Geschichten zum Thema Alltag

Der Gackerer

Beitragvon Pio » Sa 08 Aug, 2009 03:04


Der Gackerer

„Gestern am späten Nachmittag kam Oblomow mit dem Gackerer zu mir“, fing Dr. Ritzler an.

„Mal langsam, wer ist Oblomow, wer der Gackerer“, fragte Kommissar Leberecht etwas verwirrt.

„Eigentlich heißt der Oblomow Michael Seltenreich, wie er sagte. Alle in der WG nennen ihn aber Oblomow, weil er immer so lange im Bett liegt. Er meinte, ich solle ihn auch so nennen. Der brachte also seinen Freund, Hansi Kistner, hierher.“
Dr. Ritzler fuchtelte mit den Armen herum, stand immer wieder auf und setzte sich dann wieder. Seine Haare standen hoch, sein Gesicht war rot.

Der Kommissar zog einen Schreibblock heraus und sagte:
„Ich dachte, dass Sie eine Vermisstenanzeige machen wollten, verstehe nicht, was das, was Sie mir da berichten, mit so einem Fall zu tun hat.“

„Der Oblomow erzählte mir, dass sein Freund Hansi sich seit heute Morgen etwas merkwürdig benehme. Gegen 11:00 Uhr habe ihn ein fürchterliches Gegacker aus dem Schlaf gerissen. Er stehe sonst immer erst gegen 13:00 Uhr auf..“

„Was für ein Gegacker?“

„Als er aus dem Schlafzimmer gekommen sei, habe sein Freund auf dem Küchentisch gekauert und ununterbrochen gegackert. Auf Fragen seinerseits habe er überhaupt nicht reagiert, ganz im Gegenteil, er habe auch noch angefangen zu krähen.“

„Ja, was hat das Ganze jetzt mit Ihrer Vermisstenanzeige zu tun?“

„Warten Sie ab, lassen Sie mich der Reihe nach erzählen. Ich habe dann den Oblomow gefragt, ob sein Freund Hansi sich schon mal vorher auffällig benommen habe. Eigentlich nicht, habe der gemeint. Nur einmal hätte er eine Frau vergewaltigen wollen, aber das sei schon längere Zeit her.“

„Sagen Sie mal, dreht es sich jetzt hier etwa um eine Anzeige wegen Vergewaltigung?“

„Nein! Ich habe zu Oblomow gesagt, er könne seinen Freund mal ein paar Tage hier lassen, sozusagen zur Beobachtung. Dann werde man weiter sehen. Eine ausführlichere Unterhaltung ist auch nicht möglich gewesen, weil der Hansi Kistner immer wieder dazwischen gegackert und gekräht hat.
Wenn ich vorher gewusst hätte, welche Schwierigkeiten unserer Klinik entstehen könnten, hätte ich die beiden ja gleich wieder fort geschickt.“

„Was für Schwierigkeiten?“

Dr. Ritzler wischte sich den Schweiß von der Stirn, Kommissar Leberecht hielt etwas hilflos seinen Block in der Hand.
„Ich lasse mal den Rinderle kommen, der ist ziemlich normal und wird Ihnen weiter berichten. Der wird demnächst entlassen.“
Ritzler nahm das Telefon ab und sagte seiner Sekretärin, sie sollten ihm den Rinderle schicken.

Kurze Zeit später flog die Bürotür auf und ein gewaltiger Koloss stürzte herein. Den Kommissar beachtete er kaum, ging zu Dr. Ritzler, gab ihm die Hand und machte eine tiefe Verbeugung.
„Nun Herr Rinderle erzählen Sie mal dem Kommissar, was da gestern Abend passiert ist.“

Rinderle versuchte sich zu konzentrieren, sein Gesicht verzerrte sich. Er knetete seine riesigen Hände.
„Also ich habe dann geholfen, den Dr. Busch ins Bett zu bringen.“

Der Kommissar unterbrach ihn unwirsch: „Wer ist jetzt Doktor .Busch?“

„Doktor Busch ist ein junger Arzt, der gerade hier angefangen hat. Er will bei uns ein Praktikum machen. Aber Herr Rinderle, sie müssen von Anfang an erzählen, als der Gackerer bei Ihnen im Schlafsaal ankam.“

