Geschichten zum Thema Alltag

Weiter als auseinander

Beitragvon Antibegone » Fr 13 Mai, 2011 20:28


Heute: Ein Stück
Vom stückweiten Werk.
Ganz langsam das als Wirklichkeit Erdachte aus den Fugen reißen.
Farbige Bälle, die umher flogen. Verkettet an den Berührungspunkten. Aufgereiht und aufgehängt. Ihr Wabern das Schwingen von Notenköpfen.Ich beobachtete sie darin, wie sie den ganzen Raum ausfüllten bis an die Grenze des Sichtbaren und darüber hinaus, und das unregelmäßige Klingen ihrer Verkettungen klang erst nach längerem Lauschen in einem Rhythmus. Die Kugeln zogen ihre Bahnen über meinem Kopf und unter meinen Füßen und rechts und links von mir, kreisend und drehend und ineinander fallend, in gelb und grün und orange und blau. Schimmern in Karnevalsfarben. Leuchtende Lampions. Ich stecke fest in einem von ihnen.
Ein Entwurf:
Heute versuche ich mich selbst zu spielen. Ich mache alles wie sonst. Mit dem Unterschied: Ich tu nur so. Ob es jemand merkt?
Die Lampe auf dem Tisch hatte einen Fuß aus weißer Keramik, die zu einer Kugel geformt worden war, die unten eine flache Ebene ergab, damit sie sicher stand, und einen Schirm aus gerade gewebter Baumwolle, der die Glühbirne darunter angenehm dimmte. Als sie herunter fiel. Aufwirbelndes Licht. Fetzen mit Energie. Splitterfaserkeramik.
Auseinandergenommen.
Go away. Go astray with me.
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon kernbusch » Fr 13 Mai, 2011 21:24


Was muss man denn so rauchen, um sowas zu schreiben?
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon struktur-los » Sa 14 Mai, 2011 21:41


Hallo Antibegone,

das ist mal ein Stück, was mir gefällt, auch wenn ich persönlich den Gedanken: „Das Leben ist eine Bühne.“

absolut nicht leiden mag.

Dein Text hat etwas Widersprüchliches – was einer Bühne nicht steht, eher dem Leben hinter den Kulissen, was ihn mir wiederum so sympathisch macht.

Ganz langsam das als Wirklichkeit Erdachte aus den Fugen reißen.
Kann man sich die Wirklichkeit erdenken? Irgendwie schon, oder? - da diese ja immer die eigene ist. Das, was ich fühle, sehe, denke, mir (aus)male, das bin ich – das ist meine Realität.
Und doch bezweifle ich, dass die meinige die einzig wahre ist und glaube somit, dass sie eben nur teilweise wahr sein kann.

Denn sind nicht auch Fremdgedanken in unseren eigenen involviert – und umgedreht? Wie stark beeinflussen sie unser Handeln?.

Ist generell ein gemeinsames Denken nicht konstruktiv(er)?
Und ist nicht jeder auch das, was er tut – auch wenn er Nichts tut?.


Ist es nicht sinnvoll, die Wirklichkeit
stets neu zu definieren? …

Sieht das Lyr-Ich das auch so? Will es deshalb „das als Wirklichkeit Erdachte aus den Fugen reißen“?
Die Kugeln zogen ihre Bahnen über meinem Kopf und unter meinen Füßen und rechts und links von mir, kreisend und drehend und ineinander fallend, in gelb und grün und orange und blau. Schimmern in Karnevalsfarben

Und andersrum dann diese Karnevalsfarben, die mir sagen, dass sie nur aufgesetzt – nicht authentisch sind, Lichter eines Lampions halt.
Ich stecke fest in einem von ihnen.
Das kann man zweideutig sehen. Zum einen, das Lyr-Ich hält sich an einem/diesem, sagen wir mal schönen Gedanken, fest, kann sich dieser Vorstellung nicht entziehen. Zweite Möglichkeit, der Grund bzw. die Person, die diese Farbspiele erzeugte, kann das Lyr-Ich nicht loslassen. Sind diese Kugeln demnach fremderzeugt – also fremdprojizierte Bilder – oder ein Gemisch aus beidem (eigenen und fremden Gedanken)? Hm. Interessant.

Heute versuche ich mich selbst zu spielen. Ich mache alles wie sonst. Mit dem Unterschied: Ich tu nur so. Ob es jemand merkt?
Bedeutet so viel wie, ich bin wie ich bin – so wie immer. Ich spiele keine Rolle in einem Stück.

Ob es jemand bemerkt? Ich gehe mal davon aus, dass davon ausgegangen wird, dass das Lyr-Ich eine Rolle spielt - und nein, es würde, zumindest auf den ersten Blick, niemand bemerken.
Andererseits: Wer ist schon jeden Tag gleich? – Wenn wir im Verlaufe des Lebens auch derselbe Mensch bleiben, entwickeln wir uns doch fortwährend weiter – strahlen Veränderung
aus.

