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erkennungsmerkmal, einzigartig

Beitragvon Neruda » Do 18 Sep, 2008 17:32


ist das spinnwebenmuster deines daumens
aber dein im abdruck verschwommenes gesicht
gibt dir kein gestern & keine identität
schafft erinnerungen, persönlichkeit bleibt
nur ein traum inmitten von amnesialer verzweiflung
& dem hoffen auf morgen
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Re: erkennungsmerkmal, einzigartig

Beitragvon exmaex » Sa 15 Nov, 2008 20:15


hey neruda,

vorweg: meinen nerv hast du mit diesem gedicht nicht getroffen, aber ich will mich erklären:

"erkennungsmerkmal, einizgartig" an sich birgt schon eine gewisse rendundanz. wenn etwas erkennungsmerkmal ist muss es ja gewissermaßen einzigartig sein, denn sonst...
prompt erwarten mich die ersten beiden verse mit "spinnennetz" und "abdruck". jetzt haben wir schon vier begriffe, die eig. fast das selbe aussagen.
das spinnennetz empfand ich auf den ersten blick als keine schlechtes bild, bis mir auffiel, dass es etwas unmotiviert ist. so ein fingerabdruck ist ja per se spiralförmig, vllt. baumjahresringhaft, aber nie spinnenetzig, also mit so gekreuzten linien. da wäre ein anderes naturbild in meinen augen passender gewesen. aber vllt. übersehe ich ja was: die klebrige komponente; ich lese also weiter.
das gesicht hinter dem abdruck, also die person die dahintersteht, verschwimmt, wird zu einem kahlen schwarzen fleck in irgendeiner akte. das, was ein individuum, seine persönlichkeit identifizieren soll, ist nur ein abstraktes muster, eins von vielen, die der mensch nicht zu unterscheiden vermag. aber halt! stimmt das wirklich?
das individuum sollte durch abstrakte zeichen/symbole/muster schon unterschieden werden, für das unterscheiden von persönlichkeit sind aber andere persönlichkeiten nötig. wieso also diesen anspruch an einen kleinen klecks tinte stellen?
"gibt dir kein gestern" gefällt mir ausnehmend gut, stellt aber leider schon den höhepunkt des gedichtes dar. der rest dieses verses und der nächste werden durch diese feine passage bereits subsumiert und verlieren auch ob ihrer fehlenden bildlichen aura, für mich fast völlig an wert.
der vorletzte vers bringt auch keinen wirklich neuen gedanken. "amnesiale verzweiflung" klingt in dem zusammenhang zu konstruiert und klobig, als dass es bei mir ankommt.
der letzte vers macht mich stutzig... hab ich mich verinterpretiert? es klingt, als müsste man sich sorgen machen, morgen nicht mehr aufzuwachen, so krankheitsmäßig. nagut, es könnte auch die angst gemeint sein, dass die persönlichkeit zu degeneriert sein könnte, um sich ihrer selbst noch bewusst zu sein. komische fragen wirft der letzte vers auf.
(spätestens jetzt bin ich mir sicher, das das mit dem kleben auch nicht weiterverfolgt wurde, wobei mir das spinnenenmuster noch komischer vorkommt, so als hätte ich etwas wichtiges, auf der hand liegendes übersehen?)

lieben gruß maexxe
irgendwie
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Re: erkennungsmerkmal, einzigartig

Beitragvon Neruda » Sa 22 Nov, 2008 17:24


Hey ex,

also erstmal danke für deinen Kommentar, obwohl ich dir in einigen Punkten nicht so ganz zustimmen kann.
Ein Erkennungsmerkmal muss nicht unbedingt einzigartig sein. Es gibt ja zum Beispiel auch Gruppenerkennungsmerkmale, hier ist aber das eines Individuums gemeint.
Was du mit den vier Begriffen, die alle das gleiche aussagen meinst, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Abdruck, Spinnwebenmuster, etc. sind doch verschiedene Dinge.
Wegen der klebrigen Komponente habe ich das Bild "Spinnwebenmuster" nicht gewählt. Mich hat der Abdruck meines Daumens einfach daran erinnert. Vermutlich ist das so nicht allgemeingültig, weil meine Hände extrem viele feine Linien in der Handinnenfläche haben, aber um das zu erklären müsste ich sie dir wohl zeigen können. Jedenfalls sind diese gekreuzten Linien bei mir durchaus vorhanden. Ich kann aber die Kritik nachvollziehen, da das bei den meisten Fingerabdrücken wohl nicht der Fall ist.
Ich finde im Übrigen auch nicht, dass "amnesiale Verzweiflung" klobig klingt. Ich bin mir allerdings nach wie vor nicht sicher, ob es das Wort amnesial überhaupt gibt.
Ja, es klingt krankheitsmäßig, weil Amnesie doch ein Krankheitsbild ist und das ist auch das eigentliche Thema des Gedichts ist. Deswegen auch das Hoffen auf morgen. Das Hoffen irgendwann aufzuwachen und sich wieder daran zu erinnern, wer man ist.

