Pessimistische Lyrik

fluchten

Beitragvon Perry » Di 15 Mär, 2011 20:43


hinterher riecht es nach vergeudung,
anonym die wände, die geräusche
vorm fenster halblaut wie dein flüstern.
lautes reden drängt in ecken, in denen
schatten wohnen mit gesichtern,
die wir nicht sehen wollen. nachher,
fröstelnd im wind, trauern wir
um sonnen, deren licht uns fehlt.
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Aw: fluchten

Beitragvon rivus » Fr 18 Mär, 2011 19:21


hallo perry,
ach wer kennt nicht diese fluchten. deine hier, leben u. vermitteln das gefühl von vergeudetem, von fröstelnder trauer, doch von keiner trauerarbeit. so bleibt der schale geschmack des unabänderbaren, welches wir als "schatten wohnen mit gesichtern" .... wunderbare bilder entstehen bei meinem kontextuellen lesen... alle irgendwann erleben werden u. aushalten, ertragen müssen, wenn wir nicht andre kompensationen, fluchten, die wir und verlorene(s) gemeinsam, sozusagen koexistierend ausfüllen können, bauen u. lichten, so dass ein nachher entsteht, das auch die weniger erfreulichen fluchten als zugehörige lebensbegleiter begreifen lässt .....


lg, rivus
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Beitragvon Perry » Sa 19 Mär, 2011 00:26


Hallo rivus,
das Leben kann eine Aneinanderreihung von Fluchten sein, wir fliehen vor Schatten und Stimmen, flüchten uns in erotische Beziehungen und vermissen doch die Wärme der Sonnen, die uns einst wärmten.
Danke für dein Hineinfühlen in die Bilder und LG
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Beitragvon winter » Sa 19 Mär, 2011 08:05


viel zu viele allgemeinplätze. nur die letzten beiden zeilen sind dir eigen. und selbst die klingen wie schon mal gehört.
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Beitragvon Perry » Sa 19 Mär, 2011 11:33


Hallo Winter,
das gilt so dann auch wohl für deinen Komm.
Schön dass du dich " ausge... :kotz: " hast.
LG
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Beitragvon winter » Di 22 Mär, 2011 12:43


ich habe im gegensatz zu dir (hoffentlich) keinen wert auf originalität gelegt, sondern mich auf das wesentliche beschränkt. ausgekotzt hab ich mich ganz sicher nicht. dazu gibt dein gedicht zu wenig her. ich habe mich nur gelangweilt.
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Beitragvon Perry » Di 22 Mär, 2011 20:22


Hallo Winter,
nachdem wir nun unsere Befindlichkeiten ausgetauscht haben, können wir uns hoffentlich wieder interessanteren Dingen zuwenden.
LG
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Beitragvon winter » Mi 23 Mär, 2011 00:42


hast du denn was interessantes, dem wir uns zuwenden könnten?
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Beitragvon Antibegone » Do 24 Mär, 2011 16:30


Wow, Perry, das ist deine Kunst.
Gedichte zu schreiben, die man liest und nichts, aber auch gar nichts, hängen bleibt.
Ich hätte auch die Werbung vom Penny lesen können. Ich hätte mehr davon behalten.
Hast du eine Wortkartei mit besonders langweiligen Wörtern, die du bei Bedarf neu kombinieren kannst? Bitte. Sag es mir. Wie machst du das?

