Märchen, Science Fiction, Fantasy

Innenverkehr. Grünphase.

Beitragvon cube » Mo 30 Mai, 2011 13:37


Trixi löste sich auf. In den weichen Schatten des Bambus-Rouleaus, das vom Sommerwind bewegt wurde. In mattgoldene Lichtschlieren und den harten Schatten einer Zimmerpflanze. Sie fühlte sich gar nicht mehr schwach und wütend, wie die letzten Tage. Heute morgen hatte es aufgehört. Kein Hunger mehr, dafür ein fiebriger Energieschub. Sie glaubte spüren zu können, wie ihr Körper auf Fettverbrennung umschaltete und ihre mageren Energiereserven zu verzehren begann. Mit dem Hunger ging die Wut aufs schwache Fleisch, das seinen banalen Forderungen so wirksam Nachdruck verliehen hat. Irgendwas musste an die Stelle des Verschwundenen getreten sein. Sie hat noch keinen Namen dafür gefunden. Keine Benennung gesucht. Sie war eh nur halb da, wo immer sie war. Was sind schon Orte? Worte, denen ein Buchstabe fehlt.
Ihr Blick erforschte eine der Skulpturen: Ein Clown im Anzug, der brennende Dollarzeichen jonglierte. Beim Formen hatte sie gedacht, er würde vor Schmerz schreien; jetzt überlegte sie, ob es nicht wahnsinnige Begeisterung war. Standpunktveränderung oder aus anderer Richtung leuchtendes Schlaglicht. Vierter Tag der gedrosselten Nahrungsaufnahme. Der Grad von Losgelöstheit ist die Größe von Freiheit ist das Maß von Haltlosigkeit. Nichtessen, das war mal ein interessanter Ort. Sie hatte dem Clown die Züge ihres Vaters gegeben und dem Vater das Objekt gezeigt. Der hatte es eine Weile angeschaut, einen fachmännischen Ausdruck aufgesetzt und verschiedenes gelobt. Das war Musik in ihren Ohren - irgendwas zuckersüß Dissonantes. Die Skulptur hatte sie Business-Kasper genannt.
Bob Marley wehte durch das halb offene Panoramafenster. Trixi schnippste mit den Fingern, riss sich aus dem Geträume und tippelte rüber zu ihrem Kühlsystem von amerikanischen Ausmaßen. Retro. Das hatte sie aus Stylegründen angeschafft. Wegen der Ausmaße. Oder sie kommentierte damit ihre Essgewohnheiten. Das hatte sie mal überlegt, aber eigentlich spielte der Grund keine Rolle. Drin waren Salat und eine Büchse türkischen Biers. Essen? Nein. Nur ein leerer Reflex. Mal kucken, was im Kühlschrank ist. Sie lächelte matt und legte sich zurück in die Hängematte, betrachtete die begonnenen Installationen, Bilder und Skulpturen. Bis auf den Business-Kasper war nichts fertig. Alles in unterschiedlichen Stadien stehengeblieben.
Sie driftete weg und hörte nach den Geräuschen von draußen. Bob Marley verschwand und tauchte wieder auf. Trixi stellte sich einen Straßenkreuzer vor, mit einer Rückbank aus Boxen, dessen Besitzer durch die sommerlichen Straßen cruiste. Innenverkehr. Grünphase. Sie ließ los und sank noch ein Stück tiefer. Zwanzig Minuten später war sie mit einem Mal voll da, Zoom auf ihr Gesicht: feuchte Strähnen, elektrisiertes Leuchten in den Augen, kein Lidschlag. Trixi wusste jetzt, was mit dem Unfertigen geschehen sollte. Sie besorgte die stärkste Säure, die sie kriegen konnte. Kippte die zersetzende Flüssigkeit und ihren Kunstkrempel in die Badewanne. Stellte eine Videokamera auf und filmte die Auflösung. In den nächsten Tagen schöpfte sie ab und an Rückstände vom Wannenboden in einen Stahleimer und legte Kunst nach. Die unauflöslichen Bestandteile stellte sie auf die Dachterrasse und legte ein Laken darüber, das sie mit kleinen Steinen beschwerte.