Lg, Kim
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Re: erkennungsmerkmal, einzigartig

Beitragvon Blackboxblood » Sa 22 Nov, 2008 18:06


Hi Neruda,

Also ich musste bei verschwommenem Fingerabdruck irgendwie an dein Avatar denken.
Auch wenns kein Spinnenweben muster trägt.
Ich denke das du ganz gut einen Wunschweg gegen die Verzweiflung beschreibst.
Die 4. Zeile kann ich mir nur als Antwort auf die 3. Erklären und somit als Zukunfts Maja oder Zukunfts Vision.

Meine Persönliche Meinung ist: n
Nicht der Absolute Knaller aber auch nicht Schlecht.

Peace.
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Re: erkennungsmerkmal, einzigartig

Beitragvon Neruda » Sa 22 Nov, 2008 18:29


Hey bbb,

leider weiß ich nciht so richtig was ich mit deinem Kommentar anfangen soll, aber schön, dass du es ncith schlecht findest.

Lg, Kim
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Re: erkennungsmerkmal, einzigartig

Beitragvon exmaex » Sa 22 Nov, 2008 19:58


hey,
Ein Erkennungsmerkmal muss nicht unbedingt einzigartig sein. Es gibt ja zum Beispiel auch Gruppenerkennungsmerkmale, hier ist aber das eines Individuums gemeint.

ich dachte eher in die richtung: zwei erkennungsmerkmale für zwei verschiedene dinge dürfen nicht gleich, müssen per definitionem einzigartig sein, da man sie sonst nicht mehr unterscheiden kann, wodurch sie ihre bedeutung verlören. ein "Gruppenerkennungsmerkmal" müsste meiner meinung nach genauso einzigartig (also in seiner art einzig) sein, es gibt eben nur mehr als ein erkennungsobjekt.
nicht dass es angebracht oder meine art wäre, ein wort so pingelig auf die goldwaage zu legen, ich habe nur den eindruck, dass ich nicht vollends verstanden habe, wie du es meinst und vllt. vice versa.
Was du mit den vier Begriffen, die alle das gleiche aussagen meinst, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Abdruck, Spinnwebenmuster, etc. sind doch verschiedene Dinge.

ok das kann ich nachvollziehen :D hier habe ich mich äußerst ungelenk ausgedrückt ("vier" ist sogar falsch). gemeint war, dass ich die so kurz aufeinanderfolgenden bilder "erkennungsmerkmal", "spinnwebenmuster deines daumens" und "abdruck" alle sofort mit fingerabdruck assozieren kann, ja fast muss (jedenfalls sehe ich noch keine andere lesart, kann wohl auch an mangelnder phantasie liegen). daumen könntest du z.b. weglassen und warum machst dir die mühe mit "spinnwebenmuster" ein an sich recht frei interpretierbares bild zum leben zu erwecken, wenn du es mit "daumen[...]abdruck" sofort wieder erschlägst.
aber um das zu erklären müsste ich sie dir wohl zeigen können

ne, schon ok ;) deine assoziation bleibt deine assoziation. wenn ich die nicht ganz nachvollziehen kann dann ist das wohl so.
Ich bin mir allerdings nach wie vor nicht sicher, ob es das Wort amnesial überhaupt gibt.

ich denke das ist nicht wichtig, sofern man sofort erkennt, was gemeint ist, was hier der fall ist. amnesial ist auch gar nicht so mein kritikpunkt. es ist eher die "verzweiflung", dieses träge element, welches das versende so unnötig hinauszögert. könnte man auch weglassen.

lg, maex
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Re: erkennungsmerkmal, einzigartig

Beitragvon Blackboxblood » Sa 22 Nov, 2008 20:00


Ich mein:
Ich bin neidisch auf Frau und mann Geschichten.
Oder ganz Verrücktes.
Doch ich glaub bei dir muss man erst mal auf Räumen.