Die Lampe auf dem Tisch hatte einen Fuß aus weißer Keramik, die zu einer Kugel geformt worden war, die unten eine flache Ebene ergab, damit sie sicher stand…
Ich frage mich: Warum fiel sie, wenn sie doch so sicher stand?...

… und einen Schirm aus gerade gewebter Baumwolle, der die Glühbirne darunter angenehm dimmte.
… vielleicht, weil die Glühbirne – also, das, was den Verstand symbolisiert?., und so schön gedimmt wurde von zurechtgeträumten baumwollweichen Illusionen, zerplatzte?

Wurde sie heruntergestoßen? Oder war es die Glühbirne selbst, die explodierte - schlug ein „Geistes“ - Blitz ein?

Splitterfaserkeramik.
Nackt liegt die Wahrheit vor dem Lyr-Ich. Oder liegt das Lyr-Ich entblößt vor einem Lyr-Du? Oder ist das nicht erwähnte Lyr-Du der, die, das Entkleidete? - „Auseinandergenommen“. ? Oder gar alles zusammen?

Was ist nun wahr – im Ganzen? Vielleicht bekommt‘ s das Lyr-Ich heraus, wenn es außerhalb seiner eigenen Vorstellungen die Welt betrachtet und die Gedanken und Wirklichkeiten anderer/seines Gegenübers hinterfragt. Dann könnte es, mal abgesehen von der eigenen äußerst bedeutenden Wirklichkeit, auch eine gemeinschaftliche erkennen und diese gemeinsam mit anderen/einem anderen/dem Lyr-Du gestalten. Das will wohl aber auch für jeden Menschen gelten.

Und es führt genau dorthin: Go astray with me. Könnte somit heißen: Geh weg und nimm mich mit – raus aus manifestierten Denkstrukturen und endlich Weiter nach dem Auseinander - > gemeinsam neue Wege erschaffen/gehen.?
Hier fließen Titel und Ende des Textes/Stückes zusammen, ergeben einen Rahmen – das gefällt mir.

Ach so, deine Metaphorik hat was – magst du Baumwolllampenschirme?

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende! :) < -- Smilie wird nicht angezeigt :rolleyes: < -- warum dann dieser? Smi, tue was!
Liebe Grüße

PS:
Ein Entwurf.
- bin auf das Endergebnis - also, die ausgereifte - ach ne, die tatsächliche Version gespannt.
Zuletzt geändert von struktur-los am Sa 14 Mai, 2011 21:48, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon Antibegone » Mi 18 Mai, 2011 15:46


Hey struktur-los,


Hehe, erst einmal Danke ich dir für etwas, das du interpretiert hast ohne es zu explizieren. Es liest sich wie ein Lyr. Ich, nicht wahr? Ich will gar nicht sagen, dass es falsch ist. Im Gegenteil: Die Sprache ist an sich ja sehr lyrisch (auch wenn es streng genommen ein Prosatext ist). Ich tendiere im Moment zu solchen Mischformen… Es ist interessant zu sehen, dass es auch so bei dir angekommen ist.

Dass du diesen Gedanken „Das Leben ist eine Bühne“ darin findest, ist, denke ich, berechtigt. Das ist wieder sehr interessant. Ich habe diesen Satz: „Heute versuche ich mich selbst zu spielen. Ich mache alles wie sonst. Mit dem Unterschied: Ich tu nur so. Ob es jemand merkt?“ formal in die Mitte gesetzt. Innerhalb der inneren und äußeren Rahmen der Prosa hat es keine Entsprechung und bildet insofern einen Wendepunkt. Du machst hier also an der Form eine gute inhaltliche Beobachtung, die mich natürlich freut.
Ob ich es auf „Das Leben ist eine Bühne“ bringen würde, ist sicher eine andere Frage. Denn für mich ist dieses „Spielen“ ein ernstes Spiel, das keine Zuschauer hat, die bespaßt würden und insofern Zweck des Spiels sind, sondern das Spiel ist für mich eher das Selbstzweck. Aber das hängt zu großen Teilen am Vorverständnis des Begriffes.
Dass das Spielen des Spiels nicht bemerkt wird, hast du gut erkannt. Ich mag es, dass es an sich ein wenig absurd ist. Die Frage ist halt, warum das Spiel spielen, wenn es dem Zuschauer egal ist, wie die innere Haltung dazu ist? – Wegen des Selbstzweckes.

Ich denke, du hast die Beziehung zwischen eigener (erdachter) Wirklichkeit – Fremdwirklichkeit und deren z.T. nur Existieren als Konstrukt ganz gut hinterfragt, die hier angesprochen wird.
Die Kugeln tragen auf jeden Fall den Aspekt „projizierter Bilder“ in sich. Das sehe ich auch so. Es erinnerte mich an Kaugummi- und Seifenblasen – Ich wollte aber das Bild offen lassen für eigene Assoziationen.

