Humoristische Geschichten, Satiren

mein lyrisches Ich und Ich

Beitragvon cube » Do 18 Sep, 2008 20:49


„Verpiss dich, du bist ein Klischee! Ich will was ordentliches erleben, darüber kann ich nicht schreiben!â€
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Re: mein lyrisches Ich und Ich

Beitragvon i.z. » So 21 Sep, 2008 13:14


Ein schöner Beweis dafür, dass sich van Goghs "Alles ist wert, gemalt zu werden" auf die Schriftlichkeit verallgemeinern lässt. Es kristallisiert sich sehr schön ein "Kacke, jetzt hab ich die Leinwand gekauft, jetzt muss ich auch was draufmalen" heraus.
Köstlich amüsiert hab ich mich beim ersten Satz. Ich musste erstmal fünf Minuten lachen, bevor ich weiterlesen konnte. In dem Abschnitt, in dem die Anti- auf die "Wirklichkeits"-Teilchen treffen, fühlte ich mich stark an Cern und die neue Hymne von Genf erinnert: "Wir werden alle sterben, bald ist es so weit..." (Knorkator).

Was mir in deinem Text ein wenig fehlt, ist der Bogen, den du nicht spannst. Es müsste nicht mehr sein als ein Nebensatz im letzten Abschnitt, der eine Verbindung zum Vorhergehenden aufbaut, um darzustellen, wie Pseudo-Inspiration und Umsetzung ineinander übergreifen. Verständlich, was ich meine?

Grüße,
i.z.
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Re: mein lyrisches Ich und Ich

Beitragvon cube » So 21 Sep, 2008 18:02


hi,

ja, das thema lässt sich gut auf andere ausdrucksformen übertragen. hm, ich denke gerade an malen-nach-zahlen.
das materie-ding mussten die meisten mehrmals lesen bevor sie damit was anfangen konnten. ich habe es heute eine bisschen getunt. freut mich wenn es funktioniert, und dass du lachen konntest.

so ganz kapier ich nicht, was du meinst. also unter pseudo- inspiration verstehe ich die rosamunde-wirklichkeit, unter umsetzung den schöpferischen "akt". der text beginnt mit diesem klischee-satz und endet mit dem ergebnis dieses klischees.
ich habe schon versucht einen rötlichen pfaden in den text zu bekommen. meinst du was in die richtung? ansonsten: kannst du es verdeutlichen?

grüße

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Re: mein lyrisches Ich und Ich

Beitragvon i.z. » Mo 22 Sep, 2008 15:40


Und ob ich das kann.
Es geht mir nicht so sehr um den roten Faden - der tritt sehr gut heraus -, sondern eher um dessen Einbettung. Ich meine, es geht ja nicht nur um Aussage, sondern auch um das erzählerische Element. Es fehlt mir eine Rückkopplung. Der Erzähler ist völlig losgelöst von der Handlung, er interagiert lediglich mit seinem lyrischen Ich. Ich unterstelle dir durchaus, dass das beabsichtigt ist; nur fragt sich der Erzähler doch, was wohl geschehen würde, wenn er etwas Kontroverses täte - woraus du ein metaphorisches Glanzstück geschaffen hast (verständlich, dass es mancher mehrfach lesen muss - nicht jeder kommt gleich mit, wenn man soweit von der eigentlichen Sphäre weg assoziiert). Der schöpferische Akt, wie du ihn dann beschreibst, stellt für mich dann tatsächlich eine solche Kontroverse da und daher fehlt mir die Reaktion des Umfelds, worüber der Erzähler zuvor ja sinierte. Rein aussagebezogen ist es sicherlich nicht sonderlich spektakulär, aber erzählerisch ist es das (zumindest dann, wenn einem die Szenerie mit Sonnenuntergang und Lagerfeuer noch gegenwärtig ist).
Viele Worte, wenig Sinn: ich will einfach nur wissen, wie die besoffenen Griechen reagieren, als der Erzähler plötzlich über das lyrische Ich herfällt.
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Re: mein lyrisches Ich und Ich

Beitragvon cube » Di 23 Sep, 2008 19:50


i.z.,
ah ja, eine reizvolle idee, die du mir da anschaulich machst. ich schaue mal ob ich das umsetzen kann. wenn es gelingt, werde ich es reinstellen.
aber dann müsste die geschichte dahingehend umgeschrieben werden, dass der prot wirklich über das lyr. Ich herfällt, in der bestehenden version wird er ja eher in einen unbefriedigenden schöpfungsakt hineingezogen.
für mich ist aber die sache dahingehend denkbar, das prot sich gegen die kitsch-wirklichkeit tatsächlich auflehnt und das tut, was bisher hypothese war. wenn er das tut, würde sich die umgebung, der theorie folgend, auch ändern. hm, mal gucken. übrigens bin ich nicht glücklich über die kompliziert scheinende schreibe, aber einfacher konnte ich dieses gedankenspiel nicht ausdrücken. danke fürs eindenken.
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Re: mein lyrisches Ich und Ich

Beitragvon Sjel » Mi 21 Jan, 2009 20:47


Gefällt mir wirklich sehr gut. Besonders überdreht (im positiven Sinne) und phantasievoll sind folgende Sätze:

Doch bevor meine Gefühlswelt von dem rosa Horizont assimiliert wird, springt ein inneres Notfallsystem an.


Wenn ich meinen Hintern entblöße, mir einen Kürbis auf den Kopf setze und griechischer Wein singe, dann würden die Antiteilchen, die so ein Verhalten produziert, mit den Rosamunde-Pilcher-Wirklichkeits-Teilchen kollidieren. Im besten Fall entstände ein Dimensionsriss, der die Welt in den Abgrund zerrt.


Bald streicheln meine Hände ihre Haut, die sich wie Seidenpapier anfühlt, bevor ich meinen Füller tief in das Tintenfass stoße, um den neuesten Erguss zu produzieren.
Eine anstrengende Stunde später, von der ein paar Minuten schön waren, geht sie, schwanger mit einem neuen Gedicht.


Darüber hinaus gefällt mir der trockene und rauhe Ton des Erzählers, der im Gegensatz zu seiner eigentlich romantischen und noblen Berufung als Dichter einen Kontrast schafft, der die Geschichte erst witzig macht.

Zudem ist die ganze Allegorie (Gedicht schreiben darstellen als Zeugung) sehr gelungen, um nicht zu sagen genial. :)

LG, Sjel.
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Re: mein lyrisches Ich und Ich

Beitragvon labahannes » So 03 Mai, 2009 21:37


herrlichwas man so findet wenn man einfach ein bisschen rumstoebert.
ich hatte ein dauer grinsen im gesicht und meine gastmutter hier in Kanada hat mich komisch angeguckt als ich aufgrund des auftretens des lyrischen ichs laut gelacht habe.

sehr sehr gute geschichte
labahannes
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