Fantasy ab 16 von Yve

Kapitel 1

Beitragvon Yve » So 20 Sep, 2009 14:36


Kapitel 1

Eine kalte Brise schlug ihr entgegen, als sie das Wohnhaus verließ. Die warmen Oktobertage waren verstrichen und der Winter machte sich bemerkbar. Fröstelnd zog sie den kratzenden Wollschal enger um ihren Hals und machte sich auf den Weg zu einer U-Bahnstation, die sich nur zwei Straßen weiter befand. Der Himmel war wolkenbehangen, die Bäume der Alleen kahl, die Umgebung trist und eine depressive Stimmung lag in der Luft. Auf den Bürgersteigen tummelten sich Geschäftsleute auf dem Weg in ihr Büro, Mütter, die ihre Kinder zur Schule brachten und ältere Herrschaften die ihre Hunde ausführten. Die Straßen waren verstopft mit hupenden Taxen und Fahrradkurriere quetschten sich durch die engen Lücken zwischen den Fahrzeugen. Die allmorgendliche Hektik prallte an diesem Tag jedoch völlig an Aurelia ab. An einem Zeitungsstand hielt sie an, kaufte sich die Morgenzeitung und klemmte diese unter ihren Arm, um drei Meter weiter noch einen Becher Kaffee ergattern zu können. Gemächlich spazierte sie die Treppen zur U-Bahnstation hinunter, setzte sich auf eine Bank nahe den Gleisen und wartete, während sie einen Schluck heißen Kaffee trank. Sie liebte Kaffee. Ohne dieses warme und leicht süßliche Gebräu war sie nicht sie selbst und kaum fähig ihre Arbeit vernünftig zu leisten. Zwar war Aurelia nur eine Verkäuferin in einer Modeboutique für die etwas gehobenere Gesellschaft, aber man mochte kaum glauben, wieviel Nerven eine solche Arbeit manchmal kostete. Nicht zu selten raubten ihre Kundinnen ihr den letzten Nerv und es bedurfte sehr viel Disziplin, um an sich halten zu können. Nachdem die Bahn vorgefahren war, stieg Aurelia ein und versuchte in dem überfüllten Wagon einen Platz zu finden. Im Winter war es wesentlich angenehmer mit der Bahn zu fahren. Die Wagen wurden beheizt und die Körpergerüche der Fahrgäste waren nicht so beißend wie im Sommer. Sie quetschte sich zwischen einen älteren Herrn mit Hut und Zeitung und einem jungen Mädchen, dessen Gesichtsmerkmale mit Metall durchlöchert waren. Gekonnt schlug Aurelia die Zeitung auf, während sie beiläufig immer wieder an ihrem Kaffee nippte. Sie war keine allzu gründliche Leserin. Grob überflog sie die, in fett gedruckten, Überschriften der Artikel diejenigen, die interessant erschienen, las sie schließlich durch. Im Normalfall gab es nichts Neues. Politker wurden, aufgrund gewisser Aussagen, in der Luft zerissen, Zwischenfälle in irgendwelchen Werken bekannt gegeben, kleine Berichte über ein Feuer hier, oder eine Überflutung dort, etwas über Sport, schließlich das Wetter und der Klatsch. Erschreckenderweise empfand sie die Klatschspalte am interessantesten. Es war immer wieder amüsannt über was sich die Berühmten, Schönen und Reichen mukierten. Probleme, die fern der ihren lagren. Aurelia hatte im Grunde keine Probleme. Sie verdiente genug um damit anständig leben zu können, hauste in einer kleinen, aber wahnsinnig schönen und gemütlichen, Wohnung, hatte gute Freunde und Familie. Das momentan einzige Manko war die saisonbedingte Eintönigkeit.