Die allegorische Deutung der Lampe gefällt mir. Das hatte ich selbst gar nicht im Sinn, aber es ist schön, wenn du mehr hinein lesen kannst als ich. Und ja: Ich hatte wirklich mal so eine Lampe. Und die ist mir auch wirklich kaputt gegangen. Ich habe dann statt des Keramikfußes einen Blumentopf benutzt.

Und es führt genau dorthin: Go astray with me. Könnte somit heißen: Geh weg und nimm mich mit – raus aus manifestierten Denkstrukturen und endlich Weiter nach dem Auseinander - > gemeinsam neue Wege erschaffen/gehen.?
Hier fließen Titel und Ende des Textes/Stückes zusammen, ergeben einen Rahmen – das gefällt mir.


Wow, du hast wirklich die Form ziemlich gut durchschaut. Das freut den Autor. Weil ist jetzt weiß, dass diese Art Form zu gestalten bei dir ankommt. Das ist ein Feedback, das mir sehr hilft. Danke.

Ein schönes Wochenende hatte ich übrigens (weswegen ich auch nicht sofort antwortete),
liebe Grüße,
Antibegone

PS: Was meinst du mit einer "tatsächlichen Version"? - das habe ich nicht verstanden.
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon struktur-los » Sa 21 Mai, 2011 00:06


Hi Antibegone,

wie du siehst, habe ich diesen/meinen Beitrag noch einmal überarbeitet, da ich glaube, dass mein Kommentar auf deine Antwort meines Feedbacks doch ein wenig zu sehr aus dem Raum griff und sich mehr oder weniger (gar) nicht mit dem Prosatext deckte. Nein, ich fing wohl doch an zu explizieren und das war ganz sicher nicht meine Absicht.


Falls du diesbezüglich jedoch anderer Meinung bist - ich nehme mal an, du hast meinen zuvor geschriebenen Kommentar bereits gelesen - gebe mir bitte Bescheid. Dann bin ich sehr gerne bereit, ihn erneut hier hinein zu stellen und/oder darüber in einen Austausch mit dir zu treten.

Es freut mich jedoch nach wie vor für dich, dass mein Feedback zu deinem Text deiner Intention mehr oder weniger entspricht.

PS: Was meinst du mit einer "tatsächlichen Version"? - das habe ich nicht verstanden.


Ich habe mich wohl ein wenig ungeschickt ausgedrückt. Nach einem Entwurf folgt ja bekanntlich die Realisierung dessen. Und ein Entwurf muss ja auch nicht zwingend genauso umgesetzt werden, kann ja erstmal nur eine Visualisierung der Gedanken sein - eine Skizze sozusagen, die nochmals überarbeitet wird. Wenn diese dann anerkannt bzw. für gut empfunden wird, wird sie halt nochmals präsentiert - als ein offen dargestelltes Ergebnis sozusagen, das wiederum durchaus entwicklungsfähig sein kann. Verstehste?

Liebe Grüße ... und eine Gute Nacht wünsche ich dir! :)
Zuletzt geändert von struktur-los am So 22 Mai, 2011 22:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Antibegone » Di 24 Mai, 2011 06:53


Hey struktur-los,

natürlich hatte ich die „erste Version“ deines Kommentars gelesen. Zugegeben er war sehr ausführlich. Was auch der Grund dafür ist, dass ich ihn erst überflog und dann beim Antworten noch einmal genauer gelesen hätte. Ich habe es nicht begriffen als übertrieben. Im Gegenteil freue ich mich doch, wenn mein Text eine Diskussion auslöst. Dass diese nicht immer wieder am Text belegt wird, liegt ein wenig in der Sache selbst. Also, du musst ihn nicht zurückhalten ;)

Hm, ja, was ich verstehe ist, dass der Text sich wie eine „Skizze“ lesen könnte.
Ich fragte nur nach, weil ich nicht wusste, ob die Frage textintern oder der Ebene der Gestaltung durch den Autor gemeint war. Dieses „Ein Entwurf“ ist im Grunde eine Entsprechung zu „Ein Stück“. Es geht um das Stückwerk (womit ich klanglich mit dem „stückweites Werk“ anspiele). Die Form selbst ist deswegen so skizzenhaft, weil sie dem Inhalt folgt. Jedes Wissen, Erleben, Beschreiben in der Welt ist Stückwerk.
Oder meintest du, dass ich den Text noch einmal überarbeite, im Sinne aus einer Skizze ein Gemälde machen? Da müsste ich dich jetzt nämlich leider enttäuschen…

Es grüßt,
Be Gone.
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon struktur-los » Di 24 Mai, 2011 22:13


Hallo Be Gone,

Oder meintest du, dass ich den Text noch einmal überarbeite, im Sinne aus einer Skizze ein Gemälde machen? Da müsste ich dich jetzt nämlich leider enttäuschen…


Nein, das meinte ich nicht - dieser Text steht ja bereits.
Es gäbe natürlich die Möglichkeit, einen weiteren Text zu schreiben, mit einem ähnlichen inneren Gerüst oder einen, der auf diesen aufbaut. Aber das ist, nachdem, was ich gerade von dir las, ja sicher nicht deine Absicht.

