[Kreatives Schreiben 2] Farblos

Beitragvon Garfield » So 24 Mai, 2009 00:26


1,5 Stunden zu spät aber hoffentlich noch rechtzeitig mein Beitrag zum
Einführungsseminar: Kreatives Schreiben, 2. Sitzung

Als Gunther erwachte, erinnerte er sich noch vage an einen merkwürdigen Traum. Eigentlich war es nichts besonders gewesen; seine Stadt mit ihren unzähligen Fabriken, engen Straßen und dem von Rauchschwaden verhangenem Himmel war darin vorgekommen. Alles hatte so ausgesehen wie immer, nur die Wirkung war eine andere. Wo er sonst seinen Arbeitsweg sah, den er jeden Tag stumm hinter sich brachte, hatte er einen gleißenden Pfad vorgefunden, den er entlang schritt, alles um ihn herum war lebendig und bebte vor Energie. Doch er konnte diese Änderung nicht in Worte fassen.
Nachdem er sich im Bad erfrischt hatte, war der Traum aus seinem Gedächtnis entschwunden. Er legte seine Uniform an, die akkurat gebügelte Hose in Grau (Stufe 33), also direkt vor schwarz, darüber ein weißes Hemd, über dem er wiederum eine Jacke trug, in derselben Graustufe der Hose und auf dem Kopf die Mütze ganz in schwarz. Er schlüpfte in die schweren, schwarzen Lederstiefel, dann befestigte er den schwarzen Knüppel am Gürtel und ging in die Küche.
Als Aufpasser hätte er genug Geld um sich edle, weiße Möbel leisten zu können, aber er verabscheute so viel Helligkeit, also hatte er seine Küche in geschmackvollem Grau (Stufe 7) eingerichtet.
Er schaltete das Radio an. Die Nachrichtensendung war bereits vorbei, nur noch monotones Rauschen drang aus dem Lautsprecher. Dennoch ließ er es an. Die Stille, die er sonst so liebte, war ihm heute Morgen unerträglich. Wie immer kochte er sich schwarzen Kaffee und gab anschließend so viel Milch dazu, dass er einen guten Grauton bekam. Nachdem er ihn ruhig getrunken hatte, nahm er seinen Rucksack und verließ die Wohnung. Über das Treppenhaus, etwas aufgetragen in Weiß und Grau (Stufe 2) gehalten, gelangte er auf die Straße. Dort vor der Tür wartete sein Freund Fred.
Sie raunzten sich ein 'Morgen' zu, dann ging Gunther weiter zur Arbeit. Fred war auch Aufpasser, sein Arbeitsgebiet war die Straße, in der Gunther wohnte. Sie hatten darauf zu achten, dass die Bevölkerung sich benahm und die Schlägereien nicht überhand nahmen.
Auf der anderen Straßenseite prügelte sich eine Gruppe von Männern. Selbst von hier konnte Gunther ihnen ihre Lustlosigkeit ansehen, dennoch warf er Fred einen auffordernden Blick zu und dieser schlenderte, während er seinen Knüppel zog, gemächlich auf die andere Seite.
Gunther kümmerte sich nicht mehr darum, er musste Punkt neun in der Fabrik sein. Er wollte sich beeilen, doch als er seinen gewohnten Weg einschlug, kam dieser ihm seltsam unvertraut vor. Dabei war alles wie immer. Die Gebäude waren aus grobem Stein, in verschiedenen Grautönen gehalten. Das fahle weiße Licht der Sonne durchdrang mühsam die grauen und schwarzen Schwaden, die aus den Schonsteinen der Fabriken aufstiegen.
Gunther zuckte mit den Achseln und ging weiter. Er erreichte die Straßenbahnstation gerade, als die pechschwarze Bahn eintraf. Er rief die einsteigenden Leute zur Ordnung, indem er auf sie einschlug, wenn sie sich um die Sitzplätze stritten. Einer stieß ihn mit dem Arm an und Gunther versetzte ihm einen harten Schlag mitten ins Gesicht. Der Mann stürzte, doch wegen des Gedränges in der Bahn fiel er nicht. Dunkelgraues Blut (Stufe 28) tropfte aus seinem Mund auf die Kleider der nebenstehenden Leute.
Gunther sah, dass alles geregelt war, ging auf einen der besetzten Sitzplätze zu und hob drohend den Knüppel. Sofort erhob sich die schwangere Frau und er nahm Platz.
Lustlos sah er aus dem Fenster. Irgendetwas stimmte mit ihm heute nicht, er ertappte sich beim Grübeln. Viel zu lasch hatte er eben gearbeitet, er musste sich zusammenreißen!
Plötzlich flog draußen etwas vorbei, ein Tier, vielleicht ein Vogel. Eine Helligkeit, ganz anders als die von Weiß, schien von ihm auszugehen. Gunther war fassungslos.
Er sprang auf, rannte zur Tür und zog die Notbremse. Quietschend kam die Bahn zum Stehen, sämtliche Fahrgäste fielen übereinander, ein entsetzliches Chaos, doch Gunther bemerkte es kaum. Er hechtete aus der Bahn und lief auf die Straße zu, wohin er den Vogel hatte fliegen sehen.
Kaum war er um die Ecke gebogen, da entdeckte er ihn schon, sitzend auf einem alten Strauch.
Gunther hätte ihn nicht beschreiben können. Er sah aus wie ein Vogel, aber so ein Federkleid hatte er noch nie zuvor gesehen. Es war nicht weiß, nicht schwarz und auch keine der 33 Graustufen. Es schien einfach zu strahlen. Nicht so grell wie weiß, aber lebendiger, pulsierend. Und er wusste, dass es das war, wovon er geträumt hatte und er empfand ein Gefühl tiefer Wärme, die aus seinem Inneren zu strömen schien.
Langsam näherte er sich dem Tier. Er ging etwas gebückt, damit sein Körper niedriger war als der Zweig, auf dem der Vogel saß. Seinen linken Arm hielt er nach vorne ausgestreckt und als er bis auf einen Schritt ran war, machte der Vogel einen Satz und sprang auf seine Hand.
Mit weiten Augen betrachtete er dieses wunderschöne Tier.
Plötzlich griff Gunther zu und hielt den Vogel jetzt fest in seiner Hand.
Mühsam zog er den Rucksack von den Schultern und versuchte ihn mit der linken Hand zu öffnen. Endlich packte er den Vogel hinein und zog augenblicklich den Reißverschluss zu.
Dann rannte er los, einfach die Straße entlang. Er suchte Menschen, wer war egal. Er rannte mit weiten Schritten, der Rucksack in seiner Hand schaukelte hin und her. Er erschöpfte nicht, sein ganzer Körper war voller Energie. Er hatte sich nie besser gefühlt als jetzt, auch wenn er nicht begriff, was in ihm vorging.
„Warte“, schrie er als endlich jemand vor ihm zu sehen war, „so warte doch!“
Der andere blieb stehen, seufzte und drehte sich um. Sein Blick kam Gunther kalt und stumpf vor.
„Sieh, was ich hier habe. Du musst es dir unbedingt angucken.“
Er hielt dem Fremden den Rucksack entgegen, doch dieser machte keine Anstalten der Aufforderung Folge zu leisten.
„Los, mach schon. Aber vorsichtig, er darf nicht entkommen!“
Der Mann seufzte und zog behutsam den Reißverschluss auf.
„Ein Vogel“, bemerkte er trocken.
„Sieh genau hin! Hast du so etwas schon gesehen?“
Der Fremde warf einen zweiten Blick in das Innere der Tasche.
„Ein toter Vogel, sonst nichts.“
Panisch riss Gunther die Tasche vollends auf und starrte hinein.
Der Vogel lag regungslos auf seiner grauen Brotdose (Stufe 13), seine Flügel weit von sich gespreizt. Sein Gefieder bestand aus verschiedenen Grautönen der Stufen 18 bis 23.
Was hatte er eben noch daran gefunden?
Er blickte wieder auf, doch der Fremde war längst weiter gegangen und bog gerade in eine Seitenstraße ein. Gunther griff in den Rucksack, zog das tote Tier hervor und warf es auf den Gehweg.
Er bemerkte, wie ein kleiner Tropfen einer Flüssigkeit aus seinem Auge lief und seine die Wange hinab glitt. Das kannte er nicht. War das ein Ausdruck dieses merkwürdigen Gefühls, das ihn beschlich?
Er fühlte, dass etwas sehr Wertvolles nun für immer verloren war, doch dann schmeckte er den salzigen Tropfen, der seine Lippen erreicht hatte. Und dann sah er sie wieder, die Stadt aus seinem Traum und er wusste, dass er sie nie mehr vergessen würde können.
Kurz, er bewies eine Geduld, vor der die hölzern-gleichmütige Geduld des Deutschen, die ja auf dessen langsamer, träger Blutzirkulation beruht, einfach gar nichts ist.
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Re: [Kreatives Schreiben 2] Farblos

