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Für alle Gedichte, die zwischenmenschliche Beziehungen behandeln - mit Ausnahme der Liebeslyrik
von wüstenvogel » Mi 30 Nov, 2011 23:08
Gut ist es auch noch (vielleicht das Beste) das Leben zu lieben das eigene und das der anderen das, was lebendig geblieben in uns mit uns um uns herum. Dieses unbegreifliche unfassbare unglaubliche schreckliche wunder-volle Leben das größte Geschenk um unserer selbst willen gegeben von wem auch immer spürst du manchmal einen Schimmer? Wo kommt es her wo geht es hin zu leben ist des Lebens Sinn.
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von Corazon De Piedra » Do 01 Dez, 2011 01:02
wüstenvogel hat geschrieben:zu leben ist des Lebens Sinn. Wow, so einfach ist das? Da zerbrechen sich Philosophen, Propheten, Gläubige und was weiss ich noch, wer alles seit Jahrhunderten den Kopf um herauszufinden, was der Sinn des Lebens ist, und hoppla, der wüstenvogel im Literatur Forum weiss es! Finde ich super. Vielleicht kannst du mir, weil es mich echt interessiert, noch so ein paar ungelöste Fragen beantworten, über den Sinn all dieser Galaxien, Universen, deren Entstehen und Vergehen, über die Zeit und den Raum, Gott natürlich auch, und die Struktur der Materie. Muss nicht unbedingt in Gedichtform sein. Danke im Voraus CDP
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von rivus » Do 01 Dez, 2011 02:02
hi lieber wüstenvogel,
jedes ich/lyrich hat das recht auf eine eigene sicht der dinge/undinge/wertigkeiten; egal welcher kluge oder weniger kluge kopf schon dieses oder jenes geäußert haben sollte, ist es immer faszinierend, wenn das eigene selbst oder meinetwegen das lyrich oder die lyrgeschichte altes, ja urzeitliches, neu aufgreift und mit eigenem zu beworten versucht.
in deinem text spüre ich ein paar ansätze, die du jedoch, in meiner lesart, nicht ausgewogen balancierst.
die erste strophe ist für mich der ansatz, der mich anspricht und doch nicht loslässt. denn die ersten vier zeilen machen neugierig. dieses: "gut ist es / auch noch / (vielleicht das beste)/ das leben zu lieben ... zeigt mir den zeitgeist der postmoderne, der die liebe zum leben in seiner existentiellen prioritätensetzung weit nach hinten eingeordnet hat und es klingt wie beiläufig ambivalent (vielleicht das beste) und ist doch für mich so typisch, wie konsumtionsverhalten sogar, das leben lieben, verpackt und verkauft, all inclusive; gleich noch dahinter die andren werbehits. dennoch bestimmen die ersten vier zeilen den takt und auch den inhalt, den die folgenden zeilen nicht mehr halten können.
die zweite, dritte strophe scheinen mir nicht ausgearbeitet und lesen sich leider allzu trivial.
liforianische grüße und nur mut zum textwerkeln wünscht rivus
Zuletzt geändert von rivus am Do 01 Dez, 2011 03:03, insgesamt 1-mal geändert.
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rivus
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von Corazon De Piedra » Do 01 Dez, 2011 04:12
rivus hat geschrieben:die zweite, dritte strophe scheinen mir nicht ausgearbeitet und lesen sich leider allzu trivial. Trivial? Das würde ich anders nennen. Das ganze Gedicht besteht lediglich aus der Aufzählung banalster Weisheiten. Aus Banalitäten. Trivial ist was anderes. Simmel schrieb Trivialliteratur. Aber den kann man lesen, da war Stil drin, Spannung. Hier jagt eine Banalität die andere. Schauen wir uns doch mal an, was hier aufgezählt wird: "das Leben zu lieben" "das eigene und das der anderen" "wunder-volle Leben das größte Geschenk" "Wo kommt es her" "wo geht es hin" Das ganze erinnert mich an "Silvia-Schicksal", Wie eine verzweifelte Frau versucht, ihr Schicksal zu meistern, Bastei Verlag, Einzelheft 1,50€. Aber gut, ich will deinem Gedicht genausowenig seine Existenzberechtigung absprechen, wie den Heftchenromanen von Bastei. Es wird sicher seine Freunde finden, manche mögen sowas ja. CDP
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von rivus » Do 01 Dez, 2011 09:48
hi wüstenvogel,
hi cdp, mhmm, was ich meinte, ist eher trivial im sinne von stereotyp. das starre aufzählen erzeugt beliebigkeit, die jedoch wiederum eigentlich im kontext steht zum konsumtiven verbrauch von komperativen gleichklängen in unsrer heutigen zeit. ob gewollt oder nicht, spricht hier auch eindeutig ein zeitgeistich zu uns. es erfasst diese beliebigkeit mit genau diesen worten, sucht sogar verbündete, um den "schimmer"von dem, für dass es keine anderen worte findet, zu begreifen. indem es legitim, naiv erfragt, was gut ist, nach quellen und flussrichtungen sucht, stösst es die von uns erspürte, aber doch am ende hinterfragte banalität ins einzig erfassbare einfache, dem jedoch nicht genügend spielraum gegeben wird und so verbraucht sich "zu leben / ist des lebens sinn" und die fragte bleibt, was gut ist?