Und nein, du enttäuscht mich damit nicht. Es ist ja dein Text und somit deine Sache, was du damit/daraus machst.

Liebe Grüße
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon salome » Fr 12 Aug, 2011 18:06


hi antibegone,
mit diesem prosatext komme ich viel besser zurecht als mit den gedichten von dir, die ich bisher gelesen habe :) . ich finde ihn viel lyrischer und dabei "klarer" als z.b. dein "sedimente betonierter" , da ergibt ein bild das andere.

die bunten kugeln, assoziiere ich sofort mit billardkugeln (also viel härter und gewichtiger als kaugummi- und seifenblasen), wozu dann auch die geräuschkulisse sehr gut passt, nicht?
als anregung, vielleicht möchtest du"klingen" und "klang" (das klingen... , dessen klang ???) noch einmal überdenken?

und ich hörte das Klingen ihrer Verkettungen, dessen unregelmäßiger Klang erst nach längerem Lauschen einen Rhythmus ergab.

ich finde es großartig, wie du dein lyr. oder auch prosaisches ich erst beobachten lässt, wie sich der raum mehr und mehr füllt, schließlich inmitten von bahnen ziehenden, kreisenden, rollenden, fallenden kugeln ..., in all der bewegung immer mehr erstarren und schließlich in einem lampion feststecken lässt ---> ein stück, von der umgebung sozusagen aufgesogen :) .

mich erinnert diese schilderung ganz stark an den zustand, der einer ohnmacht vorausgeht (rein physisch). ich würde die wahrnehmung in diesem zustand ähnlich beschreiben.
das ich scheint aber körperlich noch nicht zusammengebrochen zu sein, sondern sich "nur" in all dem "kugelwerk" nicht mehr zu finden, womit sich auch ein allgemeines "ausgebranntsein" andeuten könnte, und beschließt, sich selbst zu spielen (typisch für burnout-erkrankte), wodurch wir schon mitten im

entwurf sind.
ich mag die vieldeutigkeit, die in diesem "überbegriff" liegt. einerseits scheint er auf die lampe mit kugelfuß, unten abgeflacht für sicheren stand - als "lebensentwurf" hinzuweisen (partnerschaft, familie, häuschen im grünen..., was auch immer) andererseits kündigt sich schon das "umwerfen" der lampe (pläne?), wodurch auch immer, an.

in dieser "krise" geht alles zu bruch, baumwollfasern und keramik, gleichzeitig wird sehr viel energie freigesetzt, energie, die unterm baumwollschirm wohlgehütet war .

" auseinandergenommen", sehr heftig, auch schmerzhaft (?) aber möglicherweise auch eine chance sich ganz neu wieder zusammenzusetzen , alleine oder mit einem du "verloren zu gehen" (ganz weit auseinander), auch die gefahr unterzugehen. "...das ende bleibt wie immer offen...!"
;) )

wahrscheinlich liegen meine gedanken, assoziationen, empfindungen... weit neben deiner intention,sind nur eine möglichkeit.
für mich ergab sich aber eine sehr schlüssige interpretationskette und deine worte haben bei mir mit voller wucht ins schwarze getroffen
:), wohin auch immer dein entwurf zielte. diesem text halte ich für echt gelungen und ich habe mich deshalb auch sehr gern damit auseinandergesetzt.

liebe grüße, salome


p.s.: was meinst du mit "gerade gewebter baumwolle"?
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon Antibegone » Sa 13 Aug, 2011 12:51


Hey salome,

ich gebe dir Recht. Auch aus meinem Gefühl heraus, gelingen mir Gedichte eher nicht so gut. Wie gesagt, ich habe nie behauptet, sie seien es. Im Moment schreibe ich viel solcher „Prosagedichte“ (so nenne ich das, frecher Weise, wenngleich ich weiß, dass es Leute gibt, die eine Existenz einer solchen Gattung absprechen  )

Der Klang dieser Kugeln kann für verschiedene Leser unterschiedlich laut sein. Einerseits heißt es ja „Klingen“, was jedenfalls lauter zu sein scheint als, wenn Seifenblasen sich berühren. Andererseits steht da auch etwa von „Lauschen“, was impliziert, dass man es trotzdem erst hört, wenn man länger hinhört. Der Text selbst nennt sie „Notenköpfe“ (die gar keine Substanz haben) und „Lampions“ (die am ehesten aus Papier wären, was schon etwas fester als nur Blasen wäre), während „Bälle“ nicht nur an die runde Form anknüpft, sondern auch an einen Ball, den man zuspielen und fangen würde – oder wenn sie unterschiedlich farbig sind, auf einem Billiardtisch zu finden sind.

