Lyrik rund um das Thema Liebe

über rosenheim

Beitragvon Perry » So 06 Jun, 2010 11:51


zwischen bett und fenster ist kaum platz,
wir stehen eng, beim blick über die stadt.

im spiegel wiegt sich dein rücken
zur kopfmusik, die uns tanzen lässt.

hände zeichnen den flug der tauben nach,
streifen eine strähne aus der geneigten stirn

und die zeit legt sich an unsere seite.


1. Fassung:

über rosenheim


zwischen bett und fenster ist kaum platz,
wir stehen eng, beim blick über die stadt.

der sekt aus den wassergläsern prickelt,
im spiegel wiegt sich dein rücken
zur kopfmusik, die uns schweben lässt.

hände zeichnen den flug der tauben nach,
landen zielsicher auf schulter und hüfte.

das locken deiner halbgeöffneten lippen,
die feuchte strähne in der geneigten stirn,
alles drängt zum moment der berührung,

an dem die handtücher zu boden fallen,
die zeit sich warm an unsere seite legt.
Perry
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Re: über rosenheim

Beitragvon Friederich » Sa 12 Jun, 2010 23:52


Hi Perry,

mir gefallen einige Bilder, die diesen Text mit konstituieren, recht gut. Vor allem, für sich genommen, das Bild der sich an die Seite legenden Zeit. Auch das Wortspiel mit der Stirn, die ebenso physisch wie vielleicht auch emotional geneigt ist und dann die gelungene Wendung, vom Flug der Tauben bis zur Berührung von lyrischem Du und lyrischem Ich zu zeichnen.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass du schon deutlich bessere Text geschrieben hast. Ich gehöre wohl nicht zu denen, die schon ein leichter Anflug von Kitsch stört, aber hier ist es doch ein bisschen zu viel. Die Linie des Kitsch zieht sich vom eng stehen beim Blick über die Stadt über das Sekt trinken bis zur feuchten Strähne. Ich denke, aus den zahlreichen schönen Bildern (auch die "Kopfmusik" habe ich noch vergessen zu loben) hätte man viel mehr machen können und sie hätten sich auch zum schaffen eines authentischen Werks geeignet.

Aus meiner Sicht eine Text mit guten Ansätzen, der aber doch etwas zu kitschig ist, um mir ein authentisches Bild einer Sichtweise oder eines Erlebnisses zu vermitteln. Richtig gut dagegen finde ich "kondensstreifen", nur wollte ich mich dort nicht auf eine Deutung festlegen und habe daher keine Kritik dazu geschrieben.

Grüße und schönen Sonntag,
Friederich
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Re: über rosenheim

Beitragvon Perry » So 13 Jun, 2010 14:54


Hallo Friederich,
ich kann deine Bedenken durchaus nachvollziehen. "Gute" Liebesgedichte gehören wohl zu den schwierigsten lyrischen Übungen. Wie sehr hier die Meinungen auseinandergehen, will ich dir anhand der letzten Strophe verdeutlichen.

Du schreibst dazu: "mir gefallen einige Bilder, die diesen Text mit konstituieren, recht gut. Vor allem, für sich genommen, das Bild der sich an die Seite legenden Zeit."

Ein Kollege aus einem anderen Forum schreibt dazu: "Cooler Text. Nur der letzte Vers, der macht mit seinem Rosasonnenbrillenkitsch die wunderbar aufgebaute Stimmung für mein Befinden ziemlich kaputt."

Ich entnehme aus deinem Komm jedenfalls, dass ich die romantische Stimmung noch etwas indirekter zum Ausdruck bringen sollte.

Vielen Dank für deine offene Meinung und LG
Perry
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