ein kater schleicht...
Verfasst: Mi 06 Feb, 2013 16:59
während ich der gleichmässigkeit der stille lausche, nur unterbrochen durch die sonore männerstimme des kommentators aus dem fernsehen, irgendeine history sendung läuft; während ich die sichel des mondes durch mein fenster betrachte, sie ist zur erde hin voll, sie wirft eine spiegelung in die doppelverglasung meines fensters, sie flackert, besser sie glüht unstet flackernd mal mehr und mal weniger intensiv unter den vorbeiziehenden wolkenschleiern hindurch, sie verschwindet hinter dem geäst des baumes vor meinem fenster und trotzdem kann ich die rundheit, die kugelförmigkeit des mondes erahnen, ich weiss ja um sie. da plötzlich ein geräusch, ein sehr leises, so dass ich genauer lausche und da es nun wieder so still wird, bin ich mir umso sicherer; dort war etwas. ein sanftes klicken, fest aber zugleich; es war ein wenig so wie, wenn ich gerade mal wieder eine dieser kurzen phasen innerer ruhe habe und nicht an den nägeln kaue, sich also kleine weisse ränder dort abzeichnen, wo sie zu erwarten sind, ein wenig so, als wartete ich an einer rezeption, einer bar, etwas hüfthohem mit der möglichkeit ein wenig gewicht darauf zu verlagern, ein wenig so als trommelte ich mit meinen harten nägeln auf eine glatte öberfläche. nur war das geräusch kürzer, den das abwechselnde hacken, das fallenlassen und nach unten schlagen der einzelnden finger, ich beginne immer mit dem zeigefinger und auf dem rückweg, also in der wiederholung der bewegung, jedoch mit dem kleinen, klingt eine andere rhytmik. ich bin wachsam im mondlicht und bildröhren-geflacker ob eines neuen anzeichens, allerdings knackt nur die heizung und als ich mich schon wieder der musik hingebe, die nur ich hören kann, die verbunden ist mit den bildern, die nur ich zu sehen vermag, in einer zukunft und gegenwart schwelge, die ich allein betreten darf, schreckt es mich wieder auf. ein wenig lauter als zuvor und ich kann es sehr genau räumlich lokaliseren. und ich bin mir sicher: dort ist etwas in dem zimmer nebenan, lediglich eine tür, aber auch diese unbestimmte angst vor dem was dort sein könnte, halten mich noch vor der gewissheit zurück, so daß ich zunächst liegenbleibe. beim dritten mal kann ich es einordnen, kann das ding benennen, kenne also die ursache, für das mysteriöse geräusch, die wirkung. es ist holly, genauer holly wood, die katze meines bruders, die auf meinem laminat boden herumspaziert, mal auf die couch oder auch vom tisch herunter springt. nun jedoch ist es vollständig um mich geschehen, ich muss sie aufgeben meine kleine nachtphantasien, die monddeutungen und auch die ewig gleich klingende discovery channel stimme weicht; muss mich der realität stellen! denn was hat holly hier zu suchen? wäre ich mir nicht so sicher zu wissen wie es klingt wenn des nachtens die katze schliche, ich habe oft auf meine kleinen neffen aufpassend, nächte auf der grauen mikrofaser couch verbracht, so bestritte ich diese möglichkeit energischst. ich wäre mir sogar so sicher darin, dass ich, wie der könig der kleinen gemeinde in sokrates höhlengleichniss es täte, denjenigen der uns mit seinem gefasel von sonnenlicht und farben verwirren wollte, der uns mit lügen von bäumen, wind und wasser zu trügen versuchte, köpfen liesse, ihm die zunge herausschneiden liesse, um ihn zum verstummten zu bringen.
solange ich jedoch liegenbliebe, es fortschiebend, die katze schliche weiter in meinem anderen zimmer herum. solange die tür geschlossen bliebe wäre ich mir unsicher und nach wie vor wurmte mich am allermeisten daran, dass holly nicht hier sein könnte, da sie ja dort wäre. sehr sicher sogar. langsam schlug ich die decke zurück, bereit und wachsam, auch mitten in der nacht, immerhin so mutig nachzusehen, denn wenn ich dir diese geschichte erzählte und dabei in der erzählung nicht einmal nachgesehen hätte, was hättest du von mir gehalten?
so stelle ich nun meine füsse langsam auf den kalten boden, und suche tastend mit den füssen die hausschuhe. das geflacker des fernsehers macht mich, jetzt da ich in diese richtung schauen muss, blind in der dunkelheit. erneut tastend, diesmal nach dem drücker, lösche ich das gegenlicht und lasse sich meine augen nun an das mondlicht gewöhnen, während ich regungslos aufrecht im bett sitze. da war es wieder, fast im selben moment da auf der strasse vor dem fenster noch ein auto fährt, das geräusch. dass meine nachbarn von gegenüber sämtlich schlafen fällt mir auf, als ich aufstehe. alle fenster dort im haus gegenüber sind dunkel und einige sterne zeichen sich über den mondhellen wolkenschwaden ab. das bett knackt und eben weiss ich wieder diese katze meines bruders dort nebenan. aber wie kann das nur sein?
