Nachdem ich eine Flasche Wein getrunken hatte, entsann ich mich der Worte eines orthodoxen Moslems, der mir etwas von den Dschinn erzählt hatte. Geisterwesen, die neben den Menschen die Erde bevölkern und sich durch ihre geistige Beschränktheit auszeichnen. Es ist wohl möglich, dass ein solcher Dschinn Besitz von einem Menschen ergreift, in dem er in ihn "einfährt". Es fühle sich wie Sodbrennen an, hatte mir der orthodoxe Gläubige erzählt. Da ich unter Sodbrennen litt, war der Fall für mich klar. Der Kumpel von Alladin hockte in meinem Leib und triezte mich. Höchste Zeit um sich der Nachtruhe zuzuwenden. Auf das altbekannte Nächtigen war schon immer Verlass gewesen und ich hatte mich diesbezüglich selten als unfähig erwiesen. Hoch-motiviert legte ich mich hin und schloss die Augen.
Meinen ersten Albtraum habe ich noch einigermaßen in Erinnerung. Ich war 5 Jahre alt und wandelte durch ein unbarmherziges Gebirge. Es geschahen allerlei Unannehmlichkeiten. Jemand drückte mir ein Messer in den Magen und ich wusste gleich, dass dem mit einem Pflaster nicht mehr beizukommen sei. Ich fand den Ausweg in einem See, in dem ich ertrank. Als ich aufgewacht war, komplimentierte ich meine Eltern herbei. Da erklärte man mir was ein Albtraum sei. Ich war sehr zufrieden und fragte meinen Vater in einem Anflug von Begeisterung, ob er auch schon mal einen Albtraum gehabt habe.
Da sagte er " Wenn Erwachsene schlafen, dann ist das etwas anderes, als wenn ihr Kinder schlaft. Einem Erwachsenen kann es schon mal passieren, dass er Nachts aufwacht und mit einem spitzen Hut auf dem Kopf in seinem Bett sitzt. " Das fand ich interessant. Nachdem ich einige Fragen bzgl. des Hutes gestellt hatte, kam der Moment, in dem ich fragte "Moment, stimmt das überhaupt?". Da lächelte mein Vater und wünschte mir eine gute Nacht. Ich hatte das Gefühl, dass ich in dieser Nacht beschenkt worden war. Mit Früchten. Man kann durchaus sagen, dass es sich um Weintrauben gehandelt habe. Seit jeher erfahre ich ein Gefühl der Erleichterung, wenn ich aus einem Albtraum erwache.
Nun war ich älter, vergorener Traubensaft grummelte in meinem Magen. So versank ich im Schlaf und nahm einen Albtraum entgegen.
Ich biss mir im Traum im Mundinneren auf den Bereich seitlich meiner Unterlippe. Es war nicht allzu schmerzhaft, doch es gelang mir nicht den Biss zu lösen. Immer wieder schnappten meine Zähne nach der Wunde. Mit der Zeit blutete mein Mundinneres, und ich hörte nicht auf zu beißen. Im Traum erschien mir ein Arzt, der mir nicht helfen konnte. Er konnte mir lediglich zeigen, dass mein Mundinneres verwundet war. Ich war verärgert und der Arzt empfahl mir einen Hautarzt aufzusuchen. Erst hielt ich nichts von dem Vorschlag, doch er konnte mich überzeugen und ich empfand dann Dankbarkeit für den Rat des Arztes. Zugleich spürte ich, dass die inzwischen recht unangenehmen Schmerzen in meinem Mund, mein Denkvermögen einschränkten. Mich beißend machte ich mich frohen Mutes auf den Weg zum Hautarzt. Dann erwachte ich.
Die Schmerzen waren verschwunden und auch die altbekannte Erleichterung aus einem Albtraum erwacht zu sein, stellte sich ein. Nun war ich wieder fähig auf ein Beißen meiner selbst zu verzichten. Ich setzte mich aufrecht hin, rieb mir die Augen und musste an Metall denken. Erst wusste ich nicht, was ich von dem Gedanken halten sollte, dann sah ich es und musste grinsen: Blut tropfte aus meinen Mundwinkeln auf mein Bettlaken.
Kurz überlegte ich, ob ich mich einem weiteren Schlafgeschehen zuwenden sollte. Doch ich blieb wach, leckte meine Wunde und betrachtete erstaunt mein blutverschmiertes Bettlaken.