Geschichten rund um Liebe, Familie oder Freundschaft

Flüchtig

Beitragvon Neruda » Do 03 Sep, 2009 15:03


Jede Mauer wurde niedergelächelt, bis ich einstürzte. Wie ein mit Tinte durchtränktes Blatt Papier wurde ich weich, bis ich riss. „Das hast du doch gewollt“, sage ich und du drehst dich um und schweigst. Der Wind wirbelt dir die verblieben Fetzen um die Ohren, während du nur die Augen schließt. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Das ist jetzt dein Motto. Dann suche ich Nischen und krieche in jede vorhandene Körperöffnung und scheue keine Dunkelheit und keinen Schmerz, um bei dir zu sein. Es wird eng, ich bleibe stecken. Nach und nach gehe ich in Teilen verloren. Ich schreie. „Such mich, finde mich in dir, setz mich zusammen, rette mich!“. Aber du gehst nur geradeaus, die Hände in den Hosentaschen und lässt mich hängen.
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Re: Flüchtig

Beitragvon labahannes » Do 03 Sep, 2009 16:12


Halli, hallo neruda

mir gefällt dein text, nicht nur weil ihc mich gerade in eine rsituation befinde wo es sehr gut passt also zu 100%, sondern auch weil ihc die bilder schön finde:

Gleich der erste Satz und das Bild dazu ist sehr schön gewählt und ein guter einstieg.
Auch das 2. bild mit der Tinte halte ich für sehr gut.
zu letzt gefällt mir noch sehr der letzte satz allerdings finde ich dsa du das "läst mich hängen" weglassen könntest auch so ist es sehr stark und das muss nich noch extra erwähnt werden.

klasse stück

johannes
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Re: Flüchtig

Beitragvon Neruda » Do 03 Sep, 2009 16:15


Hey hannes,

danke für deinen Kommentar. Schön, dass du den Text gut findest und nachempfinden kannst.
Ich würde das "lässt mich hängen" jetzt nicht unbedingt weglassen wollen weil ich finde es passt sowohl als Redewendung in den Text als auch durch den direkten Bezug zu den steckengebliebenen Fetzen.

Lg, Kim
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Re: Flüchtig

Beitragvon exmaex » Do 03 Sep, 2009 17:33


hey kim,

also mir schmeckt das gar nicht (und das nicht, weil ich nicht gerade in dieser situation stecke, 0%ig):

Du hast jede Mauer niedergelächelt, bis ich einstürzte. Hast mich beschrieben mit deiner Tinte wie ein Blatt Papier. Bis ich weich wurde und du mich zerreißen konntest mit einer bloßen Berührung. „Das hast du doch gewollt.“, sage ich und du drehst dich um und schweigst. Der Wind wirbelt dir die verblieben Fetzen um die Ohren und du schließt nur die Augen und schweigst. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Das ist jetzt dein Motto. In meiner Verzweiflung suche ich Nischen und krieche in jede vorhandene Körperöffnung und scheue keine Dunkelheit und keinen Schmerz um bei dir zu sein. Überall ist es zu eng, ich bleibe stecken. Kann nicht vor, nicht zurück. Nach und nach geh ich in Teilen verloren. Ich schreie: „Such mich, finde mich in dir, setz mich zusammen und rette mich!“. Aber du gehst nur geradeaus, die Hände in den Hosentaschen und lässt mich hängen.


- hier haben wir einen text über ein fallengelassenes ich. das thema sofort mit „du hast blabla“ - beschreibung(/anklage) in altbekannte schablonen zu zimmern (und das gleich dreimal hintereinander) finde ich nicht sonderlich subtil. ebenso verhält es sich mit „in meiner verzweiflung“ und der zweimal vorkommenden „ich versuche irgendwas, aber du tust nur blabla“ - konstruktion

- diese herzzerreißenden metaphern sind wohl geschmackssache... die einzige, die mir gelungen/ thematisch gekonnt platziert scheint ist „krieche in jede vorhandene körperöffnung“. „vorhanden“ sollte aber gestrichen werden. neben der redundanz lässt das wort den leser ungünstig darüber nachdenken, was JEDE tatsächlich bedeutet.