Beitragvon Antibegone » Mo 27 Jul, 2009 16:59


Huhu lieber Garfield :-)

Ich finde es wirklich schade, dass ihr nicht dazu gekommen seid, euch gegenseitig Kommentare zu schreiben. Noch mehr sollte ich mich allerdings schämen. Von Anfang an hatte ich geplant zu kritisieren, wenn dies nicht zu Stande kommt. Jetzt habe ich selbst es nicht geschafft. Ich hoffe es ist noch nicht zu spät. Denn gerade zu dieser Geschichte würde ich mich gerne noch auslassen. Schon beim ersten Lesen wollte ich das. Aber dann ist mir soo viel dazwischen gekommen …

Also, erst einmal: Ich finde das irgendwie genial, wie du das mit den Graustufen gemacht hast. Das ist eine tolle Idee mit der Aufgabenstellung umzugehen. Klar, wenn es keine Farben gibt, fangen die Menschen an auch in Graustufen zu sehen, sie vl. Sogar skaliert erkennen zu können.

Auch insgesamt hat mir die Geschichte eigentlich ziemlich gut gefallen. Klar, du warst an das Thema gebunden, was an sich zugegebenermaßen nicht sehr weit reichend ist (ich weiß nicht, ich persönlich finde für eine Schreibübung ist das okay). Aber in dem Rahmen, den zu hattest, hast du schon etwas Schönes erstellt. Die Geschichte lies sich gut lesen, war ansprechend, nur manchmal etwas holprig. Das liegt zum Teil an den vielen Rechtschreib- und Kommatafehlern. Manchmal hatte ich das Gefühl deine Kommataste hätte geklemmt … am Ende findest du die Geschichte mit (Kommata-) Kommentaren.
Ansonsten ist mir eigentlich nur noch eine Sache als gravierend aufgefallen. Deine Geschichte hat einen etwas „merkwürdigen“ und gebrochenen Spannungsbogen. Du benutzt den Traum als Aufhänger für den lebendigen, gleißenden Eindruck der Gegenstände (ich nehme mal an du meinst hier die Farbe). Aber gleichzeitig auch den Vogel. Das beißt sich und wirkt „aneinander gereiht“. Ich fände es geschickter, wenn du dich sozusagen für einen „Aufhänger“ entscheidest oder sie zumindest geschickt verbindest. Sagen wir z.B. er sieht den Vogel im Traum und entdeckt ihn dann in der Realität wieder.

Inhaltlich hat mich die Geschichte an Pleasentville erinnert. Kennst du das? Die Menschen leben dort auch in einer Schwarz-Weiß-Welt. Und es ist alles perfekt, harmonisch und in bester konservativer Ordnung. Dann entdecken sie die Farben und die Gefühle.
Gerade im Gegensatz dazu fällt mir hier die Gewalt auf. Die Aufseher, die Leute zusammenschlagen. Die Aggressivität. Das finde ich sehr interessant. Dass das Fehlen von Farbe und damit verbundenen von Gefühlen (das schließ ich aus dem letzten Satz, wo er über den Verlust erst weinen kann, erst als er die Farbe gesehen hat und vorher kein Mitgefühl zu haben scheint) hier Gewalt auslöst.
Ich finde es auch gelungen, wie das Verhalten Gunthers den Vogel tötet. Er packt ihn, erdrückt ihn womöglich. Farbe/ Gefühle lassen sich nicht packen, einstecken, konservieren.