Als Aurelia vier Stationen später aus der U-Bahn ausstieg, klingelte irgendwo in ihrer Handtasche das Mobiltelefon. Nachdem sie das Telefon mühselig herausgewühlt hatte, meldete sie sich mit: „Ja?“. Sie hatte es noch nie für nötig erachtet, sich mit ihrem vollen Namen zu melden, denn schließlich wusste jeder, der diese Nummer wählte, wen er anrief. „Ich bin´s Dave. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich die Karten für heute Abend am Einlass hinterlegt habe.“ Aurelia bedankte sich freundlich, übte sich noch etwas in Smalltalk und legte schließlich auf, da sie an ihrem Arbeitsplatz angekommen war. Dave war am Theater als Darsteller tätig. An diesem Abend fand eine Uraufführung eines neuen Stücks statt und da er ein sehr guter Freund war, durfte sie seinen Auftritt unter keinen Umständen verpassen. Er hatte zwei Karten für sie zurück gelegt. Eine davon war für Aurelia bestimmt, die andere für Hannah, ebenfalls eine sehr gute Freundin. Aurelia freute sich auf dieses Ereignis. Dave hatte hart dafür gearbeitet endlich eine Hauptrolle ergattern zu können und gönnte es ihm von ganzem Herzen. Wahrscheinlich würde sie nervöser sein als er selbst wenn sich der Vorhang hob. Dieser Gedanke brachte sie zum schmuntzeln und gut gelaunt betrat sie die Boutique. „Ah Ms. Warren, gut, dass ich sie noch antreffe.“, zirpte eine freundlich klingende Stimme. Der Blick ihrer Vorgesetzten und die Tonlage ließen nichts Gutes erhoffen. „Sie werden heute mit der Inventur beginnen. Ich wollte Sie nur noch einmal daran erinnern. Leider kann ich Ihnen nicht zur Hand gehen, da ich dringende Termine einhalten muss.“, flötete Mrs. Mayer, während sie aus der Eingangstür schwebte. Aurelias Laune sank ins Bodenlose. Typisch. Ihre Chefin ging sicher mit Freunden zum Lunch oder ließ sich in einem Wellnesscenter von muskulösen Masseuren durchkneten und sie selbst durfte Krawatten und Herrnsocken zählen. Das war nun einmal das Los einer Angestellten und mit einem tiefen Seufzer zog Aurelia ihren Mantel aus, schlurfte in ein Hinterzimmer und warf ihn lieblos auf einen Kleiderständer. In diesem Moment klingelte das kleine, vergoldete Glöckchen der Eingangstür erneut. Aurelia war auf die widerwärtigsten Kunden gefasst, zu ihrer Erleichterung war es jedoch nur ihre Kollegin Rebecca. Rebecca war keine besonders sympathische Person. Ebenso wie Aurelia war ihre Figur schlank und weiblich gerundet und ihr Gesicht war außerordentlich hübsch, allerdings ließ ihr Charakter sehr zu wünschen übrig. Sie war eher hinterlistig, arrogant und ihre Freundlichkeit war stets geheuchelt. Rebecca war definitiv kein Mensch, mit dem sie befreundet sein wollte. Allerdings gab es eine Sache, in der sie unschlagbar war: Kunden Honig ums Maul zu schmieren. So blieb die Drecksarbeit meistens an Aurelia hängen, allerdings musste sie sich dafür auch nicht mit nervenaufreibenden Kundinnen herumplagen. Alles in Allem ergänzten Rebecca und sie sich sehr gut, weshalb das Arbeitsklima doch relativ angenehm war.

