wage mich also an meine erste kritik in diesem forum. :D
vorweg finde ich zartheit in der sprache wunderschön. ja, allerdings ist mir das hier zu weichgekocht.
es beginnt damit, dass (abgesehen von dem erwähntem, "ganz" und dem "verzweifelten" seufzer, beides unnötig) die erste direkte rede völlig in kitsch ausartet. ein standardsatz, ich wollte dir das sagen, ich liebe dich, auch beachtlich, dass es ein ganzer, hübscher satz ist. immerhin im schlaf gesprochen. aber gut, mag sein, dass das so ist, ich kenne das nur von einer bekannten und das sind mehr fetzen oder ausrufe, wie auch immer.
ja, und der nächste satz stößt mir auch auf. durch "ein wenig" überrascht sah sie ihn an, ich versuche mir gerade vorzustellen, wie man "ein wenig überrascht" sein kann. die gedanken kreisten, ja, dürfte etwas neueres sein an dieser stelle.
"war heftig" - entweder hier das adjektiv ändern, oder am besten sowieso den ganzen satz streichen. ich glaube, es täte dem text generell gut, wenn du versuchst, mehr handlung einzubauen, was geschiet, anstatt ihre gedanken/erkenntnisse/lösungen zu präsentieren.
"dieser satz sie für monate glücklich machen werde" - das ist mir zu viel des guten, an dieser stelle fragte ich mich zum ersten mal, ob die personen absichtlich so blass und austauschbar bleiben.
gefallen hat "
sie wagte es nicht, ihn zu wecken,
wagte nicht,..."
und weiter:
"sie wollte jetzt
einfach nicht hören, dass..."
wieder eine erklärung, ach, die mag ich gar nicht leiden. außerdem ist mir das in diesem satz erklärte schon längst klar, also unnötig und kann gestrichen werden.
"um sich selbst zu beruhigen"
wiederum erklärend. es wäre mir lieber, du würdest mir die geschichte an nase halten und ich könnte selbst entscheiden, woran mich jener und dieser geruch erinnert. bzw. welche erklärungen ich für das handeln deiner protagonisten jetzt finde. aber du meinst es zu gut mit uns, bist so lieb, die einzelnen sätze zu beschriften. zimt. nelke. mhm.
1) dass er solche Dinge nur im Schlaf dachte
wagte es nicht, ihn zu wecken
2)Ein paar Minuten lagen sie
ganz still beieinander. Schließlich drückte er sie zärtlich und
bestimmtwann ist er überhaupt aufgewacht? anders kann ich das nämlich nicht interpretieren, beim "bestimmt" lasse ich noch verhandeln ;) , beim "ganz still beineinander" nicht mehr (abgesehen vom
ganz ,das sowieso). müsste hier nicht stehen: lag sie still neben ihm. vielleicht lese ich allerdings "falsch" oder denke "falsch".
ob ich den durchscheinenden schatten mag, ich weiß es nicht, mir gefällt die bedeutung recht gut, allerdings mag ich die umsetzung nicht leiden "sie wurde", nein, das passt mir nicht wirklich.
im gegensatz zu anderen meinungen gefällt mir der flüsternde zeigefinger. da entstehen in meinem kopf auch keinerlei unfreiwillig komische bilder, mag sein, mir fehlt generell ein stück humor dafür. das suchen nach seinen lippen, das fügt sich auch schön ins bild.
seine stimme tauchte in ihr haar mochte ich wieder, generell gefielen mir die poetischen sätze, das problem daran war nur, dass der rest nicht passte und sie dadurch zu sehr herausstachen, wie dazwischengeflickt.
"Sie fühlte seine hilflose Bitte darin, sie möge nicht daran vergehen, und sie verging auch nicht..."
- wieder erklärend.
denke mir hierbei jetzt, dass es dem text gut tun würde, wenn du jene erklärenden passagen durch dialoge ersetzen würdest.
"presste ihr den atem aus den lungen" - gefiel mir wieder, wenn es mir auch nicht in den satz passte.
"wache augen" - da stelle ich mir sie vor am küchentisch und er mit seinen
wachen augen, die er ihr dann
zuwendet. die augen, nicht das gesicht. ne, mag mir nicht gefallen. wenn ich mir allerdings vorstelle, dass das wirklich noch dieselbe szene ist, also wange an wange, und die zugewendeten augen, dann scheint mir das bild ulkig. und schmerzhaft. wenn man jemanden
wach ansehen will, würde man ihn dann so ansehen? bezweifle ich.
"und sie wärmte sich daran" - zu viel. para mí. ich kann mir das vorstellen, dieses "wärmen an einem lächeln", aber schön finde ich diese vorstellung nicht.
Ob es etwas Liebes gewesen sei, wollte er wissen. Lächelnd sagte sie: Ja, es war etwas Liebes. Etwas sehr Liebes
- entweder ab "Ja" streichen oder aber etwas in die richtung: Ja, etwas sehr Liebes sogar.
nachdem dann der letzte satz gelesen, denke ich, man könnte das ganze auf drei sätze zusammenkürzen, ohne dass es dem text groß schaden würde.
im grunde habe ich da ein paar skelettbilder, mag mancher sicherlich auch gern. ich würde allerdings noch einiges an fleisch draufpacken, wenn auch nur zartes oder auch nur mit wolle umwickeln.. was auch immer du willst. stimme da esb zu: keine reibefläche. fraglich allerdings, ob du die überhaupt wolltest.
grüße,
schmirgelpapier