Beschreibung von Natur und Umwelt

agent orange

Beitragvon rivus » Mo 05 Sep, 2016 08:49


augen voll rausch

gegen den schmerz

etwas ganzes

ein anderes ich

gegen die selbstauflösung

beine

die dich aufrichten können

wie sehnsüchte

jahr und tag

wie komm ich hin

wie komm ich weg

abgleichen
Zuletzt geändert von rivus am So 18 Sep, 2016 16:13, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: agent orange

Beitragvon findefuchs » Mo 05 Sep, 2016 19:26


Hallo rivus,

Du berichtest wie ein Reporter. Direkt am und im Geschehen. Nah dran, ganz nah, erschreckend nah, was das Grauen fühlbar macht, was Gänsehaut macht. Immer wieder. Diese Instabilität nach dem Trauma, dieses kein Oben, kein Unten, vor allem keine Mitte, kein Wo, kein Wohin, nur das Unbeschreibliche. Ob Vietnam, wo "agent orange" wütete, Aleppo, oder anderswo. Es bleibt gleich schrecklich. Damals, heute. Immer. Weil Menschen überall auf der Welt stets Menschen bleiben. Selbst wenn man alles abzieht, alles nimmt. Die Seelen bleiben, die Schmerzen bleiben gleich.



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Re: agent orange

Beitragvon rivus » Mi 07 Sep, 2016 13:27


Hallo findefuchs,
es ist wunderbar, wundervoll, dich hier wieder zu erleben. Ein Hauch der alten, unsrer gemeinsamen Schreib-Zeiten berührt mich...

Vielen Dank für deine Worte. / ... / Das Schreckliche in der Welt, das Kriegerische, Zerstörerische ist immanent und zu sehr wühlt es immer tiefer in den Gemütern, verunsichert, verstört. Es fördert das Schwarz-Weiß-Denken, die Freund-Feind-Bilder und somit auch Ausgrenzungen, Stigmatisierungen, Heimatverluste (auch und gerade die wichtigen Inneren)... Was können wir dagegen setzen, wenn die Seelen beschädigt sind und noch mehr beschädigt werden, weil das Zivilisatorische nicht die Kraft hat, das alles aufzufangen, aufzuarbeiten, zu heilen oder zumindest auszusöhnen?

rivus
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Re: agent orange

Beitragvon Perry » Fr 16 Sep, 2016 16:37


Hallo rivus,
bedrückende Bilder vom Kampf des Lebens mit dem Schmerz.
Konstruktiv bräuchte ich den (zu) direkten Hinweis auf "agent orange" nicht,
denn die Krisengebiete der Welt liefern täglich neue Greuelszenarien.
LG
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Re: agent orange

Beitragvon rivus » Sa 17 Sep, 2016 23:38


hallo perry,
vielen dank für dein reinschauen. hättest du einen alternativen vorschlag?

lg
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Re: agent orange

Beitragvon Urian 2000 » Sa 17 Sep, 2016 23:47


"abgleichen" auch als titel zu nehmen, lieber rivus, schiene mir hier sehr passend, weil eh immer das selbe lockt, dasselbe dabei herauskommt, findste nicht? der sound des gedichts spricht mich an, gerade wenn man es laut liest...ein schönes stück...danke dafür
Urian 2000
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Re: agent orange

Beitragvon rivus » So 18 Sep, 2016 00:40


hi Urian 2000,
übernehme ich prompt. herzlichen dank dafür und auch für dein lesen.

lg
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Re: abgleichen

Beitragvon findefuchs » So 18 Sep, 2016 07:58


Hallo nochmal. "abgleichen" klingt für mich zu verkopft. Es mildert diese, erstmalig durch das Agent Orange in einem Krieg hervorgerufene, maßlose Schutzlosigkeit der Betroffenen. Das Kampfmittel Agent Orange, eine perfide Erfindung westlicher Global Player, gab Kriegen eine neue Dimension. Durch die davon hervorgerufene, totale Entlaubung der Gegend, wird auch der winzigste Mensch sichtbar und ohne die geringste Chance auf irgendeinen Schutz - oder Rückzugsort. So wird die Traumatisierung um ein Vielfaches erhöht. Die Menschen sind durch "Agent Orange" passiver Hilflosigkeit ausgeliefert. "Abgleichen" hingegen, ist etwas Aktives und erfordert strukturiertes Denken. Sind sie dazu noch fähig? Nein. Daher mochte ich den Original-Titel. Er benennt konkret eine Sache auf der Welt, von der man sich immer noch fragen sollte, wie kommen Menschen dazu, so etwas zu erfinden. Im Text selbst, am Ende kommt das "abgleichen" ja auch vor - nur dort passt es. Es steht quasi herausgerissen und wie der Schock des Autors über das Geschehen, wie eine erste Reaktion des nicht direkt Betroffenen, wie der erste Gedanke nach dem Geschehen. Gruß. finde
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Re: abgleichen

Beitragvon Perry » So 18 Sep, 2016 12:00


Hallo finde,
schön, dass Du die Diskussion am Laufen hältst, denn deine Sicht zu Agent Orange kann ich nur unterstreichen.
Mein Problem ist, dass der Text die Angst sich bzw. den Kampf gegen den Schmerz zu verlieren viel weiter spannt.
Abgleichen halte ich -auch wegen der Wortwiederholung- ebenfalls nicht für die beste Lösung. Zentraler steht für mich das Wort "Selbstauflösung" im Sinn von den Bezug zum Leben zu verlieren (sich deshalb immer wieder abzugleichen).
Mein Vorschlag wäre deshalb etwas wie "angst zu vergehen."
LG
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Re: agent orange

Beitragvon rivus » So 18 Sep, 2016 16:50


hallo beisammen, urian, finde, perry,
ich muss dies alles erst mal "sacken" lassen. ich bin mir aber bei einem schon fast schlüssig und behalte als titel doch agent orange. dieser titel war zuerst da. und ich weiß wie schrecklich ich es empfand, dass ausgerechnet die schöne farbe orange, die bei den buddhisten für die höchste stufe der erleuchtung steht und als stimmungsaufheller und für die stimulierung von lebenslust bekannt ist als agent orange eingesetzt, so perfide menschliches erbgut schädigt. ach, ein agent orange setzt etwas in bewegung, was die geschädigten generationen danach noch ausbaden müssen. sie wünschten sich beispielweise normale beine ....

lg
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