- zuviele unds (hab die markiert, die ich unnötig fand bzw. wegformulierbar)

redundanzen:
- der zweite satz ist inhaltlich die wiederholung des ersten. nur in form einer anderen metapher (auch nicht so neu, erinnert an „ein (un)beschriebenes buch/blatt sein“)
- zweimal hintereinander schweigt das du
- „kann nicht vor und zurück“ ist obsolet, wenns ums steckenbleiben geht
- „nach und nach“ und „in Teilen“

alles in allem sind die meisten von mir bekrittelten punkte gar nicht so wild, bzw. pingelig heraussortiert. aber die summe machts.

gruß mäx
irgendwie
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Re: Flüchtig

Beitragvon Neruda » Fr 04 Sep, 2009 13:30


Hey ex,

vielen Dank für deinen konstruktiven Kommentar. Obwohl ich viele deiner Kritikpunkte nachvollziehen kann, finde ich den Text glaueb cih nciht ganz so schlecht wie du :D Naja, ist letzendlich wohl auch bis zu einem gewissen Grad geschmackssache. Die "in meiner Verzweiflung"-Stelle fand ich selber auch von Anfang an nciht so gelungen, da muss ich wohl einfach zugeben das mir nciths besseres eingefallen ist.
Mit den typischen anklagenden Satzkonstruktionen hast du wohl Recht, das Problem ist, dass ich ncith weiß wie ich die am besten umgehen kann. Ich werd mri aber sicher nochmal Gedanken machen wie man das umformulieren könnte.
Den Part mit "jeder Körperöffnung" finde ich persönlich aber so wie er ist gelungen udn würde ihn deshalb auch so stehen lassen. Dass der Leser ungünstig darüber nachdenkt ist beabsichtigt.
Die vielen unds sind natürlich unmöglich, das ist mir beim Schreiben überhaupt ncith aufgefallen, da geh ich auf jeden Fall nochmal rüber.
Die inhaltlichn Wiederholungen am Anfang stören mich hingegen nicht. Das ist schon Absicht das so zu betonen. Ist natürlich etwas theatralisch, aber ich mag das so.
Das zweite schweigt war ein Fehler, das sollte da gar nicht hin.
Ich guck mir die Geschichte auf jeden Fall ncohmal an und versuch noche in bsischen mehr rauszuholen.

Lg, Kim
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Re: Flüchtig

Beitragvon Struppigel » Sa 05 Sep, 2009 22:55


Hallo Neruda,

der erste Eindruck war bei mir kein bleibender, es blieb kaum etwas hängen. Der Ausdruck ist jetzt tadellos - zumindest fallen mir keine (sprachlichen) Wiederholungen negativ auf. Aber die Metaphern passen für mich nicht zusammen. Du ziehst nun schon einen Vergleich mit dem Erzähler und einer Mauer und diese vergleichst Du nocheinmal mit Papier. Nun sind Papier und Mauer aber etwas völlig unterschiedliches. Eine Mauer einzureißen benötigt viel Kraft im Gegensatz zum Papier. Auch klappt es nicht, mir analog eine weiche, tintendurchtränkte Mauer vorzustellen (der Vergleich ist eben sehr lose - nicht auf die Mauer übertragbar). Warum schaffst Du nicht einen Metapherkomplex, der in sich funktioniert, anstatt eine Metapher recht zusammenhanglos mit einer anderen zu erklären? Warum nicht die Härte und das Schmelzen in einem Bild verbinden?

Immerhin wird das Papier mit den Fetzen fortgeführt. Aber sie fliegen ihm um die Ohren - er müsste sie fühlen. Trotzdem werden drei Sinne angesprochen, die (abgesehen vom Sehen) mit den Fetzen sowieso nichts anfangen können. Sehen und Schweigen sind inhaltliche Wiederholungen. Ist es wirklich so gedacht, mit den drei Sinnen auf das bekannte Affenbild hinzuweisen? Ist es für den Erzähler etwas, worüber er sich oberflächlich amüsieren kann, da sich das Gegenüber "zum Affen macht"? Nun, das kann natürlich auch nur Interpretationsfrage sein.

Seltsam auch der zeitliche Zusammenhang - der Erzähler wird in Fetzen gerissen und geht anschließen nach und nach in Teilen verloren (es klingt, als sei er kurzfristig wieder eins). Das ist ürigens auch eine inhaltliche Wiederholung.

Jede Mauer wurde niedergelächelt, bis ich einstürzte. Wie ein mit Tinte durchtränktes Blatt Papier wurde ich weich Komma bis ich riss. „Das hast du doch gewollt. kein Punkt“, sage ich und du drehst dich um und schweigst. Der Wind wirbelt dir die verblieben Fetzen um die Ohren Komma während du nur die Augen schließt. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Das ist jetzt dein Motto. Dann suche ich Nischen und krieche in jede vorhandene Körperöffnung und scheue keine Dunkelheit und keinen Schmerz Komma um bei dir zu sein. Es wird eng, ich bleibe stecken. Nach und nach gehe ich in Teilen verloren. Ich schreie. „Such mich, finde mich in dir, setz mich zusammen, rette mich!“. Aber du gehst nur geradeaus, die Hände in den Hosentaschen und lässt mich hängen.


