Hallo Garfield und Traumi,
vielen Dank für Eure hilfreichen Kommentare.
@Garfield:Am Anfang vermisste ich noch einen direkten Bezug zu den Charakteren oder gewissen Ereignissen, also dass sie irgendwie mit der DDR verwurzelt waren oder ähnliches aber so im nachinein funktioniert die Geschichte auch so.
Dass die DDR eine große Rolle spielt, ist von mir nicht so gedacht. Ich hatte auch schon beim Schreiben überlegt, ob ich sie nicht besser ganz rauslassen sollte, dachte aber, dass die einmalige Erwähnung nicht so viel Gewicht reinbringt.
Mir gefällt andererseits Deine Assoziation der korrekten Zeichnung mit der DDR-Unfreiheit.
Und ja, die Tapete ist alt, aus einer anderen Zeit. Sie wurde lediglich mehrmals überstrichen, birgt unter sich aber immer noch Relikte der Vergangenheit.
Letzendlich würde ich also sagen beschreibst du hier in einem einfachem Bild das Thema von Ende und Neuanfang auf mehreren Ebenen.
Ja, das ist ein Grundthema.
Ich muss noch hinzufügen, dass das eine Geschichte ist, die beim mehrmaligem Lesen dazugewinnt, was ich für was sehr besonderes halte und nach anfänglicher Skepsis gefällt sie mir jetzt sehr gut.
Das freut mich. :)
@Traumi:Mir scheint nämlich, dass auch der Inhalt nur ein „Mittelteil“ aus jemandes Leben ist. Ein kurzes Scheinwerferlicht, das eben diesen Moment, diesen „Angelpunkt“ in seinem Leben beleuchten will und dann ganz schnell wieder ausgeknipst wird.
Ja, das trifft es.
Was mir noch auffällt ist, dass du zwei „Drehpunkte“ eingebaut hast. „Es ist so befriedigend wie die ersten Schritte auf einer frischen Schneedecke.“ Dies hier ist der Erste. Was mir sofort aufgefallen ist: Hier bildet sich eine gewisse „Aufbruchsstimmung“ ab. Die ersten Schritte auf etwas Neuem, Unbekannten, das jedoch tiefe Abdrücke hinterlassen wird. In dem „befriedigend“ steckt eine gewissen „Begeisterung“ für eben diese Schritte, für das Beginnen.
Genau.
Und genau das schlägt an dieser Stelle um: „Nein, das ist doch nicht wie Schnee.“ Hier steckt Wehmut dahinter, finde ich, er hat sicher geirrt, überlegt, überdenkt. Die Wahrnehmung seiner eigenen Situation schlägt um. Es ist nicht mehr wie Schnee und damit wohl auch nicht mehr „befriedigend“. Es bleibt relativ offen, woher dieses „Sinneswandel“ eigentlich kommt. Vielleicht merkt er, es würde nicht so leicht werden wie die Füße in den Schnee zu setzen.
Der letzte Satz entspricht meiner Überlegung, und
das „Alte“ lässt sich nicht so leicht ablösen.
Wie diese Kindheit belegt ist, ist mir dabei nicht klar. Positiv? Negativ?
Ich dachte, es würde durch die abbröckelnde Katze und die Erwähnung, dass alles korrekt sein müsse, deutlich. Also, negativ.
Heißt das vielleicht, er musste früher immer alles richtig machen?
Auch. Menschen richtig zeichnen zu müssen bedeutet für mich persönlich, dass Menschen außerhalb der Norm nicht akzeptiert werden und eine individuelle Entwicklung entsprechend der Interessen und Möglichkeiten gestört war. Er und alle Menschen seiner Umgebung wurden in ein Schema gepresst, das sich schädlich auswirken kann.
Für mich ergibt sich so auch ein Bezug zu dem Versuch, die Katze zu unvervollkommnen (Ohr ab), der leider scheitert (der ganze Kopf bröckelt). Dass die kleine Katze letztendlich ein ungeborenes Kind ist, stellt wieder den Bezug zu seinem Kind her - wird es das gleiche ertragen müssen?
Aber dies ist ja nur meine Interpretation. Ich finde es gut, wenn noch andere Ebenen möglich sind.