und ich hörte das Klingen ihrer Verkettungen, dessen unregelmäßiger Klang erst nach längerem Lauschen einen Rhythmus ergab


Ja, die Wiederholung hört sich ungeschickt an. Ich mag so etwas. Und versuche es als „figura ethymologica“ zu benutzen, gerade hier.
Bei „Zelten im gezeigten Land“ variiere ich das etwas:
„stand auf meinen Fenstersims vor dem Schlafzimmer eine Tasse Kaffee. Die Tasse war am Porzellanrand aufgebrochen und zeigte ihr weißes Fleisch.“
Ich liebe so etwas… oder „Chortanztänze tanzen“. Das ist geil, oder? Ist nicht von mir, sondern aus der altgriechischen Literatur. Wobei die figura ethymologica im Griechischen eh besser zu realisieren ist als im Deutschen. Daher kann ich verstehen, wenn es eher störend aussieht.

ich finde es großartig, wie du dein lyr. oder auch prosaisches ich erst beobachten lässt, wie sich der raum mehr und mehr füllt, schließlich inmitten von bahnen ziehenden, kreisenden, rollenden, fallenden kugeln ..., in all der bewegung immer mehr erstarren und schließlich in einem lampion feststecken lässt ---> ein stück, von der umgebung sozusagen aufgesogen .

Ja, du hast die Hauptdynamik des Textes ganz gut erfasst, die in der Zerstörung endet. Es soll ja von diesem Umschlagpunkt leben.

und beschließt, sich selbst zu spielen (typisch für burnout-erkrankte),


Ja, man kann es ganz gut als Gefühl deuten. Als ein Sich selbst Entfremden.

Interessant, dass du das ganz anders deutest als strukti, die daraus im Ganzen ein Bühnenmotiv herausgelesen hat.

Der Entwurf hat dabei eine doppelte Funktion. Erst einmal inhaltlich, so ähnlich wie du beschrieben hast, wobei man es auch als „Versuch“ lesen könnte. Und dann aber verweist es formal auf den Text als Ganzen, der „fragmenthaft“ bleiben will.

" auseinandergenommen", sehr heftig, auch schmerzhaft (?) aber möglicherweise auch eine chance sich ganz neu wieder zusammenzusetzen , alleine oder mit einem du "verloren zu gehen" (ganz weit auseinander), auch die gefahr unterzugehen. "...das ende bleibt wie immer offen...!" )


Meinst du, die Pointe könnte ein Neuzusammensetzen sein? Hmmm, auch interessant.
Wie deutest du dann:
„Go away. Go astray with me.”?

wahrscheinlich liegen meine gedanken, assoziationen, empfindungen... weit neben deiner intention,sind nur eine möglichkeit.


Jede Interpretation, die sich am Text belegen lässt, ist richtig. Und wen interessiert schon die Intention des Autors?

was meinst du mit "gerade gewebter baumwolle"?


Regelmäßig gewebt, aber so dass das Webmuster noch zu sehen ist.

Freut mich, dass dir der Text ein wenig zusagt.

Liebe Grüße,
Antibegone.
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon salome » Di 16 Aug, 2011 06:45


doppelt! (geöscht)
Zuletzt geändert von salome am Di 16 Aug, 2011 06:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon salome » Di 16 Aug, 2011 06:51


hi antibegone,

mit "prosagedichten" kann ich gut leben. ich mag es, wenn grenzen verwischt werden. für mich ist diese oder jene kathegorie wirklich nebensächlich, wenn ich mich von einem text angesprochen fühle.
Der Klang dieser Kugeln kann für verschiedene Leser unterschiedlich laut sein.
das sehe ich ganz genau so und wollte das spektrum durch meine zusätzliche empfindung der billardkugeln erweitern. diese sequenz hat ja was traumartiges, sodass sie auch gleichzeitig bälle, lampignos, seifenblasen... sein können oder auch in zeitlicher abfolge ineinander überfließen. das trifft für mich am ehesten zu...

(...klingen, dessen klang...)
Ja, die Wiederholung hört sich ungeschickt an. Ich mag so etwas. Und versuche es als „figura ethymologica“ zu benutzen, gerade hier.
Bei „Zelten im gezeigten Land“ variiere ich das etwas:
„stand auf meinen Fenstersims vor dem Schlafzimmer eine Tasse Kaffee. Die Tasse war am Porzellanrand aufgebrochen und zeigte ihr weißes Fleisch.“
ich wollte hier eigentlich gar nicht auf die dopplung hinaus, die ich bei der tasse kaffee geschickt gesetzt finde, sondern die konstruktion "klingen, dessen klang" erscheint mir seltsam und ich meine, dass es dann auch noch zusammen mit etymologischen verwandtschaft einfach zu viel ist.
wenn du bei der klangfamilie bleiben möchtest, würde ich eine einfachere anbindung bevorzugen
"und ich hörte das Klingen ihrer Verkettungen, der unregelmäßige Klang ergab erst nach längerem Lauschen einen Rhythmus..."
wobei ich hier schon auch noch zu bedenken geben möchte, dass mir das statische verharren bei klingen / klang ein wenig gegenläufig zum traumhaft visionären, sich wandelnden. fließenden des textes erscheint. vielleicht wäre an dieser stelle dynamische entwicklung auch nicht verkehrt?
etwas wie geräusche --> klang (klingen)....? fühl da doch einfach noch einmal hin, was dein bauch dazu meint. :)
zu
Go away. Go astray with me.”?
ich meine, in diesem "with me" könnte man schon so einen ansatz sehen, dass "du und ich" gemeinsam der bisherigen lebensweise verloren gehen und aus den scherben was neues basteln könnten ...
kann natürlich auch das gerade gegenteil bedeuten. das find ich sehr gut, dass es der Leser_in überlassen bleibt. :)
liebe grüße,salome
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon LAS » Mi 17 Aug, 2011 02:02


