Pessimistische Lyrik

Kampf um Minuten

Beitragvon kokoschanell » Mo 05 Aug, 2013 17:14


Kampf um Minuten



Ach, Sommer sehen alle in

der Glut, die Grün zu Wüste brennt,

die niemals ein Erbarmen kennt

Sie blendet nur- sie rafft nur hin.



In meinen Armen liegt das Tier,

in seinen Augen steht die Liebe,

die spricht, dass es so gerne bliebe.

Und es ist Sonntag grade vier.



Nach Luft zum Atmen ringt das Leben,

dem Schwüleschwaden Glocken weben.

Ich fahre nun fast eine Stunde

zum Notarzt mit dem alten Hunde.



Das Navi sucht, der Weg blockiert

als Radrennfahrer keuchend queren,

die sich nur um Medaillen scheren.

Fahr wie in Trance, die Hand vibriert.



Verfluchtes Rennen- tret aufs Gas

in unbekannten, engen Gassen,

der Wagen breit, doch muss es passen!

Heut messe ich mit andrem Maß.



Ich schneide, nehm die Vorfahrt stur

und dafür dank ich diesem Wagen,

dass alle weichen und nichts sagen,

denn heute zählt mir eines nur:



Dies Seelchen darf nicht von mir gehen!

Ich sag:“ Wir schaffen das, mein Engel

- bist doch ein starker Dackelbengel.

Halt durch! Wir schaffen es, wirst sehen!“.



Der Arzt hängt dich gleich an den Tropf,

ich streichle deinen Zauselkopf

und spür erst jetzt die weichen Knie.

Hör wie von ferne: „Hallo?!- Sie…“.



Da ruhen wir nun Seit an Seite

auf einer kahlen Tierarztliege.

Doch als ich dich im Arme wiege,

da fühl ich nichts als Seelenweite.
Vielleicht stünde es besser um die Welt, wenn die Menschen Maulkörbe und die Hunde Gesetze bekämen.

G.B. Shaw
kokoschanell
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