Der Tag an sich verlief sehr entspannt für Aurelia. Sie verbrachte die meiste Zeit im Lager, zählte die Bestände und listete alles auf. In ihrer Mittagspause aß sie, wie jeden Mittag, in einem Restaurant, das direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite lag. Nachdem sie ihren Salat mit Hausdressing, frischen Tomaten und Ziegenkäse, den sie immer bestellte, weil er einfach fantastisch schmeckte, verspeist hatte, huschte sie auf die Damentoilette. Der Nachteil ihrer Mahlzeit waren schlichtweg die kleinen Kräuterstückchen, die sich gerne in den Zahnlücken festsetzten. Aus Erfahrung hatte Aurelia immer Zahnseide dabei, um nicht mit Essensresten in den Zähnen zurück zur Arbeit zu müssen. Ihre Zähne waren weiß und sauber, aber um ganz sicher zu gehen, benutzte sie doch die Zahnseide. Anschließend öffnete sie ihren Haarknoten und ihre langen, großgelockten und blonden Haare fielen bis in den Rücken. Sie wühlte in ihrer Handtasche, zog eine kleine Bürste heraus, kämmte ihr Haar und band alles wieder ordentlich zusammen. Schließlich frischte sie ihr Make Up etwas auf und betrachtete sich kritisch im Spiegel. Ihre stechend grünen Augen waren umrandet von langen und schwarzen Wimpern, die sie nicht einmal tuschen musste. Die Nase war wohlgeformt, obwohl sich auf ihr ein paar vereinzelte Sommersprossen tummelten, die Aurelia aber tunlichst überpuderte. Zuletzt trug sie noch dezent Lippenstift auf, obwohl sie das eigentlich nicht nötig hatte, denn ihre Lippen waren voll und rot. Allerdings legte sie wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild, schon allein aus arbeitstechnischen Gründen. Nachdem sie ihren knielangen und etwas engen Rock glatt gestrichen und ihre Bluse zurecht gezupft hatte, verließ sie die Toilette. Während sie in ihrer Tasche nach der Geldbörse kramte, um die Rechnung begleichen zu können, prallte sie plötzlich gegen etwas und taumelte zurück. Verdutzt hob sich ihr Blick und fiel auf einen großgewachsenen Mann. „Bitte verzeihen Sie.“, stammelte Aurelia noch immer etwas benommen. Er lächelte freundlich und sagte: „Nichts passiert.“. Er kam auf sie zu, ging in die Knie und reichte Aurelia ihre Geldbörse, die während des Zusammenstoßes zu Boden gefallen war. Er sah fantastisch aus! Er war nicht nur groß und breitschultrig, sondern unter seinem weißen Hemd zeichnete sich ein muskulöser Oberkörper ab. Seine Gesichtszüge wirkten maskulin und hart, das Lächeln jedoch weich. Aurelia wagte kaum in seine Augen zu sehen, als sie der Versuchung jedoch nicht länger widerstehen konnte, blickte sie in stahlblaue Augen. „Ist das nicht Ihre?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen und wartend auf eine Antwort. Aurelia zuckte zusammen und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Hoffentlich war ihr Gesicht nicht gerade knallrot angelaufen. „Oh doch. Vielen Dank.“, stammelte sie und versuchte sich zu sammeln. Das war nicht nur albern, sondern auch übermäßig peinlich. Wie gut er roch! Sie ermahnte sich erneut, versuchte sich unter Kontrolle zu bringen, nahm die Börse und huschte eilig an ihm vorbei. Meine Güte, sie benahm sich ja wie ein Schulmädchen. Bisher war ihr so etwas nie passiert. Meistens wurde sie von Männern angesprochen und im Laufe einer Unterhaltung entschied sie sich, ob sie ihnen eine Chance geben würde oder nicht. Allerings war sie in der Nähe eines Mannes niemals so perplex gewesen. Aurelia schüttelte die lästigen Gedanken ihres eigenen Versagens ab, begab sich wieder in die Boutique und verrichtete ihre Arbeit bis zum Feierabend.

