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Alle epischen Texte, die in keine andere Kategorie passen
von Drehrassel » Do 10 Jun, 2010 10:43
mein schädel gleicht nicht einem, sondern ist ein hornissennest. da ich gestern abend zuviel trank und aber kaum schlief. kann ein kopf ein hornissennest sein? oder ein sonett ein palast? dass also nicht der vergleich als stilmittel anzunehmen wäre, anstattdessen aber die vollkommene gleichsetzung? dies wäre an anderer stelle zu erörtern.
/ geradezu erschreckend läppisch und enttäuschend finde ich den gewaltsam eingefügten (ja, so empfinde ich das) erklärungsversuch für die wohn-, lebens- und er-lebensverhältnisse des (anti-)helden deiner geschichte, rivus. eigentlich nicht einmal die umstände als solche, sondern wie du sie sprachlich vermittelst. überhaupt finde ich solltest du an deiner syntax arbeiten. oder nein, nicht syntax eigentlich, ich sehe, mit ihr übst du einen doch virtuosen umgang. satzumstellungen, grammatisch unvollständige sätze usw. starke neigung zur parataxe- , aber gelegentliche andeutung hypotaktischer führung, zumindestens ansatzweise... äh, ja! moment, was wollte ich? um was ging es mir? - also, deine bilder sind mir manchmal zu "gesucht" und überzeugen mich nicht, weil sie zu "leblos" vermittelt erscheinen. gerade auch durch das ständige suchen neuer bilder, vergleiche, motive, metaphern. ich spüre kein erschrecken beim pochen an der türe gleich zu beginn z.b. / alles ist wie verschütt gegangen unter diesen vielen vielen erklärungen und bildern. für meinen geschmack. ich ganz persönlich mag auch diesen exorbitanten gebrauch von adjektiven nicht, den dem du aber so gerne fröhnst. auch andernorts. / inhaltlich finde ich die zu vermittelnden ursachen für die situation der figur müssten subtiler gestaltet werden. das ist einfach zu plump: "seine missglückte biographie" oder der schon angesprochene zusammenhang mit der verhinderten "karriere" des trinkenden dichters (auch etwas arg überstrapaziert, ein solches sujet, findest du nicht?) als angestellter einer sparkasse. /
was mir positiv auffiel, war unchronologische aufbau des textes, bzw. sogar eigentlich so, für das "normalverständnis" zeitlicher abfolge eines geschehens nicht mögliche ("später sitzt er", nachdem zuvor im imperfekt berichtet wurde). und auch die leise auf eine meta-ebene abhende wendung "er rauchte wie üblich in der szene" gefällt mir sehr gut. ich würde sogar noch unterstreichen:" er rauchte wie üblich in DIESER szene", was wiederum auf etwas so im allgemeinverständnis nicht mögliches abzielte. naja. vielleicht fällt mir ja später noch mehr ein. später, als ich dir darüber schrieb. :D
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von rivus » Do 10 Jun, 2010 11:12
hey, danke rassel für dein eingehen auf den "billigen" text. :D
oh ja, mein syntax, meine schreibe schwächelt, das ist mir sehr bewusst, bin ich doch noch auf der suche nach meiner sprache. setze ich die texte in diesen raum, erschrecke ich schon wieder, wie ich diese unfertigen konstruktionen schon loslassen konnte. ja, der fluss, das lebendige fehlt, vielleicht sollte ich ich diese dinge einen anderen flaschengeist überlassen?
nein, ich werde weiter schreiben und freue mich, dass du, den ich als kritiker schätze, die schwachpunkte ansprichst, anreißt. so benutze ich wohl zu tote metaphern, zu beliebige, die einem literaturanspruch nicht genügen können, ...
erstaunlich sensibel liest du dieses textlein und du zerreißt es nicht zur gänze, ins absolute unperfekte, ins gelappte, läppische. mein schreiben ist wirklich noch ein suchen, kein explodieren, keine überraschungsmomente beinhaltend, keine spannungen erzeugend, mehr ein erzählen, erklären, noch ein plumpes hinstolpern zu einem ziel, was mir selbst während des schreibens nicht bekannt ist. als ich es schrieb, schrieb sich die geschichte und danach verdichtete ich und dieses korrigieren meine ich, befördert zusätzlich das konstrukthafte, konstruierte und zurrt das einst etwas luzidere zu fest, dass es noch starrer, eingefügter, grob gemauert wirkt .....
ich werde dir später nochmal schreiben, falls du darüber nochmal geschrieben haben solltest!
gruß, r
p.s.. 1, "dieser szene" habe ich übernommen 2, ich versuch das ding nochmal zu überarbeiten, subtiler zu gestalten 3, was spricht gegen das verwenden von adjektiven? ist es das spannungen wegnehmende erklären?
