Beschreibung von Natur und Umwelt

Re: Was wir lieben zu erlangen

Beitragvon Perry » Di 23 Apr, 2013 22:45


Hallo Rivus,
gefällt mir wie Du den Bogen von der Heimat in die Ferne und dann in die Tiefe inneren Erkennens lenkst. ;)
Konstruktiv bin ich in der ersten Zeile bei "ihr(e?) Tälern" hängengeblieben.
LG
Perry
PS: Ach ja, das mit dem "Spülen" schreit auch irgendwie nach "Spüren."
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Re: Was wir lieben zu erlangen

Beitragvon KrachKaff » Mi 24 Apr, 2013 11:38


Hallp rivus, mir gefällt das gediht auch, es birgt eine infragestellung und eine bestätigung des gesagten, wirkt auf mich erstaunlich wertungsfrei. ich kann es beim lesen sowohl positiv als auch negativ assoziieren, das fiel mir auf. Inhaltlich ist für mich die letzte strophe herrausragend gelungen. Ich weiß nicht, ob ich es schoneinmal erwähnt habe, ich mag deine sprachlichen/grammatikalischen freiräume meist gerne lesen ... Guter text, gute grüße krachkaff
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Re: Was wir lieben zu erlangen

Beitragvon wilma » Mi 24 Apr, 2013 12:45


Suchen wir dieselben Berge und ihr Tälern
finden wir sie um uns aufhalten zu können
die Schneekoppe den Oybin oder Hochstein
Denken wir nicht mehr an unsre Schatten

Was ich hieran sehr schätze (ach, Hallo Rivus *lach* ...) ... also weiter ... ist, dass ich in Sachen Sprachspiel angsprochen werde. Dir mal unterstellt, Rivus, dass das Tälern als solches gemeint ist, gibt es - vor allem in Bezug auf den Titel - mehrere Möglichkeiten der Aufnahme dieses Verses: Das Tälern kann vom Tal und vom Taler stammen (schade, dass die Berge nicht auch das Bergen sein konnten, denke ich gerade). Das 'Aufhalten' ist ebenso doppeldeutig: Es kann eine Verweildauer bedeuten, aber auch ein Hindern durch ... ja ... einander. Schneekoppe ... da hab ich gleich an die Werbung gedacht, dieses hallende 'Schneehee-kopp-ppe-ee' aus der Werbung.
Insgesamt ist dies eine gute Einleitung, wie es effektvoll gelingen kann, sich etwas vorzumachen ... so nehme ich es auf. Als Ablenkung von Wichtigem, Dazugehörigem.

Erfinden wir uns in den Reisen
hie hin und dort hin ohne Bangigkeit
das Mittelmeer Australien oder Kanada
Gehören wir nicht mehr der Gegenwart

Das hier kann man 'belehrend' lesen, muss man/frau aber nicht. Ich möchte es nicht, weil ich ein Belehren und auch Moralisieren in Gedichten, in der Literatur überhaupt, grauselig finde. Und ich glaube nicht, dass das intendiert war (will ich auch nicht glauben *lach*).
Aber auch hier klingt für mich die Flucht durch, die Flucht vor dem, was ängstigt - etwa dem Tod (ich denke, das ist die größte, häufigste, meist verbreitete Angst). Oder etwas 'andernorts' zu leben, was 'daheim' unmöglich ist - oder insgeheim einen Teil von sich, seiner Person zu leben, von dem niemand wissen soll/darf oder was abgespalten wird vom 'ich'. Alles möglich, und alles interessant.

Vergessen wir nicht unsre Zeitlang
die Lieblingsstellen der Träume
der Blicke der Seelen
Spülen wir nicht mehr die Traurigkeit

Die erste Zeile dieser Strophe 'unsere Zeitlang' - dazu assoziiere ich wieder unsere individuelle Lebensdauer. Ich hoffe, hier steht keine 'Mahnung', weil ich auch damit irgendwie nichts anfangen kann, in Lyrik nicht, in Prosa nicht. Ich hoffe, es war nicht so gemeint oder ist dann höchstens ans eigene 'ich' gerichtet (da kann ich es 'dulden'). Insgesamt die Erinnerung, dass da mal Träume waren ... früher, Ideale, dass es früher einfacher war, 'man selbst' zu sein, unverhohlen ... so empfinde ich diese Strophe ... bis auf die letzte Zeile, da steht 'spülen' statt 'spüren' - und hier könnte auch fast schon der Schlüssel für den gesamten Text liegen ... das 'Hinunterspülen' von Unangenehmem - das tun viele Menschen, vor allem - als klares Bild davon - Alkoholiker ... vorsichtiger ausgedrückt: dem Alkohol zugewandte Menschen.
:)
Was wir lieben zu erlangen ... innere Berg- und Talfahrten, das 'wahre Spüren'?!
Ja, Rivus, das waren alle meine Gedanken dazu, klar ganz persönlich. Mir gefallen die Gedanken bzw. die Bilder, die die Gedanken hier erzeugen, diesen Spaziergang durch das Kleine und das Große ... sozusagen.

Viele Grüße
die Wilma ;)
Zuletzt geändert von wilma am Mi 24 Apr, 2013 13:28, insgesamt 3-mal geändert.
Nichts ist weniger ergründbar als die Komplexität und der Facettenreichtum zwischenmenschlicher Beziehungen - und seien es Liebesbeziehungen
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