von i.z. » Di 16 Sep, 2008 17:15
Ich bin anderer Ansicht. Schwer lesbar ist es lediglich an dieser Stelle:
"kann mir keiner sagen, wer ich war
ich wohl hier muss ich fragen nach dem wann".
Das wäre auch die einzige Stelle, wo ich meinen würde, dass es einer Überarbeitung bedarf, zumal das "war/ ich wohl hier" für die Gesamtaussage entbehrlich erscheint.
Überaus gut gefällt mir der Aufbau deines Gedichtes. Wie Lesezeichen stoßen die Erinnerungen in jeden vierten Vers, was aber - bedingt durch die variierende Länge der eingeschlossenen Zeilen - keineswegs den Lesefluss behindert. Die annähernd monochromen Verse "in der Erinnerung", "aus der Erinnerung", "für die Erinnerung" wirken daher nicht eingeschoben, wie von einem Lese- bzw. "Denk-"zeichen zu erwarten wäre, sondern verbinden sich fließend mit dem Rest, wie einzelne Erlebnisse der Vergangenheit, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben, deren Verbindungen aber oftmals von ihnen weg verschwimmen und undeutlich werden.
Dazu passend steht der "Platz/ der wichtig schien", was sehr bestätigend ist. Dass ich mich durch den Übergang zu "[...]hier früher auch die Sonne" an stumpfsinnige Proletarierkomik alá Mike Lehmann erinnert fühle, dafür kannst du herzlich wenig.
Zusammenfassend ist deinem Gedicht, wie beschrieben, der akkorate Aufbau und die fließende Kohärenz zugute zu halten. Zweiteres zeichnet für einen hohen Grad an Nachemfindbarkeit verantwortlich.
Grüße,
i.z.
"Bunt ist das Leben und granatenstark. Volle Kanne, Hoschis!"
Abraham Lincoln