von Artbeck Feierabend » So 08 Jan, 2017 02:13
Hallo, Alcedo!
Hier sechs Jahre später auch meine Eindrücke:
Ein wunderschöner, kristallklarer Moment:
ein Winterwendepunkt, in dem der winterliche Stillstand ("Eis im Bach" ...) vom ersten leisen Erwachen der Natur abgelöst wird (... das "zerbricht", "Samen", die als Wegbereiter alljährlich neuen Lebens "das Schmelzen weiten"). Effektiv durch Gegensätze zum Ausdruck gebracht ("Hagebutten", "Sonne" und "Eis", "Schnee")
Und der gebannte Betrachter:
der seinen Blick auf die scheinbar kleinen Akteure (Meisen, Mäuse, Raben) richtet, die es meisterhaft verstehen, der harten Natur zu trotzen, die sich dabei dennoch (!) Würde und Fröhlichkeit bewahren ("Silbern klingelt die Meise") und offensichtlich auch noch Spaß an ganz einfachen Dingen haben ("Rabenwonne - sich wälzen").
Diese Form der Meisterschaft und instinktiven Intelligenz lässt das lyrische Ich beeindruckt, atemlos zurück (toll durch deine Audioversion zum Ausdruck gebracht...das muss man erst mal können...geschulte Sprechweise?...) und es verneigt sich eben vor dieser natürlichen Fähigkeit, die dem Zivilisationsmenschen abhanden zu kommen scheint.
Beim letzten Vers ("schiebend Schnäbel durch Schnee") gefallen mir die Alliterationen, gleichzeitig muss ich aber irgendwie um die Ecke denken - ginge auch "schiebende Schnäbel" oder ".. sich wälzen/schieben, - Schnäbel durch Schnee"?
Dein Gedicht weist auch schöne, dezente Gleichklänge auf: der Binnenreim "Raben" - "baden" ... Die "Sonne" trifft sich mit der "Rabenwonne".
Interessant das Bild des "Verendens" der "Ahornflügel/ in den Pfoten der Maus". Durch diese Metapher erscheint jegliche Form des Lebens als gleichwertig und beseelt - es muss aber neuem Leben Platz machen.
Gruß, Artbeck