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GüttertreibenNoch läuten die Glocken, doch die Stadt ist schon wach. Hinaus und Hinfort, rufen die Ersten und winken sich knapp. Es sei an der Zeit, wohlan, es müsse geschehen. Schon füllen sich Straßen und Steige, und die Menge wächst an. Ein vielstimmiger Ruf treibt die Masse voran. Plötzlich ein Aufschrei: Sie kommen, gebt Acht! Nun schwingt man die Knüppel, wagt bedrohlichen Blick, schüttelt die Fäuste und wünscht sich viel Glück. Da kriechen die Blassen, die Müden, die Dicken aus ihren Verstecken, aus Kellern und Böden, gebt Obacht, dass keiner entwischt. Vor den Toren der Stadt tagt das große Gericht. So stolpern sie ängstlich, der Mob treibt sie an, über Plätze und Straßen, ihr Jammern klingt schwach, Gnade bleibt Fremdwort, schon verlässt man die Stadt. Bald stehen sie in Reihe, umzingelt, bewacht, eine Flucht scheint unmöglich, nun wartet man ab. Da erscheint das Gericht in roten Gewändern, gemessen der Schritt, den Blick zielgerichtet und ernst das Gesicht. Sie messen und schätzen, sie wiegen und fragen, und Angst geht umher. Stark und stabil wäre wohl hilfreich, leicht transparent, so wäre es recht. Später spricht man das Urteil, die Götter stehen still. Und noch während die siegreichen Götter zurückkehren in ihr altes Versteck, vertreibt man die Schwachen, Trollt euch, Hinweg.
Der Schlüssel zum Glück ist auf jeden Fall ersteinmal ein Schlüssel. (Gregor Libkowsky)
Re: GüttertreibenDie Beschreibung der SItuation gefällt mir sehr gut. Überhaupt das Bild der ängstlichen Stadt wirkt genauso gut, wie der Beginn mit den Glocken die gar nicht zu leuten bräuchten. Wach sind sie ohnehin alle.
Ich hätte gerne noch mehr davon gelesen, so werde ich etwas mit Spannung zurückgelassen. It's four in the morning, the end of December
I'm writing you now just to see if you're better New York is cold, but I like where I'm living There's music on Clinton Street all through the evening.
Re: Güttertreibenhallo duke,
danke für die beschäftigung mit dem text, ich muss dich jedoch leider enttäuschen. auf eine fortsetzung wirst du ein jahr warten müssen und auch dann dürfte es nicht spannender werden, weil aller erwartung nach die hier beschriebene prozedur wiederholt werden dürfte. menschen sind gewohnheitstiere , götter sind faul und träge. grüße von OmdT Hildegard sagt:" Der doofe Olaf hat im Kuhstall für jede Kuh ein persönliches Kreuz anbringen lassen, einhundertundfünfzig Stück. aus gesegnetem Tropenholz. Gut, vom Preis her war es ok, die EU hat ordentlich bezuschusst. Aber denkst du eine Kuh gibt nur einen Tropfen Milch mehr. Und ich sitze da auf meinem billigen Melkschemel und höre mir über die Lautsprecheranlage alte Kardinal-Meisner-Predigten an. Ich war dann so verunsichert, dass ich einen Andrologen kommen lassen musste, nicht dass dann am Ende doch eine Kuh schwul sein könnte. Oh, ich muss aufhören, der doofe Olaf kommt und will wieder an den Computer." Der Schlüssel zum Glück ist auf jeden Fall ersteinmal ein Schlüssel. (Gregor Libkowsky)
Re: Güttertreibenguten abend herr traktorfahrer! der titel zog mich an. wobei hier wenig vom göttertreiben zu lesen ist, eher scheints um ein symbolisches ritual zu gehen, das den ausschuss absondert. also wurde meine erwartung enttäuscht, aber der text entschädigte dafür. der wirkt wie ne sehr sprachfertige fingerübung, was zwar auf kosten klarer inhaltlichkeit geht, aber dafür wirklich spaß zu lesen macht. an dieser stelle bricht für mich der sprachfluss:
. ansonsten aber ein starkes, kurzes stück! grüße
Re: GüttertreibenAls Siegertext des Monats August hierher verschoben
Kurz, er bewies eine Geduld, vor der die hölzern-gleichmütige Geduld des Deutschen, die ja auf dessen langsamer, träger Blutzirkulation beruht, einfach gar nichts ist.
Gogol - Die Toten Seelen
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