Danach, kurz
/ Eine Hand umfasste die Brüstung, mit festem Griff um den Backstein; eine zweite, die suchend gegen die metallene Aufhängung des Blumenkastens stieß und solange tastete, bis ein freier Platz gefunden war. Kurz darauf ein Ruck und das Gesicht zu den Händen, vor Schweiß glänzende Schultern, die den restlichen Körper in einer Anspannung von Strängen und Sehnen in Sicht brachten. Der Besucher sprang auf die Terasse und sah sich um. Ob der echt ist. In welchem Stock war sie gleich? Sechster oder siebter, ein altes Backsteinhaus, das früher Lagerhaus für ein Kontor gewesen war und abgerissen werden sollte, wenn die Eigentumsverhältnisse geklärt waren. Daddy hatte ihr die oberste Etage besorgt, der baute große Häuser und hatte Beziehungen und war froh, seiner normalerweise bedürfnislosen Tochter einen Wunsch aus den Rippen geleiert zu haben. "Ich brauche Platz, Daddy! Viel Platz. Um mich verwirklichen und endlich mein wahres Selbst finden zu können!" Trixis Imitation des Prinzessinnen-Klischees. Die hatte sie als Antwort probiert auf Daddys Trieb, für die Tochter Lebensglück kaufen zu wollen. Daddy war voll drauf eingestiegen und hatte ihr ein paar Tage später dieses Objekt gezeigt. Sie hatte Lachen müssen und beschlossen, dass es cool wäre, hier eine Weile zu wohnen. Im herbeigeredeten Klischee. Loft und so. Künstlerin und so.
Ihr Besuch sah sich auf der Terasse um. Ein Blick in die Runde, über Blumen und das weiße Laken. Auf der angelehnten Tür blieb er hängen. Sie glaubte ihn denken hören zu können, spürte seine Neugier. Trixi wollte nicht dass er verschwände, ohne dass sie ein Wort mit ihm gesprochen hätte. Ob er jetzt eine Vorstellung war oder von festerer Konsistenz. Mit federnden Schritten war sie beim Ausgang zu der Terrasse, die Hand am Rahmen, sah sie ihn an. "Hi."
Sam lächelte. "Du?"
"Denke schon", sagte sie. "Kennen wir uns?"
"Wir sind ab und zu Banknachbarn." Sie musterte ihn. Turnschuhe, graue Sporthose, Unterhemd mit Schweißfleck und roten Flecken vom Backstein. Das Gesicht. "Oh", sagte sie. "Du ... bist der Anzugmensch. Ist der in der Reinigung?"
"Freizeitlook", sagte er. Sie wusste nichts mehr zu sagen.
"Möchtest du etwas trinken?", fragte sie. "Ich habe nur Efes Pilsener." Sam zuckte die Achseln. "Danke", sagte er. "Ich will weiter." Sie ging ins Innere des Lofts und winkte ihm, ihr zu folgen. Trixi zeigte auf die Tür am anderen Ende des Raumes. "Zurück kannst du den legalen Weg nehmen. Kennste einen mehr." Sam sagte bis bald oder machs gut.
Über dem Ausgang hingen zwei Röhrenbildschirme. Nebeneinander flackerten Bilder von Menschenmassen zwischen Begeisterung und Hysterie. Flaggen wurden hochgehalten, Strohpuppen mit den Gesichtern von Diktatoren oder Präsidenten verbrannt. Leute schossen mit einem Gesichtsausdruck in die Luft, als würden sie ein Brot schmieren, und riefen die bevorzugte Gottheit an. Jeder Fernseher zeigte eine andere Welt. Zustand von Straßen und Häusern, die Verschiedenheiten von parkenden Wagen und den Klamotten der Interviewten. Die Gesichter der Demonstranten ähnelten sich in ihrem Ausdruck von Überzeugtheit oder Fanatismus. Die Gemeinsamkeiten, der dünne Anstrich. Nach zwei Minuten wechselten die Weltausschnitte. Der Orient wanderte auf den linken Flimmerkasten und Amerika nahm seine Stelle auf dem anderen ein. "Könntest du dazu was sagen?", fragte er. "Wahrscheinlich, was", sagte Trixi. Er hob den Arm in einer Abschiedsgeste und trabte die Stufen hinunter.

Ohneort / "Hiroshimastill? Das Schweigen ringsum, den ganzen Tag hörte ich noch kein Mensch oder Tier. Und dieses Unlicht, als wären alle Farbspektren herausgefiltert. Wie das Restphosphorizieren vor kurzem verendeter Tiefseetiere. Man weiß nicht mal mehr, wo man sich gerade befindet. Wer redet - du mit mir, ich mit dir. Was ich sage, könntest ebenso gut du sagen. Diese grauenhafte Austauschbarkeit. Man sitzt irgendwo und redet über irgendetwas. Du willst ausruhen, auf einer vertrauten Fassade vielleicht oder in einer alten Eichenkrone. Doch überall gleitet der Blick ab, von immergleichen Filialen, von gestutzten Zöglingen der Baumschulen; selbst die Asozialen sehen sich immer ähnlicher, als würden sogar Penner und Punks von einer geheimnisvollen Macht entindividualisiert. Es ist schon fast unnötig, einen Ort anzugeben; man geht in eine American-Coffee-Filiale und sieht sich auf dem davorliegenden Platz um; und nichts bietet dem Blick einen Halt, all die überbekannten Bilder werden gescannt und rauschen im gleichen Moment durch. Du setzt dich und fällst durch den Stuhl."
"Würde ich nicht sagen", sagte Sam. "Komm, lächel mal." Sam tat als fotografiere er sie. "Nicht, nein. Keine Fotos." Sie hielt die Hand zwischen imaginäre Linse und ihr Gesicht. "Die Indianer hatten Recht mit dem Seelenraub.""Die konnten das Feuerwasser nicht ab", sagte Sam. "Das ist ihnen zu Kopf gestiegen. Die haben fantasiert. Oder werden fantasiert. Der unverdorbene Naturgeist als Geigerzähler für das Seelenraubpotential unserer Errungenschaften. Was so kitschig ist, kann nicht echt sein." "Was redest du", sagte sie. "Diese Imitation von Argumentation. Als wolltest du beweisen dass. Als könnte man beweisen dass. Ich weiß nicht, was willst du beweisen. Dagegen reden ist genauso sinnvoll wie dafür, warum also." "Knips!" Sam tat als drücke er den Auslöser seiner imaginären Kamera. "Hab dich. Deine Seele auf Bitmap. Siehst gar nicht verdoppelt aus, nur wie ein Bild, fast real. Tatsächlich", sagte er und kuckte auf den vorgestellten Bildschirm."Etwas müde ..."

