von Friederich » Mi 04 Feb, 2009 12:05
Hi Perry,
einleitend kann ich sagen, dass mir der Grundcharakter des Textes durchaus zusagt. Dieser setzt sich in meinen Augen zusammen aus einer schreienden Indifferenz und einem Zusammenprallen von poetischen Metaphern mit einem durch seine profane Natur hier wieder sehr reizvollen Alltagsvokabular.
Was mich stört ist das Wort "Augenschlitze". Ich frage mich, ob die geographische Verortung der Szenerie, auf die dieses Wort wohl als einziges Indiz abzielt, nur auf diese Weise erzielt werden kann oder ob die Assoziation für uns nicht ohnehin nahe liegt und der Text auch so auskäme. Darüber hinaus: Wenn das Licht in den Augen erlischt, impliziert der Text eine kollektive Freude über die Spiele, deren Natürlichkeit ja von gewisser Seite durchaus angezweifelt wird. Naja, soviel zum etwas auszusetzen haben.
Stark finde ich, dass die beiden ersten Strophen durch eine Entdynamisierung gekennzeichnet sind. Von der Euphorie geht es hinein in das Grau des industriellen Alltags. Auch die verwendeten Metaphern ("Dunstschleier", "Feuerblumen", auch durch die geschickte Verbindung mit "Smog"). Seine Aussage, ja seinen Charakter bekommt der Text durch die finale Einführung eines lyrischen Ichs, dessen wissende Unbeteiligtheit den Text nachträglich prägt. Er betrachtet mit poetischem Blick einen Stimmungswandel, den Fall des Vorhangs und bleibt dennoch Konsument, dem es mehr auf das Spektakel ankommt als auf das, was er dahinter durchaus sieht.
Ein Lob für den Text als ganzes,
Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)
Friederich