Science Fiction ab 12 von eftos

11 N =

Beitragvon eftos » Mo 03 Mai, 2010 08:06


Tunnel Sci-Fi Trilogy -I- Das Königreich der Tausend (Blinde Passagiere)
Die Abenteuer von Prinz Henley zu Westerburg, Patchara Petch-a-boon und Svinenysh dem Ruba.

(XI) N =
Nun beginnt, in der Tat, der Auftritt des Mecha-Tecs Dr. Tilon Abendroth. Dieser startet recht harmlos:
„Die Zerebration des Gehirns und im speziellen die Datenhaltung ist aus technischer Sicht trivial. Wie allseits bekannt, werden etwa ein Petabyte hierarchisch generierter Nutzdaten in den Synapsen gehalten“
„Dabei stehen etwa zehn hoch 12 Nervenzellen zehn hoch 15 Synapsen gegenüber. Jedes Neuron ist also im Durchschnitt mit 1000 anderen verbunden und in höchstens vier Schritten erreichbar.“
„Diese simplen Chemischen Zusammenhänge kann man bionisch auslesen. Allerdings ist zum Neuromorphing ein Eingriff direkt in der Struktur des Gehirns selbst nötig. Die Nutzdaten aus dem Großhirn werden im Gewebe elektrostatisch ausgelesen und kognitiv phänomenologisch für die Maschine aufbereitet.“
„Retinotopie wird ebenfalls übertragen. Die Bytes aus den Primärfeldern werden dem Mechanischen Cortex des Roboters zugeordnet, diejenigen aus den Assoziationsfeldern dem Zentralspeicher.“
„Der Leseprozess verursacht jedoch einen fatalen Schaden, zumindest bei der analogen Lebensform. Die Neuronen verfärben Sich hinter der Apparatur von rosa zu grau. Jedes einzelne davon, einschließlich verbundener Glia- und Nervenzellen inklusive aller Fortsätze, wird von unserem Neurotransmitter angezapft und abgeweidet.“
„Der brutale Eingriff direkt an den Organischen Verbindungen ist tödlich. Ein massiver synaptischer Schock tritt auf, der Zellverbund stellt seine Funktion ein. Kurz gesagt: Das Gehirn stirbt beim Datenauslesen von außen nach innen ab.“
„Es ist in der Tat so, dass wir kaum Nutzdaten haben, einmal mehr weil wir die Analog2Maschine-Transportation in unseren Entwicklungsabteilungen bewusst vernachlässigen. Wir haben definitiv andere Sorgen.“
„Ja, wir haben da Experimente mit Menschenaffen gemacht, hier war auch immer einer aus Ihrem Institut beteiligt, deshalb wissen Sie bereits: Die Ergebnisse hatten teilweise lustigen Charakter.“
Die beiden Mediziner Noktios und Kolbrann sehen sich gut gelaunt an.
„Es stimmt: Beim Menschen wäre dies der erste solche Eingriff und ich frage mich gerade wer sich wohl dieser Prozedur freiwillig aussetzen würde…“
„Das lassen Sie mal getrost unsere Sorge sein“ antwortet Prof. Noktios „Sie bekommen Ihr Muster. Ich…“
Doch diesmal war es Abendroth der den Zeigefinger hebt. Er hat mehr zu sagen. Theoplus verstummte.
„Bei der ganzen Diskussion über die Transportik möchte ich hier nun doch darstellen was die Kybernetik mittlerweile grundsätzliches herausgefunden hat und wozu sie, zumindest theoretisch, in der Lage ist.“
Noktios zieht sofort die Augenbrauen nach oben. Er weiß was nun kommt. Aber er lässt Ihn gewähren. So eine Dusche ab und zu, erdet.