(Entschuldige. Ich sehe es selbst.
So wie kommentierte, sieht’s ja fast aus als wäre das „Gedicht“ dazu interessant… ich wollt’s ignorieren, der Wille war da, die Finger waren schwach.)
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Beitragvon Perry » Do 24 Mär, 2011 17:07


Hallo Antibegone,
warum kommentierst du nicht einen Text von Winter, der scheint von der Interessenslage eher dein Fall zu sein. :D
Weißt du, eigentlich ist es mir zu blöd, mich mit solchen plumpen Komms abzugeben, aber da wir noch nicht das Vergnügen hatten, will ich dir gern mein Art Gedichte zu schreiben erläutern.
Was du als "Wortkartei mit besonders langweiligen Wörtern" empfindest ist eine reduzierte Sprache, d.h. alles Unnötige wie Artikel, Adjektive, Großschreibung, manchmal auch Satzzeichen, werden zugunsten der Bildsprache weggelassen. Meistens verwende ich eine vordergründige Bildebene in der eine Szene beschrieben wird, die aber nur als Sprungbrett für eine übertragene Lesart dient.
Wenn man diesen Absprung nicht findet, dann kann es natürlich schon passieren, dass man sich plötzlich in einem Supermarkt wiederfindet und sich fragt, was soll ich denn hier.
LG
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Beitragvon Antibegone » Do 24 Mär, 2011 20:10


Tjaaaa, plumpe Gedichte/ plumpe Komms beantworten… wir waren wohl beide schwach.

Vielen Dank für deine Erklärung bezüglich deines „Gedichte Schreibens“. Welch Erleuchtung.

Das nennst du reduzierte Sprache?
Okay, du lässt Großschreibung weg. Ansonsten sind es vollständige Sätze. In Nominalsätzen fehlt manchmal die Kopula (einige Sprachen würden das trotzdem als vollständigen Satz definieren, auch ohne Hilfsverb ist es leicht es mitzudenken).

„Wenn man diesen Absprung nicht findet-“
Wenn es dir nur um das Verstehen einer „Botschaft“ geht, warum schreibst du sie nicht einfach hin statt es noch als Rätsel-finde-die-Aussage-Gedicht zu verpacken? Ich will net springen. Bin doch kein Hund ---

„dass man sich plötzlich in einem Supermarkt wiederfindet und sich fragt, was soll ich denn hier.“ Hey, das ist mal ne geile Idee. Den Leser innen Supermarkt schicken und ihn sich fragen lassen, was er hier soll. (Achtung: Keine Ironie, voller Ernst.)
Sprache kann das. Sprache kann so viel. Magst du Sprache denn gar nicht?
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Beitragvon rivus » Fr 25 Mär, 2011 09:13


ich finde fluchten nicht plump, sondern einfach, lesbar. die sparsamen reliefimpressionen sind gemütskompatibel, volksseelennah. das komplexe von welt, reizüberflutungen, intellektuellen übertreibungen, zuspitzungen, verkünstelungen, surreales u.s.w. haben zumeist in perry texten keine chance. sie wirken in sich ruhend und bewirken eben diese weile, die den meisten von uns verloren gegangen ist. also ich lese in perry texten kaum verschlüsseltes oder kryptisches und wenn man sich auf ein freies assoziieren einlässt, findet man genügend bilder, die uns alle antinomisch angehen und auf mich vereinfachend, perrypoetisch wirken. diese wirkung perryscher bilder, mögen sie noch so unliterarisch, so vielgesagt daher kommen- (da scheiden sich die geister auch bei ganz anderen schon in die weltliteratur aufgenommenen)- birgt für mich einen poetisierenden gleichmut, der genau die pausen und stillen mit bekanntem besetzt, ausfüllt, die der zeitgeist, auch der hippelige, unstete, stets nach neuem gierende literaturgeist meidet wie der teufel das weihwasser. also ich lese, den einen oder anderen perrytext sehr gern. einen alten lyfotext von perry, kandinskyanlehnend "linien zu kreisen gebogen" hat in mir einen sehr bleibenden eindruck hinterlassen.


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Beitragvon Antibegone » Fr 25 Mär, 2011 16:11


Ja, rivus.
Und, nein, rivus.

