von Friederich » So 06 Dez, 2009 16:12
Hallo Isa,
ich habe heute mal ein paar deiner Texte angeschaut und mir fiel auf, dass dieses starke Gedicht noch keinen Kommentar abbekommen hat.
Von einigen orthographischen und grammatikalischen Fehlern, die mir aufgefallen sind (sofern mein Englisch mich nicht täuscht) abgesehen, ist dies ein unglaublich starkes, vielsagendes Gedicht, dessen Verfasstheit in Englisch nicht einfach nur ein Gimmick ist oder der Versuch, etwas Exotisches zu machen, sondern eine wirkliche Aussage hat. Die Grundstimmung, die mir der Text vermittelt, lässt mich die Songtexte von Jonatha Brooke assoziieren.
Du baust das Gedicht um ein kohärentes Metaphernmodell herum, das des Gebäcks. Um das Backwerk herum baut sich die assoziative, metaphorische Aussage, die kaum in einem Satz zu fassen ist. Das Lachen („laughs“ ist für mich eher mich „das Lachen“ als mit „die Lacher“ zu übersetzen, zumindest hier) hat eine Veränderung durchlaufen. Vom unbefangenen, jugendlich unbeschwerten wurde es gekürzt, domestiziert und hat nun seinen Platz am Kaffeetisch, schwingt aber unentwegt fort; dies zeigt aber, dass es nicht mehr Lachen, sondern konservierte Erinnerung geworden sind, gefangen in Wiederholung. Daher gefällt mir auch die Repetition am Ende der ersten Strophe richtig gut!
Die zweite Strophe macht dies explizit, indem zum einen mit „buttersmudged pictures“ so etwas wie eine Jugenderinnerung oder der Entwurf des Möglichen skizziert wird, der durch die offenen Fenster auch in Kontakt mit diesem Möglichen steht. Dadurch, dass du den Konjunktiv verwendest, wird aber zum ersten Mal deutlich, dass ein gewisses Bedauern geschildert wird. Das Bild des Honigs steht den Mauern in den Köpfen gegenüber, sie sind und bleiben da, sie sind ebenso vertraut wie falsch.
Was den Text aber für mich ausmacht, ist nicht das, was ich unzureichend in Worte zu fassen versucht habe. Viel eher ist es die Stimmung, in der für mich eine tiefe Enttäuschung in Kontakt mit einer oberflächlichen Heiterkeit kommt, geistige und emotionale Mauern vor einem offenen Fenster stehen und immer noch das Süße, das Verspielte im Raum steht und den Horizont bunter färbt, als er in der Realität scheinen mag. Dass das lyrische "wir" durch die Verwendung der süßen Bilder naiv wirken mag, steigert für mich noch die Authentizität des Textes. Die Kindlichkeit wird bewusst evoziert, um einen Kontrast zu dem zu schaffen, was die Mauern in den Köpfen schaffen; die Erhaltung der Kindlichkeit in der Vorstellung scheint da ein Ausweg zu sein.
Ein superstarker Text, der mich für einige Zeit gefangen genommen hat! Ich hoffe, mich der Aussage ein wenig angenähert zu haben.
LG, Friederich
P.S.: Die mir aufgefallenen Fehler habe ich rot markiert:
Cropped the tickled laughs
in shortcake, only semi-sweet
and swinging to tounges
lingering on and on and on,
like fresh cake kisses
with buttersmudged pictures
on minds,
through wide opened windows,
could have
poured honey all the way
on and so on,
but glancing at the unleashed
tumbeling, by rerolled dices
and curtains on our mind
staying truthfully here to be
wrong. .
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)
Friederich