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Geflügeltes 1957

Beitragvon knistern » Mo 20 Mai, 2013 19:07


Flieg- und Flugzeug in Oberbayern

„Sie haben doch auch einen Buben in dem Alter, vielleicht hat der mehr Freude daran.“ Mit diesen Worten hat die Arbeitgeberin meiner Mutter ihr einen Karton in die Hand gedrückt. Mutti war dort zweimal die Woche als Haushaltshilfe beschäftigt. Mit Grüßen dieser Hausherrin überreichte sie mir diese Schachtel.
Außen war ein Flugzeug abgebildet. Als ich die Sache näher betrachtete, blieb mir schier das Herz stehen: Ein Flugmodell! Nicht eines zum hinstellen, nein eines das richtig fliegen konnte. Ich weiß es noch wie heute eine „Hawker Hurrikane“. Das flugfähige Modell eines britischen Jagdflugzeuges.
Natürlich war das ein Fesselflugmodell, das man an zwei Drähten gesteuert in einem großen Kreis um sich herum fliegen ließ. Funkgesteuerte Flugmodelle gab es damals noch gar nicht.
Nun muss man wissen, dass ich seit jeher mit dem Flugvirus infiziert war und bin. Das habe ich wohl in den Genen. Meinen Vater haben sie gegen Ende des letzten Krieges über Bad Aibling vom Himmel geholt. War einer der ersten Me 262 Piloten. Ich mache noch heute mit dem Gleitschirm Besuche bei den Bergdohlen, den Flugakrobaten.
Jedenfalls war ich hell begeistert, überprüfte ob alle Einzelteile vorhanden waren und legte los. Der Zusammenbau war begonnen, aber dann aufgegeben worden. Ein winzig kleiner Motor nach dem Diesel Prinzip war dabei, und nach einigen Tagen war das Flugzeug fertig gestellt. Der Motor sirrte und zerrte an der Maschine.
Aber wo fliegen lassen?
Es war Ende Mai und die Bauern hätten uns aus jeder Wiese wütend verjagt. Da kamen mir die Streuwiesen hinter Westerndorf bei Pang in den Sinn. Dort wurden die feuchten Wiesen um die Zeit umgelegt, das heißt, gemäht und liegen gelassen. Kein Mensch hatte etwas dagegen, wenn wir das Flugzeug dort kreisen ließen.
Also auf die Fahrräder und nichts wie hin.
Der Start war unkompliziert und das Landen hatte ich nach einiger Übung auch heraus. Das Modell war robust und hat die ersten zwei „Überschlags-Landungen“ gut überstanden. Natürlich hatten mich zwei Nachbarsbuben begleitet. Das Flugzeug war eine Sensation. Sie hofften auch damit umgehen zu dürfen und ich hab mich in meinem Besitzerstolz gesonnt.
Nach einer Weile beherrschte ich auch die Steuerfunktionen und irgendwann wurde das „im Kreis drehen“ langweilig. So überließ ich das Gerät meinen Begleitern, die mit hochroten Köpfen und mehr oder weniger Talent das Flugzeug kreisen ließen.
Nach einiger Zeit fiel mir auf, dass wir mit dem Fluglärm immer wieder Fasane aufscheuchten, die dort tief über dem Boden dahin strichen.
Als allmählich auch meinen Begleitern das „im Kreis drehen“ zu viel wurde, hab ich vorgeschlagen, wir sollten uns so einen Fasan fangen und braten. Damit hätte dieser Flugtag einen würdigen Abschluss!
Die Anderen waren begeistert. Flogen diese Vögel doch scheinbar urgemütlich dicht über dem Boden dahin. Es sollte keine große Kunst sein, einen solchen auf zu scheuchen und zu erwischen.
Was für ein Irrtum. Dieses scheinbar langsame Dahinstreichen war weit schneller als wir laufen konnten. Das Aufscheuchen war kein Problem. Es hockten eine Menge dieser Vögel in den Kuhlen und Gräben dieser Wiesen. Aber sie zu fangen – einfach unmöglich. Inzwischen machte es uns schon Spaß nur zu beobachten wo und wie die Fasane aus den Wiesen aufflogen. Und so rannten wir schreiend und springend herum wie die Verrückten. Die „Hawker Hurrikane“ war völlig vergessen. Mitten in dem Gehüpfe und Geschrei bin ich an einem der kleinen Entwässerungsgräben ausgerutscht und bäuchlings in die Wiese gefallen. Mehr noch bin ich erschrocken, als unter meinem Bauch etwas gezappelt und gekreischt hat. Entsetzt wollte ich mich schon wegwälzen als es mir durch den Kopf zuckte: „Ob da nicht.....“
Blieb also zunächst ruhig liegen und fasste, vorsichtig zuerst, dann aber beherzt zu: Wir hatten unseren Braten.
Peters Fahrtenmesser bewies wieder einmal seine Notwendigkeit und an der „Kalten“ dem Flüsschen, weit genug weg von den Streuwiesen, brannte alsbald ein Feuer über dem sich ein Fasan drehte.
Er hatte der „Hawker Hurrikane“ die Schau gestohlen.................bis wir versuchten ihn zu essen.
Wenn wir gleich die „Hawker Hurrikane“ gebraten hätten, wäre wahrscheinlich nur der Bratenduft ein anderer gewesen.

