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in zukunft

Beitragvon Niko1230 » Fr 21 Aug, 2009 05:28





in zukunft


aber eigentlich
bleiben die hände gekreuzt
zwischen den hautfalten
liegt das ungestillte
in zukunft
wird der hahn nicht krähen

und die erde war gut
grad an den schlechten tagen
gemessen im november
am anfang

fehler wiederholen sich
natürlich macht man sie
bewusster immerhin
weiß niemand von dir

doch wo bleiben die sterne
wenn du die augen verschließt?
im nicht - begreifen erkennst du
ihre macht

unreif sind die tage
reif
Die Selbstzerstörung findet im Geheimen
und trotzdem vor dem Leser statt.
(Günter Kunert)
Niko1230
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Re: in zukunft

Beitragvon OlafmitdemTraktor » Fr 21 Aug, 2009 11:06


hallo niko,
ein rückblick, ein leicht melancholisches innehalten, lebensabschnittsauseinandersetzung( wir sollten auch mut zum langen wort zeigen :) und ein blick in die zukunft, dessen gewißheit unter anderem darin besteht, sich als person näher zu kommen, ohne sich jedoch endgültig begreifen zu können.
sehr schön die bildmotive in der S1, gekreuzte hände, das ungestillte zwischen den hautfalten und der krähende hahn. vieles ist geschehen, gutes wie schlechtes, die großen fehler sind getätigt und um sich in bestimmten situationen wahrzunehmen, bedarf es keines hahnes( der dreimal kräht). gleichzeitig die lebenslust und lebensgier, die nicht nachlässt.

mit der zweiten strophe kann ich mich gerade noch anfreunden. von der bildebene her für mich ein kleiner bruch. letztendlich aber eine gute beschreibung im rückblick auf schlechte zeiten im leben, mit gehörigem abstand selbstverständlich, zufrieden zu sagen, so wie es war, war es gut, und ich habe glück gehabt.

leider erscheint nun in s3 die wenig lyrische erklärung dessen,was eigentlich alles schon in s1 wunderbar verdichtet erscheint. als sollte der leser noch einmal mit der nase darauf gestossen werden. für mich unnötig und schmälert im kontext den reiz der ersten strophe.

strophe 4: nein, vielleicht ist es auch meine eigene empfindlichkeit, aber die s4 kommt mir doch sehr moralisierend, belehrend daher. sie stößt den leser mit spitzen zeigefinger vor die brust. jedenfall lässt sie sich für mich beim lesen so gar nicht in den rest einbinden.

konnte ich s1 und s2 noch ganz gut verbinden und die erklärende s3 ausblenden, erscheint die s4 von einer ganz anderen baustelle zu kommen.

"unreif sind die tage reif" nimmt für mich hauptsächlich bezug zur s1, und das finde ich gelungen, weil deutungs-und denkspielraum bleibt, eine quintessenz, die nachdenklicher und offener daherkommt als der erklärungsversuch der s3.

freundlicher gruß und gern gelesen, OmdT
Der Schlüssel zum Glück ist auf jeden Fall ersteinmal ein Schlüssel. (Gregor Libkowsky)
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