Und er merkt möglicher Weise, wie seine eigene Kindheit jetzt „bröckelt“, wie er erwachsen wird, Frau und Kind bekommt und damit ein Stück seiner selbst verliert
Gefällt mir sehr gut!
Mir scheint die Zeichnung auch doppeldeutig. Erst einmal als Verweis auf seine eigene Kindheit. Andererseits könnte die kleine Katze ja auch auf eine Schwangerschaft hindeuten
Genau das - es ist beides gemeint, seine Kindheit und die (noch folgende) Kindheit seines ungeborenen Kindes. Eltern wiederholen i.A. das, was sie als Kind erfahren haben, an ihren eigenen Kindern. Es ist schwer, aus solchen Mustern auszubrechen (sofern dies überhaupt nötig ist).
Ich finde die Geschichte zeigt, dass ein neuer Lebensabschnitt oder allgemein etwas „Neues“ mit noch so viel Euphorie begonnen werden kann. Es wird nicht leicht sein. Erst geht die Tapete einfach ab, dann schwerer, man merkt, was sich eigentlich dahinter verbarg, erinnert sich. Und es beginnt von einer kleinen Stelle her zu bröckeln.
Ja. :)
Hier invertierst du und ich habe keine Ahnung, wieso. Wenn es einen guten Grund dafür gibt, dann sag ihn mir, ich sehe nur leider keinen und es scheint mir überflüssig.
Das zuerst Genannte wird hervorgehoben - aber das weißt Du ja. "Ihm wird fast dämmerig davon" zu schreiben, hebt das Subjekt stärker hervor, als das, was mit ihm passiert. Für mein Gefühl passt das weniger gut als die erste Variante.
„Stücken“ ist ein merkwürdiges Wort, das ich auch selten höre, noch seltener lese. Für mich klingt es an der Stelle irgendwie „holprig“. Aber das kann natürlich auch an meinem eigenen Sprachgebrauch liegen, der dieses Wort einfach nicht fasst
Du hast Recht, "Stückchen" ist korrekt. Schon rein inhaltlich sind Kuchenstückchen und Kuchenstücken meines Erachtens etwas anderes. Ich korrigiere das.
Edit: Ich hasse die Aussprache von "Stückchen" - der Wechsel von "k" zu "ch" ist einfach gräßlich. Deswegen hatte ich "Stücken" geschrieben, aber was solls. Es stimmt ja so nicht.Also, entweder ist die kleinere Katze auf oder in ihrem Bauch. Beides geht nicht. Vielleicht meinst du, es sähe so aus als ob man das nicht unterscheiden könnte. Aber dann wäre die Formulierung ungenau.
An der Stelle bin ich auch schon beim Schreiben hängen geblieben. Es ist eine Strichzeichnung, ob da etwas drauf oder drinnen ist, lässt sich darum nicht erkennen. Wie kann ich das anders formulieren?
Ich korrigiere es erstmal zu "in ihrem Bauch".
Dann noch etwas: Du benutzt hier überhaupt keine Namen, ich schätze mal, um es „unpersönlich“ zu halten. Das Problem, was sich ergibt ist die häufige Verwendung von „er“. Vielleicht kommst du ja irgendwie darum herum?
Ich werde es mir nochmal diesbezüglich angucken.
Am Ende kann ich gar nicht sagen, ob mir die Geschichte gefallen hat oder nicht. Vielleicht finde ich sie gerade deswegen „merkwürdig“. Oder es ist einer der Texte, über die man erst länger nachdenken muss, bevor sie einem gefallen können. Das würde natürlich nur dafür sprechen.
Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, mal weniger kryptisch zu schreiben - mal stinknormale Geschichten zu verfassen und sei es nur, um das auszuprobieren (Was ich mit der Schokoladengeschichte eigentlich auch schon getan hatte). Aus irgendeinen Grund schreibe ich trotzdem immer wieder so.
Es muss Dir nicht gefallen. Ich habe kein Problem damit. Ich freue mich dafür sehr über Deine Kritik. Das hat mir weitergeholfen.
Liebe Grüße
Struppi
Edit: Eigene Interpretation entfernt