Hallo allerseits!
Wie ich in meinem Vorstellungsthread bereits erwähnt habe, schreibe ich, zusammen mit einem Freund von mir, der hier zurzeit keinen Account hat, an einem Fantasy-Roman.
Ich hätte ganz gerne mal ein wenig Kritik zu meinem Schreibstil, der Handlung, der Wortwahl und dem ganzen Rest.
Worum es geht: Unser Roman spielt in einer Mittelalterlichen Welt, beherrscht von der Inquisition. Unter dieser erstreckt sich ein gewaltiges Höhlensystem,in welchem sich im Laufe der Äonen eine blinde Sub-spezies von Menschen entwickelt hat, genannt Suebi. Die Bewohner der Oberfläche wissen nichts davon, sie sind ahnungslos - bisher. Im Verlauf des Buches entbrennt ein apocalyptischer Konflikt zwischen Ober- und Unterwelt, dessen Ausgang hier noch nicht verraten werden soll!
Also dann, hier mal das erste Kapitel:
Aurora horchte. Sie horchte nach einem Laut ihres Opfers, einem Fauchen, oder dem blubbernden Geräusch, wenn es mit seinen Kiemen die feuchte Luft der Höhle einsog. Doch da war nichts. Nur das Geräusch der Tropfen die von der Decke vielen und ein leises Plätschern verursachten, wenn sie auf die Oberfläche des Wassers trafen, das eine dünne Schicht auf dem Boden bildete und der kaum hörbare Ton der winzigen Bächlein, die an den Wänden herunter liefen und ihr deren Position verrieten.
Sie befand sich in einer kleinen Grotte von annähernd runder Form, deren Durchmesser etwa 5 Meter betrug. Es war völlig dunkel, doch das war ohne Belang, denn Aurora verließ sich gänzlich auf ihr Gehör.
Das Wesen musste hier irgendwo sein. Sie hatte es die letzten zwei Stunden gejagt, durch die Tiefen der Welt, bis sie in dieser Kammer angelangt war. Wahrscheinlich ruhte die Kreatur sich aus, verharrte völlig bewegungslos im flachen Wasser und sammelte ihre Kräfte um sie anzufallen.
Auch Aurora bewegte sich nicht. Mit angespannten Sinnen stand sie im Eingang des Tunnels, aus dem sie gekommen war. Sie machte zögernd einen Schritt nach vorne, wobei sie jedoch keinerlei Geräusch verursachte.
Sie wartete weiter darauf, dass ihr Gegner einen Fehler beging.
Dann bewegte er sich. Sie hörte das Platschen der aufgewühlten Wasseroberfläche und fühlte die winzigen Tröpfchen, die auf ihre Haut spritzten, noch bevor sie die kleinen Wellen gegen ihre Knöchel schwappen fühlte. Sie reagierte sofort und ließ sich fallen.
Es war die richtige Entscheidung gewesen. Das Geschöpf sprang über sie hinweg, so nah, dass sie den Luftzug fühlte. Die Kiefer des Wesens schnappten Geräuschvoll zusammen.
Sie wagte es nicht, einen Muskel zu rühren. Das Wesen kroch neben ihr umher, suchte sie. Dabei röchelte es lautstark nach Luft und wedelte anscheinend mit irgendwelchen Auswüchsen oder Fühlern umher, von denen einige direkt neben ihr die Wasseroberfläche streiften.
Das Biest verfügte zwar über erstaunliche Sinne, und ein enorm
mordlüsternes Temperament, doch besonders intelligent war es nicht. So
wurde es bald Zornig, als es sie nicht fand und entfernte sich langsam von
ihr, wobei es mit seinen unbeholfenen Bewegungen das Wasser zerwühlte.
Aurora entschied, dass sie lange genug gewartet hatte, und schlug zu. Sie war es nicht, die von dem Wesen gejagt wurde, sondern umgekehrt!
