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Geschichten zum Thema Alltag
von GlasaugeBill » Sa 17 Nov, 2012 20:53
Morgens beim Frühstück stand sie schon bis zu den Knien in der Scheiße. Das war gerade nach dem Aufstehen. P lehnte am Küchenschrank und funkelte mit ihren braunen Augen. Ich schlug ihr dann meistens die Zeitung ins Gesicht und wir flennten beide. Später schmierte ich mir Ps Gejammer aufs Brötchen und gab ihr eine Hälfte, bevor wir uns die Seele aus dem Leib fickten. Ich griff ihr dabei an die kleinen, spitzen Brüste und spürte ihre Nippel unter meinen Fingern hart werden. Sie brummte wenn ich ihn reinschob und es tropfte auf die Küchenfliesen. So taten wir es eigentlich immer, wenn P so in der Scheiße steckte. Ganz so, als sei es danach besser. Dann später sponnen wir über unsere Zukunft in Reykjavik. Dort hätte sie Zeit gehabt um klar zu kommen, endlich mal zu sein. Aber sie lachte nur und meinte zur Arbeit zu müssen. Das war Ps Lieblingsausrede vorm Leben. Ich hatte den Wagen schon getankt und wäre gleich mit ihr losgefahren, nach Paris und von dort aus per Anhalter. Aber P steckte zu tief drin um zu sein oder es zumindest zu versuchen. Sie wurde wütend und kratzte mir zwei tiefe Furchen auf die linke Backe. Dann ging sie. Ihr Profil war schwarz vor der Glasschiebetür und ihr Arsch wackelte wie immer. Ich leckte mir das Blut von den Fingern und nahm noch etwas Kaffee. Dann stieg ich in den Wagen und fuhr die Tageszeitung umtauschen. Ich zahlte nie für schlechte Nachrichten und das wusste der Mann mit dem Schnurrbärtchen auch. Er drohte mir trotzdem mit der Polizei und ich ging bevor er auf mich schießen konnte. Oft holte ich danach M ab und wir fuhren zusammen nach Paris. P war mir dabei immer Schnuppe, mit ihrem kurzen, gefransten Rock und ihren wulstigen Knien. Sie steckte zu tief drin. M wollte meistens ohne Verdeck fahren und ich machte ihr die Freude. Sie stand auf Gitarrensolos und ich stellte mir ihre Titten vor. Sie genoss das und wir besoffen uns vor dem Eifelturm mit Slivovitz. Wir verkauften die Karre und verschenkten das Geld an so einen alten Chinesen. Den Rest verdübelten wir meist sofort. Das war unser Lieblingsspiel. Wenn Ich dann mitten in der Nacht zurück kam, machte P mir eine wahnsinnige Szene. Sie schlug mit den Fäusten nach mir und stach mit einer Gabel auf mich ein. Das war ein Erbstück ihrer Mutter. Ich schlief danach immer auf dem Sofa und hörte sie bis in die Morgenstunden schimpfen. Morgens beim Frühstück stand sie schon bis zu den Knien in der Scheiße. Das war gerade nach dem Aufstehen.
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von kokoschanell » Sa 17 Nov, 2012 21:05
hi bill, beim ersten lesen sprach mich die geschichte nicht sehr an. was auch weiterhin nicht mein geschmack bliebt, sind die fäkalausdrücke und das in der modernen dichtung wohl unumgängliche "ficken". beim nachlesen muss ich der geschichte jedoch einen tieferen inhalt zugestehen. ein leichtfertiges sein , aufgesetztes, wird hier von dem autor über seine prots beschrieben. es mag um eine frau gehen, die ihr sein vergeudet, drogen fallen mir ein, vielleicht auch eine krankheit wie borderline. sie flüchtet in eine traumwelt. der prot nicht besser, baut keine enge beziehung auf zu ihr. nur ficken, um das mal zu zitieren. es könnte auch von liebe die rede sein, von "sie aus der scheiße holen". ist ihm aber zu mühsam, "sie steckt zu tief drin". also zwei menschen, die ihr leben leichtfertig leben ohne ihm tiefe zu geben. somit trifft es das thema gut. die radikale ausdrucksweise mag es gar noch bestärken. kein schlechter wb-beitrag also, wenn auch in der umsetzung nicht mein persönlicher geschmack. aber muss ja auch nicht. lg von koko
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von GlasaugeBill » Sa 17 Nov, 2012 21:17
Hallo Koko,
Das ist Kunst, sie gefällt oder nicht. Wenigstens konntest du darin etwas entdecken, damit ist das Ziel erreicht. Beim nächsten mal schreib ich dir was schönes.
