Geschichten zum Thema Alltag

Jaime und Susana (Tagebuch)

Beitragvon Pio » Fr 28 Aug, 2009 18:06


Aus meinem Tagebuch

Jaime und Susana


In jenen Zeiten, das ist schon länger her, war es nicht schwierig, Geld aus dem Ausland zu erhalten.
Besonders leicht war es, wenn Einzelnen geholfen werden sollte. Europäer, besonders Deutsche, waren bereit und willig zu helfen, wenn man nur an ihr Mitleid appellierte. Für großartige Ideen, es gab kaum welche, war es schwierig, Hilfe zu bekommen.

Für einen neuen Bootsmotor war Geld gekommen. Der Fischer hatte aber schon einen, woher auch immer, wahrscheinlich hatte er ihn irgendwo gestohlen. Er war auch danach gleich mit seinem Boot und Motor verschwunden.
Er arbeite jetzt irgendwo im Süden, erzählte seine Frau allen. Es ging aber das Gerücht herum, dass er mit einem Mädchen unterwegs war und dass er wahrscheinlich nie wieder zurückkommen würde.

Für die Operation des Blinden war also Geld da.

Jaime war als Kind irgendwie erblindet. Einige sagten, er sei krank gewesen, andere, er habe zu viel onaniert.
Es hieß immer, man könne ihn operieren, wenn nur ausreichend Geld da wäre.
Er fand sich gut zurecht, seine Hütte war klein, alles musste immer am gleichen Ort stehen. Das war nicht schwer, stand da doch fast nichts in der Hütte.
Er fiel auch im Ort nicht besonders auf, höchstens seine große Sonnenbrille. Er saß wie die anderen Männer herum, trank mit ihnen, wenn Geld da war, Bier oder Wein.
Manchmal zuviel.
Wenn er ein Klavier hätte, wäre er sicherlich ein berühmter Pianist, sagte er immer wieder. Meistens, wenn er zu viel getrunken hatte.
Er hatte von einem berühmten blinden Pianisten gehört.
Gute Freunde von ihm hatten einmal versucht, ein Klavier für ihn zu erwerben. Sie waren irgendwo eingebrochen, hatten einen Flügel aus einem Haus geholt. Die Hausbesitzer waren gerade irgendwo in Europa. Der Transport bereitete größere Schwierigkeiten. Es gelang ihnen, einen Lastwagen zu besorgen.
Der Flügel passte aber dann nicht durch die Tür von Jaimes Hütte. Als sie die vordere Hauswand einreißen wollten, war Jaimes Frau Susana dagegen. Das Piano habe auch in der Hütte keinen Platz, sagte sie.
Eines Tages nach viel Wein versuchte Jaime ein Konzert unter freiem Himmel zu geben. Als er merkte, dass das nicht funktionierte, meinte er, man könne nur unter Dächern spielen. Alle berühmten Leute hätten stets unter einem Dach ihre Konzerte gegeben.
Der Flügel stand dann längere Zeit bei Regen und Sonnenschein auf der Straße herum, Kinder sprangen auf ihm herum.
Irgendwann wurde er zu Feuerholz verarbeitet. Mit dem Draht der Saiten konnte man die Dächer der Hütten fester anbinden und Wäsche aufhängen.

Fast alle Frauen der Población (Elendsviertel) arbeiteten irgendwo.
Susana machte bei reichen Leute die Häuser sauber. Sie fand immer leicht eine Stelle. Jede Hausfrau stellte sie sofort an, war sie doch keine Gefahr für deren Ehemann.
Susana hatte einen schönen Körper, war überall gepolstert, wo es sein sollte. Sie hatte gute Beine, lange schwarze Haare, war nicht zu groß und nicht zu klein. Im Bett brauchte man ihr kein Kissen unter den Hintern zu legen, wie man es hier ausdrückte. Und eine Stimme hatte sie, weich und verführerisch.
Aber ihr Gesicht war kaum zu beschreiben, sah es doch aus wie Frankensteins Gesicht nach mehreren missglückten Operationen.
Die Eheleute liebten sich beide sehr, gingen zärtlich miteinander um.

Ich fuhr in die Hauptstadt, sprach mit verschiedenen Ärzten. Jaime wurde untersucht. Ja, man könne ihn operieren, wahrscheinlich könne er dann normal sehen.
Susana brachte ihn ins Krankenhaus, sie war begeistert, Jaime auch.
Ein neues Leben würde für sie beginnen, vielleicht würde Jaime sogar Konzertpianist. Sie würden dann zusammen bis ans Ende aller Tage in einem schönen Haus wohnen, mit einem großen Garten, vielleicht auch mit Schwimmbad.
Susana hatte solche Häuser bei ihrer Arbeit kennen gelernt.