Sie sprang auf, machte einen Satz in Richtung des Wesens und stieß gleichzeitig mit ihrem Jagdmesser zu. Sie traf. Die Klinge versank mit leichtem Widerstand im Fleisch, was sich irgendwie reißend anhörte. Ein protestierendes Fauchen erklang. Das Geschöpf warf sich zu ihr herum, doch sie hielt sich am Griff ihres Dolches fest und wurde mit herum
gewirbelt. Wie besessen schnappten die Kiefer zu, doch glücklicherweise konnte es seinen Kopf nicht weit genug drehen um sie zu erreichen. Nur seine Fühler peitschten sie. Sie versuchte mit hektischen Bewegungen, auf den Rücken des Wesens zu klettern, um aus der Reichweite des Schlundes zu gelangen, doch ihre Hände glitten ein ums andere mal an der glitschigen Haut ab. Das Wesen warf sich umher, entweder vor Schmerzen, oder von primitivem Fressrausch getrieben, was es auch nicht einfacher machte. Auf einmal löste sich ihre Waffe mit einem ekelhaften Schmatzen aus dem
zähen Fleisch und sie wurde weggeschleudert. Das Wesen setzte ihr sofort nach. Sie riss ihre Waffe hoch, genau im richtigen Moment. Das Wesen war
direkt über ihr. Durch die schnelle Bewegung traf das Messer nicht richtig, und schnitt nicht tief ein. Jedoch zuckte das Tier vor dem Schmerz zurück, was ihr das Leben rettete. Sie hatte allerdings keine Zeit, sich dieser Tatsache zu erfreuen, denn das Wesen würde wieder angreifen. Daher stach sie erneut zu, wobei sie diesmal auf das Sauggeräusch der Kiemen zielte. Diesmal fand die Waffe ihr Ziel. Die Klinge versank bis zu Heft in dem Büschel aus faserigen, feuchten Atemorganen. Heißes Blut schoss über ihre Hand. Mit einem Jaulen riss sich die Kreatur los und floh. Sie richtete sich auf und lauschte. Das verwundete Tier kroch so schnell es ihm möglich war, davon. Anscheinend durch einen weiteren Gang, von dem Aurora vorher
nichts bemerkt hatte. Es gab sich keine besondere Mühe leise zu sein, und das Platschen seines unbeholfenen Fliehens hallte von den Wänden wieder. Wollte es den unbedingt alles anlocken, was hier unten hauste und nichts gegen eine leicht zu erbeutende Mahlzeit hätte?
Aber wahrscheinlich dachte es gar nicht so weit. Aurora blieb erst einmal einen Moment stehen und rang nach Atem. Sie schwitzte, was nicht gut war, denn der Schweiß würde eine gut riechbare Spur für andere Bestien bilden, doch dagegen konnte sie im Moment nichts tun.
Ihr Atem ging keuchend, beruhigte sich jedoch langsam. Erst jetzt viel ihr auf, dass sie aus einer Wunde am Arm blutete. Vermutlich hatte sie sich an
irgendeinem Stachel des Wesens gekratzt. Sie war erschöpft, doch durfte sie nicht versagen. Der Clan brauchte Nahrung! Doch sie handelte nicht nur aus reiner nächstenliebe. Eine Jägerin, die zu oft erfolglos zurückkehrte, lebte nicht lange…
Sie holte noch einmal tief Luft und nahm anschließend die Verfolgung auf. Es war nicht schwer, dem Wesen zu folgen. Noch immer hörte sie es rennen, wenn auch recht weit entfernt, und zudem fühlte sie hin und wieder etwas warmes Blut im Wasser treiben. Der Gang verlief recht gerade, die Decke war recht hoch, weshalb sie aufrecht laufen konnte.
Es war ein Risiko, in unbekanntem Gebiet zu rennen, denn dabei
vernachlässigte sie es zwangsläufig, auf ihre Umgebung zu achten. Es konnte immer geschehen, dass sie eine Abbiegung nicht wahrnahm und plötzlich von der Seite angegriffen wurde, oder dass sich etwas von oben auf sie herabfallen sie, um sie zu zerfleischen. Auch war es anstrengend, in der Kälte zu rennen, doch damit musste sie leben. Ihre Beute durfte ihr nicht entwischen. Langsam holte sie auf. Sie erlaubte sich ein lächeln. Sie würde nicht mit lehren Händen nach Hause kommen. Schlagartig endete der Tunnel. Der Boden hob sich leicht an, das Wasser wich kaltem, trockenem Stein. Sie hielt für einen kurzen Moment inne, um auf die Echos zu achten und sich mit ihrer Hilfe zu orientieren. Sie war in einer großen Halle.