Liebe Grüße
Glasauge
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von kokoschanell » Sa 17 Nov, 2012 21:28
hi bill, ein forum lebt von der vielfalt und unterschiedlichkeit seiner werke. insofern bitte ich dich, mich nicht misszuverstehen. diese moderne fäkaldichtung hat ebenso ihren platz in einem forum wie ein klassisches sonett. ich bin da durchaus bereit zu differenzieren. es geht nicht um schön. das ist ohnehin relativ.
mich stört nicht die aussage, wie gesagt, es ist nur dieses fäkale...
lg von koko
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von GlasaugeBill » Sa 17 Nov, 2012 21:48
"moderne fäkaldichtung" , soso.
Zuletzt geändert von GlasaugeBill am Sa 17 Nov, 2012 21:48, insgesamt 1-mal geändert.
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von cube » So 18 Nov, 2012 12:30
Hallo Glasauge, hatte eine meiner Stimmen, dein Text. find ich nicht so abwegig, von Fäkaldichtung zu sprechen, wenn da eine Figur bereits im ersten Satz bis zu den Knien in der Scheiße steht. find ich aber auch nicht so schlimm, nicht mal unschön, das hat ja schon inhaltliche Klasse die Szenen zwischen Wanderlust und Drinstecken, reinstecken und rumdübeln. ist auf jeden Fall rund und reproduziert so eine gewisse Landstreicher-Romantik, könnte man auch postmodernde Indifferenz nennen wahrscheinlich. ich entscheide mich da meist für Ersteres. also ja, gefällt. was natürlich auffällt, das sind die verkürzten Namen, der Sprung der Metapher vom Abstrakten ins Reale, derbe Klischees wie Paris und irgendein alter Chinese, die aber durchaus ironisch sein könnten, so flockig eingewoben, die härtestmöglichen Bezeichnungen bzw abwertend wirkenden wie ficken und Scheiße und flennten. muss nicht immer sein. kommt drauf an. hier passts mir zum Sound. der Erzähler hat den Blick von oben auf die Handlungen, der steckt nicht ganz so tief in der Scheiße, scheint aber auch nicht so ganz überzeugt von dem zu führenden Leben, lebt es trotzdem, und mit diesen Worten, die beinhalten so eine Verächtlichkeit gegenüber den bezeichneten Handlungen, wird das deutlich. Dann stieg ich in den Wagen und fuhr die Tageszeitung umtauschen. Ich zahlte nie für schlechte Nachrichten und das wusste der Mann mit dem Schnurrbärtchen auch. meine Lieblingsstelle cube
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von GlasaugeBill » Do 22 Nov, 2012 10:17
Hallo Cube,
Danke fuers Lesen, Kommentieren und gut empfinden. "Flockig eingewoben" freut mich sehr! Die "harten Fäkalwörter" im Wechsel mit den romantischen Klischees (Paris und Ficken, Eifelturm und Saufen, offenes Verdeck und Titten...) sollten massgeblich zur Stimmung des Textes in dem Sinne beitragen, dass Sie die Wiederspruechlichkeit des Ichs in seiner Eigentlichkeit uber die beiden verschiedenen Leben mit P und M hinaus verstärken.
Gruesse Glasauge Bill
PS: Man hatte mehrere Stimmen?
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