„Ja also, der Gackerer kam rein, gackerte und krähte, wir haben alle gestaunt. Ein Pfleger zeigte ihm sein Bett und ging dann wieder. Dann sah er den Karle. Die beiden umarmten sich, der Karle heulte.“

„Der Karl Mümpfinger wurde zwangsweise eingeliefert, sollte hier beobachtet werden. Er hat an einem Bankeinbruch teilgenommen, behauptet, sich an nichts erinnern zu können.“

„Dann fiel der Doktor Busch plötzlich um“, erzählte Rinderle weiter, „hatte das Bewusstsein verloren. Der Gackerer sagte, dass es sich um einen Kälteschock handle. Er und der Karle zogen dann dem Doktor seinen weißen Kittel aus, wir anderen schauten zu.“
Rinderle machte eine Pause, konnte wohl seine Erinnerungen nicht richtig einordnen.

„Wie ging es dann weiter?“ fragte Dr. Ritzer.

„Also dann wickelten sie ihn ziemlich fest in das Leinenlaken von Karls Bett ein, steckten ihm auch noch einen Teil von einem Nachthemd in den Mund. Kalte Luft könne die Lungen kaputt machen, sagte der Karle.
Die Bettdecke zerrissen sie und schnürten den Doktor gut ein. Wegen der Kälte.
Ich half dann den Doktor ins Bett zu bringen, er fing fürchterlich an zu stöhnen, wir deckten ihn dann noch mit anderen Decken zu.“

„Ja und dann?“, fragte der Kommissar.

„Der Gackerer hat dann nicht mehr gegackert. Er zog sich den Arztkittel an. Er machte mit dem Schlüssel vom Doktor die Tür auf und verschwand mit dem Karle. Die Tür hat er aber wieder abgeschlossen. Wir sind dann alle ins Bett gegangen, es war ja schon dunkel.“

„Und was ist mit dem Dr. Busch? “, fragte der Kommissar.

„Den haben wir dann morgens gefunden, der hat jetzt einen Nervenschock!“, sagte Dr. Ritzler. „Ich hatte gedacht, er sei nach Hause gegangen.“

„Und die beiden?“

„Die haben sich aus der Klinik entfernt, darum habe ich ja angerufen.“

„Ich verstehe nicht ganz, wie kamen die denn am Hausmeister vorbei?“

„Der Steinbeißer ist nicht gerade der Hellste, wird jetzt bald pensioniert. Er sagte mir, dass ein Arzt mit dem Karle an ihm vorbei gekommen sei. Der hätte ihm gesagt, dass der Mümpfinger unbedingt frische Luft brauche, er würde mit ihm einen kleinen Spaziergang machen. Den Namen des Arztes konnte er nicht angeben. Er kenne ja nicht alle Ärzte hier, immer wieder gebe es Wechsel. Er habe die Haustür aufgeschlossen und die beiden seien dann in der Dunkelheit verschwunden. Wiedergekommen seien sie nicht. Dann sei ja auch der Nachtdienst eingetroffen.“
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Re: Der Gackerer

Beitragvon Antibegone » Mo 10 Aug, 2009 13:00


Huhu liebe Pio :-)

Ich muss zugeben, dein Text verwirrt mich. Ich habe mich gefragt, ob ich dir einen Kommentar schreiben soll. Weil viel kann ich dazu gar nicht sagen. Aber dann dachte ich, dass Rückmeldungen wie „verwirrt mich“ auch hilfreich sein können. Ich hoffe wirklich, dass ich das in diesem Fall vermag.

Was ich merkwürdig finde – hmm, der ganze Text besteht zu etwa 95 % aus Dialog. Die Erzählelemente beschränken sich auf die Einleitung der wörtlichen Rede. Deswege frage ich mich, warum du mir das als „epischen Text“ verkaufen willst. Für mich sieht das Ganze ziemlich nach einem Drama aus. Ich kenne mich mit Literaturtheorie etc. nicht wirklich umfassend aus, ich kann nur sagen, dass für mich hier die Form des Dramas passender wäre. Oder gibt es einen entscheidenden Grund es erzählerisch darzustellen? Ich sehe ihn nämlich leider nicht, aber vielleicht magst du es mir erklären?