sie schleicht dort herum, zumindest schleicht sie für mich, denn evolutionär ist es wahrscheinlich unmöglich, dass sich eine katze laut bewegen könnte. sie schleicht also nicht, sie bewegt sich ganz natürlich dort, wo wir uns küssten, auf dem sofa meinetwegen, denn wir haben viel geküsst als du mich besuchtest. wir küssen immer viel und oft und intensiv wenn wir uns sehen, denn es gilt ja nachzuholen, vorzubeugen und sich des anderen zu vergewissern. wenn ich nun schon gut hören kann und noch besser mich durch den geruch erinnern kann, wenn ich nun unseren sex, unsere liebe, noch tagelang in meinem bett, dich!, in meinem bett riechen kann, wie unfassbar vielfach, wie enorm stark muss dann holly dich wittern? mir explodiert für einen moment der raum, fast so als teilte er sich und existierte in mehreren zeitebenen zugleich, nein!, mir explodiert der kopf, vor all den malen und zeitebenen, da ich an dieser besonderen stelle deines halses, knapp oberhalb des schlüsselbeins mich ausruhen, dich einsaugen, verinnerlichen, durfte.
zunächst glaube ich es kaum, halte mich nun für gänzlich entrückt, denn nicht mehr nur das sanfte klickern ihrer krallen auf dem laminat dringt nun aus dem nachbarraum zu mir, auch ein mauzen. ein leises kurzes, kein richtiges miau zunächst, doch dann stimmt sie sich ein und unsere zahlreichen worte klingen darin mit. all unsere gespräche, das erste im pater noster, das ernste über den freitod, das über die liebe, die über die moral und die politik, über die lügen, die nächtelangen über die zukunft, die kurzen über deine familie, und vor allem das letzte, und ich meine nun sicher nicht das im auto als du mich zum bahnhof gefahren und weil ich ja abschiede nicht mag, so schnell, so hals über kopf verabschiedet hast. in diesem katzenjammer der sich da erhebt, schwingt meine tiefe stimme mit, als ich dir, winzig neben all den hochhäusern, sage, dass ich kinder mit dir und eine zukunft und familie und ein leben und hoffnung und liebe und all das und viel mehr und vor allem das ich ein mit dir haben will. und neben dem seltsamen gesang aus dem nebenzimmer, redete ich her, parallel, simultan, aber was ich an diesem abend nicht musste, dass du sie, wie ich, fühltest, die angst, diese riesengrosse alles erdrückende, schwarze -du würdest farblose sagen- und gewaltige, diese einem den verstand benebelnde angst sich zu verlieren, sich zu vergessen, irgendwo zwischen dreieich und göttingen.
irgendwie mag ich es immer noch nicht glauben, dass dort hinter der tür holly sitzt und über den boden tapst, dass sie sich dort das fell leckt, wo wir uns leckten, dass sie dort sitzt und diesen traurigen gesang anstimmt, der alles sagt was ich gerade fühle, während ich hier vor meinem knackenden bett stehe mit kalten füssen. ich brauche gewissheit und wage nun die tür zu öffnen und dass ist nicht holly, denn nachts sind zwar alle katzen grau so wie sie, aber diese hier ist schwarz und hat viel kürzeres fell und ich meine auch dass es ohnehin nicht einmal eine katze, sondern vielmehr ein kater ist, der sich dort gemüsslich an meinen erinnerungen reibt. der gleichgültig diese schönen momente mit dir balanciert, sie im vorbeischleichen beiläufig streift, als kümmerte es ihn nicht; der von meiner hoffnung, zu unserer zukunft schwänzelt, kurz vor deinem lachen stehenbleibt, springt und mit erhobenem schwanz genau vor dem unserem ersten gemeinsamen abend im bett club landet. ich muss stöhnen, oder vielmehr seufzen angesichts der gefühle die mich durchfahren, mitten in der nacht, die mich um den schlaf und dazu bringen solche texte zu schreiben.
marie, ein kater schleicht durch meine gedanken.
solange ich jedoch liegenbliebe, es fortschiebend, die katze schliche weiter in meinem anderen zimmer herum. solange die tür geschlossen bliebe wäre ich mir unsicher und nach wie vor wurmte mich am allermeisten daran, dass holly nicht hier sein könnte, da sie ja dort wäre. sehr sicher sogar. langsam schlug ich die decke zurück, bereit und wachsam, auch mitten in der nacht, immerhin so mutig nachzusehen, denn wenn ich dir diese geschichte erzählte und dabei in der erzählung nicht einmal nachgesehen hätte, was hättest du von mir gehalten?
