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Das Leben-ein Paar Schuhe

Beitragvon maxk » So 15 Mär, 2009 20:56


mhm...ich wusste jetzt nicht so genau wo es hinmuss, daher hab ich es hierhin verfrachtet, zur Not kann es ja verschoben werden. Ich hoffe auf gute Kritiken =)

mfg maxk:

[size=150:35lu89yv]Das Leben - ein Paar Schuhe[/size]
In die Schuhe eines anderes Schlüpfen

Ach ja…was würde ich dafür geben, endlich mal in ein anderes paar Schuhe zu schlüpfen. Tag für Tag, immer nur dieses Schwarz. „Unauffällig“ könnte man denken, vielleicht sogar „elegant“. Aber davon ist nichts mehr da. Mit der Zeit kam Onkel Zerschleiß und nahm sie mir… ließ mir nur den schmutzig-grauen, kalten Kern.

So kalt, dass das Leben langsam entweicht. So eng, dass es einen fast zerdrückt. Die Erinnerungen ziehen langsam an mir vorbei; verfolge noch einmal jeden meiner Schritte und frage mich, wann ich aufgehört habe auf die Richtung zu achten.

Ach ja, könnte ich doch nur in ein anders Paar schlüpfen, in ein Paar wie für mich gemacht. Endlich Farbe im Leben. Endlich etwas, dass mir Platz gibt mich zu entfalten. Endlich Wärme, nach der ich mich schon so lange gesehnt habe. Dieses Gefühl wieder zu haben; die Zehen ausstrecken zu können und durch nichts zurückgehalten zu werden. Endlich leben!

Aber…gibt es solche Schuhe überhaupt? Vielleicht habe ich auch zu große Ansprüche und im Moment habe ich alles was das Leben so bietet. Warum sollte auch gerade ich mich beschweren, wo es doch Menschen gibt, die Überhaupt nichts haben. Aber, was wäre dass dann für ein Leben, in dem die Bedeutung von „Leben“ eine Lüge ist?!

Und wenn es doch dieses Paar Schuhe gibt? Einfach tauschen, kein Problem? Wohl kaum. Wer würde sie überhaupt dann noch freiwillig hergeben und als Tausch eine morsche, graue Hülle akzeptieren. Niemand würde seine strahlend schöne Schuhe ausziehen und in beengende, hässliche Schuhe schlüpfen. Kein Mensch.

Bin nicht ich allein für meine Schritte im Leben verantwortlich? Kann ich die Folgen wirklich auf jemand anderen drücken? Nein, Schuhe gehen nun einmal ohne Pflege kaputt. Und kaputte Schuhe möchte niemand.

Aber…vielleicht ist es ja noch nicht zu spät. Vielleicht ist das grau auch nur der Dreck der Jahre in denen mir mein paar Schuhe egal war. Vielleicht drücken sie auch nur um mich aus meinen Träumen über das perfekte Paar aufzuwecken, um mir zu sagen „Du hast doch schon DEIN Paar!“ Sollte ich auf sie hören? Vielleicht, ja vielleicht. Vielleicht habe ich auch nur über die Jahre vergessen, was es heißt zu leben, nämlich sich auf etwas hinzubewegen, eine Richtung im Handeln zu haben. Wieder auf ein Ziel zugehen…dann werden die Füße auch wieder warm. Die einigste Rettung für das Paar Schuhe bin ich, und nicht ein Anderer.

Also: Der Traum vom Schlüpfen in andere Schuhe klingt zwar perfekt, doch es gibt nichts perfektes im Leben. Niemand anderem passen deine Schuhe. Vielleicht ist der Dreck auch schon eingezogen, aber hey, was has hab ich zu verlieren? Egal in welche Richtung ich mich bewusst bewege, hauptsache ist, ich bewege mich. Vielleicht ist ja noch etwas Leben unter dem kalten grau.



