Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen

vorgärten

Beitragvon OlafmitdemTraktor » So 16 Aug, 2009 15:37


kläglich jaulen die hunde
gähnende nachricht
wirft der bote
im vorübergehen

trifft mich sein fluch
unter schwerem schritt
erzittert blut und boden

tarnfarben duckt sich
der rasen
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Re: vorgärten

Beitragvon Perry » Mi 19 Aug, 2009 00:09


Hallo Olaf,
da ich einen Hund habe und einen (Vor)Garten, kenne ich das "Spiel" mit dem Postboten. Bei mir würde aber der Postbote den Kürzeren ziehen, wenn nicht das Gartentor dazwischen wäre. ;)
Nun aber ernsthaft zum Text. Neben dem bereits angesprochenem Alltagsbild, gibt es noch eine "gähnende Nachricht", könnte uninteressante Werbung sein und Blut und Boden zusammen mit tarnfarben hat was Kriegstragendes.
Leider komme ich aber trotzdem nicht über einen Postboten-Hund-Konflikt der schärferen Art hinaus und das ist mir ehrlich gesagt zu wenig für so "dramatische" Worte.
LG
Perry
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Re: vorgärten

Beitragvon OlafmitdemTraktor » Mi 19 Aug, 2009 11:15


hallo perry,
schade, dass dies hier bei dir nicht zündet. auf einen postboten-hund-konflikt wollte ich das gedicht nun wirklich nicht fokussiert sehen.
aus einer alltäglich wiederkehrenden und damit zur gewohnheit und berechenbaren langweiligkeit heraus skizzierten situation, wobei "vorgärten" schon selbst zur metapher wird, sollte in der s2 die plötzliche und unerwartete situation (bedrohung) entstehen, die scheinbar nicht voraussehbar erschien. der "blut und boden"- verweis sollte als eindeutiges aber auch breites assoziationsfeld herhalten.
der sich duckende rasen, zudem noch in tarnfarben, geht eine verbindung ein zum titel "vorgärten" und sollte die aussage der s2, das konnte keiner wissen, es kam alles so plötzlich, abschwächen, bzw. in frage stellen. wobei sich für mich die frage stellt, ob der sich duckende rasen schon aussagefähig genug erscheint, so dass das "tarnfarben" eher noch zu dick aufgetragen wirkt.
entgegen meinen gepflogenheiten habe ich hier nun doch einiges von meiner intention ausgeplaudert.
vielleicht weil ich die gefahr unterschätzte, dass das ganze als postbote-hund-gedicht gelesen werden könnte.
so ist womöglich meine intention das eine, die sprachliche umsetzung das andere.

danke für die beschäftigung mit meinem gedicht,

mfg OmdT
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Re: vorgärten

Beitragvon Perry » Mi 19 Aug, 2009 14:36


Hallo Olaf,
deinem Text fehlt meines Erachtens ein Ankerpunkt, von dem aus sich die Bilder entwickeln können. Ich würde als erstes die "jaulenden Hunde" streichen, dann hast du das "Postbotenhundproblem" schon mal vom Hals.
Eine Möglichkeit sähe ich im Titel, denn sobald du aus dem x-beliebigen Vorgarten einen in Irland, Spanien etc. machen würdest, bekäme Blut und Boden und tarnfarben einen nachvollziehbaren Hintergrund.
Eine weniger politische Variante könnte auch sein, dass der Postbote der Verursacher für die Tragödie ist, indem er eine "tödliche" Sendung zustellt.
Vermutlich ist dir das aber alles zu vordergründig.
LG
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Re: vorgärten

Beitragvon AmHain » Mi 19 Aug, 2009 22:09


hallo olaf,
also das bedrohungszenario -die vielfältigen bis aufs blut geführten nachbschaftsstreitigkeiten my-home-is-my-nationalstaat verweise legen davon vielfältig rechenschaft ab- finde ich recht gut umgestetz (auch der sich tarnfarben duckende rasen paßt da schön rein und formuliert in deinem gedicht den (aufblitzenden) satirischen unterton weiter aus). und trotzdem scheint der kontrast zwischen s1 und s2 irgendwie nicht wirklich zu greifen.
wollte ich anfangs noch die "gähnende nachricht" bemängeln, stört mich im nächsten moment des schicksals-"postbote" und/oder "die kläglich jaulenden hunde"-
hm
ich denke mit dem dingens läßt sich aber noch mehr anstellen....

trotzdem
schöne grüße vom hain
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se riesen tu gitt hai
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Re: vorgärten

Beitragvon OlafmitdemTraktor » Do 20 Aug, 2009 11:25


hallo am hain, hallo ppfose,

danke für die hilfreichen kommentare. der erste vers " kläglich jaulen die hunde" wirft letzendlich falsche fährten und birgt die gefahr einer postbote-hund reduktion. formal erschienen die ersten beiden strophen dreiversig-ein netter nebeneffekt. der titel selbst würde dann im gesamtkontext noch wichtiger.
ich könnte jedoch auch den postboten von der post befreien, also "gähnende nachricht wirft der bote im vorübergehen". dann wäre die klassische situation "der ewige postbote im kampf gegen die hunde der welt" vom tisch.
bin mir noch nicht sicher, aber vorerst vielen dank für hinweise und beschäftigung mit meinem text.

gruß OmdT
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Re: vorgärten

Beitragvon Perry » Do 20 Aug, 2009 13:56


Hallo Psychophysenfose,
normalerweise interessiert es mich nicht besonders was lyrische Gehirnakrobaten von sich geben, aber da du mir unaufmerksame Umgangsprachlichkeit unterstellst, muss ich wohl darauf antworten.
Mein Komm sollte Olaf aufzeigen, was der "gemeine" Leser aus den Bildern herauslesen könnte und wie sich das vielleicht vermeiden ließe.
Eine gähnende Nachricht als groß dunkel und verschlingend zu interpretieren halte ich allenfalls psychotherapeutisch für interessant.
Gruß
Perry
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Re: vorgärten

Beitragvon OlafmitdemTraktor » Do 20 Aug, 2009 22:30


ich hoffe, dass dieser faden nicht dazu dient, gegenseitige unterstelltungen zu diskutieren oder zu konstruieren.
ansonsten möchte ich zu bedenken geben, dass nachrichten in der regel nicht gähnen. betrachte ich das verb gähnen in seiner alltagsgebräuchlichen notation, dann würde dies einhergehen mit einer mund-oder maulöffnung und dem ausstoß eines entsprechenden tones.
jedoch hat das wort gähnen (wie so viele andere worte im lyrischen gebrauch) eine konnotation.
annäherung an ein thema ist auch verschlüsselung und das würde ich nicht unbedingt lyrische gehirnakrobatik nennen.
und ja, auch tiefenanalytisch wird die sprache mit ihrem breiten deutungs-und bedeutungsspektrum seziert und nicht einspurig gelesen.

mfg OmdT
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