was sagst du zu all dem?
lg der rivus
p.s.: lieber wüstenvogel, wenn du die beiden kernaussagen - die ersten vier zeilen der ersten strophe und die letzten beiden "zu leben / ist des lebens sinn" geschickter miteinander verbinden würdest, könnte sogar ein feiner text entstehen.
Zuletzt geändert von rivus am Do 01 Dez, 2011 09:58, insgesamt 4-mal geändert.
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von wüstenvogel » Do 01 Dez, 2011 22:48
Hallo Corazon, hallo rivus, "Zu leben" ist alles andere als einfach, da steckt für mich ungeheuer viel drin. Meine Absicht war es, verschiedene Attribute des Lebens aufzuzeigen, es gibt sicher noch viel mehr als "unbegreiflich, unfassbar, schrecklich, wunder-voll". Die ganze Widersprüchlichkeit und Faszination des Lebens aufzuzeigen ist ein unmögliches Unterfangen. Es bleibt immer - nur ein Schimmer (wenn überhaupt). Der Ausdruck "das Leben zu lieben" hat für mich nichts mit irgendeinem "postmodernen Zeitgeist" zu tun, für mich ist die Liebe zum Leben Grundvoraussetzung für die Gestaltung einer menschenwürdigen Welt, denn wer das Leben liebt, liebt auch die (andereren) Menschen und die Natur, sonst kann diese Liebe nicht "funktionieren". Das kann man banal und trivial finden oder auch nicht. Mit einer "Ware" hat das nichts zu tun, im Gegenteil. Eventuell könnte man die 2. Strophe ganz weglassen, weil sie hauptsächlich beschreibende Elemente enthält. Mal sehen. Auf jeden Fall möche ich euch für eure Kommentare danken. Sie haben mich zum Nachdenken angeregt, und was will man mehr? Liebe Grüße wüstenvogel
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von Corazon De Piedra » Do 01 Dez, 2011 23:38
wüstenvogel hat geschrieben:Die ganze Widersprüchlichkeit und Faszination des Lebens aufzuzeigen ist ein unmögliches Unterfangen. Lieber wüstenvogel, da stimme ich dir zu. Und das war ja der Gedanke, der mich zu meiner Kritik brachte. Ich denke einfach, das es äusserst komplexe Themen, voller Widersprüche, voller Facetten gibt, die man nicht mit ein paar Zeilen angemessen abhandeln kann. Ich würde auch nicht versuchen, die Infinitesimalrechnung in drei Strophen abzuhandeln. Du hast dennoch vesucht, die Attribute des Lebens aufzuzeigen, okay, sicherlich dein gutes Recht und sicherlich auch gut gemeint, das bezweifele ich nicht. Möglicherweise ist meine Sicht der Dinge einfach anders, dass sie wahrer ist behaupte ich nicht. Ich kann nur mein subjektives Empfinden darlegen. Du hast auf die Kritik an deinem Gedicht sachlich und souverän reagiert, dafür hast du meine Anerkennung und meinen Respekt. Gruss Corazon
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von rivus » Do 01 Dez, 2011 23:49
oh ... ich hatte soeben viel text abgesendet, zum gleichen zeitpunkt wie corazon und nun ist alles verschwunden ...
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von rivus » Fr 02 Dez, 2011 00:01
hi wüstenvogel, was ich sagen wollte, dass ich im nachhinein, durch deine entgegnung, begriffen habe, worum es wirklich in deinem text geht und etwas beschämt bemerke ich beim zweiten lesen, dass für mich dieser - nicht nur- fromm'sche gedanke, das leben zu lieben, nicht erfassbar war. dennoch erkenne ich nun noch mehr, dass das herzstück deines textes, "zu leben / ist des lebens sinn" wahrhaftig einfach formuliert, was wir menschen so schwer umsetzen können.
lg rivus
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von annabell » Fr 02 Dez, 2011 00:23
nun, lieber wüstenvogel, attribute sind beiwerk und zuteilungen für/zu ETWAS. und die komplexität des "einfachen lebens" ist ein paradoxon, ein durchwirkender widerspruch unserer lebenswelt.