Punkt 18 Uhr verließ Aurelia eilig das Geschäft und fuhr mit der U-Bahn nach Hause. Sie musste sich sputen. Nur eine Stunde blieb ihr, um zu duschen, sich in ein Abendkleid zu schnüren, neu zu schminken und ihre Haare auf Fordermann zu bringen, bevor Hannah sie abholen würde. Nach einer kurzen und wohltuenden Dusche schlüpfte sie in ein schwarzes Abendkleid, dass bis zu ihren Knöcheln reichte, einfach geschnitten und lediglich mit etwas Strass aufgewertet war. Ihr Haar würde sie offen tragen, da der Ausschnitt am Rücken etwas gewagt war.Kurze Zeit später klingelte es an Aurelias Haustüre und Hannah meldete sich über die Sprechanlage. Aurelia warf sich einen Mantel über, schnappte sie ihre Handtasche und begab sich nach unten, wo Hannah in ihrem Wagen auf die wartete. Sie hüpfte auf den Beifahrersitz und begrüßte ihre Freundin mit einem Kuss auf die Wange und einem freundlichen: „Hi.“.Hannah war eine äußerst liebenswürdige Person. Sie war stets gut gelaunt, hatte immer ein offenes Ohr für jedes noch so kleine Problem und verlor nie die Geduld. Für ihre 31 Jahre sah sie umwerfend aus, wenn auch ihre Figur etwas unter den zwei Geburten ihrer Kinder gelitten hatten. Seit ungefähr vier Jahren war sie nun mit John verheiratet, der ebenso liebenswürdig war, wie Hannah selbst. Aurelia war damals erste Brautjungfer und hatte bei der wunderschönen Hochzeit sogar weinen müssen, was überhaupt nicht ihrem Typ entsprach.
„Wie geht’s dir?“, fragte Hannah interessiert. „Gut. Und dir? Du siehst toll aus.“, lächelte Hannah. „Ach, Eric zahnt und ich werde zu Hause noch verrückt. Den heutigen Abend hab ich wirklich nötig.“, seufzte sie. „Du Arme. Aber heute werden wir uns richtig amüsieren und uns entspannen. Ich bin so nervös. Nervöser als Dave. Ich hoffe es klappt alles und er vergisst vor lauter Aufregung nicht seinen Text.“, sagte Aurelia. „Das wird er schon nicht, mach dir keine Sorgen. Schließlich hat er ausreichend mit der Souffleuse geflirtet, die ihn garantiert nicht im Stich lässt.“, scherzte Hannah. Während der Fahrt zum Theater unterhielten sie sich über die neuesten Vorkommnisse der vergangenen Tage. Hannah berichtete ausschließlich über ihren Mann und die Kinder, da sie nur noch selten etwas erlebte, was nichts mit ihrer Familie zu tun hatte. Aber sie machte dennoch einen glücklichen Eindruck. Aurelia selbst hatte ebenso wenig zu berichten. Aus diesem Grund vermisste sie Abende wie diesen. Früher waren Dave, Hannah und sie mindestens zwei Mal in der Woche gemeinsam aus, unternahmen viel und hatten jede Menge Spaß. Dave jedoch musste in letzter Zeit viel arbeiten und proben, Hannah war mit ihren Kindern völlig ausgelastet und Aurelia langweilte abends regelmäßig vor dem Fernseher.