Ab den Körperöffnungen gefällt es mir. Der letzte Satz ist im Zusammenhang gesehen schön grotesk, da der Erzähler in den Körperöffnungen des Gegenüber steckt und dieses Gegenüber ihn daraus hängen lässt.

Liebe Grüße
Struppi
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Re: Flüchtig

Beitragvon Neruda » Mo 07 Sep, 2009 13:58


Hey Struppi,

vielen Dank für deinen Kommentar und schön, dass dir zumindest keine sprachlichen Mängel auffallen.
Ich glaube mir gefällt die Kombination der beiden Metaphern vor allem weil sie so paradox zu sein scheint. Ich finde aber, das lässt viele Rückschlüsse auf die Erzählerin zu. Sie ist in sich gespalten, ihre sorgfältig aufgebauten Schutzmauern wurden zerstört und was übrig blieb war weich und reißbar wie Papier.
Nein auf das Affenbild spiele ich nciht absichtlich an, aber das ist natürlich, wie du schon sagtest, Interpretationsfrage.
Mh, es sollte ncith so klingen als wäre er kurzfristig wieder eins. Ich kann auch nciht so richtig nachvollziehen wie du darauf kommst. Ich lese das da ncith raus. Wieso ist das eine inhaltliche Wiederholung? Im ersten Satz zerreißt sie in Fetzen udn im zweiten gehen diese Fetzen verloren. Das ist dochw as anderes.
Die Zeichensetzungfehler werden noch korrigiert :)
Schön, dass dir wenigstens das Ende gefällt.

Lg, Kim.
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Re: Flüchtig

Beitragvon Struppigel » Mo 07 Sep, 2009 21:47


Hallo Neruda,

Sie ist in sich gespalten, ihre sorgfältig aufgebauten Schutzmauern wurden zerstört und was übrig blieb war weich und reißbar wie Papier.

Hm, so könnte man das natürlich sehen. Ich dachte, die Mauern selbst würden plötzlich mit Papier verglichen, denn beide reißen ein. Dass das Papier hinter der Mauer zum Vorschein kommt, wurde für mich zuerst nicht deutlich.

Mh, es sollte ncith so klingen als wäre er kurzfristig wieder eins. Ich kann auch nciht so richtig nachvollziehen wie du darauf kommst. Ich lese das da ncith raus. Wieso ist das eine inhaltliche Wiederholung? Im ersten Satz zerreißt sie in Fetzen udn im zweiten gehen diese Fetzen verloren. Das ist dochw as anderes.

Offenbar wieder eine Interpretationsfrage. Wiederholung sah ich darin, dass sich das Papier auflöst und dass es später heißt, dass sich das Ich in Teile auflöst (und dafür vorher wieder vollständig gewesen sein müsste).
Man könnte aber auch lesen: Das Papier löst sich in Fetzen auf und danach gehen die Fetzen in Teilen verloren. Aber warum sollten sich die Fetzen erneut teilen? Ist einmal nicht ausreichend? Ich konnte mir auch schlecht vorstellen, dass sich die Fetzen, nachdem sie dem Gegenüber um die Ohren gewedelt und passiv vom Wind getragen worden sind, plötzlich aktiv in ihm verstecken. Und worin lösen sie sich auf? Warum wird das ursprüngliche Bild nicht weitergenutzt? Mir scheint da einiges inkonsistent, ein Bild hebelt das andere aus.

Liebe Grüße
Struppi
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Re: Flüchtig

Beitragvon Neruda » Mo 07 Sep, 2009 23:48


Hey Struppi,

ich meitne agr nicht, dass sie sich erneut teilen. In Teilen war sozusagen nur ein anderer Ausdruck für die Fetzen. Ist vielleicht nicth so gelungen, ich überleg mir es noch irgendwie zu ändern. Die Fetzen verstecken sich auch gar nciht aktiv, sondern sind einfach nur stecken geblieben. Und was du mit auflösen meinst weiß ich auch nicht. Wo liest du das?

Lg, Kim
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Re: Flüchtig

Beitragvon Struppigel » Di 08 Sep, 2009 11:36


Und was du mit auflösen meinst weiß ich auch nicht. Wo liest du das?

Uh, ich hatte mir das so vorgestellt bei dem Satz "Gehen nach und nach in Teilen verloren."
Besser wäre vielleicht die Frage gewesen, wie die Fetzen verloren gehen. Dass es durch Auflösung geschieht, war nur meine Assoziation (manchmal denke ich, meine Assoziationen stünden direkt da).
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Re: Flüchtig

Beitragvon Neruda » Di 08 Sep, 2009 11:49


:D macht nichts, das kann ich nachvollziehen.
Nein, sie lösen sich ncith auf, sie gehen nur im Körper des anderen verloren.
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