Geschichten zum Thema Alltag

N° 2 Eins, zwei, drei

Beitragvon C.J. Bartolomé » Fr 09 Nov, 2012 08:03


Man darf sich das Entdecken nicht wie ein Griff in Rasierklingen oder das Hervorziehen einer halbverwesten Leiche vorstellen. Eher als das drängt sich das Bild einer Schönheit auf, die in Licht taucht. Die Gefahr liegt dann auch nicht im Erschrecken vor dem Neuen. Vielmehr muss der Mutige eine Implosion fürchten. Denn das, was der Geist an einer Stelle aus sich herauszieht, fehlt ihm an anderer Stelle, und dort, wo es fehlt, sinkt ein Muster in sich zusammen, wie in einer Maschine, aus der man ein Zahnrad entfernt hat. Die Kunst ist, das Gewonnene zu formen und besser wieder einzusetzen, als man es vorgefunden hat.
Ein Beispiel will ich nennen – die genauen Umstände sind nicht mehr bekannt –, das von einer jungen Frau erzählt:
Auf der Schwelle der Zimmertür, vor dem Spiegel, im Raum zwischen Heizung, Bett, Wand und Tür, dort, wo sie zumeist sich selbst (im großen, runden Spiegel) erblickte – . Dort schoss ihr durch den Kopf, warum sie sich noch immer für ihr Äußeres schämte und wie ein nasser Dackel durch die Gassen der Stadt schlich, den Kopf zwischen den Schultern. Wie sehr ich mich selbst schädige durch die ständige Angst vor der Aufmerksamkeit der anderen, ihren Blicken, ihren Musterungen, ihren Bewertungen! Mutig ergriff sie diesen Gedanken und spann ihn aus. Warum sollst du dich vor den Blicken der anderen fürchten? Was können sie dir?
Und da kam als Antwort: nichts.
Sie können mir nichts anhaben, dachte sie, sie sind stumm und dürftig, ohne Macht. Das Etwas, das aus den Augen anderer auf mich fällt, lässt mich leuchten. Warum sollte ich es nicht lieben, mich zu präsentieren, mich zu zeigen wie eine Schauspielerin? Aber nein, dachte sie, keine Schauspielerin. Mein wahres Wesen soll nach außen dringen, meinen Charakter, mein Inneres will ich an die Sonne halten, vom Regen waschen, vom Wind entstauben lassen.
Nichts sprach dagegen, alles dafür. Und sie merkte, wie es krachte in ihrem Kopf, wie ein langgehegter Wunsch sich Bahn brach. Ich bin schön!, rief sie sich zu. Nicht makellos, denn das ist niemand. Und ich bin entschieden! Ein klares Wesen, das zeigt sich in der Frisur. Züge zeigen, Konturen enthüllen, Formen konturieren. Mein Innerstes nach Außen kehren.
Schon machte sie sich eine modische Frisur, schlenderte ohne Bedenken vor der Tür hinauf, hinab. Ihre Entdeckung war: sie entzieht ihr Wesen und ihr Aussehen den Blicken der anderen, da sie sich schämte. Der Entzugs–Mechanismus lag nun offen vor ihr, das Prinzip schien ihr so einfach. Sich zu zeigen in allen Eigenschaften muss jeder, dachte sie, niemand kann sich verstecken. Und sei`s nur eine Minute, eine Sekunde – die scharfen Blicken tun ihr Werk. Dann will ich aber frei sein und meine Schönheit entfalten. Alle Hemmungen lege ich ab wie schwere Eisenklammern. Beim Reden fängt es an, bei der Haltung geht es weiter, beim Körper insgesamt, beim Gesicht, bei den Haaren. Gesten, Mimik, Bewegungen. Freiheit in ihnen, warf sie sich vor: wie konnte ich sie vergessen? Ich, die so nach Freiheit strebt, ich ergriff die erste, einfachste Freiheit nicht?
Doch der Gedanke entwischte ihr aus irgendeinem Grund. Sie vergaß ihn, statt ihn schnell wieder an die Stelle des alten zu setzen. In weniger als einer Minute entschwand ihr die Freiheit, einfach weil sie sie vergessen hatte. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Nur: Kunst ist, das Gewonnene zu formen und besser wieder einzusetzen, als man es vorgefunden hat.
Bitte schickt mir Eure Kritiken und Kommentare auch zu (http://www.profession-literatur.de/index.php/kontakt)! Anlässlich "Skyfall" findet ihr dort auch Einiges zu meinem James Bond 007-Roman "Cyber"! :flasche:
C.J. Bartolomé
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Re: N° 2 Eins, zwei, drei

Beitragvon rivus » Do 15 Nov, 2012 00:15


hallo Bartolomé,
irgendwie erinnert mich dein text-thema an renate overthürs roman "mein fremdes gesicht".

hm, das thema, schnell, versiert wird im text kontraproduktiv. es zaudert, zögert, fürchtet, begleitet einen geist , der das mechanistische zusammensetzen eines selbst, die neuerfindung einer maschinenmenschin wägt, die doch keine ist. das könntest du spannender umsetzen, wenn du deinem satzbau mehr aufmerksamkeit schenken würdest.

überarbeite es bitte nochmal. schon die ersten vier sätze stellen in meinem lesen keinen wirklichen zusammenhang her und können dichter formuliert werden. du arbeitest meiner meinung nach am anfang zu viel mit das. deine längeren sätze haben potential, lesen sich jedoch teilweise umständlich. manche satzübergänge stocken gar sehr ...


das erst mal und beim umbauen viel erfolg!


fg
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Zuletzt geändert von rivus am Do 15 Nov, 2012 00:26, insgesamt 5-mal geändert.
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