Geschichten rund um Liebe, Familie oder Freundschaft

gelöscht

Beitragvon kokoschanell » Fr 08 Feb, 2013 15:53


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Re: Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass...?

Beitragvon Gringa » Mo 04 Mär, 2013 17:52


Hallo, Koko - ich habe mich mal rangemacht an Deinen Text. Und hoffe, Du kannst mit den Kürzungen und minimalen Veränderungen was anfangen.
Nun bin ich ja nur mal gespannt, ob ich den bearbeiteten Text auch heile rüberkriege ...*mitdenZähnenklapper*

Ganz lieben Gruß, Gringa




[quote="kokoschanell"]

Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass ich ihn liebe?
Bei manchen Müttern wäre das vermutlich kein Problem: Man sagt es einfach.
Aber meine Mutter ist von der Sorte, die nicht locker lässt. Sie fordert Gründe. Und man hat so lange zu argumentieren, bis man beweisen kann, daß ihre Intuition sie getrogen hat.
Ich hab`s oft versucht, doch selten gewonnen.

Früher habe ich sie für ihre Corage bewundert.
Ungerechtigkeiten in der Schule, mit denen ich nicht klar kam: sie war da. Forderte Gründe, Argumente von den Beteiligten, auch von den Lehrern. Immer klärte es sich auf - zu meinen Gunsten.
Die Lehrer hatten Respekt vor ihr: „Kind, du hast eine super Mutter“.
Ja, ich war stolz auf sie.
Vor allem, weil sie mir auch den früh verstorbenen Vater ersetzte.
Sie war es, die mir beibrachte, mich zu wehren. Schon in der Grundschule übte sie zuhause Kampfsport mit mir. Weil es da einen gab, der mich immer schlug. Dreimal sollte ich ihm sagen, er soll mich in Ruhe lassen, dann sollte ich ihm eine tacheln. Es fiel mir schwer. Es schien mir anfangs unmöglich. Ich mußte mich überwinden, mich zu wehren. Irgendwann konnte ich es.
Als mich einige Jahre später ein paar Jungs auf dem Schulweg zu viert in die Zange nahmen, nahm sie sich Mutter am nächsten Tag vor. Den Anführer packte sie am Schlawittchen. Sie war kräftig und sportlich. Das kommt davon, dassie Kartoffelsäcke und Flaschenkisten immer beidhändig allein trug.
Meine Mutter schien keine Angst zu haben - so kam es mir jedenfalls vor.
Sie konnte auch gut zuhören. Viele Menschen kamen zu ihr und erzählten ihr ihre Sorgen. Sie kannte immer einen guten Rat und half, wo sie konnte.

Von sich selber erzählte sie nichts. Nicht einmal mir.


Jetzt, mit Mitte Zwanzig, sehe ich zum ersten Mal, dass Mutter Angst hat. Vielleicht fürchtet sie, mich zu verlieren - oder mir nicht helfen zu können.
Einige Jahre lang hatte ich eine Beziehung zu einem Mann, der rasch wie ein Sohn für Mutter wurde. Er hatte viele Probleme und Mutter liebte es, sie für ihn zu lösen. Mich störte das und ich trennte mich von ihm.
Dann kam dieser andere Mann.
Mutter mochte ihn von Anfang an nicht. Er ist ein Macho und ich finde das toll.
Mutter sagte, er habe mich vollständig im Griff und sie habe mich nicht zu einem frei denkenden Menschen erzogen, damit ich mich herum- kommandieren lasse. Es gefiel ihr nicht, dass er sein großes Auto auf Pump gekauft hat. Sie monierte sein emotionsloses, cooles Auftreten. Für mich war er ein starker Mann.
Schon deshalb, weil ich ihn in seiner Soldaten-Uniform umwerfend fand und vielleicht auch, weil er meiner Mutter etwas entgegenzusetzen hatte.

Allerdings nur solange, bis sie ihre Ironie einsetzte. Damit konnte er nicht umgehen. Und sie gewann wieder die Oberhand.
Mich überraschte das nicht allzu sehr, denn bisher hatte ich noch niemanden kennengelernt, der ein Wortgefecht mit meiner Mutter gewonnen hätte.