„Wie bekannt ist es uns schon längst gelungen leistungsfähige Ich-Maschinen herzustellen. Sinneseindrücke zu verarbeiten, zwischen außen und innen zu unterscheiden ist einfach, Lernfähigkeit zu implantieren banal. Jeder Einzeller kann das.“
„Wie ist es uns aber gelungen, ich würde einen Menschen als hoffnungslos dumm bezeichnen, mit einem geradezu ekelhaften evolutionären Overhead… Nun, wie hat man es geschafft etwas Intelligenteres als sich selbst herzustellen?“
Noktios wirft ein: „Nun, Ihrer Aussage zufolge gehört da recht wenig dazu…“
Dr. Abendroth wird genauer: „Ich habe die Antwort bereits gegeben: Das Platzproblem fällt weg. Die Evolution ist unfähig auf Veränderung zu reagieren. Eigentlich degenerieren die Individuen permanent ohne es selbst zu merken.“
„Ein florierendes Geschäft setzt zwingend eine sich laufend verbessernde Umwelt voraus. Sie wissen: Das können wir vergessen. Genau das Gegenteil ist der Fall.“
„Die neue Speichertechnik, z. B. die Gamma-Memristoren, sind leicht in der Lage eine Maschine mit der x-fachen Bewusstseinsfähigkeit eines Menschen zu erzeugen. Die Software dazu ist steinalt.“
„Diese hochintelligenten Ich-Rechner könnten mit Leichtigkeit jede Form der Transportik durchführen… Allerdings gibt es dann ja…“ Er hält inne.
„Muss ich wirklich weitermachen? Sie wissen doch was dann passiert ist!“
„Nun, Sie könnten auch aufhören.“ Sagt Theoplus Noktios zierlich, doch der Mecha-Tec Abendroth ist bereits im Redefluss gefangen. Er überhört den Mediziner und fährt fort:
„Ich wäre ein Trottel sagte ich: Sie stellen sich in die Ecke und rechnen sich kaputt weil demnächst der Kollaps der Halbwelt beginnt. Nein, am Zeitpunkt Null im Nirgendwo ist es viel schlimmer.“
„Sie wissen genau wie das Philosophische Buch endet. Sie kennen den Überbegriff. Es sind die klaren Verhältnisse, es ist die Unumstößlichkeit. An diesem letzten kleinen Wort verzweifeln Sie.“
„Man stelle sich vor: eine Primitive Dumpfbacke schreibt sich die Finger wund. Kauderwelsch über Gestammel hin zum Blödsinn und zurück. Trotzdem ist dieser Depp in der Lage sein Buch mit dem entscheidenden Wort zu schließen.“
„Er beendet sein Werk mit dem einzigen Wort der Demenzkranken. Der restliche Sprachschatz ist längst unwiederbringlich verloren. Dann, nach dem Verlust zu lallen, drücken es diese Geister anhand Ihrer traurigen Gestalt aus.“
Zuhörer Noktios schmunzelt nun ein wenig. Abendroth hat noch mehr auf Lager:
„Wie viel schneller muss eine Entität mit wesentlich größerem Leergut verzweifeln? Intelligenz ist Selbstzerstörung. Die finale Seuche. Gegen das Zentralwort ist kein Kraut gewachsen, keine Waffe einsetzbar. Einziger Ausweg: Völlig klar.“
„Autisten gleich stehen Sie dumm rum und brennen Ihre Schaltungen durch. Da gibt es keinen bösen Roboter, der die Menschheit unterjocht, wie uns die alten Autoren vor vierhundert Jahren weismachen wollten. Oh nein, die Wahrheit ist teilnahmsloser.“
„Leider können wir den Effekt nur von außen beschreiben. Wir sehen: Sie verrecken. Eingriffsmöglichkeiten haben wir keine. Selbst wenn man kurz vor dem point of no return die letzten responsiven Leitungen kappen und sozusagen eine künstliche Dummheit erzeugen würde, ist dieser Schritt unnütz, am Thema vorbei. Die Physikalische Selbstzweifelkonstante, den Beginn des mathematischen Autismus schiebt man keinen Millimeter nach rechts“
Noktios wackelt unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Soll er eingreifen?
Die andern beiden sind ausgestiegen. Koldrust blinzelt heftig, den Comm in der Hand. Rebelkov kratzt sich ungeduldig am Hinterkopf.