[size=85:35lu89yv]Die Geschichte wurde letzens wegen einer erfolgreichen Teilnahme am Schreibwettbewerb unserer Schule von einem Schauspieler vorgetragen, der noch ein Gedicht angehängt hat, an welches ihn meine Geschichte errinert habe, was mich voller Stolz erfüllt hat *freu*:
[/size]
STUFEN
(von Hermann Hesse)

Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and're, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen!
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden:
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
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Re: Das Leben-ein Paar Schuhe

Beitragvon Orange » Mi 18 Mär, 2009 19:48


Hi Maxk!
Der Vergleich Schuhe und Leben gefällt mir (auch wenn er nicht neu ist ;) )
Ein paar Sachen sind mir am Text aufgefallen:
"ließ mir nur den schmutzig-grauen, kalten Kern." Widerspruch, eben waren sie noch schwarz, außerdem finde ich Kern und Schuhe passt nicht, weil der Kern ja die Füße sind, oder so...
"Onkel Zerschleiß und nahm sie mir" Onkel Zerschleiß klingt mir zu sehr nach Kinderbuch und passt nicht in die Stimmung. Außerdem ist nicht klar wer genommen wird
"So kalt, dass das Leben langsam entweicht. So eng, dass es einen fast zerdrückt." Vertreibt Kälte das Leben? klingt mir irgendwie zu allgemein
"in ein Paar wie für mich gemacht" ich würde hier nicht auf das Verb verzichten
"Aber, was wäre dass dann für ein Leben, in dem die Bedeutung von „Leben“ eine Lüge ist?! " Den Satz verstehe ich nicht so ganz. Was meinst du damit?
Insgesamt finde ich, dass es nicht wirklich eine Geschichte ist, sondern mehr eine Lebensbetrachtung. Und v.a. der letzte Absatz wirkt sehr belehrend und irgendwie "altklug". Es wäre schöner wenn du dem Leser deine Meinung und deine Metapher nicht so aufdrängen würdest, sondern es irgendwie subtiler rüberbringen würdest, am Besten als Geschichte ;)
Ich hoffe du kannst etwas mit meiner Kritik anfangen.
Sonnige Grüße
Orange

Irgendwie will mich das Programm ärgern, also keine Quotes, sondern nur Anführungszeichen.
"Die schönste aller Farben ist die geheime Farbe der Worte."
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Re: Das Leben-ein Paar Schuhe

Beitragvon maxk » Mi 18 Mär, 2009 20:53


ja, danke für deine kritik. die punkte sind mir auch aufgefallen, ichweiß nur nicht recht wie ich sie beheben soll.

zu deinen unklarheiten:
mit dem kern meinte ich den kern der schuhe, also dass die farbe abgeblättert ist.

onkel zerschleiß war eigentlioch nur eine spielerei, ich hatte es erst anders aber wollte irgendwie den text interessanter gestalten, war wohl nicht so dolle^^.

ähm, wenn einem kalt ist spürt man irgendwann nichts mehr und stirbt am ende von daher ja, kälter verteibt das leben. guck sonst mal auf die arktis bezw. antarktis, da sind auch nicht gerade pflanzen in übermengen.

"Aber, was wäre dass dann für ein Leben, in dem die Bedeutung von „Leben“ eine Lüge ist?! "
gemeint ist, dass wenn man im leben nicht leben kann, man es ja eigentlich erst garnicht als leben bezeichnen darf ohne zu lügen. vllt änder ich den satz genau so :D .

das ende is schlecht, da stimme ich voll und ganz zu. es war nur die einzigstes möglichkeit die geschichte abzurunden die mir einfiel. hättest du andere Vorschläge?

mfg maxk
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Re: Das Leben-ein Paar Schuhe