Sprachlich arbeitest du eigentlich mit sehr einfachen Mitteln. Der Text ist fast monoton, aneinandergereiht, fast schwerfällig. Das passt in eine graue Welt. Ja, schlimm finde ich es nicht. Warum sollte man etwas ausschmücken, was nicht ausgeschmückt ist?
An einigen Stellen würde ich höchstens wegen der „Lesbarkeit“ straffen; z.B. Fred, er scheint mir keine essentielle Rolle zu spielen. Würdest du ihn streichen, würde es kaum etwas verändern. Aber das muss nicht sein, finde ich. Vielleicht würde das auch die Stimmung kaputt machen. Ist nur meine Meinung.

Ich glaube, wenn du ein klein wenig überarbeitest, dann hast du eine kleine, schöne, runde Geschichte. Ich habe sie jedenfalls gerne gelesen und gerne kommentiert.

Herzliche Grüße,
Myr

Zum Schluss noch wie versprochen Anmerkungen zu Kommata und Rechtschreibung:

Als Gunther erwachte (komma) erinnerte er sich noch wage (vage) an einen Traum. Es war nichts besonders gewesen; seine Stadt, mit ihren unzähligen Fabriken, engen Straßen und dem von Rauchschwaden verhangenem Himmel war darin vorgekommen. Und doch war sie anders. Alles hatte so ausgesehen wie immer, nur die Wirkung war eine andere. Wo er sonst seinen Arbeitsweg sah, den er jeden Tag stumm hinter sich brachte, hatte er einen gleißenden Pfad vorgefunden, der er entlang schritt, alles um ihn herum war lebendig und bebte vor Energie. Doch er konnte diese Änderung nicht in Worte fassen.
Nach dem (Nachdem) er sich im Bad erfrischt hatte, war der Traum aus seinem Gedächtnis entschwunden. Er legte seine Uniform an, die akkurat gebügelte Hose in grau (Stufe 33), also direkt vor schwarz, darüber ein weißes Hemd, über dem er wiederum eine Jacke trug, in der selben (derselben) Graustufe der Hose und auf dem Kopf die Mütze ganz in schwarz. Er schlüpfte in die schweren scharzen (schwarzen) Lederstiefel, dann befestigte er seinen schwarzen Knüppel am Gürtel und ging in seine Küche.
Als Aufpasser hätte er genug Geld um sich edle weiße Möbel leisten zu können, doch er verabscheute so viel Helligkeit, also hatte er seine Küche in geschmackvollem Grau (Stufe 7) eingerichtet.
Er schaltete das Radio an, doch die Nachrichtensendung war bereits vorbei, nur noch monotones Rauschen drang aus dem Lautsprecher. Dennoch ließ er es an, die Stille, die er sonst so liebte, war ihm heute Morgen unerträglich. Wie immer kochte er sich schwarzen Kaffee und gab anschließend so viel Milch dazu, dass er einen guten Grauton bekam. (Nachdem) Nach dem er ihn ruhig getrunken hatte, nahm er seinen Rucksack und verließ die Wohnung. Über das Treppenhaus, etwas aufgetragen in weiß und grau (Stufe 2) gehalten, gelangte er auf die Straße. Dort vor der Tür wartete sein Freund Fred.
Sie raunzten sich ein 'Morgen' zu, dann ging Gunther weiter zur Arbeit. Fred war auch Aufpasser, seine (sein) Arbeitsgebiet war die Straße (komma) in der Gunther wohnte. Sie hatten darauf zu achten, dass die Bevölkerung sich benahm und die Schlägereien nicht überhand nahmen.
Auf der anderen Straßenseite prügelte sich eine Gruppe von Männern. Selbst von hier konnte Gunther ihnen ihre Lustlosigkeit ansehen, dennoch warf er Fred einen auffordernden Blick zu und dieser schlenderte, während er seinen Knüppel zog, gemächlich auf die andere Seite.
Gunther kümmerte sich nicht mehr darum, er musste Punkt neun in der Fabrik sein (wieso? welche Fabrik?). Er wollte sich beeilen (komma) doch als er seinen gewohnten Weg einschlug kam dieser ihm seltsam unvertraut vor. Dabei war alles wie immer (warum muss immer gleich alles irgendwie was sein? Du hast oben schon ein paar mal alles verwendet ...). Die Gebäude waren aus grobem Stein, in verschiedenen Grautönen gehalten. Das fahle weiße Licht der Sonne durchdrang mühsam die grauen und schwarzen Schwaden, die aus den Schonsteigen (Schornsteinen?) der Fabriken aufstiegen.
Gunther zuckte mit den Achseln und ging weiter. Er erreichte die Straßenbahnstation gerade (komma) als die pechschwarze Bahn eintraf. Mit gezogenem Schlagstock ordnete er die einsteigenden Leute, indem er auf sie einschlug, wenn sie sich um die Sitzplätze stritten. Einer stieß ihn mit dem Arm an und Gunther versetzte ihm einen harten Schlag mitten ins Gesicht. Der Mann stürzte, doch durch das Gedränge in der Bahn fiel er nicht. Dunkelgraues Blut tropfte aus seinem Mund auf die Klamotten der nebenstehenden Leute.
Gunther sah, dass alles geregelt war, ging auf einen der besetzten Sitzplätze zu und hob drohend den Knüppel. Sofort erhob sich die schwangere Frau und er nahm Platz.
Lustlos sah er aus dem Fenster. Irgendetwas stimmte mit ihm heute nicht, er ertappte sich beim grübeln (Grübeln). Viel zu lasch hatte er eben gearbeitet, er musste sich zusammenreißen!
Plötzlich flog draußen etwas vorbei, ein Tier, vielleicht ein Vogel. Eine Helligkeit, ganz anders als die von weiß, schien von ihm auszugehen. Gunther war fassungslos.
Er sprang auf, rannte zur Tür und zog die Notbremse. Quietschend kam die Bahn zum stehen, sämtliche Fahrgäste fielen übereinander, ein entsetzliches Chaos, doch Gunther bemerkte es kaum. Er hechtete aus der Bahn und lief auf die Straße zu, wo er den Vogel hatte hin fliegen sehen.
Kaum war er um die Ecke gebogen, da sah er ihn schon, sitzend auf einem alten Strauch.
Gunther hätte ihn nicht beschreiben können. Er sah aus wie ein Vogel, aber so ein Federkleid hatte er noch nie zuvor gesehen. Es war nicht weiß, nicht schwarz und auch keine der 33 Graustufen. Es schien einfach zu strahlen. Nicht so grell wie weiß, aber lebendiger, pulsierend. Und er wusste, dass es das war, wovon er geträumt hatte und er empfand ein Gefühl tiefer Wärme, die aus seinem Inneren zu strömen schien.
Langsam näherte er sich dem Tier. Er ging etwas gebückt, damit sein Körper niedriger war als der Zweig, auf dem der Vogel saß. Seinen linken Arm hielt er nach vorne ausgestreckt und als er bis auf einen Schritt ran war (komma) machte der Vogel einen Satz und sprang auf seine Hand.
Mit weiten Augen betrachtete er dieses wunderschöne Tier.
Plötzlich griff Gunther mit dem rechten Arm zu und hielt den Vogel jetzt fest in seiner Hand. (warum fliegt der Vogel eigentlich nicht weg, sondern lässt sich einfach so fangen?)
Mühsam zog er seinen Rucksack von den Schultern und versuchte den Reißverschluss mit der linken Hand zu öffnen. Endlich packte er den Vogel in den Rucksack und schloss diesen augenblicklich.
Dann rannte er los, einfach die Straße entlang. Er suchte Menschen, wer war egal. Er rannte mit weitgreifenden Schritten, der Rucksack in seiner Hand schaukelte hin und her und er erschöpfte nicht, sein ganzer Körper war voller Energie und er wusste, er hatte sich nie besser gefühlt, ohne zu begreifen, was genau in ihm vorging.
Warte, schrie er (komma) als endlich jemand vor ihm zu sehen war, so warte doch! (Anführungszeichen?)
Der andere blieb stehen, seufzte und drehte sich um. Sein Blick kam Gunther kalt und stumpf vor.
„Sieh, was ich hier habe. Du musst es dir unbedingt angucken.“
Er hielt dem Fremden den Rucksack vor die Nase, doch dieser machte keine Anstalten der Aufforderung Folge zu leisten.
„Los, mach schon. Aber vorsichtig, er darf nicht entkommen!“
Der Mann seufzte und zog behutsam den Reißverschluss auf.
Ein Vogel, bemerkte er trocken. (Anführungszeichen?)
„Sieh genau hin! Hast du so etwas schon gesehen?“
Der Fremde warf einen zweiten Blick in das innere (Innere) der Tasche.
„Ein toter Vogel, sonst nichts.“
Panisch riss Gunther die Tasche vollends auf und starrte auf den Boden.
Der Vogel lag regungslos auf dem Boden, seine Flügel weit von sich gespreizt. Sein Gefieder bestand aus verschiedenen Grautönen der Stufen 18 bis 23.
Was hatte er eben noch daran gefunden?
Er blickte wieder auf, doch der Fremde war längst weiter gegangen und bog gerade in eine Seitenstraße ein. Gunther griff in den Rucksack, zog das tote Tier hervor und warf es auf den Boden.
Er bemerkte, wie ein kleiner Tropfen einer Flüssigkeit aus seinem Auge lief und seine die Wange hinab glitt. Das kannte er nicht. War das ein Ausdruck dieses merkwürdigen Gefühls, das ihn beschlich?
Er fühlte, dass etwas sehr wertvolles (Wertvolles) nun für immer verloren war, doch dann schmeckte er den salzigen Tropfen, der seine Lippen erreicht hatte. Und dann sah er sie wieder, die Stadt aus seinem Traum und er wusste, dass er sie nie mehr vergessen würde können.
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Re: [Kreatives Schreiben 2] Farblos