Schließlich erreichten sie das Theater, stellten den Wagen in einem gegenüberliegenden Parkhaus ab und marschierten geradewegs zur Kasse. Dort angekommen richtete sich Auerliaan die Kassierein: „Hi, für Aurelia Warren wurden zwei Karten hinterlegt.“. Die freundlich wirkende Dame hinter dem Schalter wühlte in einer Schublade, zog die zwei Karten heraus und überreichte sie Aurelia, nachdem diese ihren Ausweis vorgelegt hatte. Aurelia bedankte sich, hakte sich bei Hannah ein und gemeinsam betraten sie das Gebäude. Das Theater war wunderschön. Überall war roter Teppich ausgelegt, ebenso wie auf den Treppen zu den Logenplätzen. In der Eingangshalle befanden sich, unter hochragenden Fenstern, gemütliche Sitzgelegenheiten und die Decke war mit herrlichem Stuck verziert. Von oben herab hiengen beeindruckende Leuchter, die den gesamten Raum in warmes Licht tauchten. Die Halle war schon recht gefüllt von Menschen, die in kleinen Grüppchen zusammenstanden, sich unterhielten, ein Glas Champagner tranken oder eine Zigarette rauchten. Aurelia und Hannah gaben ihre Mäntel in der Garderobe ab und machten sich auf den Weg zu einer kleinen Bar, an der Champagner ausgegeben wurde. Beide gönnten sich ein Glas, setzten sich auf eine der roten Couches und tratschen miteinander. Aurelia hatte anfangs die Befürchtung gehabt zu gut gekleidet zu sein, aber alle hier trugen Smoking und Abendkleid. Ihre Sorge war somit wieder einmal unbegründet gewesen. Typisch für sie. Sie machte sich grundsätzlich über alles Sorgen. Eine eher schlechte Eigenschaft, die sie eigentlich loswerden wollte. Während sich die beiden sich unterhielten schweifte Aurelias Blick durch den Raum. Plötzlich zuckte sie erschrocken zusammen. Hannah bemerkte ihre ungewöhnliche Regung und fragte besorgt: „Alles in Ordnung?“. „Ja. Da ist nur dieser Typ. Mit dem bin ich heute Mittag zusammengestoßen. Um es kurz zu machen: Ich war total von der Rolle und es war wahnsinnig peinlich, als ich rot geworden bin.“, keuchte Aurelia, während sie versuchte nicht hinzusehen und sich hinter ihrem Champagnerglas zu verstecken. Hannah begann zu lachen, während sie mit ihrem Blick den Raum durchforstete um das Objekt von Aurelias Erzählung ausfindig zu machen. „Sieh nicht hin!“, zischte Aurelia. Doch zu ihrem Leidwesen bewegte sich der Unbekannte direkt auf sie zu. Kurz hielt sie die Luft an und atmete erleichtert wieder aus, als er an ihr vorüber ging und sich an der Bar einen Drink bestellte. Als er diesen erhalten hatte, drehte er sich um, blickte ihr direkt ohne Umschweife in die Augen, hob sein Glas, zwinkerte ihr zu und lächelte. Aurelia wäre in diesem Moment am liebsten in einem Loch im Boden versunken. „Wow!“, flüsterte Hannah. „Der sieht wirklich gut aus. Kein Wunder warst du durch den Wind.“, lachte sie. „Das ist nicht komisch. Ich hab mich total blamiert.“. „Heute schon zum zweiten Mal.“, bemerkte Hannah amüsiert, wofür sie in ihre Rippen geknufft wurde. Aurelias Rettung nahte, indem das Deckenlicht mehrere Male aufflackerte, was bedeutete, dass die Vorstellung bald beginnen würde. Erleichtert stand stand sie auf und zog Hannah mit sich. Ein Anweiser begutachtete ihre Karten, führte sie zu ihren Plätzen auf einem der drei Balkone und wünschte ihnen einen angenehmen Abend. Langsam füllte sich der Saal mit Menschen und gleichzeitig wurde es leiser. Vor der Bühne nahm das Orchester platz, begann die Instrumente zu stimmen und sich warm zu spielen. Ein roter Vorhang verhinderte sie Sicht auf die Bühne und das Licht war stark gedämpft. Aurelia suchte ihr Opernglas und das Programm. Langsam wurde es still, das Licht ging aus und wenige Sekunden später begann das Orchester zu spielen. Solch wunderbare Musik verursachte Gänsehaut. Der Vorhang hob sich und das Stück begann.

