Für alle Gedichte, die zwischenmenschliche Beziehungen behandeln - mit Ausnahme der Liebeslyrik

Tagmahr

Beitragvon Ruelfig » Di 05 Jan, 2010 23:41


Ich glaube dir sehr. Du lügst mir die Hucke voll,
Lamm für den Fleischwolf, der Damm ist gebrochen.
Mit Stücken und Steinen, Gedankenlücken,
meinen Verbrechen setzt du stets einen drauf.
Särge mit Aussicht auf blühende Wüste, Schnitt
ist aus Schnitt in die Ernte geschichtet. Wir haben
uns hin- und hergerichtet und mehr noch im Sinn.
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Re: Tagmahr

Beitragvon rivus » Do 07 Jan, 2010 00:51


ach ruelf,
mit der mahr hast du mich erwischt. wir (die vielen lyrichs) glauben ihr trotz der huckenlügen . so lammfromm werden wir durch den fleischwolf gezogen u. schon ist es aus mit der großartig angelegten dammherrlichkeit. die ehrenwerte mahr bringt alles zutage u. das lyrdu entstückt, steint aus, reißt lücken, bringt jedes auf lügen aufgebaute vertrauen zur strecke und durch die nicht nachlassenden fleischwolfmaschinerie in die särge, die untertage die neu beginnenden geschichten mit aussicht auf blühende wüsten weiter auf so verbrecherische art fortsetzen. obwohl nun gras darüber gewachsen ist, ein erster schnitt einen neubeginn mit wahrheiten u. echtem vertrauen sein könnte, ist der schnitt aus geschnittenem substantiell belastet in die ernte geschichtet, das hin- u. hergerichtete vorsein ins bewußtere hiersein mitgenommen, um eventuell das nachsein mit weniger unwahrheit zu vollenden, so dass eine andere tagesmahr weniger mär und schmarren und mehr wichtung u. gehalt erfährt, ja wenn wir nicht wieder in den selben trott verfallen u. zu vertrauensselig den alten säern dieselbe tagmahr nochmal verrichten lassen. ach, aber wir haben ja noch mehr im sinn und decken auf und im hin u. her entdecken wir vielleicht die hinterhöfliche tagesmahr und schätzen endlich hingabe und täuschung als sinnhaft vorherbestimmtes.


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Re: Tagmahr

Beitragvon Ruelfig » Di 12 Jan, 2010 21:56


Menno, Rivus, musst du denn immer alles verraten? Dass dies eine Aussage haben sollte, ein von einem LI gewollte Absichtsrichtung, wo doch der Author tot zu sein hat und nach Auschwitz keine Gedichte mehr geschrieben werden dürfen und lauter noch Gesetze mehr, die morgen schon vergessen sind, wenn die Behörde neue erlässt? Und ja, ich danke dir für deine Lesart und verspreche nichts.
LG,
R
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Re: Tagmahr

Beitragvon rivus » Fr 15 Jan, 2010 16:23


menno ruelf,
räusper. und da kommt mir der erich fried in den sinn mit seinen "fragen nach der poesie seit auschwitz" u. dann schätzen wir leser nicht mehr das sinnhafte von hingabe und täuschung, sondern müssen es sehr fürchten, nicht nur als wieder - noch - schreibbare wirklichkeit sondern eben als sprachwunde, die sich mit u. in der "tagesmahr" nicht schließt, aber nach anderer zukunft sucht und dabei auf das unheimliche, bedrohende, vorherahnbare und doch verfängliche des alltäglichen aufmerksam macht. also wider dem vergessen ...

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