Beitragvon Struppigel » Mo 27 Jul, 2009 18:14


Hallo Garfield,

eine Welt ohne Farben in (wahrscheinlich 35) Graustufen einzuteilen, die offenbar jeder Mensch dort unterscheiden kann, ist eine wirklich gute Idee. Auch vorstellbar, da beispielsweise Rot-Grün-Blinde mehr Graustufen unterscheiden können als Farbtüchtige.
Die Beschreibungen der Stadt könnte man aber noch interessanter gestalten.

Auch auf die Gefahr hin, einige von Traumis Anmerkungen zu wiederholen, Details:
Als Gunther erwachte Komma erinnerte er sich noch wage an einen Traum. Es war nichts besonders gewesen; seine Stadt, kein Komma mit ihren unzähligen Fabriken, engen Straßen und dem von Rauchschwaden verhangenem Himmel war darin vorgekommen. Und doch war sie anders. Alles hatte so ausgesehen wie immer, nur die Wirkung war eine andere. Wo er sonst seinen Arbeitsweg sah, den er jeden Tag stumm hinter sich brachte, hatte er einen gleißenden Pfad vorgefunden, der den er entlang schritt, alles um ihn herum war lebendig und bebte vor Energie. Doch er konnte diese Änderung nicht in Worte fassen.
Nach dem Nachdem er sich im Bad erfrischt hatte, war der Traum aus seinem Gedächtnis entschwunden. Er legte seine Uniform an, die akkurat gebügelte Hose in grau Grau (Stufe 33), also direkt vor schwarz Schwarz - sehr gut übrigens, wie Du hier beiläufig die Stufen erklärst. Es ist klar, dass 34 der dunkelste Ton sein muss und 1 oder 0 der hellste , darüber ein weißes Hemd, über dem er wiederum eine Jacke trug, in der selben derselben Graustufe der Hose und auf dem Kopf die Mütze ganz in schwarz Schwarz Der Satz hier ist sehr umständlich . Er schlüpfte in die schweren Komma scharzen Lederstiefel, dann befestigte er seinen schwarzen Knüppel am Gürtel und ging in seine Küche ist es so wichtig, hervorzuheben, dass es "seine" Uniform, "sein" Knüppel und "seine" Küche ist? .
Als Aufpasser hätte er genug Geld um sich edle Komma weiße Möbel leisten zu können, doch er verabscheute so viel Helligkeit, also hatte er seine Küche in geschmackvollem Grau (Stufe 7) eingerichtet. Was außer der Graustufe ist noch geschmackvoll?
Er schaltete das Radio an, doch Du gebrauchst das Wörtchen "doch" schon inflationär. Nimm mal etwas anderes die Nachrichtensendung war bereits vorbei, nur noch monotones Rauschen drang aus dem Lautsprecher. Dennoch doch, nur noch, Dennoch ist etwas zu viel "och" ließ er es an, besser Punkt die Stille, die er sonst so liebte, war ihm heute Morgen unerträglich. Wie immer kochte er sich schwarzen Kaffee und gab anschließend so viel Milch dazu, dass er einen guten Grauton bekam. Nach dem er ihn den Grauton? ruhig getrunken hatte, nahm er seinen Rucksack und verließ die Wohnung. Über das Treppenhaus, etwas aufgetragen in weiß Weiß und grau Grau (Stufe 2) gehalten, gelangte er auf die Straße Dass man über ein Treppenhaus nach draußen gelangt, halte ich nicht für erwähnenswert . Dort vor der Tür wartete sein Freund Fred.
Sie raunzten sich ein 'Morgen' zu, dann ging Gunther weiter zur Arbeit. Fred war auch Aufpasser, seine Arbeitsgebiet war die StraßeKomma in der Gunther wohnte. Sie hatten darauf zu achten, dass die Bevölkerung sich benahm und die Schlägereien nicht überhand nahmen.
Auf der anderen Straßenseite prügelte sich eine Gruppe von Männern. Selbst von hier konnte Gunther ihnen ihre Lustlosigkeit ansehen, dennoch warf er Fred einen auffordernden Blick zu und dieser schlenderte, während er seinen Knüppel zog, gemächlich auf die andere Seite.
Gunther kümmerte sich nicht mehr darum, er musste Punkt neun in der Fabrik sein. Er wollte sich beeilen Komma doch als er seinen gewohnten Weg einschlug Komma kam dieser ihm seltsam unvertraut vor. Dabei war alles wie immer. Die Gebäude waren aus grobem Stein, in verschiedenen Grautönen gehalten. Das fahle weiße Licht der Sonne durchdrang mühsam die grauen und schwarzen Schwaden, die aus den Schonsteigen der Fabriken aufstiegen.
Gunther zuckte mit den Achseln und ging weiter. Er erreichte die Straßenbahnstation gerade Komma als die pechschwarze hier hast Du einen bildhaften Vergleich mit Pech - etwas, das mir bei den anderen Graubeschreibungen noch fehlt. Wie wäre es mit Himmelgrau oder Grasgrau? Bahn eintraf. Mit gezogenem Schlagstock ordnete er die einsteigenden Leute, indem er auf sie einschlug da er auf sie einschlägt, ist es klar, dass er den Stock gezogen haben muss - also entfernen , wenn sie sich um die Sitzplätze stritten. Einer stieß ihn mit dem Arm an und Gunther versetzte ihm einen harten Schlag mitten ins Gesicht. Der Mann stürzte, doch durch das Gedränge durch ein Gedränge kann man auch nur sehr schlecht hindurchfallen - Du meinst wegen dem Gedränge in der Bahn fiel er nicht. Dunkelgraues warum keine Stufenangabe? Blut tropfte aus seinem Mund auf die Klamotten Klamotten ist zu salopp - das passt stilistisch nicht rein der nebenstehenden Leute.