Okay, dann mal zu dem, was mich wirklich verwirrt. Fast die gesamte Handlung spielt sich in nacherzählter Form im Dialog ab. Dieser scheint mir nicht zielgerichtet zu sein. Als Leser stelle ich ja in etwa die gleichen Fragen wie der Kommissar. Bekomme aber keine wirklich zufriedenstellenden Antworten. Jener Dr. Ritzler verfolgt – zumindest für mein Verständnis – keine klare Erzählstruktur, ich weiß überhaupt gar nicht, worauf er hinaus will. Außerdem tauchen die ganze Zeit merkwürdige Personen auf, die ich nicht zuordnen kann und, von denen ich überhaupt nicht erschließen kann, in welcher Beziehung sie zueinander stehen.
Irgendwie kommt es mir so vor als wolltest du hier eine „Unsinnsgeschichte“ präsentieren, wo alles auch wirklich kaum einen Sinn ergeben muss. Vielleicht versuchst du absichtlich Verwirrung zu stiften? Wenn das deine Absicht war, hat es bei mir geklappt. Dennoch: Der Text langweilt und frustriert mich. Ich hätte gerade nicht mal wirklich Lust, ihn nochmal zu lesen, um herauszufinden, was Handlung ist und, wer die Personen sind. Für mich war es unbefriedigend und frustrierend deinen Text zu lesen. Ich habe dadurch rein gar nichts gewonnen. Ich denke, ein Problem ist auch: Es ist verwirrend, okay, nehmen wir das als legitime Absicht. Dann aber wäre es für mich ein Ziel, den Text wenigstens ansprechend zu gestalten, vielleicht humoristisch, satirisch, vielleicht sogar surreal oder ein bissl gaga. Aber die Art wie du es darstellst, ist für mich relativ langweilig gewesen, es kam mir vor wie eine sinnlose Aneinderreihung von Personen/ Handlungssträngen ohne Pointe. Auch die sprachliche Verarbeitung erscheint mir wie ein „lebloser Bericht“, in dem die eigentliche Kuriosität der Ereignisse überhaupt nicht zum Vorschein kommt.

Hier z.B. ist eine Stelle, wo der Dialog anscheinend absichtlich „Abirrungen“ geht, das heißt du baust Verzweigungen ein. Alles, was das bei mir produziert ist, Verwirrung:

„Nur einmal hätte er eine Frau vergewaltigen wollen, aber das sei schon längere Zeit her.“
„Sagen Sie mal, dreht es sich jetzt hier etwa um eine Anzeige wegen Vergewaltigung?“
„Nein! Ich habe zu Oblomow gesagt, er könne seinen Freund mal ein paar Tage hier lassen, sozusagen zur Beobachtung. Dann werde man weiter sehen. Eine ausführlichere Unterhaltung ist auch nicht möglich gewesen, weil der Hansi Kistner immer wieder dazwischen gegackert und gekräht hat.“


An dieser Stelle, finde ich, sieht man auch: Du schildert im Grunde etwas Lustiges. Da gackert und kräht jemand. Ist schon ziemlich ungewöhnlich. Aber die Sprache erfasst dies meiner Meinung nach nicht. Es ist eine nüchterne Beschreibung. Mehr nicht. Der Arzt könnte doch z.B. das Gackern imitieren, dem Polizisten deutlich machen, was dort geschehen ist. Er muss auch nicht so „gebunden“ sprechen, das tun in Wirklich sowieso sehr wenige Leute. Er könnte zu Übertreibungen neigen, Vergleichen, zwischendurch abbrechen, sagen, was er davon hält, sich aufregen. Es gibt viele Möglichkeiten der „plastischen“ Schilderung.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr denke ich du zielst hier tatsächlich auf eine Art „Unsinns- oder Verwirrtext“ ab. Das ist vollkommen in Ordnung. Aber ich finde gerade bei soetwas sind die Gestaltungsmöglichkeiten sehr vielfältig. Es würde sich lohnen sie zu nutzen.
Bitte, versteh mich nicht falsch, ich will deinen Text damit nicht schlecht machen. Vielleicht kommt er bei anderen Leuten auch anders an, vielleicht habe ich mich auch nicht intensiv genug damit beschäftigt ... Bei mir jedenfalls hat er nicht „funktioniert“. Und das ist irgendwie schade, es gäbe so viele Möglichkeiten hier Pointen, Plastizität, Witz und Wahnsinn einzubauen.