Findes trozdem nicht schlecht.
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Re: erkennungsmerkmal, einzigartig

Beitragvon wa-bash » Sa 22 Nov, 2008 22:03


mmh ganz nette diskussion die aufgrund nur eines Wortes entstanden ist und mein interesse erweckte und genau darum geht es auch bei einem Erkennungsmerkmal.

ein Merkmal, welches durch Einzigartigkeit hervorsticht ist in meinen Augen jenes welches beschrieben wurde, sprich der Fingerabdruck wäre dazu zu zählen sowie die Netzhaut, das Genom usw. dadurch grenzt sich ein Individuum durch Variabilität von anderen Individuen ab, in meinen Augen vollkommen korrekt

es gibt Erkennungsmerkmale die durch äußere Erscheinung usw einzigartig sind, sagen wie Brutgesänge oder Geruchsmoleküle usw...die jedoch durch mimikry usw leicht zu immitieren wären, womit sie natürlich ihre Einzigartigkeit verlören, da es sich somit nur um ein Merkmal handelt wäre die genetische Selektion zu diesem Merkmal denkbar einfach, die Struktur sagen wir eines Fingerabdruckes zu imitieren wäre denkbar schwerer und würde auch nicht vollends gelingen und an der einzigartigkeit scheitern (siehe falsche und echte korallenschlange) obwohl es innerhalb der art auch variabilitäten gebe die das individuum als solches wieder einzigartig machen würden...ich denke dies ist alles korrekt...

die bilder die in diesem text gemalt wurden sind nicht schlecht. manchmal ein wenig hart (abdruck des gesichtes = mimik) aber gut und auch wahrscheinlich einzigartig...das einzige was mich stört ist "amnesialer Verzweiflung" womit wahrscheinlich die Vergangenheit ausgedrückt werden sollte, was unter Umständen jedoch eine Gradwanderung bedeutet, da eine Amnesie meist durch eine Bewusstlosigkeit hervorgerufen wird und sich als Gedächtnisverlust äußert der entweder retro- oder anterograd wirkt..demzufolge weiß ich nicht ob 1. ein Gedächtnisverlust beschrieben werden sollte aufgrund der Verzweiflung usw...oder ob der Versuch zu vergessen die Verzweiflung beschreiben soll..mitunter könnte man hier noch richtungsweisender formulieren....ansonsten ist die idee zu dem werk und die umsetzung gut...wa
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wa-bash
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Re: erkennungsmerkmal, einzigartig

Beitragvon Neruda » Di 25 Nov, 2008 19:52


@ mäx:
ich verstehe deine Kritik an dem Wort schon. Das einzigartig bezieht sich hier aber auf das einzigartige Merkmal eines Individuums. Vielleicht ist es etwas missverständlich, aber ich denke es wird aus dem Kontext klar.
Mh, zu den Begriffen kann ich schwer was sagen, mir hat es eben so besser gefallen. Ich gaube auch nicht, dass ein Gedicht immer zwangsläufig mehrfachdeutbar sein muss, deshalb denke ich, ist es okay, dass relativ schnell klar wird, worum es geht. Ich persönlich finde, dass die Thematik damit ganz gut umgesetzt ist.
Die Verzweiflung einfach weglassen? Ich glaube nciht, dass das geht. Ich würd's gerne ersetzen, aber mir fällt kein gutes Wort ein, mit dem ich umschreiben könnte, was ich ausdrücken will.

@ bbb:
Was muss man bei mir aufräumen?

@ bash:
Schön, dass du mri bei der Einzigartigkeit zustimmst. Allerdings bleibt dazu noch zu sagen, Imitation bleibt immer Immitation und wird nie zum Original.
Und ja, es soll ein Gedächtnisverlust beschrieben werden. Ich dachte, das wird aus dem Gedicht ziemlich klar. Noch deutlicher wollte ich es eigentlich nicht formulieren,

Danke für eure Kommentare.
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