Dahinter
/ "Ich will von Raubvögeln gefressen werden, die mein Fleisch in die Welt tragen, durch die Lüfte, die meine entgeistete Materie wieder ins Spiel bringen." "Wo sind wir. Warum redest du von sowas. Wohin sind die Fragen verschwunden." "Sie denken ja, es gäbe keine Liebe mehr. In ihren durchreflektierten Lebensentwürfen; nur Spiele und den Tod, der kein Tod ist, hier." "Wer sollen sie sein." "Aber das stimmt nicht. Die Menge an Liebe muss gleichgeblieben sein. Sie hat nur ihren Aggregatzustand verändert, ist flüchtiger geworden." "Man könnte tagelang darüber meditieren, jahrelang, ein Leben lang. All die Aufgeblasenheiten zur Verhand..."
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Re: Innenverkehr. Grünphase.

Beitragvon Antibegone » Mi 01 Jun, 2011 20:01


Nicht erschrecken. Der Kommentar wirkt nur so lang, weil ich deine Geschichte noch einmal mit Anmerkungen reinkopiert habe. Er ist eigentlich ganz harmlos.

Dir fehlt die Spannung. Die Geschichte dümpelt von einem Motiv ins nächste, von einem Moment in den anderen, ohne sich „aufspannen“ zu können. Ich verstehe, dass du eine Art „Episodenhaftigkeit“ erzeugen willst. Absichtlich hintereinander reihst, um der inhaltlichen Belanglosigkeit gerecht zu werden. Die Protagonistin selbst dümpelt von einer Episode in die nächste, „künstlert“ vor sich rum. Dadurch banalisierst du. Was dir auf jeden Fall gelungen ist.

Du solltest dir nur technisch überlegen, wie du mich als Leser trotzdem „bei der Stange hälst“. Dafür gibt es ganz verschiedene Varianten. Ich weiß nicht, was dir einfällt. Mir fallen vor allen zwei Wege ein. Entweder das Ganze „eleganter und prosaischer“ gestalten, indem du Erzählfäden zusammenspinnst erhälst du einen Zusammenhang, der einen Spannungsbogen bilden kann. Aber das will mir nicht ganz einleuchten, dass es passt. Im Gegenteil. Ich würde die Tendenzen, die du sowieso hast, unterstreichen.

Zum Beispiel hier:
„Trixi stellte sich einen Straßenkreuzer vor, mit einer Rückbank aus Boxen, dessen Besitzer durch die sommerlichen Straßen cruiste. Innenverkehr. Grünphase.“

Gefällt mir ganz gut, wie du das „Innenverkehr. Grünphase“ einbaust. Das wirkt in seiner Abruptheit wieder spannend. Du hast meine Aufmerksamkeit. Du komprimierst und pointierst. Das ist ein Ausdruck, der nicht erklärt, nicht kommentiert werden muss. Statt einen epischen Zusammenhang zu bauen, leitest du die Spannung über die Sprache. Das passt viel besser. Zum Abwechseln der Szenzen, zum Hin und Her, zum Switchen der Bildschirme, zum Zappen durchs Fernsehprogramm, in dem jede Sendung im Schnellen Hintereinander belanglos bleibt.
Das deutest du ja auch durch die „Zwischenüberschriften“ an, die ich gar nicht schlecht finde. Vielleicht solltest du sie in den Text setzen, denn bei so kurzen Geschichten wirkt eine „Kapiteleinteilung“ (meiner Meinung nach) deplatziert. So meine ich das:

Danach, kurz Eine Hand umfasste die Brüstung, mit festem Griff um den Backstein; eine zweite, die suchend gegen die metallene Aufhängung des Blumenkastens stieß und solange tastete, bis ein freier Platz gefunden war.“

Mglw. Noch ein Gedankenstrich oder Punkt oder Komma oder Spiegelstrich, um es abzutrennen. Nur als Vorschlag.

Du benutzt viele Adjektive, ich habe sie dir mal angestrichen, damit du siehst, was ich meine. Das Problem ist, dass du dir selbst zum Teil dadurch Bildlichkeit raubst. Du schreibst:

„Zwanzig Minuten später war sie mit einem Mal voll da, Zoom auf ihr Gesicht: feuchte Strähnen, elektrisiertes Leuchten in den Augen, kein Lidschlag.“

Könnte auch so aussehen:
Zwanzig Minuten später war sie mit einem Mal voll da, Zoom: Strähnen, die auf die Haut drücken, Elektrizität in den Augen, kein Lidschlag.