Wie sollte ich dieser wunderbaren Mutter beibringen, dass ich ein Arschloch liebte?
Da beide nichts mehr miteinander zu tun haben wollten, beendete ich die Beziehung. Auch, weil er wollte, dass ich das Kind, das ich später verlor, abtreiben lassen sollte. Er habe keine Lust auf Familie.

Die Einschätzung meiner Mutter war also richtig gewesen - auch, wenn sie von der Schwangerschaft nichts gewusst hatte
Ich wollte ihr nicht den Beweis dafür in die Hand legen, dass sie wieder mal Recht gehabt hatte.
Im Gegenteil: die Beziehung mit diesem Mann ging nach kurzer Unterbrechung inoffiziell weiter. Er sagte, er könne ohne mich nicht leben, und ich wollte ihm glauben.
Mutters forschender Geist aber witterte Gefahr. Irgendwie bekam sie es heraus. Sie war verletzt, dass ich sie angelogen hatte. Und sie verzieh mir. Sie hat mir immer verziehen.
Sie bezahlte mir das Studium an einer Privathochschule, weil es mein Traum war. Das hätte sie nicht tun müssen nach all dem. Sie aber tat es.
So ist meine Mutter.

Sie versuchte sogar eine Brücke zu schlagen, zu ihm. Sie schlug eine Aussprache vor und einen Neuanfang. Ich weiß, wie schwer ihr das fiel, nachzugeben.

Sie tat es für mich.

Der Mann, den sie nicht mochte, antwortete nicht auf ihre Mail. Sie wartete. Einen Tag lang, eine Woche, einen Monat, drei Monate. Mutter lud uns sogar ein, mit ihr und ihrem neuen Partner Karneval zu feiern. Mein Freund hatte keine Zeit.
Ich fand das unmöglich von ihm. Doch er blieb dabei: er wollte nicht.
Ich log meine Mutter wieder an: Ich müsse leider arbeiten ...
Aus schlechtem Gewissen besuchte ich sie immer seltener, rief nicht mehr so oft an. Das konnte nicht lange gut gehen. Nicht bei einer Mutter wie meiner.
Eines Tages rief sie an und sagte:“ Wenn der junge Mann sich nicht bald meldet, braucht er sich nie mehr zu melden. Auch nicht, wenn ihr zehn Kinder habt.“

Sie ist eine Frau, die das nicht so dahersagt.
Da sie auch facebook liest, verkündete ich dort, dass ich wieder Single bin.
Meine Mutter meldete sich nicht, sie schwieg dazu - ungewöhnlich für sie.

Und jetzt will ich sie nicht mehr anschwindeln.
Doch wie soll ich meiner Mutter beibringen, daß ich ihn liebe - dieses Arschloch?
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Re: Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass...?

Beitragvon kokoschanell » Di 05 Mär, 2013 20:05


liebe gringa,

du hast dir viel mühe gemacht, und dafür danke ich dir.
ich werde es mir kopiren und in ruehe durchgehen.
mein erster eindruck jedoch:

durch die kürzungen geht jedoch das atemlose verloren.
das verniedlichende "jetzt wil ich sie nicht mehr anschwindeln" nimmt den schwung der pointe.
der leser soll sich seinen teil selbst denken.

das arschloch muss unbedingt rein, weil es das gegengewicht bildet zu der liebe und im grunde auch zeigt, dass das mädchen eigentlich selber weiß...
nur vor der mutter natürlich nicht zugeben will. auch das provokante soll dadruch symbolisiert werden zwischen alt und jung.

bei deiner version geht mir die emotionale getriebenheit der erzählenden tochter verloren. es wird daraus eine etwas langatmige , einfache geschichte.

dennoch freue ich mich , dass du dich formal zur korrektur die zeit genommen hast.
und vielleicht hast du ja auch recht.
mag eine subjektive sicht meinerseits sein.

was mich zum inhalt interessieren würde: wie siehst du die prots in ihrem handeln, ihrer verquickung?
LG von koko
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Re: Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass...?

Beitragvon Gringa » Do 07 Mär, 2013 09:16


Es bleibt Dir überlassen, wie Du mit meinen Vorschlägen umgehst.

Lieben Gruß, Gringa
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Re: Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass...?

