Schlimme Gedanken

Beitragvon schreibs » Fr 26 Mär, 2021 15:51


Meine Hand schnellte in Richtung meiner Schulter und krallte sich dort fest. Als sei sie Teil eines fremden Lebewesens kratzte und streckte sie sich. Das geräuschvolle Tasten nach meinem Schlüsselbein klang wirklich seltsam und musste gewiss etwas Grauen bei meinem Mitmenschen auslösen. "Du bist böse" schnurrte meine Partnerin behaglich und schien sich nicht von der Einleitung ihres Schlafgeschehens abhalten zu lassen. Ich ignorierte die Worte und verkrampfte meine Hand zu einer Kralle, ganz wie sie mordestüchtigen Bestien angehören könnten. Blitzartig streckte ich die Finger in verschiedene Richtungen des Raums und ließ ein flüsterndes Fauchen erklingen. Sicher würde sie sich jetzt ein wenig ängstigen; so wie ich es tat. Um diese Gewissheit auch sinnlich erfahrbar werden zu lassen, entschied ich mich dazu mithilfe einer blitzschnellen Bewegung einen Blick auf ihre Mundwinkel und ihre Augen zu werfen. Dazu würde ich meinen Leib aufrichten müssen. Zumindest ein wenig Verunsicherung würde doch da bei ihr zu finden sein müssen. Nachdem meine Hände noch einige male lieblos angespannt in der Luft herumgefuchtelt hatten, war es soweit. Ich bäumte meinen Leib auf, wollte ihr Gesicht schauen. Doch in dem Moment, den ich dazu nutzte, mich nach oben zu reißen, da richtete sie ebenfalls ihren Körper in eine Sitzhaltung auf. Hatte sie dies etwa aus Angst getan? Natürlich nicht. Sie war mir wieder mal einen Schritt vorraus. "Mir rann etwas Speichel aus dem Mund, weshalb ich mich aufrichten wollte" flüsterte sie mir ihre Lüge entgegen. Hilflos bettete ich meinen Leib wieder und schlief ein. Als ich des Nachts mit geschwollenen Augen aus meinen Fieberträumen erwachte, die von unangenehmen Kastrationsgeschehen bis hin zu waschechten Hinrichtungen so manches Leid inspirierten, fand ich mich nicht allein vor. Kühlende Tücher, die eine gute Wirkung auf mein Gemüt hatten, wurden mit beeindruckender Rücksichtnahme auf meiner Stirn positioniert. Und als ich die damit verbundene Ruhe und Schmerzferne registrierte, glaubte ich eine Wahrheit darin zu erkennen, dass ein Mann sich niemals mit einer Frau anlegen sollte.
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