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von Drehrassel » Do 10 Jun, 2010 11:47
also, du unterstellst mir ja sachen, rivus... so habe ich das nicht gesagt... ich habe überhaupt nicht dein schreiben im allgemeinen bewertet. vielleicht habe ich ein bisschen laut getönt bei dem, was meiner meinung nach zu kritisieren wäre. aber ich betonte stets, dass dies lediglich meine meinung sei. oder sogar, dass es sich um eine geschmacksfrage handele. nur die beiden stellen, welche ich heraushob (die "missglückte biografie" und dieses erklären der hintergründe um das nicht zustande gekommene arbeitsverhältnis mit der bank - es handelte sich um einen praktikumsplatz, wie ich ersehe, keine beschäftigung als angestellter. auch wird nirgends erwähnt, es sei eine sparkasse, j' adoube - ) nannte ich "plump", ja. und gut, einmal sagte ich auch "läppisch". das war vielleicht ein bisschen zu heftig. aber... ich sagte auch im selben atemzug "enttäuschend"! und, um zu enttäuschen muss man ja doch erwartungen geweckt haben, nicht? ;)
ähm... das mit der syntax habe ich doch zurück genommen, rivus. /
nichts spricht gegen die verwendung von adjektiven. ich sagte, für meinen geschmack benutzt du sie zu häufig. mir ist da einfach zu viel autor anwesend, denn es liest sich nicht immer als dem vorstellungsbereich der figur zu zuordnen. es ist eine rein persönliche antipathie meinerseits. ich habe es lieber, wenn der autor sich durch andere dinge bemerkbar macht. z.b. dieses spiel mit dem tempus, oder dieses abheben auf eine meta-ebene. also im bereich textgestaltender und -strukturierender form, dort spüre ich sehr gerne eine starke autorenpräsenz. adjektive können natürlich so eingesetzt werden, dass sie dem wahrnehmungsbreich der figuren entstammen sollen. aber sie haben eben auch eine tendenz, den autoren und sein wertendes bewusstsein in der vordergrund zu rücken. vor allem bei solchen adjektiven qualitativer art (zum beispiel "missglückt"). mir ist dabei schon klar, dass es ebenso der fast-banker in spe sein kann, der selbst so über sich und seine vita denkt/urteilt. dennoch...weißt du, was ich meine? / naja, letztendlich ist es ja doch wie immer nur eine frage des bewusstseins im umgang mit bestimmten stilmitteln. wenn sie in auffälliger weise benutzt werden, möchte ich das eben gerne thematisieren, zeigen, dass ich darauf aufmerksam wurde. es geht mir dabei, und aber auch überhaupt in keinster weise um ein pauschalurteil. prinzipiell ist alles möglich in der kunst. wenn du dich erinnerst, habe ich ja sogar selbst eines der klassischsten ausgelutschten adjektive an eine ganz prominente stelle - den titel! - eines eigenen gedichtes (was ich an und für sich noch viel problematischer finde, was das mögliche häufige vorkommen von adjektiven in lyrischen formen anbelangt), nämlich "schön", gesetzt. und damit nicht genug, es folgte daraufhin auch noch ein so - nämlich als "schön" bezeichnetes substantiv, welches selbst wieder einen urteilenden sinn-kern nicht nur beinhaltet, sondern durch und durch - hier personifiziertes - urteil ist: "unschuld"! dies auch noch gipfelte in der abgedroschenen phrase von der "unschuld vom lande"!!! du siehst, ich scheue so etwas im prinzip nicht. ich scheue mich prinzipiell vor gar nichts. :D attacke!
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von rivus » Sa 12 Jun, 2010 12:58
ach dreh,
so ist das, wenn man text im galopp einem durchgehender pferde abwirft. ich habe im affekt geantwortet. ich habe deine einwände zugegebenermaßen auch als bewertung gelesen und dann als textabwertung gespiegelt und doch empfand ich deine töne zutreffend bezüglich meiner am text baumelnden bauchhirnahnungen. mein eigenes unbehagen über die textliche frühgeburt wurde sozusagen potenziert und mit dieser zusätzlichen kraftausstattung landete ich in der ebene des generalisierens und mit dieser generalsbrille überlas ich das feinsinnige, differenzierte. also verzeih bitte, denn ich wollte dir keineswegs etwas nichtgesagtes unterstellen, sondern ich überstellte lediglich deine persönlich gefärbten kritikpunkte, deinen geschmack meinem eigenen verdruss über dieses textgebilde, welchen ich praktisch vor meinem schreibkarren spannte.
ja, du benennst zwei wirkliche spannungsnehmer, die auch nach meiner meinung die geschichte uninteressanter machen und ihr die möglichkeit rauben, mehr lesezugkraft zu entwickeln: der gebrauch des wortgefüges „missglückte biografie“ ist offensichtlich genauso überflüssig wie diese angehängten erkärungen der hintergründe. sie stoppen nicht nur den phantasiefluss des lesers, wenn er überhaupt zugange gekommen ist, sondern sie zurren die geschichte unnötig fest
ach dreh, „läppisch, plump“ ist doch okay und auch für mich als nachleser nachvollziehbar. die geschichte trägt sich nicht selbst, kann sich nicht spannend entwickeln, weil der autor zuviel vorweggenommen hat.
„ähm... das mit der syntax habe ich doch zurück genommen, rivus. /“
ja doch . , hast du und räusper, wieder die brille verwechselt und alois alz., dieser schlingel hatte seine hände ebenso im spiel …
danke für deine mich bereichernden und pointierten ausführungen zum verwenden von adjektiven, stilmittelalternativen. ich verstehe nun eher deine antipathien, persönlichen vorlieben.
leider erst mal keine gegenattacke , der verfluchte computer hat meine ganze „wortflate“ in den orkus geschickt. ein update und schwupps, ne stunde geschriebener text einfach weg …..
grüße, rivus
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