Über ihrem Kopf vernahm sie den Hauch eines Flatterns. Sie vermutete, dass es hier Fledermäuse, oder etwas Ähnliches gab. Nicht weit vor ihr erklang ein blubberndes Stöhnen, welches ein wenig danach klang, als würde ein erkältetes Kind sich die Nase schnäuzen. Die Kreatur ruhte sich anscheinend aus. Siegessicher schlich sie darauf zu. Das Biest würde sie zwar dennoch wittern, aber Vorsicht schadete nie. Schlagartig trat sie ins Lehre. Sie versuchte, mit den Armen rudernd, dass Gleichgewicht wieder zu finden, doch es gelang ihr nicht. Sie stürzte. Es gab in den Höhlen Abgründe, die hunderte von Metern in die Tiefe führten. Wenn man in solch
einen stürzte, war man verloren. Selbst wenn man nicht durch den Aufprall starb, da der Grund der Höhle beispielsweise mit Wasser gefüllt war, so würde man die Bewohner der Schlucht auf den Plan rufen. In den unterirdischen Seen lebten nicht nur kleine blinde Fische und Schnecken, sondern auch größere, tödlichere Geschöpfe. Seit jeher hatte Aurora panische Angst davor gehabt, in einen solchen See zu stürzen. Sie hatte als Kind Geschichten gehört, von einem Überlebenden. Ein alter Mann ihres Stammes war einmal in einen Fluss gefallen. Etwas hatte ihn umstreift, an ihm genagt. Immer wenn er versucht hatte, aufzutauchen, hatte es ihn zurück in die Tiefe gezogen. Warum es ihn schließlich hatte entkommen
lassen, war ihm unbegreiflich gewesen. Er hatte von nichts anderem gesprochen, und trotz des Wahnsinns, der in seiner Stimme mitschwang, hatte er dem kleinen Mädchen, das ihm entsetzt zuhörte, einen Eindruck von dem Grauen vermittelt, das er erlebt hatte. Er war eines Morgens tot aufgefunden worden, er hatte sich erhängt. Anscheinend hatte er der Angst und den Schmerzen, die sein halb zerkauter Körper ihm bereitete, ein Ende setzen wollen. Aurora kreischte im Fallen. Sie wollte nicht so sterben, verloren und vergessen in einer der tiefsten Tiefen der Welt. Wenn sie auf der Jagd hier unten umkam, würde niemand nach ihr suchen, sie würde niemals gefunden werden. Ihre Ehre wäre verloren, denn ihr Körper könnte
dem Clan nicht einmal mehr als Dünger für die zahlreichen angebauten Pilzsorten dienen. Verzweifelt versuchte sie, die Kante zu Fassen zu bekommen. Ihre Finger umfassten harten Fels. Nie war sie so erleichtert gewesen. Erst jetzt kam ihr der Gedanke daran, dass sie Kreatur es darauf angelegt haben könnte, ihr eine Falle zu stellen. Das war ungewöhnlich. Die meisten Bestien, die die tiefen der Welt bevölkerten waren dumm und von Instinkten gesteuert. Manche jedoch besaßen eine Art böse Schläue.
Sie versuchte, sich hochzuziehen, doch da war die Bestie auch schon über ihr. Anscheinend war der Todeskampf, der sie derart siegessicher gemacht hatte ebenfalls nur vorgetäuscht gewesen. Sie versuchte erneut, sie zu beißen. Sie ließ sich in den Abgrund zurückfallen und hielt sich nur noch mit den Fingerspitzen fest. Geifer spritzte ihr ins Gesicht.