Dave war einfach großartig! Er ging völlig in seiner Rolle des bösen Gegenspielers auf und als der Vorhang am Ende fiel, stand das gesamte Puplikum auf und die Darsteller ernteten tosenden Beifall. Der Vorhang hob sich mehrere Male und die Schauspieler verbeugten und bedankten sich. Aurelia war unfassbar stolz auf Dave. Das gesamte Stück war hervorragend, ebenso wie seine Leistung. Sie war gespannt auf die Kritik, die in der nächsten Morgenzeitung sicherlich erscheinen würde. Aurelia und Hannah machten sich langsam auf den Weg in die Eingangshalle, um ihre Mäntel von der Garderobe abzuholen. Sie konnten es kaum erwarten bis Dave zu ihnen stieß, um ihm graturlieren zu können. Um sich die Wartezeit zu versüßen gönnten sie sich ein weiteres Glas Champagner, nahmen wieder auf der selben Couche wie zuvor Platz und sprachen über das Stück. Wenige Minuten später herrschte helle Aufregung und ein Knäul von Menschen bildete sich. Einige der Darsteller kamen in die Eingangshalle und wurden beglückwünscht zu der gelungenen Vorstellung. Auch Dave war gekommen, ließ sich von den Gratullanten aber nicht lange aufhalten und ging geradewegs auf Aurelia und Hannah zu. Beide sprangen auf, umarmten ihn herzlich und küssten ihn zur Begrüßung auf die Wangen. „Du warst so fantastisch!“, rief Hannah begeistert. „Danke ihr zwei Süßen. So und jetzt gehen wir ordentlich feiern. Heute geht alles auf mich.“, rief er begeistert und gleichzeitig auch erleichtert, dass die Uraufführung so gut über die Bühne gegangen war.

Dave führte sie in ein edles Restaurant aus und bestellte nur das Beste vom Besten, inklusive einer flasche teuren Champagner. Der Ober öffnete gekonnt die Flasche, füllte die drei Gläser, stellte die flasche in einen versilberten Kühler und ließ die drei Freunde alleine. Stolz erhob Aurelia ihr Glas und rief: „Auf Dave und seinen heutigen Erfolg. Mögen noch viele folgen!“. Nachdem sie gegessen hatten, gingen sie gemeinsam in eine Bar, nahmen ein paar Drinks zu sich, unterhielten sich ausgelassen und verbrachten ein paar schöne Stunden miteinander. Es war einer der schönsten Abenden seit Langem für Aurelia, ebenso wie für Hannah. Alte Erinnerungen wurden wach über vergangene gemeinsame Zeiten. So gut amüsiert hatten sie sich schon lange nicht mehr und gegen Mitternacht war es Zeit sich wehmütig voneinander zuverabschieden. Die drei Freunde wussten, dass es so schnell nicht mehr zu einem solch wunderbaren Abend kommen würde.
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Re: Kapitel 1

Beitragvon Ruelfig » Di 22 Sep, 2009 22:24


Hallo Yve,
es tut mir Leid, aber weiter als bis zu " Entspannt griff sie nach der Schachtel Zigaretten, die neben ihr lag, zündete sie an und zog zaghaft daran" bin ich nicht gekommen. Ich rauche gerne, aber das schaffe ich nicht.
OK, ich habe doch noch ein wenig weiter gelesen. "Aktentaschen die wichtige Persönlichkeiten spazieren trugen" geht nun gar nicht. Bitte, Yve, überprüfe das noch mal auf grammatiklische und inhaltliche Gängigkeit. Der Text ist derart fehlerhaft, dass es einer Tortur nahekäme, Korrekturen vorschlagen zu wollen.
Um nur noch einmal ein kurzes Beispiel zu bringen: "Hektik lag in der Luft und nur zu gerne wäre sie dieser entkommen" Der Luft?
"und wärmte ein paar Reste, von dem vergangenen Wochenende, in der Mikrowelle auf. Diese verspeiste sie ". Nach meinem Textverständnis verspeist sie nun die Mikrowelle (oder wird von der Mikrowelle verspeist).
Bitte, Yve, überarbeite dies noch einmal gründlich. So kann es nicht bestehen.
LG,
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Re: Kapitel 1

Beitragvon Yve » Mi 23 Sep, 2009 19:19


Danke erst mal für´s halbwegs lesen.

Zu 1. Mag dir vielleicht nicht gefallen aber das ist ja bekanntlich Geschmacks-und Rauchersache.