Nach einer Woche ging ich ins Krankenhaus.
Jaime lag strahlend im Bett. Er konnte jetzt sehen. Er müsse mir etwas sagen, erklärte er. Ich merkte, dass es ihm ziemlich schwer fiel.
Nein, er brauche sich nicht großartig zu bedanken, das sei unnötig, meinte ich.
Es gehe um etwas anderes, sagte Jaime:
„Ich habe mich von Susana getrennt“!
Pio
Neu
Neu
 
Beiträge: 49
Registriert: Mi 29 Apr, 2009 06:53
Eigene Werke
 

Re: Jaime und Susana (Tagebuch)

Beitragvon Pio » Sa 29 Aug, 2009 07:00


Morgen Fose,

ich danke dir für deine Bemühungen, mich in die hohe Kunst des Schreibens einzuführen.
Du scheinst ein Experte zu sein, wahrscheinlich ein professioneller Kritiker.

Ich weiß jetzt,
dass ich von grundlegenden Erzähltechniken keine Ahnung habe,
was ein Ich-Erzähler ist,
was ein auktorialer Erzähler ist,
wie ein Tagebuch zu führen ist.

Was du über „Glaubwürdigkeit“ ausführst, beruht sicher auf vielfältige Erfahrungen, die du in verschiedensten Kulturkreisen gemacht hast.

Nachdem du mir so sehr geholfen hast, fühle ich mich fast verpflichtet, auch etwas beizutragen:

Deine Kenntnisse in Orthographie und Zeichensetzung scheinen mir etwas lückenhaft zu sein:

- Ansich
- grundlegene Erzähltechnicken

- Es erscheint mir völlig unsinnig, das der werte Don, so völlig emotions und Gedankenlso vom Leben in den Elendsvierteln berichtet.

- Andererseits hat ergebe ?

- Angewonheiten
- Gerad
- Persöhnlichkeit
- Dein Text führt eine einfache Sprache der durchaus ein Umgang anzuhören ist ?
- lakonie
- eigenschaften
- so weiß der Erzähler über die vielen Angewonheiten und Details der Bewohner bescheid
- Einburch
- Erzählng

(Einige Unstimmigkeiten sind sicherlich Tipp-Fehler)

Gerad ein Tagebuch (wenn es auch kein echtes ist), gilt als Relikt und sollte so authentisch wie möglich sein, bewahrt es doch die Persöhnlichkeit einer Person.

- es ist ein echtes Tagebuch!

Nachdem du mir gute Tipps gegeben hast, ein Vorschlag meinerseits:

Vielleicht solltest du in deinen Kommentaren anführen, dass es sich dabei zumindest teilweise um deine subjektive Meinung handelt, dass es möglicherweise auch andere Meinungen geben könnte.
(Ich habe mal deine Kommentare in diesem Forum angesehen, Werke habe ich nicht gefunden.)

Einen schönen Tag wünsche ich dir.

Pio
Pio
Neu
Neu
 
Beiträge: 49
Registriert: Mi 29 Apr, 2009 06:53
Eigene Werke
 

Re: Jaime und Susana (Tagebuch)

Beitragvon OlafmitdemTraktor » Sa 29 Aug, 2009 10:35


hallo pio,
schade, dass es dir momentan nicht möglich erscheint, aus der obigen kritik die durchaus vernünftigen kernaussagen herauszupicken. der ärger scheint übermächtig und läßt am ende den autor schwerbewaffnet vor seinem werk patroulieren.

wenn ich deinen text lese, weiß ich, schreiben kannst du und mit sprache umgehen ebenso.
greift man jedoch ein thema auf, welches per se emotional besetzt ist, heißt das noch lange nicht, dass beim leser anhand des textes emotionen freigesetzt, initiiert werden.
so tritt hier ein eher nüchterner erzählduktus, fast stakkatohaft, in den vordergrund, der wohl ergreifende schicksale schildert, aber es kommt leider keine stimmung auf. eine kleine alltägliche szenerie z.b., die für uns, reich und verwöhnt wie wir sind, wie eine nachricht aus einer fremden welt erscheint, hat oft mehr emotionale kraft, als die form von kurzbiografie, mit vorhersehbaren ende. hier ließe sich mit sicherheit einiges einbauen, wenn man denn am text arbeiten will.
deinen text als tagebuch anzukündigen, provoziert natürlich kritik. meines erachtens ist die tagebuchüberschrift ebenso wie die figur don pedro durchaus dem rotstift opferbar.

nun wünsche ich mir für dich etwas mehr dickhäutigkeit, denn jede kritik bedeutet, dass ein fremder mensch, sich mit dem eigenen text beschäftigt hat. und das ist doch schonmal toll.
und die kritikstile sind recht unterschiedlich, so wie die menschen.

hildegard sagt: in jeder kuh steckt noch ein tropfen milch.

grüße von olafohnetraktor (ist kaputt, zur reparatur beim dicken auto-peter, wahrscheinlich am montag wieder einsatzfähig.)
Der Schlüssel zum Glück ist auf jeden Fall ersteinmal ein Schlüssel. (Gregor Libkowsky)
OlafmitdemTraktor
Etabliert
Etabliert
 
Beiträge: 145
Registriert: Mo 22 Sep, 2008 19:22
Eigene Werke
 

Re: Jaime und Susana (Tagebuch)

Beitragvon Pio » Sa 29 Aug, 2009 11:16


Hallo Olaf,

ich freue mich über jede Kritik, wenn sie konstruktiv ist, habe aber keine Lust irgendwelche Kernaussagen herauszupicken.

so tritt hier ein eher nüchterner erzählduktus, fast stakkatohaft, in den vordergrund, der wohl ergreifende schicksale schildert, aber es kommt leider keine stimmung auf. eine kleine alltägliche szenerie z.b., die für uns, reich und verwöhnt wie wir sind, wie eine nachricht aus einer fremden welt erscheint, hat oft mehr emotionale kraft, als die form von kurzbiografie, mit vorhersehbaren ende. hier ließe sich mit sicherheit einiges einbauen, wenn man denn am text arbeiten will.

