von Drehrassel » So 10 Jan, 2010 20:02
lieber perry, glaubst du tatsächlich, dass man heute noch dem leser eines gedichtes erklären muss, dass es wohl "hinterlist", "missgunst" und "verleumdung" waren, die dazu führten, einer frau den prozess zu machen und als hexe zu ertränken? das kann nicht dein ernst sein! zumal sich das ungeheuer linkisch liest, viel zu viel (text-)raum in anspruch nimmt für allerlei gerede, das bei einem solchen thema mehr als nur überflüssig ist. überhaupt bietet der text fast nichts, was über in ungelenker syntax verfassten erklärungen über sachverhalte, die einem auch nur einigermaßen fantasiebegabten leser in wenigen stichworten bereits evoziert sein dürften, hinaus geht. die romantisierende technik, den tod einer frau stilistisch zu ästhetisieren ("sie scheint so friedlich"), indem man eine naturbetrachtung parallel führt zu dem darin vorkommenden verbrechen, ist doch sowohl im titel als auch der grundsätzlichen perspektive des artikulierten ich bereits mehr als nur genug angelegt. du schlägst mit zaunpfahlen nur so um dich. das fällt übrigens überhaupt auf. dass du in deinen gedichten nie in den stoffen und themen selbst bist. du redest immer nur von außen her irgendwelche trivialitäten und erstickst so jedes bisschen an spannung, interesse, fantasie. die zeilenumbrüche wirken dabei wie eine prvokation, ein regelrechtes ärgernis. ich sage das nicht gern, aber... in diesem fall wäre es angenehmer gewesen - und es wäre dabei praktisch nichts verloren gegangen - , wenn du geschrieben hättest etwa: "ich stehe auf einer donaubrücke. schöner anblick, das. irgendwie beruhigend. friedlich. aber, da fällt mir plötzlich der fall einer jungen frau ein - wo hab ich das noch mal gelesen? - jedenfalls war sie eine baderstochter und nicht standesgemäß verheiratet mit einem herzogsohn (muss ein paar jahre hergewesen sein). jedenfalls... irgendwie gab es intrigen, und man hat ihr einen hexenprozess gemacht und sie ertränkt. irgendwo hier in der donau. komisch... wenn ich daran denk gerade... wird mir fast n bissl unheimlich... die ganze umgebung hier... sogar die bäume hier machen nen hinterlistigen eindruck" :D entschuldige perry, aber mehr steckt tatsächlich nicht drin im text. für mich zumindest.
p.s.: wenn ich die drei worte "donau", "wellen" und "strudel" in einer strophe lese, denke ich an... naja, lassen wir das -
dreimal selig, wer einen namen einführt ins lied!
- ossip mandelstam