Im Moment komme ich mit meiner Kosten-Nutzen-Analyse bezüglich des Erwerbes eines neuen Gebrauchtmannes irgendwie nicht weiter.
Es ist noch nicht allzu lange her, dass ich heilfroh war, meinen Alten kostengünstig umständehalber in liebevolle Hände abgeben zu können.
Ich bin ein unzeitgemäßer Entsorgungstyp und hänge mit einer Art kriegsmüder Jovialität an meinen Weggefährten, bis sie mir quasi unterm Hintern wegrosten.
Natürlich habe ich der neuen Besitzerin diskret seine zahlreichen Macken verschwiegen, mit denen er mich zuweilen an den Rand der Verzweiflung bringen konnte. Sie wird es schon noch früh genug merken, dass er hin und wieder einfach bockt und dann nicht mehr anspringen will und für meinen Gusto auch, was lange Strecken angeht, zu viel Sprit verbraucht.
Ich hielt es bisher für eine weise Entscheidung, ihn großzügig abzugeben und fortan nur noch öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Damit kommt frau auch - ans Ziel, meinte ich.
Doch inzwischen kreise ich schon so lange als autistischer Single durch Raum & Zeit, dass es mal wieder spannend sein könnte, einen bemannten Flug zu unternehmen.
Einen ganz Neuen will ich aber nicht. Da bin ich jetzt schon gestresst, wenn ich an die Werbe-Wochen voller körpereigener Glücksbotenstoffe denke: Dieses enthusiasmierte Vollzeit-Verlangen beim Disco-Fox, dieses Dauer-Necking und kognitive Posing beim Candlelight-Diner. Und das bisschen Verstand, was frau sich mühevoll erarbeitet hat, wieder im Arsch und der Geist wabert umnebelt im Beziehungs-Nirwana.
Einer aus zweiter Hand hätte insoweit den Vorteil, dass man auf diese unsäglichen Dates voller Peinlichkeiten, Unsicherheiten und schweißnasser Hände gut verzichten könnte. Ich komme jetzt langsam in das bequeme Alter, in dem frau den Auserwählten nicht mehr auf High-Heels und Shakiraesken Shimmies auf der Tanzfläche umzappeln, sondern ihn schön relaxed mit heißblütigen Blicken zum Liebesdienst herbeiwinken möchte.
Bei einem Silberrücken, sprich: Best-Ager reicht ein knappes Briefing kurz vorm Vollzug meist aus, um die örtlichen Gegebenheiten abzuchecken und ihn bei Betriebstemperatur anspringen und schnurren zu lassen. Und wenn ich mal wieder über einen guten Gag lachen möchte, sagt er mir hinterher auch gerne auf Wunsch, dass er mir auf ewig treu sein wird.
Ich brauche - wenn überhaupt - einen verlässlichen Gefährten auf meiner Lebensreise und für die ein oder andere ….uuups, jetzt hätte ich beinahe „Spritztour“ geschrieben!
Was die Alltagstauglichkeiten meines Weggefährten betrifft, hat eine stichprobenartige, aber dennoch durchaus repräsentative Umfrage bei bemannten Frauen meines Vertrauens jedoch nur die ein oder andere wirre sowie unbeantwortete Frage ergeben, beispielsweise:
Warum immer wieder diese Sehnsucht nach dem Schweigen der Männer? Obwohl frau zuweilen weitaus interessantere Gespräche mit Wollpullis führen könnte.
Warum bei gemeinsamen Treffen gewohnheitsmäßig intellektuell den Bauch einziehen, indem frau begeistert mit ihm über Themen spricht, die sie nicht die Bohne interessieren?
Warum gibt frau sich immer wieder dem mühevollen Prozess psychosozialer Behandlungsverfahren, sprich: dem Leben mit Mann hin, obwohl sie weiß, dass er vermutlich über die Notwendigkeit des betreuten Wohnens und täglichen sozialen Kompetenztrainings nie hinauswachsen wird?
Und warum ist Mann so scharf auf öffentliche Bevormundung auf Lebenszeit? Zum Beispiel bei C&A in der Unterhosen-Abteilung.
Warum hält frau immer noch mit Steinzeit–Blick Ausschau nach dem idealen Mann: mit festem Hinterteil und nie versiegender Potenz, der geschmeidig lange Strecken laufen kann?
Zumindest habe ich rausgekriegt, wie frau ihrer besten Freundin diese nervtötende Angeberei mit den Photos vom aktuellen „Mr. Right“ abgewöhnen kann:
Wenn sie wieder mit einem Stapel Photos von IHM ankommt, stoße beim Anblick des ersten laut: „Oh. Mein. Gott!!! Oh. Mein. Gott!!!“ aus, während du dich mehrfach bekreuzigst.