Gunther sah, dass alles geregelt war, ging auf einen der besetzten Sitzplätze zu und hob drohend den Knüppel. Sofort erhob sich die schwangere Frau und er nahm Platz.
Lustlos sah er aus dem Fenster. Irgendetwas stimmte mit ihm heute nicht, er ertappte sich beim grübeln Grübeln . Viel zu lasch hatte er eben gearbeitet, er musste sich zusammenreißen!
Plötzlich flog draußen etwas vorbei, ein Tier, vielleicht ein Vogel. Eine Helligkeit, ganz anders als die von weiß Weiß , schien von ihm auszugehen. Gunther war fassungslos.
Er sprang auf, rannte zur Tür und zog die Notbremse. Quietschend kam die Bahn zum stehen Stehen , sämtliche Fahrgäste fielen übereinander, ein entsetzliches Chaos, doch Gunther bemerkte es kaum. Er hechtete aus der Bahn und lief auf die Straße zu, wo er den Vogel hatte hin fliegen sehen wohin er den Vogel hatte fliegen sehen - damit umgehst Du auch gleichzeitig das Problem, zwischen hinfliegen und hinfliegen (hinfallen) zu unterscheiden.
Kaum war er um die Ecke gebogen, da sah sehen hast Du schon im letzten Satz. Nimm "entdeckte" oder ähnliches er ihn schon, sitzend auf einem alten Strauch.
Gunther hätte ihn nicht beschreiben können. Er sah aus wie ein Vogel, aber so ein Federkleid hatte er noch nie zuvor gesehen. Es war nicht weiß, nicht schwarz und auch keine der 33 Graustufen. Es schien einfach zu strahlen. Nicht so grell wie weiß, aber lebendiger, pulsierend. Und er wusste, dass es das war, wovon er geträumt hatte und er empfand ein Gefühl tiefer Wärme, die aus seinem Inneren zu strömen schien.
Langsam näherte er sich dem Tier. Er ging etwas gebückt, damit sein Körper niedriger war als der Zweig, auf dem der Vogel saß. Seinen linken Arm hielt er nach vorne ausgestreckt und als er bis auf einen Schritt ran war Komma machte der Vogel einen Satz und sprang auf seine Hand.
Mit weiten Augen betrachtete er dieses wunderschöne Tier.
Plötzlich griff Gunther mit dem rechten Arm zu mit einem Arm kann man nicht greifen und hielt den Vogel jetzt fest in seiner Hand.
Mühsam zog er seinen Rucksack von den Schultern und versuchte den Reißverschluss mit der linken Hand zu öffnen. Endlich packte er den Vogel in den Rucksack und schloss diesen augenblicklich.
Dann rannte er los, einfach die Straße entlang. Er suchte Menschen, wer war egal. Er rannte mit weitgreifenden weitgreifend passt nicht zu Schritten. Es gibt Maßnahmen, die weit greifen, oder ähnliches, aber Schritte/Beine greifen nicht. Reichen würde hier schon "mit weiten Schritten" Schritten, der Rucksack in seiner Hand schaukelte hin und her und er erschöpfte nicht, sein ganzer Körper war voller Energie und er wusste, er hatte sich nie besser gefühlt, ohne zu begreifen, was genau in ihm vorging. Wieder so ein umständlicher, langer Satz. Dabei ist der Mann gehetzt - hier sind kurze Sätze angebracht, um die Eile zu verdeutlichen.
Warte, schrie er als endlich jemand vor ihm zu sehen war, so warte doch! Weiter unten hast Du Anführungszeichen verwendet, warum hier nicht?
Der andere blieb stehen, seufzte und drehte sich um. Sein Blick kam Gunther kalt und stumpf vor.
„Sieh, was ich hier habe. Du musst es dir unbedingt angucken.“
Er hielt dem Fremden den Rucksack vor die Nase, doch dieser machte keine Anstalten der Aufforderung Folge zu leisten.
„Los, mach schon. Aber vorsichtig, er darf nicht entkommen!“
Der Mann seufzte und zog behutsam den Reißverschluss auf.
Ein Vogel, bemerkte er trocken.
„Sieh genau hin! Hast du so etwas schon gesehen?“
Der Fremde warf einen zweiten Blick in das innere Innere der Tasche.
„Ein toter Vogel, sonst nichts.“
Panisch riss Gunther die Tasche vollends auf und starrte auf den Boden.
Der Vogel lag regungslos auf dem Boden Boden, Boden - verwende ein Synonym , seine Flügel weit von sich gespreizt. Sein Gefieder bestand aus verschiedenen Grautönen der Stufen 18 bis 23.
Was hatte er eben noch daran gefunden?
Er blickte wieder auf, doch der Fremde war längst weiter gegangen und bog gerade in eine Seitenstraße ein. Gunther griff in den Rucksack, zog das tote Tier hervor und warf es auf den Boden. der obigen Beschreibung nach, war der Vogel schon vorher auf dem Boden
Er bemerkte, wie ein kleiner Tropfen einer Flüssigkeit aus seinem Auge lief das klingt erst so, als sei der Vogel gemeint und seine die Wange hinab glitt. Das kannte er nicht. War das ein Ausdruck dieses merkwürdigen Gefühls, das ihn beschlich?
Er fühlte, dass etwas sehr wertvolles Wertvolles nun für immer verloren war, doch dann schmeckte er den salzigen Tropfen, der seine Lippen erreicht hatte. Und dann sah er sie wieder, die Stadt aus seinem Traum und er wusste, dass er sie nie mehr vergessen würde können.