Perrys Gedicht ist mir eig ziemlich egal. Hab ich ja vl schon an anderer Stelle deutlich gemacht…
Da besteht gar kein Reiz.
Ich find’s ja nicht mal schlecht. Gut und schlecht. Wie langeweilig. Reden über Kunst ist doch kein Beamtenstempeldienst am Schalter des Arbeitsamt: Bewilligt, nicht bewilligt / Gut, Schlecht / Bestätigung, Ablehnung. Was ist denn das für ein Dialog, in dem man sich nur gegenseitig bestätigt? Genauso bekloppt, immer nur „Alles Mist“. Kommse auch net mit weida --- nur falls wer meinen Kommi so gelesen hat.

Warum ich also überhaupt kommentierte, war heraus zu finden, ob Perry nich über sein „Gedicht“ diskutieren kann. Warum sollte net eine Diskussion über ein langweiliges Gedicht (aus subjektiver Sicht langweilig, als hätte ich nen Absolutheitsanspruch – ne ne ne, so net ne?) spannend sein können? Und das Tolle ist doch, dass Diskussionen die Sicht auf das Diskutierte verändern können.

Dein Einsatz für „perrypoesie“ in allen Ehren, rivus.
Schade, Perry.
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Beitragvon Perry » Di 29 Mär, 2011 01:36


Hallo Rivus,
danke für deine Stellungnahme.
Ich denke, jemanden wie Antibegone, der/die von lyrischer Sprache anscheinend ein anderes Verständnis hat, den Reiz einer reduzierten Bildsprache klarmachen zu wollen, ist vermutlich vergebliche Liebesmüh.
LG
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Hallo Antibegone,
es fällt mir hier bereits zum wiederholten Male auf, dass du anscheinend darauf aus bist dich durch "qualifizierte" Komms beliebt zu machen. :D
Das darfst du gerne tun, schließlich herscht hier Meinungsfreiheit, da ich aber weniger an wertender sondern mehr konstruktiver Textkritik interessiert bin, behalte ich es mir vor, künftig nur noch auf Komms der letzteren Art zu antworten.
LG
Perry
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Re: fluchten

Beitragvon vakuum » Do 21 Jan, 2016 18:19


Hallo Perry,
ich reagiere (verzeih, bin ja noch Frischling hier in der Runde) ab und zu, wenn mich schon nicht die Muse küsst, gerne auch auf ältere Beiträge, vor allem, wenn sie so dermaßen ungekonnt kommentiert werden wie Deine "fluchten". Nicht alle Kommentare ware m.E. beleidigend, aber einige doch. (Tja, die hohe Kunst, Kritik so zu üben, dass Wichtiges gesagt wird, der Kritisierte es aber auch annehmen kann und sich nicht abgewatscht fühlen muss, ist heutzutage sehr rar...jemanden verbal angreifen ist nicht konstruktiv - der Kritisierte macht doch dicht, bevor er überhaupt fertig gelesen hat; und das Beste daran: Meist können diejenigen, die so austeilen, keinen Furz einstecken, wenn sie sich selber etwas Derartiges anhören oder durchlesen müssen.)
Ich fühlte mich durch "fluchten" sehr berührt, weil es mich an Geschehnisse, Momente erinnerte, die einen jahrzehntelangen, schalen Nachgeschmack in einem hinterlassen können: Menschliche Begegnungen, in denen man sehr schnell zu viel von sich gezeigt und gegeben hat - um im Nachgang zu erkennen, dass nichts von bleibender Bedeutung daran war, dass man nichts von dem einfangen konnte in dieser Begegnung, was man zu erjagen hoffte, dass das Danach eigentlich nur peinlich und schal ist, wie abgestandenes Bier. Danke für diesen Beitrag.
Ich persönlich fand es im Leben oft schon viel interessanter, den eigentlichen Kern, das Wesentliche an einem Menschen "herauszukitzeln", eine Person zu entblättern wie eine Blütenknospe...Gedichte oder Erzählungen, die so reduziert nur minimal das Innerste nach außen kehren wie zum Tei Deine Werke machen (zumindest mich) ziemlich neugierig auf das Dahinter und Darunter.
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