Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen

von heute auf morgen baracke

Beitragvon Neruda » Di 13 Jul, 2010 19:58


abgerissen & unbesetzt, diese treppenstufen
führten gestern noch zum paradies; es glitzerte
hinter den schaufenstern, heute zugeklebt mit zeitungsresten,
artikeln über den bankrott: es lässt sich nichts verstecken

nicht die risse in der tapete, der schimmelnde putz,
die aufgescheuerte haut der liebenden & alles was folgte
war sternlose nacht, gepresste atemzüge unter schwarzen himmeln
gehalten von brüchigen balken; „einsturzgefährdet“
ruft die baubehörde zwischen schutt und asche und kehrt
ihnen den rücken zu.
"...and the poets are just kids who didn't make it." -Fall Out Boy-
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Re: von heute auf morgen baracke

Beitragvon violett » Fr 16 Jul, 2010 12:49


Hallo neruda,

ich glaub, hier hab ich nicht ganz so viel zu sagen, ich trau mich aber trotzdem mal ;) .
Eigentlich gefällt mir dein Text richtig gut, die Möglichkeit, ihn auf alle mir denkbaren Bereiche zu übertragen - sei es dein Lieblingsthema ausgeträumte Liebesbeziehungen, Wirtschaft, sogar Fussball-Wm usw.... kann ich alles da rein packen und es würde mir immernoch gefallen.
Aber: da ist mir mal wieder zu viel erklärt, denn was in den Zeitungsresten steht kann ich mir auch denken, und die schwarzen Himmel sind nett, rufen aber auch nicht gerade nach Innovation. Fazit: ich würde mal wieder hemmungslos drin rumkürzen.

aufgerissen & unbesetzt, diese treppenstufen

Hier würde ich auf- statt abgerissen bevorzugen, denn ein Abriss ist etwas sehr endgültiges. Aufgerissen bietet noch die Möglichkeit, dass man das ganze reparieren könnte - wenn man denn wöllte - oder eben dem Verfall überlässt.
führten gestern noch zum paradies; es glitzerte
hinter den schaufenstern, heute zugeklebt mit zeitungsresten,
es lässt sich nichts verstecken

Wie oben schon erwähnt empfinde ich es als uninteressant, welche Begebenheiten die Zeitschriften schildern, da ich dort lieber selbst interpretieren möchte.
Kann natürlich gut möglich sein, dass diese Kürzung deinen Leserythmus zerstört, aber dann würde ich vielleicht die Zeitungsreste in die nächste Zeile übernehmen und das Ganze etwas umformulieren. (z.B. zeitungsreste können nichts verstecken, was aber wieder eine andere Bedeutung ergeben würde... naja, du weißt schon was ich meine)

nicht die risse in der tapete, der schimmelnde putz,

Diese Zeile ist schon wieder ganz tief aus der Klischeekiste entnommen, wäre aber ok, wenn da nicht ein "risse" stünde, denn das finde ich schon einmal in anderer Form in der ersten Zeile.
die aufgescheuerte haut der liebenden & alles was folgte
gehalten von brüchigen balken; „einsturzgefährdet“
ruft die baubehörde zwischen schutt und asche und kehrt
ihnen den rücken zu.

Den Teil mit der sternlosen Nacht und den Himmeln würde ich komplett raustreichen, den braucht dein Text meines Erachtens nach nicht.
Und den Rest, den mag ich :) .

lg, vi
[size=85:36gb1e6w]weck mich, käutzchen, aus dem tagtraum
halbverdauter dämmerung[/size]
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Re: von heute auf morgen baracke

Beitragvon Neruda » So 18 Jul, 2010 16:59


Hey vi,

schön, dass du dich dann doch getraut hast nochmal einen richtigen Kommentar zu schreiben. Danke dafür und ich finde, das ist dir gut gelungen ;)

Du hast Recht: Die Artikel über den Bankrott sind wahrscheinlich nicht erwähnenswert. Eigentlich wollte ich mit der Zeile so eine Art paradoxe Metapher schaffen. Man versucht mit den Zeitungsresten, die den Bankrott und das Leid offen legen, die Scheiben zuzukleben und somit zu verstecken, was sich hinter ihnen befindet. Ich weiß nciht, ob du mir oder meinen Gedanken folgen kannst, aber so etwa hatte ich mri das gedacht. Aber das kommt wahrscheinlich nicht rüber, ich denke mal, das wird dann gelöscht.

Auch die abgerissenen Treppenstufen bieten noch Platz für einen Neuaufbau. Und der kann ja manchmal sehr viel sinnvoller zu sein, als immer wieder in kaputte Reste zu investieren ;)

Mit dem doppelten "risse" hast du natürlich Recht, da muss ich mir nochmal ne Alternative überlegen.

Das die Zeile mit den schwarzen Himmeln und so dir ncith besonders gefällt wundert mich nicht, das ist halt wieder aus meiner Kitschschublade entnommen. Ich steh eben auf Kitsch und ich finde, gerade in diesem Text bricht diese Zeile sehr schön mti dem Rest udn hebt sich etwas hervor.

Lg, Kim
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