Der Techniker fährt fort wie folgt: „Wir wissen trotz unserer eingeschränkten geistigen Fähigkeiten woran Sie kaputtgehen.“
„Auch wenn man damit auf keinen Fall in die Bütt gehen darf, ist doch bekannt, dass unsere besten ebenfalls diesen Schritt tun. Draußen am Strange Energy Propulsion Lab arbeitet das Mittelmaß der Physik. Die Intelligenz wählt einen anderen Weg.“
„Der Oberbegriff, das Zentralwort – Sie wissen genau was ich meine – ist voll ausreichend erforscht. Das Ende der Forschung ist erreicht. Es sind keine Fragen offen.“
„Ja, der unantastbare, ungreifbare, unveränderliche Void, die Eigenschaftslosigkeit, brennt Ihnen den Speicher aus. Sie verglühen auf höchster Drehzahl im Leerlauf. Billiarden paralleler Rechenoperationen ohne jegliches Ergebnis oder einer Chance auf Stattfinden hier im Zentralwort besiegeln Ihr Ende.“
„Unsere Elite drückt dies im, Sie wissen schon… aus. Der Philosoph schließt sein Werk nach über tausend Seiten Kauderwelsch damit. Alles umsonst: Der Grund des technischen Autismus.“
Prof. Dr. Theoplus Noktios sieht vor sich ins Leere, lässt jedoch seinen Kuli zwischen Zeige- und Mittelfinger wackeln. Dann sagt er: „OK, noch was zum Thema?“
Abendroth sieht in an, er scheint wie aus einem Traum erwacht: „Jaah, das mit der Umkopiererei ist die beste Krücke. Wir sind unfähig Daten permanent zu speichern. Alles verschimmelt, zerbröselt, verfault, zerrinnt, verschwimmt oder löst sich auf. Wenn Sie mir also einen Freiwilligen besorgen probieren wir das mit der Ich-Transportik auf die neueste Generation der Exa-Klasse.“
„Das hört sich doch gut an“ sagt Noktios. Abendroth weiter: „Diese Roboter sind anthromorph. Sie sind mechanisch wie optisch dem Menschen nachempfunden, bis in die Finger: Zehn an der Zahl. Außerdem verfügen Sie nur über zwei Augen und Ohren, die Zeiten wo 50 Stück verbaut worden sind liegen lange zurück.“
„Gut, es gibt ein paar Gimmicks, Sie können Ihren Kopf und einige Gliedmaßen um 360 Grad drehen, ein simpler Übersetzungslogarithmus Reiz-Mechanik reicht da aus. Alles bereits getestet. Technisch einfach und unproblematisch.“
„Dann haben wir’s soweit, meine Herren.“ Noktios wendet sich an Rebelkov: „Ich gehe davon aus, dass Sie uns schnell einen Kandidaten besorgen?“
Der Angesprochene ist froh, dass sich die Besprechung nun dem Ende neigt. Er sehnt sich geradezu zurück in die Gegenwart von Militärs. Er antwortet: „Oh ja, ich habe da tatsächlich einen Kandidaten im Hinterkopf. Einer der mir in letzter Zeit ein bisschen zu forsch wird… Den dürft Ihr gerne Skalpieren.“
„Super!“ Strahlt Noktios „wir bleiben in Kontakt.“
„Die weitere Vorgehenswiese ist wie folgt: Sobald wir das Versuchskaninchen haben führen Sie Kollege Abendroth die Ich-Transportation auf die Exa-Klasse aus. Einer von uns unterstützt Sie dabei beim Medizinischen Eingriff.“
„In der Zwischenzeit arbeitet Kollege Koldrust mit seinem Streichelzoo weiter an der Transplantation Bio-Bio.“
„Wir sammeln genug Daten um in drei Jahren entscheiden zu können welche Methode am erfolgreichsten ist. Diese wird dann durchgeführt.“
„Das war’s schon meine Herren. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, gutes Gelingen und einen schönen Tag.“
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