Also nicht super. Aber also nur als Variante. Interessanter Weise machst du das auch am häufigsten am Anfang. Ich weiß nicht, warum. Manche Autoren brauchen erst Zeit sich „warm zu schreiben“ und die erste Seite, die sie schreiben, wird nie was. Vielleicht ist es auch so bei dir.

Inhaltlich konnte ich mich erfreuen, was für eine Kunst die Protagonistin erstellt. Ich finde es kreativ, wie du ihre Skulpturen darstellst, den Clown, das Badewannenkonzept. Das hat was.

Ähm, ja, ansonsten bin ich die Geschichte durchgegangen und habe markiert, was mir aufgefallen ist.


Trixi löste sich auf. In den weichen Schatten des Bambus-Rouleaus, das vom Sommerwind bewegt wurde. In mattgoldene Lichtschlieren und den harten Schatten einer Zimmerpflanze. Sie fühlte sich gar nicht mehr schwach und wütend, wie die letzten Tage. Heute [M] morgen hatte es aufgehört. Kein Hunger mehr, dafür ein fiebriger Energieschub. Sie glaubte spüren zu können, wie ihr Körper auf Fettverbrennung umschaltete und ihre mageren Energiereserven zu verzehren begann. Mit dem Hunger ging die Wut aufs schwache Fleisch, das seinen banalen Forderungen so wirksam Nachdruck verliehen hat. Irgendwas musste an die Stelle des Verschwundenen getreten sein. Sie hat noch keinen Namen dafür gefunden. Keine Benennung gesucht. Sie war eh nur halb da, wo immer sie war. Was sind schon Orte? Worte, denen ein Buchstabe fehlt.
Ihr Blick erforschte eine der Skulpturen: Ein Clown im Anzug, der brennende Dollarzeichen jonglierte. Beim Formen hatte sie gedacht, er würde vor Schmerz schreien; jetzt überlegte sie, ob es nicht wahnsinnige Begeisterung war. Standpunktveränderung oder aus anderer Richtung leuchtendes Schlaglicht. Vierter Tag der gedrosselten Nahrungsaufnahme. Der Grad von Losgelöstheit ist die Größe von Freiheit ist das Maß von Haltlosigkeit. Nichtessen, das war mal ein interessanter Ort. Sie hatte dem Clown die Züge ihres Vaters gegeben und dem Vater das Objekt gezeigt. Der hatte es eine Weile angeschaut, einen fachmännischen Ausdruck aufgesetzt und verschiedenes gelobt. Das war Musik in ihren Ohren - irgendwas zuckersüß Dissonantes. Die Skulptur hatte sie Business-Kasper genannt.
Bob Marley wehte durch das halb offene Panoramafenster. Trixi schnippste mit den Fingern, riss sich aus dem Geträume und tippelte rüber zu ihrem Kühlsystem von amerikanischen Ausmaßen. Retro. Das hatte sie aus Stylegründen angeschafft. Wegen der Ausmaße. Oder sie kommentierte damit ihre Essgewohnheiten. Das hatte sie mal überlegt, aber eigentlich spielte der Grund keine Rolle. Drin waren Salat und eine Büchse türkischen Biers. Essen? Nein. Nur ein leerer Reflex. Mal [g] kucken, was im Kühlschrank ist. Sie lächelte matt und legte sich zurück in die Hängematte, betrachtete die begonnenen Installationen, Bilder und Skulpturen. Bis auf den Business-Kasper war nichts fertig. Alles in unterschiedlichen Stadien stehengeblieben.
Sie driftete weg und hörte nach den Geräuschen von draußen. Bob Marley verschwand und tauchte wieder auf. Trixi stellte sich einen Straßenkreuzer vor, mit einer Rückbank aus Boxen, dessen Besitzer durch die sommerlichen Straßen cruiste. Innenverkehr. Grünphase. Sie ließ los und sank noch ein Stück tiefer. Zwanzig Minuten später war sie mit einem Mal voll da, Zoom auf ihr Gesicht: feuchte Strähnen, elektrisiertes Leuchten in den Augen, kein Lidschlag. Trixi wusste jetzt, was mit dem Unfertigen geschehen sollte. Sie besorgte die stärkste Säure, die sie kriegen konnte. Kippte die zersetzende Flüssigkeit und ihren Kunstkrempel in die Badewanne. Stellte eine Videokamera auf und filmte die Auflösung. In den nächsten Tagen schöpfte sie ab und an Rückstände vom Wannenboden in einen Stahleimer und legte Kunst nach. Die unauflöslichen Bestandteile stellte sie auf die Dachter[r]asse und legte ein Laken darüber, das sie mit kleinen Steinen beschwerte. [Zusammenhang?? Möglicher Weise kürzen.]

