Reise gen Osten
Verfasst: Do 18 Sep, 2008 19:30
Je weiter ich nach Osten kam, in Richtung meines Ziels, desto farbloser wurde die Welt um mich herum. Der Herbst hatte den Bäumen längst ihre Blätter genommen und selbst das Laub am Wegesrand zerfiel zu grauem Staub. Wie mir auf meiner Reise aufgefallen war, veränderte sich die Gestalt der Bäume mit jeder Meile. Anfänglich waren sie groß und breit gewesen. mit dicken Ästen und frischem Holz, doch immer mehr wurden sie dürr, behielten zwar ihre Höhe, hatten aber nur wenige, verkrüppelte Äste, während ihr Zustand vom Morschen zum wirklichen Zerfall ging. Je öfter ich an einer Wiese anhielt, vom Pferde stieg und mich zum Gras herabbeugte, hatte ich das Gefühl etwas sei hier, das die Lebenskraft aus den Dingen sauge. Im Gegensatz zu den Bäumen wirkte das Gras zwar nicht im Mindesten verkümmert, doch ihm fehlte jener Hauch, jener gewisse Farbton und Geruch, der das menschliche Herz erfreut. Zudem lag eine merkwürdige Stille über der Landschaft, die mir schon seit Wochen zu schaffen machte. Kein Vogel schien zu kreisen und ich begann das nächtliche Schauergeräusch der Eule zu vermissen. Anfangs hatte ich es mit Singen versucht, doch unterließ es bald wieder, weil ich mich schämte, alle nicht anwesenden so kläglich und unharmonisch zu vertreten.