Hallo Antibegone,

ich finde es interessant, dass du "Weiter als auseinander" mit Prosagedichten in Verbindung bringst. Möglich ist das, zumal sich Prosagedichte vermutlich wie die Lyrik (und die Prosa) weiterentwickelt haben. "Weiter als auseinander" stellt vielleicht eine moderne Form der Prosagedichte dar, weniger "rund" und "in sich geschlossen", weniger "emotional", wie ja auch die Lyrik weniger "schön" (im Sinne von reimend, metrisch exakt) geworden ist.

(wenn du selbst dieses Werk als Prosagedicht einordnest, müsstest du es konsequenterweise in der Lyrik-Abteilung ablegen, denn Prosagedichte sind zwar in der Zwischenwelt von Lyrik und Prosa angesiedelt, doch letztlich sind es Gedichte - in prosaischer Form)

Den Teilsatz "Ich beobachtete sie darin, wie sie den ganzen Raum ausfüllten bis an die Grenze des Sichtbaren und darüber hinaus (...)" finde ich sehr gut, weil man nicht über das Sichtbare hinaus beobachten kann. Diese Aufhebung des Realen, hin zu einer Welt, in der Verkettungen klingen und unter den Füßen Bahnen gezogen werden, einer Welt aus Rhythmus und Farben in der deutlich wird: Ich stecke in einem leuchtenden Lampion – das hat schon was!

Und konkret? Na ja, ne Lampe ist explodiert. Viel mehr ist da nicht. Vieles ist denkbar, vermutlich muss man tatsächlich in Stücke fliegen, um weiter als auseinander zu gehen (dass es sich um eine Beziehung handeln könnte, suggerieren Worte wie "Berührungspunkte", "jemand", "Go away"). Aber das ist bereits wieder eine Vorstellung und keine Aussage. Nicht dass ich es schlecht finde, dieses "Wabern und Schwingen", ich wollte nur festhalten, dass es zu mir genau so rüberkommt und eine tiefere Schicht nur dann freilegt, wenn ich meine eigenen Zutaten beimische (und damit das Werk an sich verfälsche). Will ich aber nicht. Ich kann gut mit dieser Unbestimmtheit leben und den vagen Bildern von raumfüllenden Bällen und splitterndem Licht.

Mit freundlichen Grüßen

LAS
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon Antibegone » Do 18 Aug, 2011 20:16


Hey Salome,

oh, okay deine Kritik an der Syntax des Satzes habe ich irgendwie missverstanden. Du willst also aus meinem hypotaktischen Satzbau einen parataktischen machen?

Das klänge vielleicht etwas langweilig, denn wenn ich mir die Satzstruktur angucke…
Sind die ersten Sätze elliptisch.
Der nächste Satz ist - bis auf die parataktische Verbindung in „und“ - hypotaktisch.
Der danach ist parataktisch, aber mit mehreren Satzgliedern und Partizipien.
Danach kommen wieder zwei Ellipsen.
Und am Ende: Die Pointe.

Was ich damit sagen will. Ich verstehe, wenn es sich nicht so schön anhört. Aber der Aufbau ist relativ streng. (obwohl mir auffällt, dass man das „und“ vielleicht in Frage stellen sollte und durch etwas wie „während“ oder so zu ersetzen…)
Außerdem habe ich noch nicht verstanden, was genau du gegen „dessen“ hast. Ist es wirklich nur die Hypotaxe? Oder das Wort an sich?
Also, was meinst du mit: dass es dann auch noch zusammen mit etymologischen verwandtschaft einfach zu viel ist? Zu kompliziert?
Kompliziert soll es ja sein, damit die Ellipsen und die Pointe besser wirken kann…

ich meine, in diesem "with me" könnte man schon so einen ansatz sehen, dass "du und ich" gemeinsam der bisherigen lebensweise verloren gehen und aus den scherben was neues basteln könnten ...

hm hm, ja ich verstehe, was du meinst. Bis zu „gemeinsam der bisherigen lebensweise verloren gehen“ stimmt es sogar mit meiner Sicht auf den Text überein. Wie deutest du dahin dann „Weiter als auseinander“?
(Ich will deine Interpretation nicht in Frage stellen. Ich stelle keine Fragen, um zu hinterfragen oder zu befragen. Sondern weil ich selbst neugierig bin.)