Ihr Messer hatte sie bei dem Sturz fallen gelassen. Sie besaß noch ein zweites, allerdings steckte dieses in ihrem Gürtel. Im Moment konnte sie nicht danach greifen, denn sie brauchte beide Hände, um sich festzuhalten. Die Kreatur peitschte mit den Tastfühlern nach ihr. Derer waren es viele und sie besaßen eine erstaunliche Kraft. Einer hieb ihr so kräftig ins Gesicht, dass er einen brennenden Schnitt auf ihrer Wange hinterließ. Selten war sie in einer derart Aussichtslosen Lage gewesen: sich am Rand eines Abgrundes festklammernd, ein monströses Wesen über ihr, dass nur darauf wartete, sie zu verschlingen, sobald sie hinaufkletterte. Da kam ihr eine Idee. Sie ließ erst mit der einen, dann mit der anderen Hand
den Fels fest und klammerte sich stattdessen an den Fühlern des Wesens fest. Diese waren dünn und schlüpfrig, doch sie schaffte es, sich daran festzuklammern. Nun war das Wesen es, das sich in einer verzweifelten Lage befand. Wenn es sie abschüttelte, würde sie in die Schlucht stürzen und dann könnte es sich nicht mehr an ihrer Leiche gütlich tun. Und wenn es nicht bald fraß, würde sein Körper nicht die Energie aufbringen, sich von seinen Verletzungen zu erholen. Wenn es sie jedoch nach oben zog, würde es sich erneut auf einen Kampf einlassen. Wenn es zu lange zögerte, würde ihr Gewicht es in die Tiefe ziehen, und sie würden beide sterben.
Die Gier nach ihrem Fleisch siegte. Es stemmte sich zappelnd gegen den
Boden und zog sie Stück für Stück nach oben. Sobald sie oben war, ließ sie die Tentakel los und sprang von der Kreatur weg. Sie rollte sich ab und zog ihr Ersatzmesser. Der erwartete Angriff des Wesens blieb jedoch aus. Es hatte anscheinend gelernt und versuchte nicht mehr sie blindwütig anzuspringen. Sie konnte hören, wie es sie langsam und mit schlurfenden Schritten umkreiste. Seine Atmung war nur ein leises Glucksen.
Aurora drehte sich langsam und angespannt mit. Sie wollte nicht von hinten angefallen werden. Beide Kämpfer warteten darauf, dass ihr Gegner einen Fehler beging, der es ihm ermöglicht hätte, ihn schnell und ohne Gegenwehr zu töten. Ihr wurde auf seltsame Weise klar, dass sich ihre Lage eigentlich
gar nicht so sehr von der des Biests unterschied. Beide waren sie verloren, sollten sie es nicht schaffen, Beute zu machen. Schließlich wagte Aurora den Angriff. Sir sprang zu dem Wesen hin, rammte ihm das Messer in die Seite, zog es heraus und sprang rasch außer Reichweite. Das Wesen jaulte, doch sie ließ ihm keine Zeit, nach ihr zu schnappen und tänzelte um es herum, wobei sie ein weiters mal auf es einhackte. Gerade als sie zum dritten Angriff ansetzen wollte, strauchelte sie. Ein Fühler des Wesens hatte sich um ihren Fuß gewickelt und sie zu Fall gebracht. Sie stürzte auf den Bauch und warf sich sofort herum, doch sie wusste insgeheim, dass es zu spät war.
Sie hörte bereits das pfeifende Geräusch, mit dem der Körper der Bestie die Luft zerteilte, als sie auf sie zuschoss, als sie aus einem Reflex heraus den Arm hochriss, der den Dolch hielt. Er traf das Wesen in die Innenseite seines Rachens. Blut und Speichel liefen über ihren Arm. Noch im sterben schnappte das Wesen zu, doch hatte es schon nicht mehr die Kraft, ihren Arm zu zerbeißen. Die nadelscharfen Zähne ritzen lediglich ihre Haut.
Erschöpft blieb sie eine Weile liegen und wartete darauf, dass sich ihr hektischer Atem beruhigte. Das war knapp gewesen, sehr knapp. Es hätte ihr nicht passieren dürfen, ihr nicht!
Sie blieb noch eine Weile liegen und versuchte, wieder zu Kräften zu kommen, dann machte sie sich daran, mit ihrem Messer so viel Fleisch abzuschneiden, wie sie nur tragen konnte, und begab sich derart beladen auf den langen Weg zurück zur Heimat ihres Stammes.
Ich würde mich sehr über Kritik freuen!