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N° 26 Kupfer in klingenden Tropfen

BeitragVerfasst: Fr 28 Jun, 2013 08:06
von C.J. Bartolomé
Eckige Tunnel, endlos. Quader geschliffenen Steines, hohe Fenster zum Innenhof des Verwaltungsbaus. Neben jeder Tür eine Fassung mit Namen, Titel, Nummer, zigfach, immer; darunter gebürstete Klinken, Schließzylinder und einfach Aluminium. Schwarzweiße Anzeigen in Massen, schwarze Schuhe, schwarze Schuhe, schwarze Schuhe und eine Krawatte darüber, sie tüncht das weiße Hemd; Absätze klackern unter Waden, der Hall prallt gegen die Betonwände, stürzt ab, stirbt vor den Klecksen Kunst an den Mauern; als wär`n sie eine Entschuldigung. Holz, verblichen und gerissen knarzt längst nicht mehr unter den blutleeren Uniformen, Alternde kämpfen auf den Klos Falten glatt, Charmeure sabbern Handküsse, Galanterien von Plastikblumen kursieren mit der Hauspost von Zimmer zu Zimmer. Dem ersten und dem letzten Bediensteten fehlen die Zähne, ein Eckzahn glänzt gelblich matt vor der Höhle. Piep, die Türen, klar, die Türen! Einsam, fernab ohne Luft und Regung. Draußen regnet sich ein ganzes Tief ab, ihre rosa Mütze nässt, ihre blaue Polyesterjacke wird dunkel. Sie kuckt und lacht in die Gänge und Türen. Komm doch herein! Tröpfelnd patscht sie dem Marmor in die Zeit, wie zwei Ferkel reiben ihre Gummisohlen auf den Stufen. Die Uhr steht still. Sie trägt die schweren, saloméischen Ohrgehänge aus Kupfer, deren hunderte Plättchen rundlich die Läppchen der Länge nach ziehen und bis auf die Schultern hin reichen. Orangenes Licht, farbene Reflexe schnellen umher und brechen vielfältig den Bann. Händler rufen Preise, Gewürze duften, lange Gewänder rascheln, Verschleierte feilschen hitzig, bis alles plötzlich auseinander schwärmt, da das Kupfer wieder klingt.
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