Geschichten rund um Liebe, Familie oder Freundschaft

Etwas Liebes, nicht wahr

Beitragvon apnoe » Fr 30 Jan, 2009 12:27


Mitten in der Nacht rollte er sich über sie, hielt sie ganz fest umarmt und stieß mit einem verzweifelten, wehen Schluchzen in der Stimme hervor:
Ich wollte dir das schon sehr lange einmal sagen... ich glaube, ich liebe dich.
Ein wenig überrascht sah sie ihn an, sah prüfend in seine jetzt bittenden Augen, fand ihn aber nicht darin. Ihre Gedanken kreisten. Zu wissen, dass er solche Dinge nur im Schlaf dachte, war heftig. Sie wagte es nicht, ihn zu wecken, wagte nicht, davon zu sprechen, dass dieser Satz sie für Monate glücklich machen werde und brabbelte bloß ein wenig verschlafenen Unsinn in sein Ohr, damit er weiterträumen konnte. Sie wollte jetzt einfach nicht hören, dass dieses Eingeständnis ein Irrtum war und tröstete ihn und umarmte ihn, um sich selbst zu beruhigen.
Ein paar Minuten lagen sie ganz still beieinander. Schließlich drückte er sie zärtlich und bestimmt, rollte sich mit geschlossenen Lidern seufzend wieder auf den Rücken und schlief.
Behutsam rückte sie näher und ihr Körper wurde der durchscheinende Schatten an seiner Seite, nur ihr Zeigefinger flüsterte noch eine Weile in seinen Bart und suchte unmerklich nach der Linie seiner Lippen.

Am Morgen saß sie auf seinem Schoß, Wange an Wange hielt er sie umarmt. Seine Stimme tauchte in ihr Haar: Wir sind nicht zusammen -du weißt das?
Dabei drückte er sie noch ein wenig stärker an sich. Sie fühlte seine hilflose Bitte darin, sie möge nicht daran vergehen, und sie verging auch nicht, aber es presste ihr den Atem aus den Lungen, wie jedes Mal, wenn sie so gehen musste.

Als er sich wenig später mit wachen Augen zu ihr gewendet hatte, lächelte er und sie wärmte sich daran. Er spreche oft im Schlaf und wisse hinterher gar nicht mehr, was. Ob es etwas Liebes gewesen sei, wollte er wissen. Lächelnd sagte sie: Ja, es war etwas Liebes. Etwas sehr Liebes.
Und ihre Gedanken kreisten:
Ich wollte dir das schon lange einmal sagen.
Ja, das wollte sie.
es gibt augenblicke, in denen eine rose wichtiger ist als ein stück brot. (rilke)
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Re: Etwas Liebes, nicht wahr

Beitragvon apnoe » So 01 Feb, 2009 11:21


danke, winter, mir gehts gut.
dr. sommer hat die geschichte gefallen. er hat sogar "bravo" gerufen.g*

und dass dir meine metapher-neologismen nicht gefallen, daran werde ich wohl nichts ändern.
ich mag deine f*-ausdrücke, die überaus wohlbekannt und gar nicht bildhaft sind, im übrigen auch nicht wirklich, kann aber auf provokation verzichten.
was an dem text witzig ist oder sein soll, weiß ich nicht genau, das ist wohl dein rein persönliches empfinden. dass die geschichte sentimental, kitschig, trivial, liebeskummerig, schlecht erfunden oder einfach nur wahr ist, ist möglich.
wie es scheint, ist es ein unverständlicher text für dich. du magst es eher hardcore? ich mag zartheit in der sprache..
ich nehme diese "unbeholfenheit" zur kenntnis, verstehe deine kritik aber auch nicht als sachliche annäherung. der text hat was anderes zum ziel, als das, was deine motivation fürs schreiben ist? vielleicht ist es weniger unbeholfen, als eine auswirkung von textsorten/ gefühls/ sprachinkompatibilität?
lieben gruß
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Re: Etwas Liebes, nicht wahr

Beitragvon Friederich » So 01 Feb, 2009 19:38


Hallo apnoe,

ich finde diesen Text einfach wunderschön. Ich möchte mich garnicht auf auf eine "Seite" schlagen sondern einfach sagen, dass mir der Text gefällt. Ich denke, dass Dir der Versuch, ein wenig poetische Wendungen in einen Prosatext zu weben, gut gelungen ist. Für mich ist der Text genau aus diesem Grund vielsagend und sensibel. Dass dabei ein Hauch Kitsch ist, mag sein. Das bleibt wohl Geschmackssache.

