Fett

Beitragvon annabell » Mo 05 Mai, 2014 21:35


Und dann hat er ihr, stramm wie er war, den Schmalz aus dem Mark gedroschen, weil er glaubte, sie hätte sich von seinem Nachbarn bürsten lassen, kapiesch. Und sie? Sie hat keinen Pieps, keinen Laut, von sich gegeben. Nichts!

Ihr war ja eigentlich auch nichts vorzuwerfen...aba... Sie hat einfach nur dagestanden oder dann eben gelegen oder ist getaumelt, gegen die Wand oder auf den Boden gedonnert,wieder und wieder, von einer Ecke des Raumes in die andere geflogen und hielt dabei ihre Fresse zu einem verrückten Grinsen festgeklemmt, sodass er immer härter zuschlug und immer wütendere Schreie von sich gab. Ich schwöre, ich dachte er würde sie zombiemäßig in Stücke reissen.

Was für ein verrücktes Weib, hab ich mir gedacht. Das Blut suppte ihr von der Rumsmurmel über brust arme beine, während ich im Schlafanzug und Schneidersitz auf dem Sofa sass, aus meinem aufgesperrten Mund ploppten, Stoßzahn für Stosszahn, händevoll Erdnusflips. Die tummelten sich auf meiner Brust, waren massenweise um mich herum ausgestreut, als wäre ich von Riesenmaden bedeckt, nachdem ich Wochen zuvor vor Schreck gestorben war. So muss das ausgesehen haben.

Und ich glotzte mit weit aufgerissenen Augen, wie ein Zurückgebliebener, auf das Treiben vor mir und hielt mich durch ein Loch in meiner Froteehose an meinem klebrigen Pimmelchen fest, dessen Eichel schon ganz blau angelaufen sein musste und war echt voll von der Rolle. Innerlich, meine ich!
Denn dann hat sich das Teufelsweib plötzlich unter ohrenbetäubendem Gekreisch auf den Alten geworfen und mit nem fetten Messer, weiß nicht woher, fein säuberlich seinen Kopf in zwei Hälften geteilt.

Mir ging natürlich schön längst die Düse. Fast hätte ich mir in die Hose …
und, ich war garnicht darauf vorbereitet, da stehen doch, aus dem wortwörtlichen Nichts kommend, meine Eltern hinter mir vor der Glotze. Ich hatte nicht einmal gecheckt, dass sie längst das Licht angemacht hatten und wohl meine Aufmerksamkeit erregen wollten indem sie mich mit großen O-Mündern und wütenden Blicken anfunkelten.

Manmanman, an dem Abend habe ich mit einem Handfeger meine erste richtige, große Arschreise kassiert, sodass ich noch Tage danach nicht wusste ob ich sitzen liegen oder lieber stehen bleiben sollte.
Das schrägste daran war aber, dass ich an nichts anderes mehr als an die irre Halbidiotin denken konnte und wie sie blutüberströmt klaffgrinsend mit einem Messer vor der Fresse auf mich zusaust.
Fettes Teil das
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Re: Fett

Beitragvon Riele » Fr 19 Dez, 2014 17:18


Eine gute Story. :)
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Re: Fett

Beitragvon rivus » Fr 02 Jan, 2015 09:13


hallo annabell,
deine letzte geschichte hier. irgendwie sitze ich mit den nöten und verquickungen des protagonisten bei walking dead (horrorkultserie). der leser ist erstmal verstrickt in den handlungsstrang, weiß zunächst nicht, dass hier jemand fernsieht. die sprache ist lebendig, trägt den charakter einer short story und zieht einem in den bann der geschehnisse, wenn sie auch bluttrünstig daherkommen. die makaberität der ereignisse überträgt sich auf einsames erzählich, dessen momentaufnahme nach dem ertapptsein, im gestus der geschilderten filmszenen den protagonisten und uns leser in eine wahrnehmung zieht, die realität und horrorfiktion vermischt und am ende lapidar das faszinosum des gedemütigten am gewalttätigen ausbruchversuch einer gepeinigten erlebt und vermutlich die sehnsucht des erzählich's demonstriert, so fett aus der selbst erlebten erniedrigung herauskommen zu können. psychosen und neurosen erleben hier eine befreiung, die ablenkt, von den protagonistischen dunkelseiten eines heranwachsenden, der die hölle des ferngesehenden der hölle der elterlichen begegnung vorzieht ...


nur so angerissen

es grüßt
der rivus
Zuletzt geändert von rivus am Fr 02 Jan, 2015 09:15, insgesamt 1-mal geändert.
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