wirkt, könnte sich beispielsweise die Folter auf die Schreibweise auswirken. Es gibt viele Möglichkeiten, wie das aussehen kann. Was sich eignet, hängt davon ab, was damit ausgesagt werden soll. Kurze, unvollständige Sätze könnten auf Kraftlosigkeit hindeuten, wirre, unlogische Konstruktionen auf geistige Degenerierung oder ein Verrücktwerden.
Der Umschwung von Unverständnis und Hass auf den Täter zur Liebe zu diesem könnte weniger abrupt geschehen. Allerdings würde auch das mal wieder auf einen Ausbau der Geschichte hinauslaufen. Ist die Frage, ob Du das überhaupt willst.
Mir fällt auf, dass der Gefolterte zum Ende hin ausführlicher wird. Warum ist das so? Hat er mehr Zeit oder mehr Energie dafür? Warum hat er am Anfang so wenig geschrieben?

Die Folter nimmt kein Ende, egal was ich versuche. Der Folterknecht bleibt erbarmunglos.

Warum steht das vor dem ersten Tag?

Die Qualen nehmen kein Ende und ich frage mich Komma ob es dir auch Qualen bereitet. Doch ich vermute Komma du bist ganz anders als du zu sein scheinst.

anders als du sein scheinst ist genau genommen eine inhaltliche Dopplung. Dass er "scheint" und nicht etwa "ist" sagt schon aus, dass der Täter anders ist als das Opfer zu Anfang dachte. Mit dem "anders" wiederholst Du das. Ich würde hier das "scheinst" modifizieren oder den zweiten Satzteil weglassen.

Göttlich wie er mich verhöhnt Komma mir schöne Augen macht


du bist zu einem festen Bestandteil meines Tagesablaufes geworden.

Nach nur vier Tagen? Das erscheint mir zu kurz, um schon so daran gewohnt zu sein.

Der andere, nach einigen Tagen wird er mich gehen lassen.

Wie kommt er darauf? Das ist schon ungewöhnlich.

die schnellsten Vögel auf ihrer Jagd nach der Hitze des Südens abhängen Komma um schließlich am Kapp der guten Hoffnung eine Kehrtwende einzuleiten Komma deren Wendekreis wir schier unendlich ausdehnen


Die Qual hat ihren Höhepunkt erreicht, ich werde wahnsinnig vor Schmerz. In meiner Zelle packt mich ein animalischer Irrsinn Komma der mich dazu veranlasst in einem wilden Anfall meine Gliedmaßen zu verstümmeln… so glaube ich.

Das ist so ein Beispiel, bei dem es an Authentizität fehlt. Es klingt zu vernünftig. Ein Mensch, der den Höhepunkt der Qual erreicht hat, würde anders schreiben.

Die Finger sind in einem kranken Durcheinander in alle Richtungen gespreizt, schmerzen unsagbar und es scheint mir Komma dass sogar meine Gesichtsmuskeln darauf hinarbeiten die Haut von meinem knochigen Schädel zu schälen.

Obwohl ich noch vor kurzem dachte Komma dass wenigstens du zu mir hältst, wurde mir klar Komma dass man dich auf grausame Weise beeinflusst hat.


Mir ist klar geworden das nicht du mich folterst, nicht ich selbst…

Wie ist es ihm klargeworden?

Ich kann nicht mehr standhalten, denn der Schmerz wird zu heftig und stetig, mit der Häufigkeit Komma mit der ich deine Augen... Nein! Sind es deine Augen?! Ich, ich weiß nicht mehr Komma wem ich glauben, ja sogar Komma ob ich meinen eigenen Gedanken Vertrauen schenken kann. Es kommt mir im einen Moment so vor Komma als ob jemand die Zeilen Komma die ich niederschreiben will Komma in meinen Geist projiziert und im anderen Komma als ob ich nur noch Gedanken an dich im Kopf hätte. Diese unsagbar mächtigen Kräfte sind mir heute so nah Komma dass ich ihren nasskalten Atem im Gesicht spüren kann; er jagt mir Schauer über den Rücken und zerfrisst meine geistige Gesundheit.


Ich kann nicht in Worte fassen Komma wie sie unvorstellbar seltsam furchtbar und zur gleichen Zeit unkompliziert leicht ist. Bedeutet sie Erlösung? Oder unwiederbringliches Fernbleiben vom Gefühl des einsamen Komma glücklichen Schmerzes?
Ich habe den Verdacht Komma dass ich mir das alles nur einbilde, aber fasst die menschliche Vorstellungskraft ein derartiges Volumen. Fragezeichen(?) Die gesamte Komplexität Komma mit der die Kräfte mich auserwählt haben, kann ich nicht zu Papier bringen. Mir fehlt die Zeit! Bitte, was soll ich nur tun… ich, ich…
Das einzige Komma was mich über die unausweichliche Wendung der Lage meines Lebens hinwegtäuscht Komma ist die Photographie von dir. Ich liebe dich. Ich kann nicht fassen Komma dass es zu spät ist meinen geistigen Tod abzuwenden, wie konnte ich nur… das alles…


Viele Grüße
Struppi
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Re: Qualen; Tage

Beitragvon Genosse16 » Di 06 Okt, 2009 14:24


Tag Struppigel,

Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar.
Mit Deiner Kritik wird mir langsam bewusst das ich massenhaft Potenzial verschenkt habe.
Ich muss mich unbedingt noch mal vor den Rechner schmeissen, auf Deine Anmerkungen eingehen und dann noch etwas mehr Details ausarbeiten.

[Struppigel]
Mir fällt auf, dass der Gefolterte zum Ende hin ausführlicher wird. Warum ist das so? Hat er mehr Zeit oder mehr Energie dafür? Warum hat er am Anfang so wenig geschrieben?

Vielleicht war er sich am Anfang noch nicht so richtig bewusst was mit ihm geschieht und realisierte nur den direkten Einfluss der Ereignisse auf seinen Körper.
Am Ende kommt ihm langsam und immer deutlicher die Erkenntniss bis er eben den Verstand verliert.

Zu meiner Kommasetzung: :wall: Ich hab's einfach nicht drauf... ;(

Viele Grüße
Gen.
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