so stelle ich nun meine füsse langsam auf den kalten boden, und suche tastend mit den füssen die hausschuhe. das geflacker des fernsehers macht mich, jetzt da ich in diese richtung schauen muss, blind in der dunkelheit. erneut tastend, diesmal nach dem drücker, lösche ich das gegenlicht und lasse sich meine augen nun an das mondlicht gewöhnen, während ich regungslos aufrecht im bett sitze. da war es wieder, fast im selben moment da auf der strasse vor dem fenster noch ein auto fährt, das geräusch. dass meine nachbarn von gegenüber sämtlich schlafen fällt mir auf, als ich aufstehe. alle fenster dort im haus gegenüber sind dunkel und einige sterne zeichen sich über den mondhellen wolkenschwaden ab. das bett knackt und eben weiss ich wieder diese katze meines bruders dort nebenan. aber wie kann das nur sein?
sie schleicht dort herum, zumindest schleicht sie für mich, denn evolutionär ist es wahrscheinlich unmöglich, dass sich eine katze laut bewegen könnte. sie schleicht also nicht, sie bewegt sich ganz natürlich dort, wo wir uns küssten, auf dem sofa meinetwegen, denn wir haben viel geküsst als du mich besuchtest. wir küssen immer viel und oft und intensiv wenn wir uns sehen, denn es gilt ja nachzuholen, vorzubeugen und sich des anderen zu vergewissern. wenn ich nun schon gut hören kann und noch besser mich durch den geruch erinnern kann, wenn ich nun unseren sex, unsere liebe, noch tagelang in meinem bett, dich!, in meinem bett riechen kann, wie unfassbar vielfach, wie enorm stark muss dann holly dich wittern? mir explodiert für einen moment der raum, fast so als teilte er sich und existierte in mehreren zeitebenen zugleich, nein!, mir explodiert der kopf, vor all den malen und zeitebenen, da ich an dieser besonderen stelle deines halses, knapp oberhalb des schlüsselbeins mich ausruhen, dich einsaugen, verinnerlichen, durfte.
zunächst glaube ich es kaum, halte mich nun für gänzlich entrückt, denn nicht mehr nur das sanfte klickern ihrer krallen auf dem laminat dringt nun aus dem nachbarraum zu mir, auch ein mauzen. ein leises kurzes, kein richtiges miau zunächst, doch dann stimmt sie sich ein und unsere zahlreichen worte klingen darin mit. all unsere gespräche, das erste im pater noster, das ernste über den freitod, das über die liebe, die über die moral und die politik, über die lügen, die nächtelangen über die zukunft, die kurzen über deine familie, und vor allem das letzte, und ich meine nun sicher nicht das im auto als du mich zum bahnhof gefahren und weil ich ja abschiede nicht mag, so schnell, so hals über kopf verabschiedet hast. in diesem katzenjammer der sich da erhebt, schwingt meine tiefe stimme mit, als ich dir, winzig neben all den hochhäusern, sage, dass ich kinder mit dir und eine zukunft und familie und ein leben und hoffnung und liebe und all das und viel mehr und vor allem das ich ein mit dir haben will. und neben dem seltsamen gesang aus dem nebenzimmer, redete ich her, parallel, simultan, aber was ich an diesem abend nicht musste, dass du sie, wie ich, fühltest, die angst, diese riesengrosse alles erdrückende, schwarze -du würdest farblose sagen- und gewaltige, diese einem den verstand benebelnde angst sich zu verlieren, sich zu vergessen, irgendwo zwischen dreieich und göttingen.
irgendwie mag ich es immer noch nicht glauben, dass dort hinter der tür holly sitzt und über den boden tapst, dass sie sich dort das fell leckt, wo wir uns leckten, dass sie dort sitzt und diesen traurigen gesang anstimmt, der alles sagt was ich gerade fühle, während ich hier vor meinem knackenden bett stehe mit kalten füssen. ich brauche gewissheit und wage nun die tür zu öffnen und dass ist nicht holly, denn nachts sind zwar alle katzen grau so wie sie, aber diese hier ist schwarz und hat viel kürzeres fell und ich meine auch dass es ohnehin nicht einmal eine katze, sondern vielmehr ein kater ist, der sich dort gemüsslich an meinen erinnerungen reibt. der gleichgültig diese schönen momente mit dir balanciert, sie im vorbeischleichen beiläufig streift, als kümmerte es ihn nicht; der von meiner hoffnung, zu unserer zukunft schwänzelt, kurz vor deinem lachen stehenbleibt, springt und mit erhobenem schwanz genau vor dem unserem ersten gemeinsamen abend im bett club landet. ich muss stöhnen, oder vielmehr seufzen angesichts der gefühle die mich durchfahren, mitten in der nacht, die mich um den schlaf und dazu bringen solche texte zu schreiben.
marie, ein kater schleicht durch meine gedanken.