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Devolution

BeitragVerfasst: Mi 24 Feb, 2016 14:59
von vakuum
Devolution

als der mensch seinen höhepunkt erreicht hatte

seine entwicklung vollendet

die "menschlichkeit“ vervollkommnet –

entschied er sich dagegen


es sei, so befand er, geradezu langweilig,

dass dauerhaft güte und freundlichkeit herrschen sollten

auch ließe sich aus diesem zustand
nicht ausreichend individuelle befriedigung ziehen

die devolution, die anti-humanisierung, wurde bewusst eingeleitet

hass ersetzte freundschaft, neid die hilfsbereitschaft,

gier die genügsamkeit und
todessehnsucht die freude am leben


so vollzog sich mit zunehmender geschwindigkeit

die komplette verrohung dieser spezies

auf die wir all unsere hoffnung gesetzt hatten

kontaktaufnahme abgebrochen – keine begegnung erwünscht.


aus „Annalen der Sternenwanderer“, 25. Äon universaler Zeitbestimmung

Re: Devolution

BeitragVerfasst: Fr 04 Mär, 2016 20:29
von rivus
hallo vakuum,
devolution ohne antwort, weil es schon längst einen selbstlauf gibt? doch habe ich hoffnung, trotz aller bedrohungen, dass jeder auf seinen platz etwas entgegen setzt, was uns menschlich weiterbringt. dieser eintrag in die fiktiven annalen einer spezies, die vielleicht zu pessimistisch geurteilt hat, bestürzt.


lg
rivus

p.s.: zuletzt stirbt die hoffnung. es ist ein jahrhundert, das uns den menschen, alles positive menschlichen daseins, ganz abverlangt!

Re: Devolution

BeitragVerfasst: Sa 05 Mär, 2016 18:30
von vakuum
ei, das gibt's doch nicht - jetzt hatte ich mich angemeldet, eine tolle antwort geschrieben - und bin aus der anmeldung wieder rausgefallen, alles weg!!! Scheibenkleister!
in kürze: Wer verschen über karl valentin schreibt, ist niemals gänzlich hoffnungslos. lachen ist noch heute meine liebste beschäftigung, und nicht aus schadenfreude!
jedoch: wir sind keine "ausnahmemenschheit"! die braven, empathischen, hilfsbereitsen und guten unter uns sind und bleiben eine verschwindende minderheit.
wo die angst vor einem möglichen teilen-müssen des ach-so-schwer erworbenen besitzstandes regiert, werden ablehnung und zurückweisung hilfsbedürftiger nicht ausbleiben.
der mensch ist der mensch ist der mensch ist der mensch...diese tautologie ließe sich bis ins unendliche fortsetzen. und weil dem so ist, werden auch wir eher nicht zum ausnahmefall in der geschichte der menschlichen spezies werden. auch wir haben das dollarzeichen anstelle aller sonstigen symbole für geistige werte gesetzt - und werden den gang aller anderen hochkulturen gehen, und der führt stets abwärts. weil HOCHkultur schon der falsche ansatz ist - nur im begnügen mit einem gesellschaftsweit ähnlichen, jedoch individuell niemals maximal möglichen besitzstand bleibt eine gesellschaft in der balance. ja, marx lässt grüßen, war nicht dumm, der knabe - und jesus schon gleich gar nicht. aber man muss in diese rechnung halt den menschen einbeziehen.
die "devolution" kam mir in den sinn, als ich von Bette Middler "From a distance" anhörte - wie mögen wir wohl jemandem erscheinen, der uns aus der distanz betrachtet?! lg, eine nicht verzweifelte, auch nicht zu pessimistische, aber sicherlich realistische vakuum