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Re: Geflügeltes 1957

Beitragvon kokoschanell » Mi 22 Mai, 2013 13:49


ja, lächel- das Cowboyleben, lieber Knister, wird wohl auch nicht so romantisch gewesen sein, wie man es immer in den Filmen sieht. :) Fisch braten ohne Gewürze und Kräuter... naja, auch nicht jedermanns Geschmack...
eine nette Geschichte, die Einblick gibt in die Welt der 50 iger Jugendlichen, was heutige wohl als reichlich antiqiert ansehen würden.
Leider.
Aber die Welt wandelt sich und so sind solche Geschichten ein Stück Lebenskultur, um mal nachzulesen, wie es damals war.

Vom Stil her ist es mir ein wenig zu langatmig, könnte etwas mehr Pfiff vrtragen, wörtliche Rede usw.- vielleicht aber Geschmacksache. Auf mich wirkt es eher wie eine Beschreibung als eine Erzählung.
Vielleicht Geschmacksache...
aber hab trotzdem gern gelesen, irgendwann wird eine Generation kommen, die es nur noch (kopfschüttelnd) nachlesen kann. :lach:
Grüßli aus dem Rheinland von Koko
Vielleicht stünde es besser um die Welt, wenn die Menschen Maulkörbe und die Hunde Gesetze bekämen.

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Re: Geflügeltes 1957

Beitragvon knistern » Mi 22 Mai, 2013 18:47


Hi Koko,
die Dinger sind wohl immer Geschmackssache.
Mich stört nur eines an Deiner Beurteilung: Du beurteilst, wie Jugendliche das beurteilen würden!!!!!!!!!!!!!!!!
Das scheint mir generell ein Zeitkrankheit zu sein. Viel zu viele Leute behaupten zu wissen wie andere etwas empfinden, verstehen, be- und/oder verurteilen.
So entstehen immer wieder (und ich empfinde das als eines der größten Ärgernisse) Vorurteile und Stereotypen die mit der Wirklichkeit nichts gemein haben und dennoch großen Einfluss ausüben.
Versteh mich bitte recht: Ich habe großes Interesse an Deiner Meinung. Aber ich habe überhaupt kein Interesse daran was Du meinst dass Andere meinen.
Nicht böse sein, aber das musste raus.
Liebe Grüße
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Re: Geflügeltes 1957

Beitragvon wilma » Mi 22 Mai, 2013 19:34


Tjoa, knistern,
was kann man sagen? Die Mama bekommt ein Modellfluglzeug zum Selbstbasteln für den Bub mit, der ist begeistert, baut's zusammen und ist stolz wie Bolle, auch seine Kumpels begeistern zu können dafür. Hat auch richtig Ahnung von Flugzeugen. Als ganze ganz junge Kerle nun noch den Bock .... äääh ... Fasan schießen wäre der Burner, kommt anders als aus dem Gewehr geschossen, fällt sozusagen in den Schoß, schmeckt aber nicht.
Soweit - so gut. Ist sicher zur eigenen Erinnerung lustig. So - von außen gesehen, finde ich die angedeuteten Beschreibungen des Umfeldes - vor allem der Natur - nett.
Aber die Story, naja, ich finde, Koko konnte das netter ausdrücken, als ich es tun würde.

