Die Folter nimmt kein Ende, egal was ich versuche. Der Folterknecht bleibt erbarmunglos.
1. Tag
Wieso folterst du mich? Ich habe dir nichts getan, mir nichts gegenüber dir zuschulden kommen lassen. Ich kenne dich kaum. Manchmal habe ich mit dir gesprochen, wir haben uns gut verstanden, so schien es mir. Deine Augen...
2. Tag
Jeden Abend bin ich frei von dir, doch nicht von der Folter. Du folterst mich den ganzen Tag hindurch, in meinen Träumen bist du stets an meiner Seite. Ich erwache, du beginnst wieder mich zu foltern. Lass mich gehen...
3. Tag
Die Qualen nehmen kein Ende und ich frage mich ob es dir auch Qualen bereitet. Doch ich vermute du bist ganz anders als du zu sein scheinst. Nicht so.
4. Tag
Ich habe heute einen anderen Folterknecht kennen gelernt. Göttlich wie er mich verhöhnt mir schöne Augen macht, doch dich kann ich nicht vergessen, du bist zu einem festen Bestandteil meines Tagesablaufes geworden. Der andere, nach einigen Tagen wird er mich gehen lassen. Möglicherweise bin ich auch in der Lage mich selbst loszureißen, mein ultimatives Glück in der Freiheit zu suchen, ohne das alles.
5. Tag
Wenn mich Abends wieder der Schmerz nach dir peinigt, kann ich mich mit Gedankenspielchen über die gemeinsame Zukunft ablenken. Ich stelle mir vor, wie wir zusammen die Lüfte bereisen, die schnellsten Vögel auf ihrer Jagd nach der Hitze des Südens abhängen um schließlich am Kapp der guten Hoffnung eine Kehrtwende einzuleiten deren Wendekreis wir schier unendlich ausdehnen, den Amazonas überfliegen und dort abstürzen, in einer gewaltigen Explosion verbrennen.
6. Tag
Die Qual hat ihren Höhepunkt erreicht, ich werde wahnsinnig vor Schmerz. In meiner Zelle packt mich ein animalischer Irrsinn der mich dazu veranlasst in einem wilden Anfall meine Gliedmaßen zu verstümmeln… so glaube ich.
7. Tag
Mein Körper ist ein Wrack. Meine Brust weitet und schließt sich krampfhaft; unaufhörlich. Die Finger sind in einem kranken durcheinander in alle Richtungen gespreizt, schmerzen unsagbar und es scheint mir das sogar meine Gesichtsmuskeln darauf hinarbeiten die Haut von meinem knochigen Schädel zu schälen.
8. Tag
Ich kann die Zellenwände nicht überwinden. Andererseits, will ich das überhaupt?
9. Tag
Alles ist verloren. Sie haben mich dir entrissen. Alle Welt arbeitet gegen mich. Obwohl ich noch vor kurzem dachte das wenigstens du zu mir hältst, wurde mir klar das man dich auf grausame Weise beeinflusst hat.
10. Tag
Jede Sekunde kommt mir vor wie eine geschlagene Stunde, weil du nicht bei mir bist. Nur einmal, lass mich nur noch ein einziges mal deine Augen sehen. Wenn ich nur diesem Druck entfliehen könnte, ich würde mir den Anblick selbst verdienen. Wenn dieses ausgeklügelte System nicht wäre, würde ich dich lieben beginnen. Wenn nur, wenn! Wenn… ich beginne dieses Wort mehr und mehr zu hassen.
11. Tag
Mir ist klar geworden das nicht du mich folterst, nicht ich selbst… Ich muss herausfinden zu welchem Zweck und vor allem wer es mir antunen würde.
12. Tag
Du bist so unerbittlich, du bist so unantastbar, du bist ein Peiniger, du bist ein Wohltäter, du brauchst meine Seele auf, du gibst ihr vergiftete Nahrung, bleib für immer hier und foltere mich, bleib weg lass mich endlich gehen...
Mein Geist ist voll von einem Wechselbad der wahnwitzigen Theorien und des schleichenden Gefühls einer Beschattung durch überirdische, ja multiversale Kräfte.
13. Tag
Ich leide unendliche Qualen. Ich kann nicht mehr standhalten, denn der Schmerz wird zu heftig und stetig, mit der Häufigkeit mit der ich deine Augen... Nein! Sind es deine Augen?! Ich, ich weiß nicht mehr wem ich glauben, ja sogar ob ich meinen eigenen Gedanken Vertrauen schenken kann. Es kommt mir im einen Moment so vor als ob jemand die Zeilen die ich niederschreiben will in meinen Geist projiziert und im anderen als ob ich nur noch Gedanken an dich im Kopf hätte. Diese unsagbar mächtigen Kräfte sind mir heute so nah das ich ihren nasskalten Atem im Gesicht spüren kann; er jagt mir Schauer über den Rücken und zerfrisst meine geistige Gesundheit.
14. Tag
Die Unendlichkeit, ich kann sie sehen, sie ist so unvorstellbar schön, fast wie der zauberhafte Glanz deiner Augen. Heute hörte ich die Stimme der Kräfte. Ich kann nicht in Worte fassen wie sie unvorstellbar seltsam furchtbar und zur gleichen Zeit unkompliziert leicht ist. Bedeutet sie Erlösung? Oder unwiederbringliches Fernbleiben vom Gefühl des einsamen glücklichen Schmerzes?
Ich habe den Verdacht das ich mir das alles nur einbilde, aber fasst die menschliche Vorstellungskraft ein derartiges Volumen. Die gesamte Komplexität mit der die Kräfte mich auserwählt haben, kann ich nicht zu Papier bringen. Mir fehlt die Zeit! Bitte, was soll ich nur tun… ich, ich…
Das einzige was mich über die unausweichliche Wendung der Lage meines Lebens hinwegtäuscht ist die Photographie von dir. Ich liebe dich. Ich kann nicht fassen das es zu spät ist meinen geistigen Tod abzuwenden, wie konnte ich nur… das alles…
Ich weine, denn ich werde dich nie wieder sehen. Ja, ich weine. Die meine Seele zerfetzende Traurigkeit ist über mich gekommen…