Danach, kurz

Eine Hand umfasste die Brüstung, mit festem Griff um den Backstein; eine zweite, die suchend gegen die metallene Aufhängung des Blumenkastens stieß und solange tastete, bis ein freier Platz gefunden war. Kurz darauf ein Ruck und das Gesicht zu den Händen, vor Schweiß glänzende Schultern, die den restlichen Körper in einer Anspannung von Strängen und Sehnen in Sicht brachten. Der Besucher sprang auf die Ter[r]asse und sah sich um. Ob der echt ist[?]. In welchem Stock war sie gleich? Sechster oder siebter, ein altes Backsteinhaus, das früher Lagerhaus für ein Kontor gewesen war und abgerissen werden sollte, wenn die Eigentumsverhältnisse geklärt waren. Daddy hatte ihr die oberste Etage besorgt, der baute große Häuser und hatte Beziehungen und war froh, seiner normalerweise bedürfnislosen Tochter einen Wunsch aus den Rippen geleiert zu haben. "Ich brauche Platz, Daddy! Viel Platz. Um mich verwirklichen und endlich mein wahres Selbst finden zu können!" Trixis Imitation des Prinzessinnen-Klischees. Die hatte sie als Antwort probiert auf Daddys Trieb, für die Tochter Lebensglück kaufen zu wollen. Daddy war voll drauf eingestiegen und hatte ihr ein paar Tage später dieses Objekt gezeigt. Sie hatte Lachen müssen und beschlossen, dass es cool wäre, hier eine Weile zu wohnen. Im herbeigeredeten Klischee. Loft und so. Künstlerin und so.
Ihr Besuch sah sich auf der Terasse um. Ein Blick in die Runde, über Blumen und das weiße Laken. Auf der angelehnten Tür blieb er hängen. Sie glaubte ihn denken hören zu können, spürte seine Neugier. Trixi wollte nicht[,] dass er verschwände, ohne dass sie ein Wort mit ihm gesprochen hätte. Ob er jetzt eine Vorstellung war oder von festerer Konsistenz[?]. Mit federnden Schritten war sie beim Ausgang zu der Ter[r]asse, die Hand am Rahmen, sah sie ihn an. "Hi."
Sam lächelte. "Du?"
"Denke schon", sagte sie. "Kennen wir uns?"
"Wir sind ab und zu Banknachbarn." Sie musterte ihn. Turnschuhe, graue Sporthose, Unterhemd mit Schweißfleck und roten Flecken vom Backstein. Das Gesicht. "Oh", sagte sie. "Du ... bist der Anzugmensch. Ist der in der Reinigung?"
"Freizeitlook", sagte er. Sie wusste nichts mehr zu sagen.
"Möchtest du etwas trinken?", fragte sie. "Ich habe nur Efes Pilsener." Sam zuckte die Achseln. "Danke", sagte er. "Ich will weiter." Sie ging ins Innere des Lofts und winkte ihm, ihr zu folgen. Trixi zeigte auf die Tür am anderen Ende des Raumes. "Zurück kannst du den legalen Weg nehmen. Kennste einen mehr." Sam sagte bis bald oder machs gut.
Über dem Ausgang hingen zwei Röhrenbildschirme. Nebeneinander flackerten Bilder von Menschenmassen zwischen Begeisterung und Hysterie. Flaggen wurden hochgehalten, Strohpuppen mit den Gesichtern von Diktatoren oder Präsidenten verbrannt. Leute schossen mit einem Gesichtsausdruck in die Luft, als würden sie ein Brot schmieren, und riefen die bevorzugte Gottheit an. Jeder Fernseher zeigte eine andere Welt. Zustand von Straßen und Häusern, die Verschiedenheiten von parkenden Wagen und den Klamotten der Interviewten. Die Gesichter der Demonstranten ähnelten sich in ihrem Ausdruck von Überzeugtheit oder Fanatismus. Die Gemeinsamkeiten, der dünne Anstrich. Nach zwei Minuten wechselten die Weltausschnitte. Der Orient wanderte auf den linken Flimmerkasten und Amerika nahm seine Stelle auf dem anderen ein. "Könntest du dazu was sagen?", fragte er. "Wahrscheinlich, was", sagte Trixi. Er hob den Arm in einer Abschiedsgeste und trabte die Stufen hinunter.