Liebe Grüße,
Myr
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Re: Der Gackerer

Beitragvon Garfield » Mo 10 Aug, 2009 14:36


Moin Pio

Erstmal möchte ich eine Kleinigkeit voranstellen:
Du veröffentlichst hier immer wieder längere Geschichten und bekommst dazu auch meistens ein bis zwei Kommentare. Aber du beantwortest diese immer nur sehr kurz, wodurch man sich als Kritiker nicht so ernst genommen fühlt. Und vor allem:
Du schreibst nie Kritken! So ein Forum beruht aber auf Gegenseitgkeit, wenn alle nur Texte einsteillen funktioniert das ganze nicht...

Nun zum Text:
Im Gegensatz zu Myriam finde ich den text nicht so verwirrend. Ein Mann lässt sich als scheinbarer Verrückter in die Psychatrie einliefern um so einen Kollegen zu befreien.
Das ist die Grundstory deiner Geschichte. Die ist erstmal nicht sonderlich originell und außerdem recht unrealistisch.
Sträflinge werden in anderen Abteilungen gesperrt als Nicht-Sträflinge, zusammen mit den gefährlichen Kranken. Und in solchen Abteilungen herrschen Sicherheitsbestimmungen wie im Gefängnis, ein so einfacher Ausbruch ist also ziemlich unwahrscheinlich.
Und dann ruft der Arzt den Polzisten wegen einer Vermisstenmeldung??? Er müsste ihn jawohl wegen dem Ausbruch rufen! Schließlich laufen da jetzt zwei Straftäter frei rum, die werden nicht vermisst sondern gesucht um sie wieder festzunehmen.

Die Darstellung der Geschichte finde ich, wieder einmal im Gegensatz zu Myriam^^, vollkommen in Ordnung. Viel Dialog heißt noch nicht, dass es ein Drama ist, mir persönlich gefällt die Art der Erzählung. Das hier alle irgendwie verrückt sind, wäre auch okay, wenn dahinter ein Sinn stecken würde, wie bei Dürrenmatt, da sind auch häufig alle ziemlich durchgeknallt. Doch da ist es sinnvoll, hilft dem Text weiter und transportiert die Aussage. Bei dir aber sehe ich so eine Funktion nicht. Anscheinend willst du also nur witzig sein.
Das misslingt, weil die Pointen nicht zünden, außerdem lauter merkwürdige, verrückte Personen in einer Psychatrie meiner Meinung nach auch nicht so der Brüller sind. Trotzdem existiert in diesem Gegackerer und der ungewöhnlichen Erzählstruktur gewisses Potential, was leider überhaupt nicht ausgeschöpft wurde. So gefallen mir z.B. die Namensverwirrungen und die Tatsache, dass der Arzt auch verrückt zu sein scheint.
Warum diese Geschichte in der Tretmühle steht, also dem Forum für Alltagsgeschichten, erschließt sich mir aber nicht.

Alles in allem also eine Geschichte in der mir die Intension des Autors nicht klar wird und die andererseits nicht witzig genug ist um trotzdem zu unterhalten.

Gruß Garf
Kurz, er bewies eine Geduld, vor der die hölzern-gleichmütige Geduld des Deutschen, die ja auf dessen langsamer, träger Blutzirkulation beruht, einfach gar nichts ist.
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Re: Der Gackerer

Beitragvon Pio » Mo 10 Aug, 2009 17:26


Hallo Garfield,

du schreibst:
„Erst mal möchte ich eine Kleinigkeit voranstellen:
Du veröffentlichst hier immer wieder längere Geschichten und bekommst dazu auch meistens ein bis zwei Kommentare. Aber du beantwortest diese immer nur sehr kurz, wodurch man sich als Kritiker nicht so ernst genommen fühlt. Und vor allem:
Du schreibst nie Kritiken! So ein Forum beruht aber auf Gegenseitigkeit, wenn alle nur Texte einstellen funktioniert das Ganze nicht...

- Mea culpa! Ich verspreche feierlich, mich zu bessern, bin z.Zt. etwas überlastet.( Die Geschichten hatte ich schon vor längerer Zeit geschrieben.)

- Kritiker nehme ich durchaus ernst. Kommentare zu meinen Schreibversuchen sind für mich wichtig, nur so kann ich an den Texten arbeiten und versuchen, sie zu verbessern. Ich halte es für besser, wenn mein Text zerrissen wird, als gar keinen (konstruktiven) Kommentar zu erhalten.