LG, Friederich
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Re: Etwas Liebes, nicht wahr

Beitragvon apnoe » Mo 02 Feb, 2009 01:16


danke friederich, du musst doch nicht extra erwähnen, dass du dich nicht auf meine seite schlagen möchtest...
das dachte ich sowieso nicht. hast du auch gar nicht nötig. es freut mich trotzdem, wenn du die art, wie ich beliebte, an dieses thema heranzugehen, mochtest.

danke liebes igi, für die nominierung.

danke winter für deinen vorschlag.
aber es erscheint mir völlig unnötig, dich auf ignore zu setzen, warum sollte ich? ?(
nur, weil du meine sprache/texte verreißt, ist das noch lange kein grund für mich, mich vor deiner meinung zu "schützen"?? hä? was denkst du dir denn, wenn du sowas vorschlägst?
korrekt: bezüglich meines kommentars an dieser stelle zu deinen texten: sorry.
wenn ich in zukunft zu deinen texten etwas sagen möchte ( hatte bis jetzt kein bedürfnis) dann schreib ich dir das in deinen fred. ja.

zur güte:
deine ärgerliche gefühlslage habe ich wahr genommen. sprachinkompatibilität ja oder nein, du magst den text , das thema und die sprache nicht.

man sollte das reden verbieten. wir verstehen uns ja doch nicht...

ach, jemandem das reden aufgrund unterschiedlicher ansprüche zu verbieten, erscheint mir eine zu brachiale methode, um die freie meinungsäußerung einzuschränken..oder dachtest du daran, das nur einseitig zu fordern? dann erst recht: ein herzliches: neee, du.
aber echt nicht. red nur.

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Re: Etwas Liebes, nicht wahr

Beitragvon apnoe » Mo 02 Feb, 2009 19:01


danke mo,
auch wenn ich nicht alle deine einwände richtig finde, kann ich damit trotzdem etwas anfangen.
danke, dass du dir die mühe gemacht hast, zu erklären, wo es für dich hakt. ich werde sicher darüber nachdenken, wie weit der haken behebbar ist, ohne die emotionalebene zu verlassen.
echt? umgangssprache ist weniger kitschig als hochsprache? das versteh ich nicht.
über den rest werde ich nachdenken und wahrscheinlich noch bisschen dahingehend überarbeiten.
(ich habe übrigens sesamstraße nie geguckt...deshalb kannte ich auch keine flüsternden zeigefinger...aber okay :) )
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Re: Etwas Liebes, nicht wahr

Beitragvon schmirgelpapier » Di 03 Feb, 2009 00:01


wage mich also an meine erste kritik in diesem forum. :D

vorweg finde ich zartheit in der sprache wunderschön. ja, allerdings ist mir das hier zu weichgekocht.

es beginnt damit, dass (abgesehen von dem erwähntem, "ganz" und dem "verzweifelten" seufzer, beides unnötig) die erste direkte rede völlig in kitsch ausartet. ein standardsatz, ich wollte dir das sagen, ich liebe dich, auch beachtlich, dass es ein ganzer, hübscher satz ist. immerhin im schlaf gesprochen. aber gut, mag sein, dass das so ist, ich kenne das nur von einer bekannten und das sind mehr fetzen oder ausrufe, wie auch immer.

ja, und der nächste satz stößt mir auch auf. durch "ein wenig" überrascht sah sie ihn an, ich versuche mir gerade vorzustellen, wie man "ein wenig überrascht" sein kann. die gedanken kreisten, ja, dürfte etwas neueres sein an dieser stelle.

"war heftig" - entweder hier das adjektiv ändern, oder am besten sowieso den ganzen satz streichen. ich glaube, es täte dem text generell gut, wenn du versuchst, mehr handlung einzubauen, was geschiet, anstatt ihre gedanken/erkenntnisse/lösungen zu präsentieren.

"dieser satz sie für monate glücklich machen werde" - das ist mir zu viel des guten, an dieser stelle fragte ich mich zum ersten mal, ob die personen absichtlich so blass und austauschbar bleiben.

gefallen hat "sie wagte es nicht, ihn zu wecken, wagte nicht,..."

und weiter:
"sie wollte jetzt einfach nicht hören, dass..."
wieder eine erklärung, ach, die mag ich gar nicht leiden. außerdem ist mir das in diesem satz erklärte schon längst klar, also unnötig und kann gestrichen werden.
"um sich selbst zu beruhigen"
wiederum erklärend. es wäre mir lieber, du würdest mir die geschichte an nase halten und ich könnte selbst entscheiden, woran mich jener und dieser geruch erinnert. bzw. welche erklärungen ich für das handeln deiner protagonisten jetzt finde. aber du meinst es zu gut mit uns, bist so lieb, die einzelnen sätze zu beschriften. zimt. nelke. mhm.