Ohneort

"Hiroshimastill? Das Schweigen ringsum, den ganzen Tag hörte ich noch kein Mensch oder Tier. Und dieses Unlicht, als wären alle Farbspektren herausgefiltert. Wie das Restphosphorizieren vor kurzem verendeter Tiefseetiere. Man weiß nicht mal mehr, wo man sich gerade befindet. Wer redet - du mit mir, ich mit dir. Was ich sage, könntest ebenso gut du sagen. Diese grauenhafte Austauschbarkeit. Man sitzt irgendwo und redet über irgendetwas. Du willst ausruhen, auf einer vertrauten Fassade vielleicht oder in einer alten Eichenkrone. Doch überall gleitet der Blick ab, von immergleichen Filialen, von gestutzten Zöglingen der Baumschulen; selbst die Asozialen sehen sich immer ähnlicher, als würden sogar Penner und Punks von einer geheimnisvollen Macht entindividualisiert. Es ist schon fast unnötig, einen Ort anzugeben; man geht in eine American-Coffee-Filiale und sieht sich auf dem davorliegenden Platz um; und nichts bietet dem Blick einen Halt, all die überbekannten Bilder werden gescannt und rauschen im gleichen Moment durch. Du setzt dich und fällst durch den Stuhl."
"Würde ich nicht sagen", sagte Sam. "Komm, lächel mal." Sam tat als fotografiere er sie. "Nicht, nein. Keine Fotos." Sie hielt die Hand zwischen imaginäre Linse und ihr Gesicht. "Die Indianer hatten Recht mit dem Seelenraub.""Die konnten das Feuerwasser nicht ab", sagte Sam. "Das ist ihnen zu Kopf gestiegen. Die haben fantasiert. Oder werden fantasiert. Der unverdorbene Naturgeist als Geigerzähler für das Seelenraubpotential unserer Errungenschaften. Was so kitschig ist, kann nicht echt sein." "Was redest du", sagte sie. [Wie wäre es mit einer anderen Redeeinleitung als „sagen“?] "Diese Imitation von Argumentation. Als wolltest du beweisen[,] dass. Als könnte man beweisen [,] dass. Ich weiß nicht, was willst du beweisen. Dagegen reden ist genauso sinnvoll wie dafür, warum also." "Knips!" Sam tat als drücke er den Auslöser seiner imaginären Kamera. "Hab dich. Deine Seele auf Bitmap. Siehst gar nicht verdoppelt aus, nur wie ein Bild, fast real. Tatsächlich", sagte er und [g]kuckte auf den vorgestellten Bildschirm."Etwas müde ..."

Dahinter

"Ich will von Raubvögeln gefressen werden, die mein Fleisch in die Welt tragen, durch die Lüfte, die meine entgeistete Materie wieder ins Spiel bringen." "Wo sind wir. Warum redest du von sowas. Wohin sind die Fragen verschwunden." "Sie denken ja, es gäbe keine Liebe mehr. In ihren durchreflektierten Lebensentwürfen; nur Spiele und den Tod, der kein Tod ist, hier." "Wer sollen sie sein." "Aber das stimmt nicht. Die Menge an Liebe muss gleichgeblieben sein. Sie hat nur ihren Aggregatzustand verändert, ist flüchtiger geworden." "Man könnte tagelang darüber meditieren, jahrelang, ein Leben lang. All die Aufgeblasenheiten zur Verhand..."



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Re: Innenverkehr. Grünphase.

Beitragvon cube » Fr 03 Jun, 2011 13:40


A-Begone,

vielen Dank erstmal für inhaltliche Anmerkungen und Überlegungen zur Konzeption.

Dir fehlt die Spannung. Die Geschichte dümpelt von einem Motiv ins nächste, von einem Moment in den anderen, ohne sich „aufspannen“ zu können.


Ja, was soll ich sagen. Spannend ist die nicht.

Ich verstehe, dass du eine Art „Episodenhaftigkeit“ erzeugen willst. Absichtlich hintereinander reihst, um der inhaltlichen Belanglosigkeit gerecht zu werden.


Ich verstehe den Zusammenhang zwischen Episodenhaftigkeit und inhaltlicher Belanglosigkeit gerade nicht. Wenn es dir wichtig ist, müsstest du das nochmal genauer erklären. So belanglos finde ich es hier übrigens nicht, aber welcher Schreiber denkt das schon von seinem eigenen Zeug?

Die Protagonistin selbst dümpelt von einer Episode in die nächste, „künstlert“ vor sich rum.


Die muss mir entglitten sein. Ich wollte die nicht als so eine herumlungernde Kunst-Tussi verstanden wissen. Tja, da weiß ich auch nicht, was diesen Eindruck ändern könnte. Ich denke sie eher so augenzwinkernd, ein bisschen müde, aber auch pfiffig, nur etwas kraftlos.

Ich würde die Tendenzen, die du sowieso hast, unterstreichen.


Welche jetzt?

Das passt viel besser. Zum Abwechseln der Szenzen, zum Hin und Her, zum Switchen der Bildschirme, zum Zappen durchs Fernsehprogramm, in dem jede Sendung im Schnellen Hintereinander belanglos bleibt.


freut mich, dass du das passend findest!

Zwischenüberschriften“ an, die ich gar nicht schlecht finde. Vielleicht solltest du sie in den Text setzen,


Hm, interessante Idee. Bin ja für ästhetische Eskapaden zu haben.

Du benutzt viele Adjektive, ich habe sie dir mal angestrichen, damit du siehst, was ich meine. Das Problem ist, dass du dir selbst zum Teil dadurch Bildlichkeit raubst.


Ich verstehe nicht, wie die Bildlichkeit rauben können. Aber dass das viele nicht mögen, weiß ich. Zu Beginn finde ich die wichtig, um möglichst exakt zu beschreiben, was in ihr geschieht. Vielleicht ist meine erste Seite aber auch beschissen und ich mache nur viel Wind, um darüber hinwegzutäuschen. Wer weiß? Bin wohl nicht der Richtige, das einzuschätzen. Etwas gelb einzufärben ist übrigens hier nicht so eine gute Idee. :)

Ein paar Punkte werde ich sicher nochmal durchdenken, für diese oder eine eventuelle nächste Geschichte.

Bis dann,
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Re: Innenverkehr. Grünphase.

