Lyrik rund um das Thema Liebe

kopfgefickt

Beitragvon Neruda » Di 13 Jul, 2010 18:42


im hintergrund läuft deine stimme, mechanisch und monoton,
diese aufnahme bist nicht du, das bist nicht du, nicht du
läufst hier in endlosschleife

nur deine stimme im hintergrund, monoton und mechanisch,
tut so als wäre nichts passiert, als wäre sie noch deine stimme,
als würdest du noch sprechen

mit dieser stimme im hintergrund, mechaton und monoisch,
nein falsch, das bist nicht du, nicht du, nicht du, nicht du
nur eine kopie deiner stimme

in endlosschleife.
"...and the poets are just kids who didn't make it." -Fall Out Boy-
Benutzeravatar
Neruda
Urgestein
Urgestein
 
Beiträge: 1407
Registriert: Do 11 Sep, 2008 16:37
Eigene Werke
 

Re: kopfgefickt

Beitragvon GlasaugeBill » Do 26 Aug, 2010 23:53


Hallo Neruda,

Hmh hierzu hat sich noch niemand geäußert, dabei hätte es das doch verdient, meinst du nicht?

Der Titel lässt mich schon mal aufmerksam werden. Da wird wer "gefickt" aber nicht irgendwie sondern dieses Kopfdings. Na ich frag mich aber beim drüber nachdenken, ob der Leser mit dieser Einstellung in die Zeilen springen soll. Ich kann keinen richtigen Grund dafür erkennen, schade.

Was mir von der Idee her gut gefällt ist dieses Wiederholen, endlosschleifig, monoton davon lebt dein Werk und davon wird es getragen, wie ein Nachhall, immer wieder im Kreis ich muss hinten gar nicht aufhören kann es rundherum lesen. Dabei wird die Verzweiflung, Fassungslosigkeit, Trauer,Ohnmacht des Lyrichs schön raus gearbeitet.
Frage ich mich aber, ob der zweite Abschnitt wirklich nötig ist? Klar irgendwie gibst du damit Hinweise was mit Lydu ist, aber so richtig auch nicht. Dann kannst du es auch ganz meiner Phantasie überlassen (ob es tot ist, das lyrich verlassen hat ...), hmh?
Da ist das vertauschen von monoton und mechanisch und dann -bravo- der Bruch im dritten Abschnitt gefolgt von "nein falsch" doppelt bezogen, 'da stimmt was nicht' denkt der Leser und auch das Lyrich, nice.
"nicht du, nicht du, nicht du", warum nicht als klimaxartiger Ausschrein(nicht du, nicht DU, NICHT DU) oder in der Art?
Zeilenumbrüche sind gut gewählt, und flüssig ließt es sich auch, flüssig kreisend, Strudelgedanken.

Glasauge
Sie ist nicht krank und nicht verrückt, nur überdreht wenn sie mit jungen Hunden bellt.
Benutzeravatar
GlasaugeBill
Manchmal lesend
Etabliert
 
Beiträge: 152
Registriert: Mi 24 Sep, 2008 22:04
Eigene Werke
 

Re: kopfgefickt

Beitragvon Old Gil » Mo 30 Aug, 2010 20:49


Moin Neruda, Moin Glasauge -

Ich habe diesen Text gelesen, ihn für mich verstanden und jetzt mag ich ihn. Das geht mir extrem selten so und dient für mich jetzt einfach mal als Qualitätsindikator.
Ich habe mich auch gefragt, ob die zweite Strophe hier überhaupt reinpasst. Aber ich glaube, wenn man die Frage stellt, ob ihr Nichtvorhandensein hier reinpassen würde, wäre die Antwort ein klares Nein. Ich als Leser brauche sie um den Bruch in Strophe drei eindeutig zu erkennen, um überhaupt das ganze Wiederholungsding zu verstärken. (Habt ihr schonmal gehört, dass man bei geringen Anzahlen von Blumen in einem Strauß immer eine ungerade Zahl nehmen sollte? Bei einem Strauß mit fünf Rosen würde ich nicht nachzählen, bei einem mit sechs unterbewusst schon. Weit hergeholt, aber Ähnliches könnte für Gedichte gelten.)
Was mich auch sehr anzieht, ist das du nicht irgend so einen pseudointellektuellen Scheiß anstellst wie das ganze Gedicht in Wiederholungszeichen zu setzen, sondern ein schlichtes "in endlosschleife" an das "Ende" setzt - ohne Schnörkel - gefällt.
Mein einziger winziger Kritikpunkt ist der Punkt da ganz am Ende. Hier sehe ich die resignierte Endlosschleife, den Plattenhänger, hängen, an dem Punkt, zu Englisch ja eben "full stop". So, zu dem Titel kann ich sagen, dass ich noch mitten im Verstehensprozess bin, wobei ich ihn jetzt eher besser finde als zuvor. Für mich klingt es wie Sex im Geiste, was in der Beziehung so etwas wie Selbstbefriedigung Mithilfe etwas Unechten darstellen würde, nicht im stumpfen Sinne der akustischen Wichsvorlage, sondern im erweiterten Sinne einer aufrecht zu erhaltenden Illusion, eines Wunschdenkens, wobei das LyrIch sich der Illusion zwar bewusst wird (Strophe drei), es ihm zumindest egal ist.
So, tut mir Leid, dass ich keine konstruktivere Kritik fertig bringe, dafür hat's mir zu gut gefallen, das wollte ich nunmal loswerden.

Mit besten Wünschen,
Gil
Benutzeravatar
Old Gil
Mitglied
Mitglied
 
Beiträge: 96
Registriert: Sa 13 Sep, 2008 20:42
Eigene Werke
 

Zurück zu Zucker und Salz

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste

cron