Beitragvon Orange » Do 19 Mär, 2009 14:51


Hi Maxk!
mit dem kern meinte ich den kern der schuhe, also dass die farbe abgeblättert ist.
Das hab ich schon kapiert, allerdings ersteht nicht direkt ein Bild vor meinem inneren Auge auf
Vorschläge von mir? Wenn das meine Geschichte wäre, wäre ich nicht so allgemein geblieben, sondern hätte zum Beispiel einen Tag des Prot. erzählt und anhand davon die Schuhmetapher aufgezogen.
Ich finde du brauchst noch auf jeden Fall eine Handlung und die Aussage, darf nicht so offensichtlich und daher moralisierend rüberkommen.
Sonnige Grüße
Orange
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Re: Das Leben-ein Paar Schuhe

Beitragvon Antibegone » Do 26 Mär, 2009 16:27


Huhu maxk :-)

so viel kann ich hier ja gar nicht sagen, weil Orange mir schon alles vorweg genommen hat. Na ja, fast alles, sonst würd' ich ja jetzt nicht schreiben.
Also erst einmal vorweg: Ich finde deine Geschichte inhaltlich interessant und die Ansätze sind wirklich gut. Ich mag deine Betrachtungen; das Weitergehen, das Nie-Aufgeben, das Sich-Wohl-Fühlen in den eigenen Schuhen/ der eigenen Haut. Aber wie Orange schon gesagt hast: Das ganze ergießt sich als allgemeine Kontemplation, es sind Gedankenstränge. Das Problem dabei ist: Es ist alles sehr vage und schwammig, es kommt keine Spannung auf (okay, da kann man sich streiten, ob eine Geschichte das wirklich braucht, aber ich bin meistens dafür), der Inhalt ist nicht plastisch.
Ich versuche mal dir das genauer zu erläutern, wenn ich darf.

Okay, es fängt damit an, dass das Ich seine Schuhe beschreibt. Vorher elegant und schwarz, heute verschlissen. Anscheinend hat er „negative“ Erinnerungen, sein Leben beengt ihn. Aber: Der Leser erfährt nicht, warum. Was macht der Kerl denn? Warum fühlt er sich gefangen? Wer ist er?
Dein Charakter ist sehr schemenhaft, fast wie eine Holzpuppe. Er stellt sich da als jemand, der einsam, verbittert, verloren ist und aufgehört hat wirklich zu leben. Das sind die „äußeren“ Linien eines Charakters. Aber es fehlen die Linien, die ihn ausmalen, ihn plastisch und bildlich erscheinen lassen, als echter Mensch mit Gefühlen und Erinnerungen eben.
Du könntest ihn zum Beispiel in eine echte Gegebenheit setzen. Er ist vl gerade im Hotelzimmer, zieht sich die Schuhe aus, guckt sie an und fängt an zu erzählen: „Damals, ward ihr noch schwarz, Schuhe. Ich habe mich nicht gut um euch gekümmert. Ich weiß. Es war eine schwere Zeit. Karin ist gestorben, dann habe ich den Job verloren – ich habe alles verloren. Ihr auch, eure Farbe, euren Lack.“
Na ja, ist nicht ganz ausgereift. Aber so ähnlich :-) Oder er steht an der Brücke und will seine Schuhe gerade versenken, weil er genug davon hat. Oder wie wäre es damit: Er läuft durch die Fußgängerzone und spricht Leute tatsächlich an, ob sie mit ihm die Schuhe tauschen.
Sind alles auch keine brillianten Ideen, aber ich hoffe du verstehst, was ich meine, dir fällt sicher noch was viel besseres ein. Wenn du dem Leser von vorne herein sagst, was er denken soll, muss er selbst nicht mehr denken. Du setzt ihm alle Antworten vor. Geschickter wäre es den Leser dahin zu führen, zu den Fragen oder den Antworten, die du stellst oder gibst.
Ein konkreter Sachverhalt hilft dabei – das könnte auch helfen, dass der Leser mitempfindet, mit fiebert, die Einsamkeit, das Verlassen Sein oder die Beengung spürt und sieht, warum.