Zu 2. Das nennt man Sarkasmus. Es gibt auch Menschen, die Stöcke im Hintern spazieren tragen.

Zu 3. Der erste Satz fängt mit "Resten" an, was hier das Objekt ist. Der darauf folgende Satz bezieht sich auf das Objekt des vorher gegangenen. Insofern verspeist die Protagonistin nicht die Mikrowelle, sondern die Reste.
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Re: Kapitel 1

Beitragvon Struppigel » Sa 03 Okt, 2009 14:15


Liebe Yve,

wie schön, dass Du uns wieder beehrst. Das hat irgendwie gefehlt.

Was die Ungenauigkeit einiger Sätze betrifft, muss ich Ruelfig beipflichten. Sie wirken unfreiwillig komisch oder bringen den Leser ins Stocken. Das muss nicht sein. Aber so schlecht, dass man den Text nicht weiterlesen kann, ist er meines Erachtens nicht.

Zu 1.
Entspannt griff sie nach der Schachtel Zigaretten, die neben ihr lag, zündete sie an und zog zaghaft daran

Sie zündete die Zigarettenschachtel(!) an und zog daran. Deine letzte Aussage machte mir den Eindruck, dass Dir das nicht bewusst war.

Zu 3. Dass man hier auf die Mikrowelle schließt, liegt daran, dass sie zuletzt erwähnt wurde und deswegen mit "diese" in Verbindung gebracht wird.

Sie versuchte mit einem Schlag auf das kleine Tischchen den Wecker außer Betrieb zu setzen und erst nach mehreren Fehlversuchen gelang es ihr endlich

Auch eine Ungenauigkeit. Der Wecker wird sich doch kaum mit einem Schlag auf den Tisch zufriedengeben und still sein. Dazu muss sie den Wecker getroffen haben - oder nicht?

Nachdem sie ihre rote Lieblingskaffeetasse bis zum Rand gefüllt, Milch und Zucker hineingegeben und kräftig gerührt hatte,

Ich schätze das ist nur ein Problem der Reihenfolge, aber man sollte eine randvolle Tasse nicht noch zusätzlich mit Milch und Zucker füllen, denn dann läuft sie bekanntlicherweise über.
Was Du meinst, war wohl eher, dass die Tasse erst nach Zugabe von Milch und Zucker randvoll war. Aber das steht nicht da.

Nach einem kurzen Moment der Ruhe und eigenen Besinnung

Gibt es fremde Besinnung?
Natürlich nicht, darum ist das "eigenen" überflüssig.
Knallgelbe Taxen quetschten sich durch die, kein Komma vom Berufsverkehr, überfüllten Straßen und hupten sich lautstark ihren Weg durch die Massen. Auf den Fußgängerwegen tummelten sich Anzüge und Aktentaschen Komma (Relativsatz) die wichtige Persönlichkeiten spazieren trugen.


Ihr Blick schweifte weiter über berufstätige Mütter, die einen angespannten Eindruck hinterließen, während sie ihre kleinen Kinder zur Schule zerrten, um selbst pünktlich im Büro erscheinen zu können. Alte Damen führten ihre kleinen, meist weißen und giftig bellenden, Bettvorleger spazieren und nicht zu selten legten sie sich mit Ordnungshütern, wegen der Beseitigung gewisser Missgeschicke auf den Fußwegen, an. Bettler, in zerlumpter Kleidung, suchten sich erfolgsversprechende Plätze, diese oft nicht kampflos zu ergattern waren.

Mich stört an diesen Beschreibungen (auch fortfolgend) die Kategorisierung der Leute trotz detaillierter Verhaltensweisen. Als würden grundsätzlich alle Mütter in Eile sein und alle Damen Hunde besitzen und einer sei mit dem anderen identisch wie in einem schlecht gemachten Computerspiel. Wozu alle Jugendlichen als potentiell gefährlich brandmarken? Damit tritt man den Leuten auf die Füße.
Abschließend betrachtete sie sich kritisch im Spiegel und begann mit einem dunklen Stift ihre Augenbraue nachzuziehen.