Grüße
W.
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Re: Geflügeltes 1957

Beitragvon kokoschanell » Mi 22 Mai, 2013 20:23


das hast du aber in den falschen hals gekriegt. ich habe nicht beruteilt, dass deine geschichte antiqiert ist, denn ich bin durchaus schon etwas fortgeschritten im jugendlichen alter. mitte 50... =)
das war einfach ein einwurf, nicht kritik.
männer sind aber auch empfindlich :D
schmunzeln von koko
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Re: Geflügeltes 1957

Beitragvon knistern » Do 23 Mai, 2013 10:47


Liebe Koko,
so schnell wird man miss-verstanden.
1. ich liebe Kritik - daraus lerne ich (wenn möglich)
2. wenn Du das antiquiert gefunden hättest (was Du nicht geschrieben hast) hätte ich auch kein Problem damit gehabt

Ich habe moniert, dass Du die Meinung von Jugendlichen Lesern vertreten hast. Und das ist eben - nach meiner Meinung - unzulässige Interpretation.

Deine eigenen Meinung ist mir wertvoll.
Bleib mir dennoch gewogen
Dein
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Re: Geflügeltes 1957

Beitragvon knistern » Do 23 Mai, 2013 19:35


wilma hat geschrieben:Tjoa, knistern,
was kann man sagen? Die Mama bekommt ein Modellfluglzeug zum Selbstbasteln für den Bub mit, der ist begeistert, baut's zusammen und ist stolz wie Bolle, auch seine Kumpels begeistern zu können dafür. Hat auch richtig Ahnung von Flugzeugen. Als ganze ganz junge Kerle nun noch den Bock .... äääh ... Fasan schießen wäre der Burner, kommt anders als aus dem Gewehr geschossen, fällt sozusagen in den Schoß, schmeckt aber nicht.
Soweit - so gut. Ist sicher zur eigenen Erinnerung lustig. So - von außen gesehen, finde ich die angedeuteten Beschreibungen des Umfeldes - vor allem der Natur - nett.
Aber die Story, naja, ich finde, Koko konnte das netter ausdrücken, als ich es tun würde.

Grüße
W.


Hallo Wilma,
wenn ich das hinein geschrieben hätte, was Du heraus gelesen hast - dann hättest Du absolut recht :emo:
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Re: Geflügeltes 1957

Beitragvon kokoschanell » Sa 25 Mai, 2013 23:15


:D interpretation ist niemals unzulässig, denn sie liegt im Auge des Betrachters.
Ich meinte ja auch nicht die Geschichte, sondern wollte sagen, dass Jugendliche heute das Procedere (Modellflugzeug ect.) als antiqiert ansehen würden.
Heute würde keine Jugendlicher mehr im Feld spielen, die tippen auf ihrem smart und anderen phones und sitzen mit dem Po auf der Couch...
hatte also gar nix mit Interpretation zu tun, aber nur um es zu klären.
LG von Championssleague-Begeisterter KOKo
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Re: Geflügeltes 1957

Beitragvon knistern » Mo 27 Mai, 2013 22:17


Grüß Dich Koko,
genau das meinte ich damit:
ich bin (trotz meines Alters) in der Jugendarbeit tätig - und es ist ganz und garnicht so, dass "Die Jugendlichen" (die es so natürlich garnicht gibt) nur auf ihrem Po vor PC, Tablet und Smartphone sitzen würden.
Die sind (sofern man sie damit bekannt macht) ausgesprochen scharf auf Outdoor-Aktivitäten. Nach meiner Erfahrung genießen sie es geradezu mit "antiquitierten" Techniken und Unternehmungen konfrontiert zu werden. Selbstverständlich entwickeln sie diese dann umgehend mit den heutigen Möglichkeiten weiter. Und alles Andere wäre ja stupid.
Aber gerade die Denkanstöße aus dem Erleben früherer Generationen werden geschätzt.
Nun weiß ich natürlich nicht, mit welchem Umfeld Du es in der Jugendszenerie zu tun hast.
Wenn es dort so ist, glaube mir, da gibt es einen hohen Prozentsatz für den eine solche Beschreibung überhaupt nicht gilt - und das überall in Deutschland.
Und ich danke Gott dass es so ist.
Zugegebenermaßen wird über diese Jugendlichen in keiner Boulevardzeitung berichtet.

Liebe Grüße
Knistern
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Re: Geflügeltes 1957

Beitragvon kokoschanell » Mo 27 Mai, 2013 23:37


:D also aus meiner "Jugendarbeit" kenne ich es etwas anders...
Da erschöpft sich die Outdoortätigkeit doch eher in Umfrisieren von Mopeds.. mag aber regional unterschiedlich sein.
GGGGGGGGGGGG von koko
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