Beitragvon Gast » Do 07 Mär, 2013 15:37


Ich kann es nicht unterlassen noch anzumerken dass sich Gringas Version um einiges angenehmer liest. Das Wort Arschloch im Anfangssatz läd m.E. auch nicht zum weiterlesen ein.
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Re: Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass...?

Beitragvon kokoschanell » Mi 13 Mär, 2013 23:07


ok, vielen Dank. Die geschichte scheint keinen anklang zu finden.
ich sollte sie wohl noch einmal überarbeiten.
lg von koko
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Re: Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass...?

Beitragvon tortenlover » Do 04 Apr, 2013 19:28


Ohhh... :O

naja, erst mal hallo... ;)

ich fand die geschichte schon beim ersten lesen sehr hübsch... :rolleyes:

anders als der erste satz vermuten lässt, geht es nicht hauptsächlich um die beziehung zu dem macho, sondern die protagonistin zeichnet ein recht präzises bild ihrer mutter... die verwendeten anekdoten aus der grundschulzeit fand ich sehr sympatisch ;)

natürlich, auch passagen aus gringas vorschlag sind gut... aber meiner meinung nach nicht unbedingt besser als das original... auch kokos argumente dagegen sind nachvollziehbar... das "arschloch" gehört rein... :engel:

das einzige, worüber ich in der geschichte gestolpert bin, war die aussage mit der soldatenuniform des machos... so hatte ich die erzählerin nicht eingeschätzt... auch das "geil" passt meiner meinung nach nicht ins konzept... :)

Liebe Grüße,
tortenlover
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Re: Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass...?

Beitragvon kokoschanell » Fr 05 Apr, 2013 20:12


lll
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Re: Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass...?

Beitragvon kokoschanell » Fr 05 Apr, 2013 20:18


lieber torti,

ich freue mich sehr, dass du den mut hast, eine antithetische meinung zu vertreten, nachdem die geschichte hier ziemlich abgebügelt wurde.
deine meinung deckt sich nämlcih durchaus mit meiner.
die tipps sind überlegenswert, aber sie machen die geschichte nicht besser.

erstaunt hat mich , was ich aus den kommis gelernt habe.
in einem anderen großen forum wurde die geschichte viefältig kommentiert und die meinungen waren gespalten wie auch hier. interesanterweise waren es meist frauen, die sie nicht gut fanden- männer schon.

ich denke, das kommt daher, dass die frauen eher auf dem banalen "man muss ein kind auch loslassen können" feststehen, während die männer eher bereit sind, sachlicher und weitergehender zu denken.
dieses man muss ein kind auch loslassen ist nich die aussage der geschichte, sondern ihr ausgangspunkt. sie ist prämisse für die handlung der protagonisten, die sich in einer extremen situation befinden, die eben nicht alltäglich ist.

das geil passt schon, denn es ist ja aus einer sicht von einer jungen tochter geschrieben, daher die wortwahl.
es ist keine geschichte über schuld, sondern eine über hilfosigkeit von menschen, die lieben- alle und doch verletzen.
es machte mir spaß, diese situation aus dem blickwinkel einer heranwachsenden zu betrachten.

diesen kommi schriebe ich nun zum zweiten mal. er war plötzlich weg. höchst ärgerlich.
danke also für deine gedanken und lg von koko
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Re: Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass...?

Beitragvon tortenlover » Fr 05 Apr, 2013 20:21


hab den alten kommentar schon gelesen... ;)


interessant, die wirkung der geschichte auf leser über das geschlecht zu begründen... ;)

gerne kommentiert... :D

liebe grüße,
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Re: Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass...?

Beitragvon kokoschanell » Sa 06 Apr, 2013 22:53


:D ist natürlich rein spekulativ, aber so in der Masse schon interessant.
hätte ich nun Interesse an einem Dr-Titel, könnte man da eine Arbeit drüber schreiben...
gg von koko
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Re: Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass...?

Beitragvon tortenlover » So 07 Apr, 2013 18:23


mit dem richtigen doktorvater geht ja alles... ;)
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Re: Wie bringe ich meiner Mutter bei, dass...?

Beitragvon kokoschanell » So 07 Apr, 2013 18:29


:D :D
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