Nicht schlecht, was aus so einer Übung entwachsen kann.

Liebe Grüße
Struppi
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Re: [Kreatives Schreiben 2] Farblos

Beitragvon Garfield » Di 28 Jul, 2009 00:58


Hey Traumi (ich darf dich doch noch so nennen, oder? :) ),

ein großes Dankeschön für deinen Kommentar. Das ich damals an dieser kreativen Übung teilgenommen habe lag auch zum Teil daran, dass ich hoffte einen Kommentar von der Leiterin zu bekommen, und nun hat es wirklich noch geklappt!
Es tut mir leid, dass ich bei Amises Text keinen Kommentar geschrieben habe, aber ich war einfach sehr gestresst in letzter Zeit, Prüfungen etc, deswegen habe ich es nicht geschafft.
Auch diesen Text habe ich damals deswegen in sehr kurzer zeit geschrieben und dann kaum überarbeitet, was man ihm denk ich auch anmerkt.
Aber es freut mich sehr, dass er dir soweit gefallen zu haben scheint.

Klar, du warst an das Thema gebunden, was an sich zugegebenermaßen nicht sehr weit reichend ist

Da mir selbst viel zu selten etwas einfällt, mag ich es zu bestimmten Themen/Ideen zu schreiben und der Zeitdruck führt auch dazu, dass ich wirklich schreibe. Am anfang habe ich zwar wirklich gedacht 'Hm, komisches Thema' aber dann gefiel es mir ganz gut.

Ansonsten ist mir eigentlich nur noch eine Sache als gravierend aufgefallen. Deine Geschichte hat einen etwas „merkwürdigen“ und gebrochenen Spannungsbogen. Du benutzt den Traum als Aufhänger für den lebendigen, gleißenden Eindruck der Gegenstände (ich nehme mal an du meinst hier die Farbe). Aber gleichzeitig auch den Vogel. Das beißt sich und wirkt „aneinander gereiht“. Ich fände es geschickter, wenn du dich sozusagen für einen „Aufhänger“ entscheidest oder sie zumindest geschickt verbindest. Sagen wir z.B. er sieht den Vogel im Traum und entdeckt ihn dann in der Realität wieder.