Warum "abschließend", wenn sie gerade erst mit dem Schminken anfängt (davon abgesehen folgt dieses Wort ein paar Sätze weiter nochmals)

aber auch sie wurde angesteckt und hetze eilig zur Arbeit.

hetzte

Der Vormittag war gefüllt von nerv tötenden Frauen

nervtötenden

zirpte eine Frau mittleren Alters, die Ehefrau eines hohen Tiers bei Gericht war.

Um das doppelte "Frau" zu vermeiden, kannst Du schreiben, dass ihr Mann ein hohes Tier war.
Solche Szenen wie in dem Salon kann man durchaus noch ausweiten und charmanter beschreiben. Es bietet sich doch geradezu an, hier etwas Witz einzubauen, wenn die "Presswurst" ihre Speckröllchen im Spiegel betrachtet.

„Finden Sie Komma ich sehe in diesem Kleid nicht zu dick aus?“


schloss für eine Millisekunde die Augen

Also ein Zwinkern.
„Du siehst umwerfend aus.“. Hannah lächelte und gab das Kompliment zurück. William war ein attraktiver Mann.

Inhaltliche Dopplung

Während sie auf den Kellner warteten Komma fragte Will:


„Na ja, ich war bei meiner Familie. Großes Essen… Der Wahnsinn in seiner reinsten Form.“. der zweite Punkt muss weg, ebenso in folgenden Sätzen:
„Wie war dein Wochenende? Du siehst entspannt aus.“.
„Spricht da die Eifersucht aus dir?“.
„Nein, ich denke nur, dass dir vielleicht etwas Längerfristiges gut tun würde.“. „Vielleicht irgendwann. Ich bin erst 28 Jahre alt und hab noch mein halbes Leben vor mir. Sei mir nicht böse wenn ich dir sage, dass mir dein Leben zu langweilig wäre.“.
"Ja? Entschuldige, ich war gerade nicht ganz da.“.
„Ich wollte wissen, ob du Lust hast morgen mit mir ins Kino zugehen.“. „Gerne. kein Punkt“, antwortete sie kurz und knapp. „Gut ich hol dich dann um 19 Uhr ab.“.


„Ja, ich war durchaus schwer beschäftigt. kein Punkt ", erwiderte er amüsiert.

Informiere Dich am Besten mal über Interpunktion bei direkter Rede.

Hannah wusste genau mit was er beschäftigt gewesen war. Mit Frauen. „Meine Güte. Du wirst langsam zu alt, um jedes Wochenende durch die Clubs zu touren und Frauen abzuschleppen, von denen du am nächsten Morgen den Namen nicht mehr weißt. Meinst du nicht auch?“

Überflüssig

Die Szene mit dem Freund Will wirkt mir zu aufgesetzt. Besonders der ständige und überdeutliche Bezug auf seine Attraktivität und Weiberwirtschaft. Das schreit geradezu danach, dass es hier noch Spannungen, Probleme und vielleicht ein Abenteuer zwischen Anna und ihm geben wird. Wenn es dann wirklich passiert, ist es alles andere als überraschend.

wärmte ein paar Reste, von dem vergangenen Wochenende, in der Mikrowelle auf.

Keine Kommata.

Dies war ein weiterer Tag in Hannah Tates Leben gewesen, das von Langeweile geprägt war.

So langweilig wirkte der Tag gar nicht.

Liebe Grüße
Struppi
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Re: Kapitel 1

Beitragvon Yve » So 04 Okt, 2009 22:10


Danke Igelchen. Ich habe deine kritischen Blicke auch sehr vermisst. Wie immer bin ich bestrebt alles zu verbessern und danke dir für deine Mühe!
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Re: Kapitel 1

Beitragvon Yve » Fr 20 Aug, 2010 12:59


Komplett überarbeitet.
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