Versteh mich nicht falsch. Es ist ein schmaler Grad zwischen „unverständlich schreiben und die Aussage überdeutlich darstellen“. Das ist einfach auch schwer. Und ich sage nicht, dass ich das besser kann. Aber letztlich ist eine Geschichte eindringlicher, wenn der Leser beginnt seine eigenen Gedanken, Frage, Assoziationen ein zu flechten. Das bleibt hier aus.

Das Bild mit den Schuhen im Übrigen ist nicht neu – hat Orange ja auch schon gesagt. Aber ich finde es durchaus reizvoll, es in einer durchgängigen Metapher darzustellen. Ja, die Idee gefällt mir irgendwie. Nur den Titel würde ich ändern, weil der Leser sofort denkt: Kenn ich schon, langweilig.
Sprachlich schreibst du sehr „unauffällig“. Wobei mir ein paar Sachen ganz gut gefielen:

Aber davon ist nichts mehr da. Mit der Zeit kam Onkel Zerschleiß und nahm sie mir


Das finde ich gar nicht schlecht, endlich mal ein Bild.

die Zehen ausstrecken zu können und durch nichts zurückgehalten zu werden


Das gefällt mir auch im Zuge des durchgängigen Bezugs zu den Schuhen.

Ansonsten: Ja, die Sprache ist einfach ziemlich schlicht. Ich würde die raten, mutiger mit den Formulierungen umzugehen. Wörter eröffnen unbegrenzte Möglichkeiten. Nutze sie ruhig.

Zum Schluss hast du auch ein paar Tippfehler: Es heißt „einzige Rettung“ nicht „einigste“
„hauptsache“ schreibt sich groß und „hey, was has hab ich zu verlieren?“ Da ist das „has“ zu viel. Die drei Punkte zwischendurch ( ... ) nerven etwas. Ist Geschmackssache, aber ich mag sie stilistisch gar nicht. Auf der anderen Seite: Wenn es wirklich „erzählte Rede“ ist kann man sie natürlich rechtfertigen.

Vielleicht habe ich auch nur über die Jahre vergessen, was es heißt zu leben, nämlich sich auf etwas hinzubewegen, eine Richtung im Handeln zu haben. Wieder auf ein Ziel zugehen…dann werden die Füße auch wieder warm.


Mir ist hier nicht ganz klar geworden, warum das Weitergehen den Schuhen hilft. Ja, sie werden warm. Aber: Du schreibst nicht sie würden weiter/ größer und schäbig und abgenutzt sind sie dann ja wohl auch noch, oder? Oder noch schlimmer: Sie nutzen sich ja erst recht mit jedem weiteren Schritt ab! Das ist für mich unlogisch.
Vielleicht überlegst du dir nochmal, warum es den Schuhen beim Weitergehen besser geht ;-)

Insgesamt: Du könntest die Gedanken, die du hier darlegst, als „Skizze“ oder „Vorlage“ nehmen und versuch doch sie etwas anzumalen. Sie anschaulicher zu machen. Dem „Ich“ ein Gesicht zu verleihen, eine Geschichte, einen Hintergrund.

Es liest sich auch ein bisschen als würdest du nicht oft schreiben. Wenn du mehr und öfter schreibst, kannst du sicher schöne Geschichten schreiben :-)

Liebe Grüße,
Traumi
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Re: Das Leben-ein Paar Schuhe

Beitragvon maxk » Do 26 Mär, 2009 20:28


ja danke für eure beiden Kritiken :)

stimmt erstmal, ich schreibe bisher nicht viel, hatte anlässlich des Schreibwettbewerbs an unserer Schule mal wieder angefangen zu schreiben.

Ich werde mich mal versuchen daran, eine Person zu stricken, es darauf aufzubauen, andeutungen einzubaun. Joa, mal sehn wann ich mich an die arbeit mach.

mfg maxk

Edit: so, hab mal die Version mit dem angehängten Gedicht gepostet...
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