Beitragvon Antibegone » Di 07 Jun, 2011 12:59


Ich werde mal versuchen, ein bisschen mehr zu erklären, worauf es mir ankommt.
„Inhaltliche Belanglosigkeit“ meinte ich nicht auf die Metaebene bezogen, sondern textintern. Die Handlungen sind größtenteils unmotiviert, im Sinne von zufällig. Sowie hier:

„Sie hatte Lachen müssen und beschlossen, dass es cool wäre, hier eine Weile zu wohnen. Im herbeigeredeten Klischee. Loft und so. Künstlerin und so.“

Das Leben „ergibt“ sich für die Protagonistin. Sie nimmt es hin. Sie macht etwas daraus. Sie lässt sich treiben und kommt daher auch formal von einer Episode in die nächste. Wobei ja willkürlich gerade nicht kreativlos bedeutet.

Das hier:
„Sie besorgte die stärkste Säure, die sie kriegen konnte. Kippte die zersetzende Flüssigkeit und ihren Kunstkrempel in die Badewanne. Stellte eine Videokamera auf und filmte die Auflösung. In den nächsten Tagen schöpfte sie ab und an Rückstände vom Wannenboden in einen Stahleimer und legte Kunst nach. Die unauflöslichen Bestandteile stellte sie auf die Dachterasse und legte ein Laken darüber, das sie mit kleinen Steinen beschwerte.“

Zeigt ja eine gewisse Freude am Tun, am Schaffen, aber auch an einer Kunst, die sich im Grunde ergibt, sich selbst findet. Das vollziehst du formal, in dem du Motive hintereinandersetzt. Du beginnt mit einem Magersuchtsmotiv, dann Kunstmotiv, Vatermotiv, Besuchermotiv --- Weißt du, was ich meine? Das folgt ja der Wahrnehmung der handelnden Person.

Bei so einer Art von Form stellt sich immer die Frage, wie dicht und wie verwoben die Episoden sie sind. Du bekommst leicht einen Teppich, der so locker ist, dass die Fäden nicht halten. Es ergibt sich kein Gewebe. Die Spannung fehlt. Aber die formale. Wenn du die Form enger schnürst, hat es Zusammenhalt, ohne dass du den Inhalt, also die Farbe der Fäden, ändern müsstest. Das erreichst du einfach dadurch, dass du mehr Schnelligkeit benutzt.

Gerade die vielen Adjektive führen zu einer „Verlangsamung“, zu einem eher epischen Stil. Darum habe ich sie gelb eingefärbt. Das war Absicht. So kannst du mal den Text auf dich wirken lassen, wie er wäre, ständen sie nicht dort. Adjektive führen auch nicht zu Exaktheit. Im Gegenteil. Wenn ich sage: „Die schöne, grüne Wiese“ ist das so schwammig wie irgendwie. Wenn ich sage: „Das Gras auf der Bergkuppe brach das Sonnenlicht an seinen Halmen.“ Hört sich das ziemlich anders an. Okay, wieder kein so tolles Beispiel. Aber: Die Beschreibung funktioniert ohne Adjektiv und trotzdem erzeugt es ein ziemlich exaktes Bild, oder nicht?

Ist es jetzt vielleicht ein bisschen verständlicher geworden, was ich meine?
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Re: Innenverkehr. Grünphase.

Beitragvon cube » Di 07 Jun, 2011 21:32


Moin A

Die Handlungen sind größtenteils unmotiviert, im Sinne von zufällig.


Ah ja, damit kann ich was anfangen. Ich finde Figuren reizvoll, die ohne klare Motivation handeln. Genial sind die Ich-Erzähler von Knut Hamsun und Samuel Beckett. Das ist bei diesem personalen Erzähler (ich denke doch, der ist personal) vielleicht nicht so deutlich.
Dieser Drang nach 'Unmotiviertheit' durchzieht vielleicht schon mehr meines Denkens als mir bewusst ist. Das ist natürlich im besten Fall eine Nische, mein Eindruck ist, dass die meisten Motivation wollen, Konflikt, Überwindung der Widerstände oder Scheitern an ihnen. Für mich stinkt das nach Didaktik, die zieht sich ja auf tausenderlei mehr oder weniger subtilen Wegen durch unsere Kultur; ich finde davon gibt es genug. Motiviert ist jedes Handeln, die Frage ist eher, ob die bewusst ist, oder ob man die herauskriegen will. Meine Texte sollen ohne diese Krücke auskommen, ich will nicht psychologisieren.

Sie nimmt es hin. Sie macht etwas daraus.

Das finde ich wichtig. Sie lässt Sachen geschehen, aber weil sie sich dessen bewusst ist, bleibt sie doch Herrin ihres Lebens. Denk ich so, im Nachhinein.

Du beginnt mit einem Magersuchtsmotiv, dann Kunstmotiv, Vatermotiv, Besuchermotiv


Magersüchtig, urgs. Die hab ich zu undeutlich gezeichnet. Ich wollte ein Mädchen beschreiben, das keine große Lust auf Essen hat und es dann ganz sein lässt. Als Metapher fürs Verschwinden, für Auflösung.