1) dass er solche Dinge nur im Schlaf dachte
wagte es nicht, ihn zu wecken
2)Ein paar Minuten lagen sie ganz still beieinander. Schließlich drückte er sie zärtlich und bestimmtwann ist er überhaupt aufgewacht? anders kann ich das nämlich nicht interpretieren, beim "bestimmt" lasse ich noch verhandeln ;) , beim "ganz still beineinander" nicht mehr (abgesehen vom ganz ,das sowieso). müsste hier nicht stehen: lag sie still neben ihm. vielleicht lese ich allerdings "falsch" oder denke "falsch".

ob ich den durchscheinenden schatten mag, ich weiß es nicht, mir gefällt die bedeutung recht gut, allerdings mag ich die umsetzung nicht leiden "sie wurde", nein, das passt mir nicht wirklich.

im gegensatz zu anderen meinungen gefällt mir der flüsternde zeigefinger. da entstehen in meinem kopf auch keinerlei unfreiwillig komische bilder, mag sein, mir fehlt generell ein stück humor dafür. das suchen nach seinen lippen, das fügt sich auch schön ins bild.

seine stimme tauchte in ihr haar mochte ich wieder, generell gefielen mir die poetischen sätze, das problem daran war nur, dass der rest nicht passte und sie dadurch zu sehr herausstachen, wie dazwischengeflickt.

"Sie fühlte seine hilflose Bitte darin, sie möge nicht daran vergehen, und sie verging auch nicht..."
- wieder erklärend.
denke mir hierbei jetzt, dass es dem text gut tun würde, wenn du jene erklärenden passagen durch dialoge ersetzen würdest.

"presste ihr den atem aus den lungen" - gefiel mir wieder, wenn es mir auch nicht in den satz passte.

"wache augen" - da stelle ich mir sie vor am küchentisch und er mit seinen wachen augen, die er ihr dann zuwendet. die augen, nicht das gesicht. ne, mag mir nicht gefallen. wenn ich mir allerdings vorstelle, dass das wirklich noch dieselbe szene ist, also wange an wange, und die zugewendeten augen, dann scheint mir das bild ulkig. und schmerzhaft. wenn man jemanden wach ansehen will, würde man ihn dann so ansehen? bezweifle ich.

"und sie wärmte sich daran" - zu viel. para mí. ich kann mir das vorstellen, dieses "wärmen an einem lächeln", aber schön finde ich diese vorstellung nicht.

Ob es etwas Liebes gewesen sei, wollte er wissen. Lächelnd sagte sie: Ja, es war etwas Liebes. Etwas sehr Liebes

- entweder ab "Ja" streichen oder aber etwas in die richtung: Ja, etwas sehr Liebes sogar.

nachdem dann der letzte satz gelesen, denke ich, man könnte das ganze auf drei sätze zusammenkürzen, ohne dass es dem text groß schaden würde.
im grunde habe ich da ein paar skelettbilder, mag mancher sicherlich auch gern. ich würde allerdings noch einiges an fleisch draufpacken, wenn auch nur zartes oder auch nur mit wolle umwickeln.. was auch immer du willst. stimme da esb zu: keine reibefläche. fraglich allerdings, ob du die überhaupt wolltest.

grüße,
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Re: Etwas Liebes, nicht wahr

Beitragvon apnoe » Di 03 Feb, 2009 00:25


danke esb, danke schmirgelpapier.
zuallererst mal vielen dank für eure gedanken und eindrücke zum text.
sind ja recht gegensätzliche meinungen vertreten, die ich durchaus interessant und aber teilweise überdenkenswert finde.
es liegt mir fern, eine erklärung für den inhalt zu geben,und tatsächlich, sind manche stilmittel durchaus beabsichtigt und gegen die verschiedenen assoziationen kann ich nicht unbedingt was tun, aber ich bin trotzdem sogar beim besten überarbeitungswillen nicht in der lage auf alle einzeln genannten punkte/wörter gleich heranzugehen.
ich erbitte mir eine auszeit, das alles sacken zu lassen, zu sortieren, was mehrheitlich aufstößt und eventuell bessere formulierungen oder bilder zu finden, wo es mir selbst dann angebracht erscheint.

erfreulich finde ich, dass sich so viele zu kritik hinreißen ließen...danke für eure zeit.
ich werde mich schon deshalb genauer damit auseinandersetzen, damit ihr nicht umsonst feedbacks geschrieben habt.
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