Buchrezensionen, Vorstellung von Autoren, Schriftstellern und ihren Werken

Victor Hugo 1802-1885

Beitragvon rivus » Do 31 Mai, 2012 10:02


POSAUNE

Tönt, tönet fort, Posaunen der Gedanken!

Als Josua, aufwärts schauend, wie im kranken
Propheteneifer und die Seinen alle
Die Stadt umzogen mit Posaunenschalle,
Lachte beim ersten Gang der König, und beim zweiten
Ließ, lachend noch, den Träumer er bedeuten:
Wähnst du zu stürmen meine Stadt mit Wind?
Beim dritten trugen sie die Lade her
Vor den Posaunen und dem ganzen Heer.
Und auf die Lade spie das kleinste Kind,
Und andere äfften die Posaunentöne.
Beim vierten kam zum Hohn der Aaronssöhne
Das Weibervolk mit seinen Spinnerocken,
Rings auf dem rostgen Zinnenwerk zu hocken,
Und warf mit Steinen nach dem Feind vom Walle.
Beim fünften sah man auf den düstern Mauern
Die Blinden und die Lahmen heulend kauern
Zum Spott dem dröhnenden Posaunenhalle.
Beim sechsten rief von dem granitnen Turme,
Hoch, daß im Giebel nistete der Aar,
Hart, daß er trotzte jedem Donnersturme,
Der König, der unbändig lustig war:
Sind die Hebräer gute Musikanten!
Und mit dem König lachten im Verein
Die Tempelväter, die im Rat verwandten.

Beim siebten Gang stürzten die Mauern ein.



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