aus dieser sicht, kann ich dem umgreifenden einwurf von rivus (in maßen auch dem von cdp) folgen: dein text krankt an aneinander-gereihten gemeinplätzen. die ersten vier zeilen allerdings, geben raum-, atmosphärenklang und anschlusspunkte für weiteres nachdenken. danach folgt das gefräß, die sattheit, die redundanz....die sich nurmehr, beliebig verstreut, ausschüttet. da sind ansätze und ein flackerndes schimmern zu vernehmen, wenn....ja wenn der text sich beschränken/besinnen würde.
die anfänge habe ich jedenfalls mit interesse verfolgt: bell
ps: willkommen hier im lifo
"Armselig ist das Haus, in dem es nicht auch viele unnütze Dinge gibt." (Horaz)
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von wüstenvogel » Fr 02 Dez, 2011 19:22
Hallo, ihr drei, mein kleiner Versuch, in die Komplexität des (einfachen) Lebens einzutauchen, ist sicher nur Stückwerk, eben ein Versuch. Trotzdem reizt es mich (auch wenn es manchen als Reizthema erscheint). Ich muss jetzt (leider) doch etwas zu den Zeilen 3 und 4 sagen: Das eigene Leben zu lieben ist die Voraussetzung, alles (andere) Leben zu lieben. Hier beziehe ich mich auf eine wesentliche Aussage des Christentums: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" Gerade der zweite Teil dieser Aussage wird so oft vernachlässigt, dabei ist er die Bedingung für jede Art von "Nächstenliebe." Schade, dass das nicht klar geworden ist. Die "Nächstenliebe" hat für mich viel mit der "Liebe zum Leben" zu tun. Das zu erhalten, was "in uns, mit uns und um uns herum lebendig geblieben" (ist), sollte uns wichtig sein - und erscheint mir nicht "überflüssig, satt und vollgefressen" - sondern notwendig und angemessen. Wie schon gesagt, die mittlere Strophe könnte man weglassen, auf die erste und letzte Strophe kann ich nicht verzichten. Vielen Dank für eure Mühe Alles Liebe wüstenvogel
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von BenniH » Fr 02 Dez, 2011 19:44
Hey,
die Komplexität des Lebens, ob nun einfach oder komplex genannt, ist sicherlich ein reizvolles Thema. Reizvoll in dem Sinn, dass es eine gewisse Tiefe besitzt und Gegenstand unseres Alltags ist. Beginnt man, darüber nachzudenken, was das Leben ist, wie es aufgebaut ist, woraus es besteht, gelangt man (zunächst) unweigerlich zu Komplexität. Auf der anderen Seite ist es aber auch ein Thema, das dadurch reizt, dass es oberflächlich, schönmalerisch und allzu pietär behandelt wird. Ich bin auch der Meinung, dass die erste strophe deines Gedichtes interessant klingt und etwas verspricht. Allerdings stoße ich mich an den "großen Worten", die du nicht bloß verwendest, sondern eben als Kernaussagen gebrauchst. Dadurch entbehren sie jeglicher Reflexivität(natürlich kann das gewollt sein) und dadurch wirkt das Ganze einfach, vielleicht sogar platt. Du gibst Antworten, anstatt Fragen zu stellen und gibst damit vor, Fragen zu beantworten, indem du sie in Antwortform und schöngeschrieben wiederholst. Die Rednundanz wurde bereits angesprochen. Natürlich ist es nicht falsch/schlecht/sonstwas, Antworten zu geben, aber aus meiner Sicht auch nur dann, wenn es Antworten sind, wenn sie dem Kontext angemessen, in ihm sinnvoll sind und, wenn sie Informationen bereitstellen. Die inhaltlichen Hintergründe deines Gedichts stehen für mich nicht zur Diskussion, ob du nun christliche Nächstenliebe thematisieren möchtest, die Liebe zur Natur oder irgendetwas sonst, für mich ist allein entscheidend, was ich in deinem Gedicht finde.
Beste Grüße, Benjamin
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von wüstenvogel » Sa 03 Dez, 2011 11:48
Hallo BenniH, Ich stimme dir völlig zu, dass für den Leser eines Gedichts das entscheidend ist, was er in diesem fndet (oder auch nicht), unabhängig von der Intention des Autors. Meine Absicht war es nicht, Antworten zu geben, doch wenn du welche gefunden hast - auch gut. Das ist ja das Faszinierende an Gedichten, dass sie auf viele Menschen unterschiedlich wirken - auf den einen mehr, auf den anderen weniger. Mag sein, dass mein kleines Gedicht Erwartungen geweckt hat, die es dann nicht erfüllt. Für mich ist es wichtig, Anregungen zum Nach- und Weiterdenken zu geben - und das scheint ja gelungen zu sein. Liebe Grüße wüstenvogel
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