Hier verstehe ich leider nicht so ganz was du meinst. Vielleicht erklärst du mir das nochmal etwas genauer?
Er sieht zwar nicht den Vogel im Traum, aber Farben, was diese beiden Ereignisse ja verbindet. Der Traum am Anfang hat eher was damit zu tun, dass ich zeigen wollte, dass dieses Farbige, was wie du richtig geschrieben hast für Gefühle steht, bereits in ihm drin steckt. Er träumt davon ohne es je gesehen zu haben. Dieser Vogel ist schließlich der Auslöser dafür, dass es auch nach außen kommt.
Es geht dann auch ein wenig darum, ob er so ist, wegen der farblosen Welt, oder ob sie farblos ist, wegen den gefühllosen Menschen. Aber das war eher ein Randaspekt, hauptsächlich ging es mir darum, wie eine Welt sein würde ohne Farben.
Tatsächlich kenne ich Pleasantville (ich mag den Film :) ) und im Nachinein hab ich auch ein paar Parallelen entdeckt.

An einigen Stellen würde ich höchstens wegen der „Lesbarkeit“ straffen; z.B. Fred, er scheint mir keine essentielle Rolle zu spielen.

Die Stelle mit Fred ist sicherlich nicht die Stärkste, ich bin damit auch unzufrieden.
Aber zum weglassen ist sie zu schade. (Ich schaffe es ja nicht mal mich von dem von Struppi (wahrscheinlich zu Recht) kritisiertem Treppenhaus zu trennen) Denn sie dient dazu, diese Welt näher zu beschreiben. Zum einen, dass Fred als Freund bezeichnet wird, die beiden aber trotzdem kein Wort miteinander wechseln, weil Freundschaft dort einfach was ganz anderes, weniger Herzliches ist, als bei uns (eigentlich existiert echte Freundschaft dort nicht) doch ich glaube dieser Aspekt ist gescheitert. Die zweite Sache war die Gruppe prügelnder Männer. Ich wollte zeigen, dass alle in dieser Welt so sind, dass nicht etwa die bösen Aufseher die arme Bevölkerung unterdrücken, sondern dass diese Welt so trostlos und deshalb aggressiv ist, dass die Aufseher nötig und völlig akzeptiert sind. Deswegen beschwert sich niemand.

(wieso? welche Fabrik?)

Hm, ich dachte es würde sich aus dem Text erschließen, dass er in einer Fabrik als Aufseher arbeitet, aber möglich, dass ich mich geirrt habe. Ich beschreibe gerne zu viele unnütze Sachen und da dachte ich, eine genauere Beschreibung seiner Arbeitsstelle wäre nicht notwendig.

Danke auch für die Komma-Kommentare, diese olle Zeichensetzung werde ich wohl nie hinbekommen.



Hey Struppi,

auch dir ein herzliches Danke für deinen Kommentar. Ich finde es beeindruckend wie viele (und vor allem gute) Kritken du in letzter Zeit schreibst, da kriegt man als jemand der ja jetzt auch frei hat ein richtig schlechtes Gewissen :D
Der Gedanke mit den Graustufen kam mir auch in etwa so, dass für Leute die keine Farben sehen die Differenzen der Grautöne ja eine viel größere Bedeutung spielen müssen. Freut mich dass es dir gefällt.
Wie oben bereits erwähnt, die Kommas krieg ich wohl nie hin, danke dafür. Aber vor allem freue ich mich darüber, dass du mich auf diese Kleinigkeiten und Feinheiten in der Sprache aufmerksam machst (dass man nicht mit dem Arm greift, dass der gezogene Stock unnötig ist etc) und über die Tipps zum Ausdruck. So etwas wie Wiederholungen fallen mir manchmal von selbst bei meinen eigenen Texten einfach nicht auf. Ich habe das meiste davon jetzt überarbeitet.

hier hast Du einen bildhaften Vergleich mit Pech - etwas, das mir bei den anderen Graubeschreibungen noch fehlt. Wie wäre es mit Himmelgrau oder Grasgrau?

An und für sich eine witzige Idee, aber wären solche Beschreibungen nicht zu poetisch für diese Welt? Und auch zu witzig. So im nachinein überlege ich sogar, ob das Pechschwarz nicht vielleicht auch weg muss, weil es nicht so recht zum Stil passt.




Ich muss mal schauen, vielleicht überarbeite ich die Geschichte nochmal stärker, nötig hat sie es denke ich, vor allem beim Ausdruck, aber ich habe mich nun seit damals nicht mehr damit beschäftigt und fürchte, dass ich deshalb aus dem Thema etwas raus bin.

Liebe Grüße an euch beide, garf
Kurz, er bewies eine Geduld, vor der die hölzern-gleichmütige Geduld des Deutschen, die ja auf dessen langsamer, träger Blutzirkulation beruht, einfach gar nichts ist.
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Re: [Kreatives Schreiben 2] Farblos

Beitragvon Antibegone » Di 28 Jul, 2009 10:25


Huhu Garfield :-)

Aber sicher darfst du mich Traumi nennen. Traumi gefällt mir auch eigentlich besser als Myr, lach.

Also, es freut mich sehr, wenn du mit meinem Kommentar etwas anfangen konntest. Auch, dass die Übung dir zugesagt hat, find ich natürlich gut.
Das mit den Prüfungen und der wenigen Zeit kenne ich sehr gut, ich würde so gerne noch mehr Kommentare schreiben … also wie gesagt: Ist nicht schlimm, dass du es nicht geschafft hast Amises Text zu kritisieren (ich hoffe ich schaffe das noch …)

Das ich damals an dieser kreativen Übung teilgenommen habe lag auch zum Teil daran, dass ich hoffte einen Kommentar von der Leiterin zu bekommen, und nun hat es wirklich noch geklappt!