- da bin ich ganz deiner Meinung

deinen text als tagebuch anzukündigen, provoziert natürlich kritik. meines erachtens ist die tagebuchüberschrift ebenso wie die figur don pedro durchaus dem rotstift opferbar

- hier bin ich mir nicht so sicher, es ist eine Tagebuchnotiz,
ich wollte keine Kurzgeschichte schreiben, die müsste dann wohl anders aussehen.
- dass hier in unserer Welt bei meiner Schreibweise nicht das rüberkommt, was ich beabsichtigt hatte, habe ich eventuell nicht bedacht.
Ich hatte die Geschichte in dem Land, wo sie spielt, in spanischer Sprache geschrieben, da kam sie an.

nun wünsche ich mir für dich etwas mehr dickhäutigkeit, denn jede kritik bedeutet, dass ein fremder mensch, sich mit dem eigenen text beschäftigt hat. und das ist doch schonmal toll.
und die kritikstile sind recht unterschiedlich, so wie die menschen

- o.k., danke für die guten Wünsche.

Wünsche dir, dass dein Traktor geregelt wird.

Gruß

Pio
Pio
Neu
Neu
 
Beiträge: 49
Registriert: Mi 29 Apr, 2009 06:53
Eigene Werke
 

Re: Jaime und Susana (Tagebuch)

Beitragvon Pio » Sa 29 Aug, 2009 14:44


Hallo psychophysenfose,

Wenn ich dir irgendwie vor den Latz gestoßen bin, so möchte ich mich entschuldigen!

- o.k., meine Entschuldigung wegen der forschen Reaktion!
(hatte grässliche Zahnschmerzen und wenig geschlafen!)

Es ist nicht sehr leicht objektiv zu formulieren warum einem ein Text nicht gefällt - das habe ich versucht und ich denke mir ist das gelungen, obwohl es spät Nachts war und nach einer Mehrstündigen Zugfahrt die Orthographie litt (meine Zeichensetzung war von jeher miserabel). - aber das ist hier doch gar nicht Thema, genausowenig wie meine Texte hier Thema sind.

- sehe ich jetzt auch so, ist kein Thema hier!

Ich habe nämlich durchaus den Eindruck durch diese Geshcichte Erhalten das du zu Textarbeit fähig sein könntest.

- das freut mich!

P.s. ich bezweifle das dieser Text in Spanisch völlig anders wäre und denke nicht das du ihn mal einem spanischem Lit. Kritiker o. Kenner vorgelegt hast - vielleicht bin ichaber auch wirklich unempfänglich für die Dramatik dieser monotonen Tagebuchzeilen!

-da irrst du teilweise, der Text ist nicht völlig anders, aber er wird von Menschen, die diese Realität kennen , verstanden. (Ich habe mit spanischem Lit. Kritiker o. Kenner zusammen gearbeitet.)
Auch hier in Deutschland gibt es Menschen, die den Text nicht als "monoton" ansehen, sich einfühlen können.

Ich wiederhole mich, wenn ich noch einmal erkläre, dass es sich hier um eine reale Tagebuchnotiz handelt, habe wahrscheinlich nicht bedacht, dass das, was ich beabsichtigt hatte, bei meiner Schreibweise hier nicht bei jedem ankommt. (Eine Kurzgeschichte müsste völlig anders aussehen.)

Abschließend betone ich, dass mir ein Kommentar, der den Text zerreißt immer noch lieber ist, als gar keiner.
Du hast dir einen Haufen Arbeit mit meinem Schreibversuch gemacht, dafür mein Dank.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

Gruß

Pio

P.S.: Ich bin mir bewusst, dass man auch einen Tagebuchtext besser schreiben kann!
Pio
Neu
Neu
 
Beiträge: 49
Registriert: Mi 29 Apr, 2009 06:53
Eigene Werke
 

Re: Jaime und Susana (Tagebuch)

Beitragvon Pio » So 30 Aug, 2009 06:58


Morgen Fose,

der Zahn ist raus, ich war in der Zahnklinik!
Hätte nicht gedacht, dass wir zusammen "auf einen grünen Zweig" kommen.
Stimme dir in allem zu.

Gruß

Pio
Pio
Neu
Neu
 
Beiträge: 49
Registriert: Mi 29 Apr, 2009 06:53
Eigene Werke
 

Zurück zu Tretmühle

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste

cron