Hey LAS,

ich kann dein Argument gut nachvollziehen. Wobei ich dieses „doch letztlich sind es Gedichte - in prosaischer Form“ in Sinne von interpretiert habe und es daher in diese Rubrik gestellt habe. Konsequenter Weise müsste es wohl unter „Mischformen“ stehen, wenn ich es mir jetzt noch einmal überlege. Vielleicht verschiebe ich es die Tage mal. Danke für den Hinweis 

Es freut mich, dass du dieser „Aufhebung des Realen“ und den Umschlagpunkt am Ende im Lampion zu stecken, etwas abgewinnen kannst.

Für mich taucht die Beziehung erst am Ende auf. Vorher gibt es auch Berührungen (das wäre ja noch eine interessante Folgerung zu sagen, der Erzähler steckt in einem Lampion, warum nicht andere auch?), aber nur der Kugeln, insofern also eine indirekte Berührung. Das jemand ist als „irgendjemand“ gemeint. Ein „irgendjemand“ ist keine Bezugsperson, sondern ein „Es“.

Ich sehe erst in der Ansprache am Ende eine (echte) Beziehungshaftigkeit: „[You], Go away, with me“. Eine direkte Anrede, im Sinne der Aufforderung also.
(Damit will ich nicht sagen, dass man vorher nicht eine Beziehung herauslesen kann. Ich würde nur (aus meiner Sicht) in Frage stellen, ob es eine echte ist.)

Darf ich fragen, was deine eigenen Zutaten wären? Wenn du nicht magst, kann ich natürlich damit leben. Aber ich bin jetzt halt neugierig. Weil gerade auch „verfälschende Interpretationen“ ihren ganz eigenen Wert haben: So wie jede eigene Beschäftigung mit etwas.

Liebe Grüße euch beiden, einen schönen Abend (müde bin ich schon) und Danke für die Beschäftigung mit meinen Zeilen,
Antibegone.
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon salome » Fr 19 Aug, 2011 09:10


hi antibegone,

nein, auch das satzgefüge an sich ist es nicht! seltsam wirkt auf mich die "unterordnung" eines Substantivs (klang) unter ein synonymes substantiviertes verb (das klingen). das ist so, als ob du

das singen, dessen gesang
das rufen, dessen ruf
das träumen, dessen traum
.
.
schreiben würdest. verstehst du nun, was ich meine?

wenn du hier ein nebensatzgefüge bevorzugst, dann wäre etwas wie

"...das klingen, das, erst unregelmäßig, nach längerem lauschen einen rhythmischen klang ergab." (oder "...rhythmisch klang")

vielleicht eine möglichkeit? wenn du beim stilmittel der figura etymologica bleiben möchtest, wäre klang als verb zu nutzen eventuell sogar deutlicher.
doch ich verstehe nicht genau, welche funktion sie hier übernehmen soll. gewöhlich setzt man stilmittel ja nicht um ihrer selbst willen, sondern in einer bestimmten absicht ein.
mir erscheint es in diesem umfeld auch nicht unbedingt textstützend, da repetitiven elementen etwas verlangsamendes, stagnierendes oder beharrendes, betonendes anhaftet. verstehst du, was ich sagen möchte? in diesem klingen - klang ist keine entwicklung, während du gleichzeitig ein solche beschreibst, indem aus etwas unregelmäßigem allmählich ein rhythmus herausgehört werden kann.
mit dem "zuviel" meinte ich, dass auf diesem satz durch die verwirrende "unterordnung" von an sich gleichlautenden begriffen und der wortstammwiederholung großes gewicht liegt und der leser_in erhöhte aufmerksamkeit abverlang. aufmerksamkeit, die nach meinem empfinden von der "pointe" etwas abgezogen wird, was ich schade finde.

Es ist dein text und, wie du ihn aufbaust, allein deine sache. ich versuche nur, mich ein wenig hinein zu denken, zu fühlen und dir feedback zu geben, was ich dabei wie erfasse.
ich hoffe, ich konnte mich nun einigermaßen verständlich ausdrücken ;) ?
beim neuerlichen durchgehen es textes kam mir übrigens noch eine idee, die ich dir auch ganz einfach zur ansicht dalassen möchte:
und ich hörte das Klingen ihrer Verkettungen, deren unregelmäßiger Klang erst nach längerem Lauschen einen Rhythmus ergab.
wenn du hier den klang den verkettungen unterordnen würdest? Was meinst du?
Wie deutest du dahin dann „Weiter als auseinander“?
weiter als auseinander wäre demnach wieder zusammen :).
wenn man auseinander geht und immer weiter in entgegengesetzte Richtung geht (rund um den erdball), trifft man sich irgendwann wieder. weiter als auseinander!

oh mein gott, jetzt aber! kaffeepause ist längst zu ende :kaffee: .

liebe grüße, salome

p.s.: ich freue mich über unseren austausch und empfinde deine fragen als ehrlich interssiert :). es besteht also berechtigte hoffnung, dass wir nach anfänglichen schwierigkeiten zueinanderfinden. weiter als auseinander?
salome
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Re: Weiter als auseinander

Beitragvon Antibegone » Sa 27 Aug, 2011 15:50


Hallo salome,

endlich schaff ich es zu antworten.