Du Schlingel :-)

Okay, jetzt mal zum Text.
Das mit dem Vogel und mit dem Traum. Ja, ich gebe zu das habe ich nicht sehr gut ausgeführt. Ich finde das wirklich schwer zu erklären. Es hat einfach was mit dem Spannungsaufbau zu tun und damit, dass die Geschichte „rund“ wird. Ja, die beiden Aufhänger sind durch das Farberlebnis verbunden, aber ihr Auftreten ist erst einmal unabhängig voneinander. Jaha, du könntest sagen, das ist es vielleicht nicht, weil so und so. Und das sollte es auch nicht sein. Aber das müsstest du auch schreiben.
Denn sonst hast du zwei gleichartige Ereignisse mit verschiedenen Ursachen, von denen du als Aufhänger nur eine gebraucht hättest. Es ist einfach doppelt. Das heißt: Am Geschicktesten wäre es die Geschichte „enger zu flechten“, die Ereignisse in sich greifen zu lassen. Ich meine, du willst ja nicht nur irgendetwas irgendwie erzählen. Nicht in dem Sinne: Es passierte dies dann das und dann das … Sondern du bereitest die Ereignisse ja in gewisser Weise (thematisch) auf. Zumindest es sei denn du willst es explizit nicht. Aber dafür sehe ich hier keinen Grund.
Wenn du wie hier solche Schlüsselereignisse aneinander reihst, fehlt der Geschichte einfach die Stringenz. Zumindest für meinen Geschmack. Dabei gibt es hier ganz, ganz viele Möglichkeiten es „enger zu stricken“. Ich bin sicher dir fällt noch was Schönes dazu ein.

Wie gesagt, ich finde es hier nicht unbedingt notwendig zu streichen. Die Geschichte lebt in gewisser Weise davon. Und ich kann zum Beispiel nachvollziehen, warum du Fred mit hinein genommen hast. Und die prügelnden Männer würde ich auf jeden Fall lassen mit der Erklärung, die du selbst gegeben hast. Hier erfährt man etwas Wichtiges über die farblose Welt, das würde ich lassen.
Die Schwerfälligkeit der Sprache ist legitimiert, auch die etwas übertrieben detaillierten Beschreibungen der farblosen Umgebung (z.B. die Erwähnung des Treppenhauses). Du kannst dir nur überlegen, ob du das deinem Leser sozusagen antun willst. Dir sollte einfach klar sein, dass ich als Leser mir dann irgendwann denke: „Langweilig …“ Aber genau das ist die beschriebene Welt ja auch. Monoton. Grau. Ohne Freude.
Das ist absolute Abwägungs- und Geschmackssache. Ich kann dir nur meine persönliche Meinung sagen, die wäre, wenn du irgendwelche Sachen glaubst streichen zu können ohne ein schlechtes Gewissen zu haben – tu es. Wenn nicht, dann lass es :-)

Ich hoffe ich konnte jetzt ein bisschen deutlicher erklären, was ich meinte? Wenn ich mich wieder unverständlich ausgedrückt habe, lass es mich wissen, ich mache gerne noch einen Versuch.

Liebe Grüße,
Myr
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Re: [Kreatives Schreiben 2] Farblos

Beitragvon Struppigel » Di 28 Jul, 2009 11:09


Hallo nochmal, Garf. :D

An und für sich eine witzige Idee, aber wären solche Beschreibungen nicht zu poetisch für diese Welt? Und auch zu witzig. So im nachinein überlege ich sogar, ob das Pechschwarz nicht vielleicht auch weg muss, weil es nicht so recht zum Stil passt

Den Vorschlag hatte ich auch nur gemacht, weil Du schon "pechschwarz" verwendet hattest. Konsequenz ist in jedem Fall besser. Entweder "pech" entfernen oder mehr dieser bildhaften Vergleiche einführen.

auch dir ein herzliches Danke für deinen Kommentar. Ich finde es beeindruckend wie viele (und vor allem gute) Kritken du in letzter Zeit schreibst, da kriegt man als jemand der ja jetzt auch frei hat ein richtig schlechtes Gewissen :D

Ja, so ist das, wenn man das ganze Semester über keine Zeit hat und nach den Prüfungen plötzlich viel zu viel davon da ist. Man weiß gar nicht mehr, was man damit machen soll. ;)
Ab Morgen bin ich erstmal für ein paar Tage weg.

Liebe Grüße
Struppi
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Re: [Kreatives Schreiben 2] Farblos

Beitragvon Garfield » Mi 29 Jul, 2009 13:18


Moin Traumi

Aber sicher darfst du mich Traumi nennen. Traumi gefällt mir auch eigentlich besser als Myr, lach.

Warum hast du dich dann umbenannt? oO

Zur Aneinanderreihung:
Danke für den zweite Erklärung. Ich glaube jetzt verstehe ich was du meinst. Für dich wirkt es so, als würde ich einfach Ereignisse aneinanderreihen wie sie chronologisch passieren. Besser fändest du es, wenn ich das ganze geschlossen halten würde.
Da geb ich dir erstmal recht, ein geschlossener Aufbau ist besser, ich dachte aber, ich hätte das durch die Farbverbindung der Ereignisse und durch die Tatsache, dass ihm zum Schluss der Traum für immer in Erinnerung bleibt erreicht. Aber vielleicht hast du auch recht, da muss ich nochmal drüber nachdenken, bin mir nicht so sicher.

Du kannst dir nur überlegen, ob du das deinem Leser sozusagen antun willst. Dir sollte einfach klar sein, dass ich als Leser mir dann irgendwann denke: „Langweilig …“ Aber genau das ist die beschriebene Welt ja auch. Monoton. Grau. Ohne Freude.

Ja das ist die Gefahr, eine solche Welt beschreiben und dabei zu langweilen. Im Idealfall vermittelt man das Gefühl für diesen Ort und schreibt trotzdem fesselnd. Aber an meinem Ausdruck muss ich ohnehin noch viel viel arbeiten.

gruß garf

Moin Struppi

Auch dir danke nochmal für deinen Kommentar. Ja, Konsequenz ist besser, ich denke das Pechschwarz fliegt raus.
Und ich finds super, wenn du deine frei Zeit nutzt um Kommentare zu schreiben, ich gammel so kurz nach den Prüfungen noch zu gern :D

gruß garf
Kurz, er bewies eine Geduld, vor der die hölzern-gleichmütige Geduld des Deutschen, die ja auf dessen langsamer, träger Blutzirkulation beruht, einfach gar nichts ist.
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