Dass meine „Grundstory“ nicht originell ist, mag sein. Unrealistisch ist sie an sich nicht, vielleicht aber in der von mir geschilderten Form. (Ich habe längere Zeit in der Psychiatrie gearbeitet, solche Fälle sind passiert.)

Dass du die Darstellung in Ordnung, findest freut mich.

Du schreibst:
Trotzdem existiert in diesem Gegackerer und der ungewöhnlichen Erzählstruktur gewisses Potential, was leider überhaupt nicht ausgeschöpft wurde.

- Werde versuchen, den Text zu verbessern.

Ich bedanke mich, dass du dir für eine Analyse meines Schreibversuchs Zeit genommen hast.

Gruß

Pio
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Re: Der Gackerer

Beitragvon Pio » Mo 10 Aug, 2009 17:32


Hallo Myr,

zunächst mal vielen Dank, dass du dich mit meinem Schreibversuch so ausführlich beschäftigt hast.
Deine Rückmeldung, dass dich der Text „verwirrt“, ist durchaus hilfreich für mich. Als „Drama“ sehe ich den Text an sich nicht an, schon eher meine unbeholfene Darstellung eines Sachverhalts.
Mir erzählte jemand, dass ein Mann sich in eine psychiatrische Klinik einliefern ließ, um einen „Kumpel“ da herauszuholen. Die Geschichte gefiel mir, ich setzte mich hin und erfand eine ähnliche Geschichte, fand sie ganz lustig, ließ sie andere lesen. Die Meinungen darüber waren ziemlich verschieden, einige fanden den Text ganz amüsant, andere verwirrte er wie dich auch.
Etwas „Verwirrung“ wollte ich schon beim Leser erreichen, hoffte, dass er am Ende dann durchblicken würde.

Zum Sachverhalt:
Dr. Ritzler erfährt morgens, dass in der Nacht zwei Patienten aus der psychiatrischen Klinik verschwunden sind. Er ruft die Polizei an und will eine „Vermisstenanzeige“ machen. Dem Kommissar erklärt er ziemlich nervös und umständlich, was vorgefallen ist. Ein Patient (Rinderle) hilft ihm dabei, berichtet in ähnlicher Weise wie Dr. Ritzler.
Ich ging davon aus, dass dem Leser am Ende der Geschichte klar würde, dass der „Gackerer“ seine Gestörtheit simuliert hatte, um einen „Kumpel“ aus der Anstalt herauszuholen. Der Dr.Busch musste aus dem Verkehr gezogen werden, mit Hilfe des Arztkittels gelang es, aus dem Krankenhaus herauszukommen.
Die Personen meines Textes stellte ich absichtlich so dar, alle sollten ein bisschen „verwirrt“ erscheinen, ich wollte keine klare Trennung zwischen psychisch Kranken und Gesunden machen.
(Ich habe längere Zeit in einer psychiatrischen Klinik gearbeitet. Nach meinen Erfahrungen ist es nicht immer möglich, auf Anhieb psychisch Kranke von Gesunden zu unterscheiden.)

Du schreibst:
„An dieser Stelle, finde ich, sieht man auch: Du schildert im Grunde etwas Lustiges. Da gackert und kräht jemand. Ist schon ziemlich ungewöhnlich. Aber die Sprache erfasst dies meiner Meinung nach nicht.“
- Da ist was dran, ich dachte die Geschichte an sich sei schon komisch genug.

„Bitte, versteh mich nicht falsch, ich will deinen Text damit nicht schlecht machen. Vielleicht kommt er bei anderen Leuten auch anders an, vielleicht habe ich mich auch nicht intensiv genug damit beschäftigt ... Bei mir jedenfalls hat er nicht „funktioniert“. Und das ist irgendwie schade, es gäbe so viele Möglichkeiten hier Pointen, Plastizität, Witz und Wahnsinn einzubauen.“
- Der Text ist es nicht wert, sich intensiv mit ihm zu beschäftigen. Wenn der Leser die „Komik“ nicht sofort bemerkt, hat der Autor nicht das rübergebracht, was er wollte, dann ist der Text schlecht!

Ich bedanke mich noch einmal bei dir, dass du dir so viel Zeit für meinen Text genommen hast. Bei einer Überarbeitung werde ich versuchen, etliche konstruktive Anregungen, die du vorschlägst, umzusetzen.

Gruß

Pio
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