Ich glaube, ich weiß jetzt sogar, was du meinst bezüglich der einen Stelle. Auch sehe ich die Ungewöhnlichkeit ein, die du daran entdeckst. Eine figura etymologica als possessive Unterordnung.
Dabei ist es noch nicht einmal eine reine. Sprachlich exakt wäre es erst, wenn ich schriebe: „Das Klingen klang unregelmäßig.“ Mit meiner Unterordnung habe ich es eigentlich sogar gelockert. Das, was ich da gemacht habe, ist eigentlich eine „Mittellösung“. Wenn ich es ändere, sollte es vielleicht sogar noch stärker in die „reinere Form“ übergehen.

wenn du beim stilmittel der figura etymologica bleiben möchtest, wäre klang als verb zu nutzen eventuell sogar deutlicher.


Also, genau das, ja… Wenn ich mal wieder Schreiblust habe, kümmere ich mich mal darum.
Ja, das sehe ich auch so: Ein Stilmittel sollte als etwas im Text funktionieren (obwohl es da sicher auch Ausnahmen gibt…)

Dass diese figura etwas Betonendes hat, finde ich auch. Wie kommst du darauf, dass es etwas „langsamer“ machte? Meinst du, weil es beim Lesen etwas „aufhält“ und „komplizierter macht“, sozusagen ein „Lesestolpersteinchen“?
In diesem Fall soll sie nur den „Klang“ betonen. Wobei ich sogar auch die „Verlangsamung“ passend fände, denn es heißt ja: „dessen unregelmäßiger Klang erst nach längerem Lauschen einen Rhythmus ergab.“ So wie die figura etymologica in ihrer Wiederholung den „Klang“ aufbaut, so vollzieht er sich auf Textebene. (zumindest war es so intendiert, ob er das dann auch tut, kann erst der Leser entscheiden)

mit dem "zuviel" meinte ich, dass auf diesem satz durch die verwirrende "unterordnung" von an sich gleichlautenden begriffen und der wortstammwiederholung großes gewicht liegt und der leser_in erhöhte aufmerksamkeit abverlang. aufmerksamkeit, die nach meinem empfinden von der "pointe" etwas abgezogen wird, was ich schade finde.

Mich selbst stört es nicht, mitten im Gefüge einen komplizierten Satz zu haben. Die ringförmig angelegten elliptischen Sätze stehen diesem ja gegenüber, sie bilden den „Rahmen“ und den Übergang zur Pointe. Dadurch hat das Lesen etwas „Wellenförmiges“, was ich mag, denn „wellenförmig“ ist der Klang und das Bewegen der Kugeln…
Das Problem ist, wenn man so kompliziert aufbaut, dass es völlig anders ankommen kann. Und aber auch, dass wenn es alles erst einmal so elaboriert ist, das Ganze Gefüge etwas von einem Jenga-Turm bekommt, falls du die kennst. Wenn man etwas verändert, kann es schnell in sich zusammen krachen… Insofern verstehe ich deinen Einwand, weiß aber nicht, wie ich es besser machen sollte, ohne alles zum Einstürzen zu bringen.
wenn du hier den klang den verkettungen unterordnen würdest? Was meinst du?

Entschuldige, wahrscheinlich ist das, was du meinst, ganz einfach, aber ich verstehs grad nicht. Kannst du in einem Beispiel sagen, was du meinst?
weiter als auseinander wäre demnach wieder zusammen

Ahh, okay. Ja, ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass man es so deuten könnte. Aber ja: Das scheint mir durchaus plausibel zu sein. Warum auch nicht?
Ohne deine Interpretation damit abschwächen zu wollen, kann ich dir ja sagen, was ich im Sinne hatte: Nämlich eine Bewegung, die gerade über das „Zusammen – Getrennt“ hinaus geht. „astray“ – nämlich „sich verirren“. Ab von jedem Weg, von allem, was vorgezeichnet ist. Ein Sprengen von Maßstäben sozusagen, damit eine freie „Ich – Du Beziehung“ eröffnet wird.
Liebe Grüße,
Antibegone.

PS:
p.s.: ich freue mich über unseren austausch und empfinde deine fragen als ehrlich interssiert . es besteht also berechtigte hoffnung, dass wir nach anfänglichen schwierigkeiten zueinanderfinden. weiter als auseinander?


Ich bin jedenfalls gespannt ;)
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