Ich verstehe, dass du verschiedenen Szenen verschiedene Namen gibst. Klingt plausibel. Geplant ist das so nicht, ich bekomme von den tellurischen Kräften eine Szene, eine Figur oder auch nur einen Satz geliefert und schreibe so lange, bis die Geschichte drum herum fertig ist. Ich lese Analysen aber immer sehr gern, find ich spannend.

Das erreichst du einfach dadurch, dass du mehr Schnelligkeit benutzt.


Die Adjektive! Wenn ich alle gelben Wörter striche, was teils die inhaltliche Kohärenz beschädigte, wäre der Text wirklich etwas schmaler, hätte eine geringere Informationsdichte. Ich kucke nochmal drüber, was ich vielleicht rausschmeißen kann. Bleibe aber skeptisch, schlanke und leserfreundliche Texte gibt es genug. Ich lese selbst gerne fordernde Texte und solche versuche ich auch zu schreiben.

Adjektive führen auch nicht zu Exaktheit. Im Gegenteil. Wenn ich sage: „Die schöne, grüne Wiese“ ist das so schwammig wie irgendwie. Wenn ich sage: „Das Gras auf der Bergkuppe brach das Sonnenlicht an seinen Halmen.“ Hört sich das ziemlich anders an.


Gewagte Behauptung! Schön ist allerdings unexakt, darüber brauchen wir nicht reden. Zwei Adjektive nacheinander, die eine Sache näher beschreiben sollen, finde ich auch meist uneffektiv. Ich habe festgestellt, dass ab einem gewissen Grad an Informationsdichte bei mir kein Bild mehr entsteht. Stimme da also zu. Ein prägnantes Adjektiv, das ist geil! :D
Ich wundere mich ehrlich darüber, dass das viele in den Texten nicht lesen wollen. Geschichten lassen sich toll erzählen, immer noch.
Dein Satz ist ein ganz anderer Stil. show don't tell. Ist vielleicht dein Problem mit dem Text, dass zu viel erzählt und zu wenig gezeigt wird?
Hm, weiß nicht, ob ich was befriedigend auflösen konnte, aber ich habe mir beim Versuch Mühe gegeben!

Salut!

Terrasse korrigiert. Überschriften eingephättet und an den Beginn der Absätze gestellt. Probeweise.
Zuletzt geändert von cube am Di 07 Jun, 2011 21:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Innenverkehr. Grünphase.

Beitragvon vakuum » Do 22 Okt, 2015 16:10


hallo cube, komme nicht so viel zum durchlesen "älterer" beiträge wie ich es gerne täte, aber da du dich zum oktober-wettbewerb zu wort gemeldet hattest, wurde ich "frischling" neugierig und habe mir aufs geratewohl einen deinen beiträge herausgezogen - eben diesen. wow. selten hat mich ein text so mitgezogen. was sollte da an spannung fehlen? das soll ja beileibe keine räuberpistole sein. ich denke, dass ich dem gedankenfluß deiner protagonistin gut folgen kann - erinnert an ideenspiele und gedankenläufe, die man selber in jüngeren jahren so oder so ähnlich fomuliert hat. phantastisch. mich nimmt diese geschichte sanft und mit leichten wellenbewegungen bis zum letzten buchstaben mit, nicht laut, aber trotzdem gewaltig. da ist dir echt ein großes danke geschuldet von meiner seite. habe mit höchster konzentration von anfang bis ende daran gehangen. wann gibt es nachschub? bitte mehr davon, gruß, vakuum
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Re: Innenverkehr. Grünphase.

Beitragvon findefuchs » So 25 Okt, 2015 18:18


Hallo cube,

Unter den kulturellen Aspekten der westlichen Welt betrachtet, stellt Deine "Grünphase" eine gelungene Provokation für die Leser her. Du schaltest mal eben die roten Ampeln aus, die Hupen ab, steigst um nach innen. Es ist grün im Inneren, der Horizont ist frei. Kein Bremsen, kein erzwungenes Anhalten. Es läuft einfach. Wohin? Die Prot. lässt sich überraschen. Es kommt, wie es kommt. Als Leser erfahre ich - sofern ich mich darauf einlasse und die Widerstände der Erwartung beiseite lege - dass hier nichts berechenbar, vorhersehbar, schnell, spannend, oder gar geplant geschieht und zielgerichtet verwoben wird, sondern ich erlebe in dem Text, den in Trixie entstehenden Wunsch nach Auflösung, unter Wahrung der Essenz ihrer eigenen Integrität. Ich erlebe sie im loslassen, im sich selbst loslassen, im wahllosen loslassen. Gerade das wahllose leben des Lebens, das sich treiben lassen, das nehmen, was sich so ergibt, fügst Du wie Schmirgelpapier für die Erwartungen unseres Kulturkreises in Deinen Text und wirfst die Frage auf: "Wer garantiert, dass es im Leben mehr gibt als das Belanglose?" Letztlich steckt im Text die Sinnfrage - und es ist legitim, dass die Protagonistin darauf ganz eigene, verblüffende Ansätze entwickelt.

Sehr gerne gelesen.

Gruß.

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