Das Schönste
Verfasst: Di 26 Jun, 2018 06:21
Mit undeutlicher Stimme, beinahe flüsternd erzählte er mir etwas über Mathematik. Worte wie Primzahlen und Schönheit fielen. Seine Gestalt war hager, die Haltung hölzern. Während er sprach wurden manchmal seine schiefen, gelben Zähne sichtbar. Der Begriff der Schönheit schien mir in diesem Zusammenhang unangemessen, ja falsch zu sein. Wenn ich ihn mir so anschaute, das Hemd faltig, die Hose mit Flecken versehen, dann tat er mir Leid. Die Mathematik erschien mir gleich einer Eiskönigin, die ihre Zöglinge unter unbarmherzigen Umständen Erbsen zählen lässt. Der Mathematiker lächelte. Seinem Grinsen schien etwas undurchsichtig-hinterhältiges inne zuwohnen, wobei es sich um Hinterhalt als Tugend handelte. Verwundert von diesem ungewöhnlichen Phänomen schaute ich zu Boden. Die Löcher in seinen Schuhen waren ungewöhnlich groß. "Das sind Luftlöcher" sagte er mit klarer Stimme und lachte.
Aus Neugier beschäftigte ich mich in der kommenden Zeit mit grundlegenden algebraischen Strukturen. Ich lernte das Konzept der Gruppe, des Rings und des Körpers kennen. Ich erlernte eine genaue Handhabung der Begriffe Funktional und Relation. Ich entwickelte ein Verständnis für Faktorstrukturen. Da ich mehr sehen wollte, lernte ich weiter.
Ich habe in meinem Leben schon allerlei schöne Dinge erlebt. Doch als mir erstmals ein Zusammenhang zwischen Primzahlen und endlichen Gruppen auffiel, schien es sich mir um das eigentlich Schöne zu handeln. Der Beweis ermöglicht es zudem etwas mit der Gewissheit zu erklären, dass es so verstanden wird, wie man selbst es verstanden hat. Dies ist nur innerhalb der Mathematik möglich. Dabei bleibt Raum für die eigene Phantasie erhalten, denn wie das Gesagte gedacht wird, ist jedem selbst überlassen. Der Beweis eine kulturelle Errungenschaft die obgleich sie seit 2000 Jahren existiert, nur wenig gesellschaftliche Würdigung erfährt.
Begeistert erzählte ich dem Mathematiker von meinen Erfolgen. Er beglückwünschte mich und hielt mir einen Kopfhörer hin. Höflich wie ich bin hörte ich bestimmt dreißig Sekunden Musik. "Mit Mathematik habe ich nichts mehr zu tun" sagte der Mathematiker "Ich habe in meinem Leben sehr viel Mathematik gemacht, irgendwann muss es auch mal gut sein". Ich war verwundert und ließ ihn mit seiner Musik zurück. "Seltsames Kerlchen" dachte ich bei mir.
Zuhause angekommen schaute ich in den Spiegel. Mein Gesicht war in den vergangenen Monaten schmaler geworden. Überhaupt hatte meine Attraktivität ein paar Einbußen gemacht. Doch meine Wahrnehmung wahr deutlich, jede Nuance einer Veränderung an mir eröffnete sich meinem Blickfeld. Ich musste grinsen. Dann hörte ich auf zu grinsen und machte mich wieder an die Arbeit. Denn ich hatte noch viel zu lernen.
Aus Neugier beschäftigte ich mich in der kommenden Zeit mit grundlegenden algebraischen Strukturen. Ich lernte das Konzept der Gruppe, des Rings und des Körpers kennen. Ich erlernte eine genaue Handhabung der Begriffe Funktional und Relation. Ich entwickelte ein Verständnis für Faktorstrukturen. Da ich mehr sehen wollte, lernte ich weiter.
Ich habe in meinem Leben schon allerlei schöne Dinge erlebt. Doch als mir erstmals ein Zusammenhang zwischen Primzahlen und endlichen Gruppen auffiel, schien es sich mir um das eigentlich Schöne zu handeln. Der Beweis ermöglicht es zudem etwas mit der Gewissheit zu erklären, dass es so verstanden wird, wie man selbst es verstanden hat. Dies ist nur innerhalb der Mathematik möglich. Dabei bleibt Raum für die eigene Phantasie erhalten, denn wie das Gesagte gedacht wird, ist jedem selbst überlassen. Der Beweis eine kulturelle Errungenschaft die obgleich sie seit 2000 Jahren existiert, nur wenig gesellschaftliche Würdigung erfährt.
Begeistert erzählte ich dem Mathematiker von meinen Erfolgen. Er beglückwünschte mich und hielt mir einen Kopfhörer hin. Höflich wie ich bin hörte ich bestimmt dreißig Sekunden Musik. "Mit Mathematik habe ich nichts mehr zu tun" sagte der Mathematiker "Ich habe in meinem Leben sehr viel Mathematik gemacht, irgendwann muss es auch mal gut sein". Ich war verwundert und ließ ihn mit seiner Musik zurück. "Seltsames Kerlchen" dachte ich bei mir.
Zuhause angekommen schaute ich in den Spiegel. Mein Gesicht war in den vergangenen Monaten schmaler geworden. Überhaupt hatte meine Attraktivität ein paar Einbußen gemacht. Doch meine Wahrnehmung wahr deutlich, jede Nuance einer Veränderung an mir eröffnete sich meinem Blickfeld. Ich musste grinsen. Dann hörte ich auf zu grinsen und machte mich wieder an die Arbeit. Denn ich hatte noch viel zu lernen.